Ich verfolge mit Interesse die jährliche Statistik des Deutschen Weininstituts DWI. Der Ausschnitt aus der aktuellen Statistik 2022/2023 zeigt die:
"Bestockte Rebflächen nach Rebsorten 1970 – 2021 in Deutschland in %
Auffallend ist z. B., dass einige Rebsorten wie Müller-Thurgau, Silvaner, Kerner, Bachus, Portugieser, Schwarzriesling, etc. immer weniger angebaut werden, während andere Rebsorten wie Grauburgunder, Weißburgunder, etc. vermehrt angebaut werden.
Daneben stehen dann noch Rebsorten wie Riesling, die über die Jahre kaum Veränderung bzgl. des Anbaus aufweisen.
In diesem Zusammenhang stellt sich mir die Frage ob dies in erster Linie an den Konsumenten oder den Winzern liegt?
Statistik der Rebsorten
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Statistik der Rebsorten
Gruß Markus
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Re: Statistik der Rebsorten
Die Statistik 2023/2024 des Deutschen Weininstituts DWI liegt nun vor.
Der Ausschnitt aus der aktuellen Statistik zeigt die:
"Bestockte Rebflächen nach Rebsorten 1970 – 2022 in Deutschland in %.
Der Ausschnitt aus der aktuellen Statistik zeigt die:
"Bestockte Rebflächen nach Rebsorten 1970 – 2022 in Deutschland in %.
Gruß Markus
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Re: Statistik der Rebsorten
Insbesondere halte ich die Übersicht "Bestockte Rebflächen nach Rebsorten 1970 – 2022 in Deutschland in %" für interessant.
Ob sich in dieser Statistik in den kommenden Jahren auch einige PIWI -Rebsorten etablieren können?Gruß Markus
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Re: Statistik der Rebsorten
Bestockte Rebflächen nach Rebsorten 1970 – 2023 in Deutschland in % (Quelle: Deutsches Weininstitut)
Gruß Markus
Re: Statistik der Rebsorten
Danke für die Übersicht, Markus - auf jeden Fall spannend die Entwicklung zu sehen!
Eine Frage aus Neugier: gibt es eine vergleichbare Aufstellung mit absoluten Flächenangaben (bzw. es würde ja auch schon eine Gesamtflächen-Entwicklung über die Jahresreihe ausreichen)?
Beste vorweihnachtliche Grüße
Fabian
Eine Frage aus Neugier: gibt es eine vergleichbare Aufstellung mit absoluten Flächenangaben (bzw. es würde ja auch schon eine Gesamtflächen-Entwicklung über die Jahresreihe ausreichen)?
Beste vorweihnachtliche Grüße
Fabian
Re: Statistik der Rebsorten
Hallo zusammen,
um zur Anfangsfrage zurückzukommen: Liegt es am Angebot oder an der Nachfrage? Als Ökonom, der sich mit solchen Fragen regelmäßig in allen möglichen Kontexten beschäftigt, kann ich nur sagen, dass das aus diesen Zahlen nicht erkennbar ist. Selbst wenn man zusätzlich Preisdaten pro kg Trauben der verschiedenen Rebsorten hätte, könnte man hier keine Aussage treffen, ohne weitere Informationen zu haben.
Nun scheint es auf der Hand zu liegen, dass die Nachfrage sich verändert hat, z.B. von den Aromarebsorten und Massenträgern wie Müller-Thurgau, Ortega etc. zu den Klassikern Riesling und Spätburgunder, und dass das diese Verschiebungen erklärt, aber ganz so einfach ist das nicht. Zwar hat sich sicher der Geschmack tendenziell in diese Richtung geändert und auch die in den letzten 50 Jahren gestiegenen Einkommen haben dazu geführt, dass die Nachfrage sich von Massenweinen zu hochwertigeren Weinen verschoben hat. Müller-Thurgau-Wein wäre dann - im Fachjargon - ein inferiores Gut, dessen Nachfrage bei steigendem Einkommen zurückgeht. Bei internationalen Rebsorten spielt sicher die gestiegene Bereitschaft eine Rolle, sich auf Weine aus nicht-traditionellen Rebsorten einzulassen, die man bisher nur von importierten Weinen oder aus dem Urlaub kannte. So könnte dann auch der Pinot-Grigio- Effekt den Aufstieg des Grauburgunders erklären (auch wenn der, in den 1970ern noch als Ruländer vermarktet, eine echte Traditionsrebsorte ist).
Aber auch angebotsseitige Effekte, also vor allen Dingen die Produktionsbedingungen, spielen wahrscheinlich eine wichtige Rolle. Mit den im Klimawandel steigenden Temperaturen werden säurebetonte Weine für die Winzer attraktiver, weil selbst in kühlen Jahren die Säurewerte nicht mehr so hoch liegen, dass die Weine unverkäuflich werden. Die wetterbedingten Risiken sinken also. Das spricht zum Beispiel für den Riesling. Hinzu kommt, dass das know-how im Weinbau so gestiegen ist, dass auch empfindliche Rebsorten wie der Spätburgunder heute besser zu handhaben sind als in den 1970ern und 1980ern. Bei anderen Rebsorten, die ja gerade daraufhin gezüchtet wurden, auch in kühlen Jahren hohe Oechslegrade zu sichern, erhöhen sich im Klimawandel die Zuckerwerte und damit die Alkoholgrade so, dass auch das nur noch schwer abzusetzen ist. Dort steigen also die wetterbedingten Risiken, was aus Winzersicht dann gegen diese Rebsorten spricht. Hinzu kommt in vielen Weingütern ein Wandel der Präferenzen der Winzer, der häufig auf den Generationenwechsel zurückzuführen ist. Mit der Übergabe der Weingüter an die junge Generation, oft in Geisenheim oder an anderen Orten gut ausgebildet und önologisch sozialisiert, kam eine Winzergeneration ans Ruder, die statt gesichtsloser Massenweine Produkte auf den Markt bringen wollten, die eine eigene Handschrift tragen, die eine Geschichte zu erzählen haben. Dabei spielen dann auch neue Rebsorten wie SB oder Chardonnay eine Rolle, die in anderen Ländern bereits großen Erfolg hatten, in denen manche der "Jungen Wilden" in der Ausbildungszeit ihre Praktika gemacht haben. Natürlich muss der Markt diese Produkte auch annehmen, wobei wir wieder auf der Nachfrageseite wären ....
Eine dritte Einflussgröße, die sozusagen zwischen Angebot und Nachfrage vermittelt, könnte das Weinmarketing bzw. der Weinjournalismus sein, die dazu beigetragen haben, den Geschmack zu ändern und damit die Nachfrage zu beeinflussen.
Beste Grüße
Michael
p.s.: Meine Kenntnisse über die Produktionsbedingungen sind, da ich nicht vom Fach bin, sicher limitiert und oberflächlich. Also bitte gern korrigieren bzw. konkretisieren oder ergänzen!
um zur Anfangsfrage zurückzukommen: Liegt es am Angebot oder an der Nachfrage? Als Ökonom, der sich mit solchen Fragen regelmäßig in allen möglichen Kontexten beschäftigt, kann ich nur sagen, dass das aus diesen Zahlen nicht erkennbar ist. Selbst wenn man zusätzlich Preisdaten pro kg Trauben der verschiedenen Rebsorten hätte, könnte man hier keine Aussage treffen, ohne weitere Informationen zu haben.
Nun scheint es auf der Hand zu liegen, dass die Nachfrage sich verändert hat, z.B. von den Aromarebsorten und Massenträgern wie Müller-Thurgau, Ortega etc. zu den Klassikern Riesling und Spätburgunder, und dass das diese Verschiebungen erklärt, aber ganz so einfach ist das nicht. Zwar hat sich sicher der Geschmack tendenziell in diese Richtung geändert und auch die in den letzten 50 Jahren gestiegenen Einkommen haben dazu geführt, dass die Nachfrage sich von Massenweinen zu hochwertigeren Weinen verschoben hat. Müller-Thurgau-Wein wäre dann - im Fachjargon - ein inferiores Gut, dessen Nachfrage bei steigendem Einkommen zurückgeht. Bei internationalen Rebsorten spielt sicher die gestiegene Bereitschaft eine Rolle, sich auf Weine aus nicht-traditionellen Rebsorten einzulassen, die man bisher nur von importierten Weinen oder aus dem Urlaub kannte. So könnte dann auch der Pinot-Grigio- Effekt den Aufstieg des Grauburgunders erklären (auch wenn der, in den 1970ern noch als Ruländer vermarktet, eine echte Traditionsrebsorte ist).
Aber auch angebotsseitige Effekte, also vor allen Dingen die Produktionsbedingungen, spielen wahrscheinlich eine wichtige Rolle. Mit den im Klimawandel steigenden Temperaturen werden säurebetonte Weine für die Winzer attraktiver, weil selbst in kühlen Jahren die Säurewerte nicht mehr so hoch liegen, dass die Weine unverkäuflich werden. Die wetterbedingten Risiken sinken also. Das spricht zum Beispiel für den Riesling. Hinzu kommt, dass das know-how im Weinbau so gestiegen ist, dass auch empfindliche Rebsorten wie der Spätburgunder heute besser zu handhaben sind als in den 1970ern und 1980ern. Bei anderen Rebsorten, die ja gerade daraufhin gezüchtet wurden, auch in kühlen Jahren hohe Oechslegrade zu sichern, erhöhen sich im Klimawandel die Zuckerwerte und damit die Alkoholgrade so, dass auch das nur noch schwer abzusetzen ist. Dort steigen also die wetterbedingten Risiken, was aus Winzersicht dann gegen diese Rebsorten spricht. Hinzu kommt in vielen Weingütern ein Wandel der Präferenzen der Winzer, der häufig auf den Generationenwechsel zurückzuführen ist. Mit der Übergabe der Weingüter an die junge Generation, oft in Geisenheim oder an anderen Orten gut ausgebildet und önologisch sozialisiert, kam eine Winzergeneration ans Ruder, die statt gesichtsloser Massenweine Produkte auf den Markt bringen wollten, die eine eigene Handschrift tragen, die eine Geschichte zu erzählen haben. Dabei spielen dann auch neue Rebsorten wie SB oder Chardonnay eine Rolle, die in anderen Ländern bereits großen Erfolg hatten, in denen manche der "Jungen Wilden" in der Ausbildungszeit ihre Praktika gemacht haben. Natürlich muss der Markt diese Produkte auch annehmen, wobei wir wieder auf der Nachfrageseite wären ....
Eine dritte Einflussgröße, die sozusagen zwischen Angebot und Nachfrage vermittelt, könnte das Weinmarketing bzw. der Weinjournalismus sein, die dazu beigetragen haben, den Geschmack zu ändern und damit die Nachfrage zu beeinflussen.
Beste Grüße
Michael
p.s.: Meine Kenntnisse über die Produktionsbedingungen sind, da ich nicht vom Fach bin, sicher limitiert und oberflächlich. Also bitte gern korrigieren bzw. konkretisieren oder ergänzen!
Re: Statistik der Rebsorten
Dann steuere ich gerne noch eine sehr flache Perspektive auf die Zeitreihe bei, wirklich nur schnell hingekritzelt und mit dem Hinweis, daß die Interpretation schon deshalb fehleranfällig ist, weil die Daten nur die bestockte, nicht aber die ausgewiesene (d.h. für den Anbau zugelassene) Rebfläche zeigen. Flächenausweitung bzw. stillegung wird sich auf die Rebsortenanteile natürlich auswirken, denn typischerweise wurden Neuzüchtungen in geringeren Lagen ausgebracht.
Aber zu erst zu den Großtrends, zu deren äußeren Einflußfaktoren Michael schon etwas geschrieben hatte: verfügbares Einkommen, allgemeiner Alkoholkonsum, Verschiebung in den höherwertigen Bereich. Dazu kommen: EU, Klimawandel, Überproduktion (siehe mein oben Geschriebenes). Man müsste auch die Hektarerträge pro Sorte aufschlüsseln, um einige meiner Thesen zu unterfüttern.
1. Rotwein
"Deutschland wird Rotweinland!" Lustigerweise war "Peak-Rotwein" vor 20 Jahren, seitdem ist die bestockte Rotweinfläche um etwa ein Siebtel zurückgegangen, denn die geringeren Sorten sind der Reihe nacht "aus dem Geld" gelaufen. Hier ist distinction at work zu sehen.
Dornfelder war enorm wichtig, um den in nach Deutschland strömenden Rotweinen aus der EU etwas entgegenzusetzen und die gestiegene Nachfrage nach dem "südlichen Rotweintypus" (dunkel, voll, fruchtig, samtig) zu befriedigen. Das hat Winzern Luft verschafft, allgemeine Maßnahmen zur Verbesserung in Weinbergs- (Anbau, Mechanisierung, etc.) und Kellerwirtschaft gegenzufinanzieren. Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan.
Trollinger zeigt sich relativ unbeeindruckt von der Realität (des g'hört so), im Gegensatz zu Schwarzriesling, der wohl zunehmend von Pinot Noir verdrängt werden könnte, wenn die Temperatursummen weiter steigen. Denn die Lagenansprüche des Spätburgunders sind nur geringfügig höher, aber er erlöst deutlich mehr. (Ich frage mich, wieviele Kalklagen von Silvaner nach Spätburgunder umgepropft wurden.)
Es scheint, daß Spätburgunder jetzt am Anschlag ist. Wo die Sorte stehen kann, steht sie, und das, obwohl die Preise weiter stei--- hey, wait a second!
Lemberger hatte einen kleinen Lauf, speziell seitdem die Sorte auch außerhalb Baden-Württembergs angebaut werden durfte, aber insgesamt stagniert die angebaute Fläche. Was verwundert, denn Lemberger war einst als rote Wunderwaffe dargestellt worden - hohe Säure, hohe Qualität, hohe Lageansprüche, dunkle, komplexe, dichte, körperreiche Weine und nur Österreich ante portas. Vielleicht haben die gestiegenen Burgunderpreise den Pinot Noir doch attraktiver gemacht? Oder er ist soweit ausgepflanzt, wie es halt momentan geht, ohne Trollinger- oder Rieslinglagen zu opfern.
Portugieser, eine uralte Traditionssorte und dem Rotweintrinker sein Silvaner, war einst der rote Go-To-Wein, aber der Typus "heller Rosé mit Dornfelder eingefärbt" scheint etwas aus der Mode gekommen zu sein: Es drückt die spanische Garnacha und der Distinktionswille des Kunden. Außerdem bereitet der Klimawandel der Sorte Probleme, also: einmal Stillegungsprämie, bitte.
2. Deutschland ist endlich Rieslingschland
Im Jahre 1970 kam Silvaner und Müller-Thurgau zusammen auf 47.9%, 2023 aber nur noch auf 14.6%. Es scheint, daß der Zugang zu sauberem Leitungswasser gerade dem Silvaner endlich das Genick gebrochen hat. Nur noch ein Fünftel der Fläche hat überlebt, nun scheint sich Silvaner als Spzialsorte auf niedrigem Niveau zu stabilisieren. Mal sehen, wo Müller-Thurgau landet, aber ich bekomme starke Portugieser-Vibes hier. Gleiches gilt für den Kerner, der im freien Fall ist und offenbar sein Fenster verpasst hat. Schade, hörte sich nach einer guten Idee an.
Weiße Burgundersorten for the win! Die klassischen Sorten Weiß- und Grauburgunder sind endlich da, wo sie hingehören, und Chardonnay eilt seit seiner Zulassung in großen Schritten hinterher. Satte 17% kombiniert, also mal sehen, was passiert, wenn Burgund und die Champagne preislich weiter so rumblödeln und noch mehr Konsumenten erkennen, daß man Riesling-GGs nicht reifen lassen kann.
Bleiben noch die Bukettsorten. Traminer lebt verdient als Spezialsorte vor sich hin. Scheurebe bald auch, denn sie hat mächtig auf die Mütze bekommen und wird von Sauvignon Blanc gefressen (trockene Scheurebe als Substitut für Sauvignon Blanc ist ein epic fail). Und Bacchus... Allein daß es Bacchus in diese Tabelle schafft, ist eine 1971-induzierte Aberration! Aber nun gut, alles hatte seine Zeit, und hier ist sie endlich abgelaufen.
Noch eine Bemerkung am Rande: "Peak-Weißwein" war um den Dekadenwechsel 1970/1980. Von da an wurde "das Wetter" besser. Wenn uns doch nur jemand gewarnt hätte.
Cheers,
Ollie
Aber zu erst zu den Großtrends, zu deren äußeren Einflußfaktoren Michael schon etwas geschrieben hatte: verfügbares Einkommen, allgemeiner Alkoholkonsum, Verschiebung in den höherwertigen Bereich. Dazu kommen: EU, Klimawandel, Überproduktion (siehe mein oben Geschriebenes). Man müsste auch die Hektarerträge pro Sorte aufschlüsseln, um einige meiner Thesen zu unterfüttern.
1. Rotwein
"Deutschland wird Rotweinland!" Lustigerweise war "Peak-Rotwein" vor 20 Jahren, seitdem ist die bestockte Rotweinfläche um etwa ein Siebtel zurückgegangen, denn die geringeren Sorten sind der Reihe nacht "aus dem Geld" gelaufen. Hier ist distinction at work zu sehen.
Dornfelder war enorm wichtig, um den in nach Deutschland strömenden Rotweinen aus der EU etwas entgegenzusetzen und die gestiegene Nachfrage nach dem "südlichen Rotweintypus" (dunkel, voll, fruchtig, samtig) zu befriedigen. Das hat Winzern Luft verschafft, allgemeine Maßnahmen zur Verbesserung in Weinbergs- (Anbau, Mechanisierung, etc.) und Kellerwirtschaft gegenzufinanzieren. Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan.
Trollinger zeigt sich relativ unbeeindruckt von der Realität (des g'hört so), im Gegensatz zu Schwarzriesling, der wohl zunehmend von Pinot Noir verdrängt werden könnte, wenn die Temperatursummen weiter steigen. Denn die Lagenansprüche des Spätburgunders sind nur geringfügig höher, aber er erlöst deutlich mehr. (Ich frage mich, wieviele Kalklagen von Silvaner nach Spätburgunder umgepropft wurden.)
Es scheint, daß Spätburgunder jetzt am Anschlag ist. Wo die Sorte stehen kann, steht sie, und das, obwohl die Preise weiter stei--- hey, wait a second!
Lemberger hatte einen kleinen Lauf, speziell seitdem die Sorte auch außerhalb Baden-Württembergs angebaut werden durfte, aber insgesamt stagniert die angebaute Fläche. Was verwundert, denn Lemberger war einst als rote Wunderwaffe dargestellt worden - hohe Säure, hohe Qualität, hohe Lageansprüche, dunkle, komplexe, dichte, körperreiche Weine und nur Österreich ante portas. Vielleicht haben die gestiegenen Burgunderpreise den Pinot Noir doch attraktiver gemacht? Oder er ist soweit ausgepflanzt, wie es halt momentan geht, ohne Trollinger- oder Rieslinglagen zu opfern.
Portugieser, eine uralte Traditionssorte und dem Rotweintrinker sein Silvaner, war einst der rote Go-To-Wein, aber der Typus "heller Rosé mit Dornfelder eingefärbt" scheint etwas aus der Mode gekommen zu sein: Es drückt die spanische Garnacha und der Distinktionswille des Kunden. Außerdem bereitet der Klimawandel der Sorte Probleme, also: einmal Stillegungsprämie, bitte.
2. Deutschland ist endlich Rieslingschland
Im Jahre 1970 kam Silvaner und Müller-Thurgau zusammen auf 47.9%, 2023 aber nur noch auf 14.6%. Es scheint, daß der Zugang zu sauberem Leitungswasser gerade dem Silvaner endlich das Genick gebrochen hat. Nur noch ein Fünftel der Fläche hat überlebt, nun scheint sich Silvaner als Spzialsorte auf niedrigem Niveau zu stabilisieren. Mal sehen, wo Müller-Thurgau landet, aber ich bekomme starke Portugieser-Vibes hier. Gleiches gilt für den Kerner, der im freien Fall ist und offenbar sein Fenster verpasst hat. Schade, hörte sich nach einer guten Idee an.
Weiße Burgundersorten for the win! Die klassischen Sorten Weiß- und Grauburgunder sind endlich da, wo sie hingehören, und Chardonnay eilt seit seiner Zulassung in großen Schritten hinterher. Satte 17% kombiniert, also mal sehen, was passiert, wenn Burgund und die Champagne preislich weiter so rumblödeln und noch mehr Konsumenten erkennen, daß man Riesling-GGs nicht reifen lassen kann.
Bleiben noch die Bukettsorten. Traminer lebt verdient als Spezialsorte vor sich hin. Scheurebe bald auch, denn sie hat mächtig auf die Mütze bekommen und wird von Sauvignon Blanc gefressen (trockene Scheurebe als Substitut für Sauvignon Blanc ist ein epic fail). Und Bacchus... Allein daß es Bacchus in diese Tabelle schafft, ist eine 1971-induzierte Aberration! Aber nun gut, alles hatte seine Zeit, und hier ist sie endlich abgelaufen.
Noch eine Bemerkung am Rande: "Peak-Weißwein" war um den Dekadenwechsel 1970/1980. Von da an wurde "das Wetter" besser. Wenn uns doch nur jemand gewarnt hätte.
Cheers,
Ollie
Yeah, well, you know, that’s just like, uh, your opinion, man.
Parfois, quand c'est trop minéral, on s'emmerde.
"Souvent, l'élégance, c'est le refuge des faibles." (Florence Cathiard)
Parfois, quand c'est trop minéral, on s'emmerde.
"Souvent, l'élégance, c'est le refuge des faibles." (Florence Cathiard)
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Re: Statistik der Rebsorten
Hallo Fabian,
die Gesamtstatistik enthält weitere Details, siehe https://www.deutscheweine.de/fileadmin/ ... 4-2025.pdf
Gruß Markus
Re: Statistik der Rebsorten
Danke dir - demnach ist die gesamte bestockte Fläche in Deutschland über die letzten Jahre wohl sehr stabil. Ich hätte hier mir einem stärkeren Abwärtstrend gerechnet....Hallo Fabian,
die Gesamtstatistik enthält weitere Details, siehe https://www.deutscheweine.de/fileadmin/ ... 4-2025.pdf
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