Rebsorten und Restsüße

Allgemeines zu den Rebsorten (konkrete Weine bitte im Länderforum diskutieren)
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Dionisos
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Rebsorten und Restsüße

Beitrag von Dionisos »

Bernd Schulz hat geschrieben: So 7. Jul 2024, 09:02
Dionisos hat geschrieben: So 7. Jul 2024, 00:08 Was spricht denn gegen halbtrockene Weißburgunder und Silvaner?
Gegenfrage: Hast du schon einmal einen halbtrockenen Silvaner getrunken? Ich noch nie - jedenfalls kann ich mich nicht daran erinnern. Warum wird so etwas von qualitätsbewussten Erzeugern praktisch überhaupt nicht produziert (irgendwo bei irgendeinem guten Winzer mag es auch so etwas geben, aber ich wüsste jetzt auf Anhieb nicht, bei wem)?

Wohlgemerkt: Wir reden nicht von edelsüßen Weinen (neulich hatte ich von Horst Sauer eine 19er Silvaner TBA im Glas, die ganz exzellent war).
Da die ganze Diskussion um die Restsüße von Rebsorten den Gröhl-Faden sprengt, mache ich mal einen neuen Faden auf.

Nein, ich habe noch keinen halbtrockenen Silvaner getrunken, ansonsten könnte ich mir die Frage auch selbst beantworten. Dazu trinke ich viel zu selten Silvaner. Zumindest gedanklich erschließt es mir nicht, was ausgerechnet gegen den Restsüße-Level "halbtrocken" spricht, während auch renommierte Silvaner-Produzenten v.a. Auslesen, Eisweine und BA (bemerkenswerter Weise jedoch nicht in jedem Jahrgang) im Programm haben.
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EThC
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Re: Rebsorten und Restsüße

Beitrag von EThC »

...eine richtig süße Auslese, BA, TBA lebt -wenn gut gemacht- von der Spannung zwischen Süße sowie konzentrierter Frucht, am liebsten aus der Agrumenecke und der potenten Säure. Die halbtrockenen Sachen sind da für mich in der Regel viel zu spannungsfrei, insbesondere wenn's sich um eher säurearme Sorten handelt.
In guten Händen und / oder kühlen Jahren kann aber auch Silvaner schöne BA's hervorbringen...
Viele Grüße
Erich

Nicht was lebendig, kraftvoll, sich verkündigt, ist das gefährlich Furchtbare. Das ganz Gemeine ist's
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Rieslingfan
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Re: Rebsorten und Restsüße

Beitrag von Rieslingfan »

Diese Frage habe ich mir auch schon des Öfteren gestellt.

Ich könnte mir vorstellen, dass Rebsorten wie Weißburgunder und Silvaner nur trocken ausgebaut ihr Potenzial zeigen, denn irgendeinen Grund muss es ja haben, dass diese Weine überwiegend trocken ausgebaut werden.
Gruß Markus
Bernd Schulz
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Re: Rebsorten und Restsüße

Beitrag von Bernd Schulz »

Dionisos hat geschrieben: So 7. Jul 2024, 11:44 Zumindest gedanklich erschließt es mir nicht, was ausgerechnet gegen den Restsüße-Level "halbtrocken" spricht, während auch renommierte Silvaner-Produzenten v.a. Auslesen, Eisweine und BA (bemerkenswerter Weise jedoch nicht in jedem Jahrgang) im Programm haben.
Bei den Höchstprädikaten handelt es sich um extrem konzentrierte Elixiere, die - solange keine Bukettsorten verwendet werden - kaum noch Sortentypizität erkennen lassen. Wie gesagt habe ich neulich bei einem großzügigen Gastgeber eine hervorragende Silvaner-TBA von Horst Sauer getrunken, aber bei diesem Wein hätte ich blind überhaupt nicht sagen können, ob es sich jetzt um Silvaner oder Riesling handelt. Bei kleineren trockenen oder halbtrockenen Weinen sieht das ganz anders aus; da ist für den einigermaßen Geübten meistens gut ersichtlich, um welche Sorte es sich handelt. Für von Botrytis geprägte BAs oder TBAs gelten nun mal ganz andere sensorische Gesetze.

Restsüße bei kleineren Weinen funktioniert gut mit ausgeprägter Frucht (Riesling, Scheurebe) oder mit starken floralen Noten (Gewürztraminer). Wenn diese Elemente weitgehend fehlen bzw schwach ausfallen, wie das beim Silvaner oder bei Burgundersorten meistens der Fall ist, fehlt der Süße jedes Gegengewicht, weshalb sie schnell sehr aufdringlich und pappig wirkt. Bezeichnend ist, dass in der Beschreibung des halbtrockenen Silvaners aus dem Hause Raddeck die Fruchtkomponenten des Weins hervorgehoben werden:

https://shop.raddeckwein.de/wein/silvan ... ein-213089

Herzliche Grüße

Bernd
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Dionisos
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Re: Rebsorten und Restsüße

Beitrag von Dionisos »

Bernd Schulz hat geschrieben: So 7. Jul 2024, 15:39
Dionisos hat geschrieben: So 7. Jul 2024, 11:44 Zumindest gedanklich erschließt es mir nicht, was ausgerechnet gegen den Restsüße-Level "halbtrocken" spricht, während auch renommierte Silvaner-Produzenten v.a. Auslesen, Eisweine und BA (bemerkenswerter Weise jedoch nicht in jedem Jahrgang) im Programm haben.
Bezeichnend ist, dass in der Beschreibung des halbtrockenen Silvaners aus dem Hause Raddeck die Fruchtkomponenten des Weins hervorgehoben werden:

https://shop.raddeckwein.de/wein/silvan ... ein-213089

Herzliche Grüße

Bernd
Du meinst wohl eher: bemerkenswert, denn die hier hervorgehobene Fruchtsüsse passt ja nicht zu Deiner Darstellung, dass bei einem halbtrockenen Silvaner statt Frucht nur noch Zucker zur Geltung kommen würde.
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Bernd Schulz
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Re: Rebsorten und Restsüße

Beitrag von Bernd Schulz »

Nein, ich meine schon bezeichnend. Denn halbtrockene Silvaner werden ja von den besseren Weingütern nur sehr selten angeboten. Und wenn sie denn ausnahmsweise mal angeboten werden, werden sie bezeichenderweise wohl so gestrickt, dass die Fruchtkomponenten untypisch stark hervortreten. Wo die Frucht im Falle des Exemplars von Raddeck nun herkommt, sei erst mal dahingestellt. Das kann man vorläufig nicht wissen.

Herzliche Grüße

Bernd
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Dionisos
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Re: Rebsorten und Restsüße

Beitrag von Dionisos »

Bernd Schulz hat geschrieben: So 7. Jul 2024, 16:09Und wenn sie denn ausnahmsweise mal angeboten werden, werden sie bezeichenderweise wohl so gestrickt, dass die Fruchtkomponenten untypisch stark hervortreten.
Das zeigt doch, dass Silvaner, ähnlich wie Riesling, insbesondere abhängig vom Terroir, offenbar mehrere Gesichter hat und durchaus fruchtige Exemplare hervorbringen kann. Ich vermute mal, dass dieser Silvaner vom Roten Hang stammt, wo der eisenhaltige Boden i. Allg. Weine mit Fruchtfülle hervorbringt.
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Bernd Schulz
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Re: Rebsorten und Restsüße

Beitrag von Bernd Schulz »

Dionisos hat geschrieben: So 7. Jul 2024, 16:40 Das zeigt doch, dass Silvaner, ähnlich wie Riesling, insbesondere abhängig vom Terroir, offenbar mehrere Gesichter hat und durchaus fruchtige Exemplare hervorbringen kann.
Diese Schlussfolgerung drängt sich mir nicht so zwingend auf ;) . Wobei wir hier über einen Wein reden, den ich nicht getrunken habe.... :oops:

Und ich muss am Ende auch niemanden missionieren. Wer glaubt, dass sich Silvaner, Weißburgunder etc. ganz prima für einen halbtrockenen Ausbau eignen, soll das halt weiter glauben.

Herzliche Grüße

Bernd
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Dionisos
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Re: Rebsorten und Restsüße

Beitrag von Dionisos »

Bernd Schulz hat geschrieben: So 7. Jul 2024, 16:54
Dionisos hat geschrieben: So 7. Jul 2024, 16:40 Das zeigt doch, dass Silvaner, ähnlich wie Riesling, insbesondere abhängig vom Terroir, offenbar mehrere Gesichter hat und durchaus fruchtige Exemplare hervorbringen kann.
Diese Schlussfolgerung drängt sich mir nicht so zwingend auf ;) . Wobei wir hier über einen Wein reden, den ich nicht getrunken habe.... :oops:

Und ich muss am Ende auch niemanden missionieren. Wer glaubt, dass sich Silvaner, Weißburgunder etc. ganz prima für einen halbtrockenen Ausbau eignen, soll das halt weiter glauben.

Herzliche Grüße

Bernd
In dem Sinne: Probieren geht über Studieren!
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Rieslingfan
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Re: Rebsorten und Restsüße

Beitrag von Rieslingfan »

Dionisos hat geschrieben: So 7. Jul 2024, 17:13 In dem Sinne: Probieren geht über Studieren!
Es bleibt aber die Frage, weshalb solche Rebsorten in der Regel stets trocken ausgebaut werden?

Umgekehrt gibt es dies ebenso. So, z. B. bei Huxelrebe, die in der Regel stets als Süßwein ausgebaut wird. Vor etlichen Jahren habe ich eine trocken ausgebaute Huxelrebe verkostet. Obwohl ich bekanntermaßen trockene Weine eindeutig bevorzuge, war hier rein gar nichts mehr zu erkennen, was eine Edelsüße Huxelrebe ausmacht. Der Wein schmeckte trocken, doch dies war es dann aber auch.
Gruß Markus
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