Knauß

[Michl]

Ich mache jetzt mal einen Thread für das Weingut Knauß auf, das ja mittlerweile schon mehrfach Thema war und einen eigenen Faden meines Erachtens verdient hat.
Im Glas habe ich gerade den 16er Schnaiter Spätburgunder. Das ist ein äußerst "trinkiger" Spätbugunder, der ganz auf der fruchtigen Seite steht. Natürlich gibt es in der Preisklasse nicht wenige Weine, die ernsthafter auftreten und auch insgesamt komplexer ausfallen, dennoch trinke ich einen solche Wein ganz und gar nicht ungern, zumindest lieber als so manchen überholzten und/oder überextrahierten badischen Spätburgunder.
Den Schwaben wird ja vieles nachgesagt, zu den (wenigen ) positiven Attributen zählt Bodenständigkeit und eine Abneigung gegenüber "großkopfertem" Auftreten. Knauß Weine sind in diesem besten Sinne urschwäbische Weine, sie wirken grundehrlich.

[Michl]

Der Schnaiter Riesling aus 2017 ist ein heftiger Wein. Ich liebe ja Säure, aber diese hier watscht einen so richtig ab. Der Wein kommt aus der Kategorie trocken (trotz leichten Restzuckers), säurescharf, kompromisslos. Da ist so gar kein Charme da, der schwäbische Grantler ist hier Wein geworden. Muss man abkönnen.

[Bernd Schulz]

Hallo Michl,

mit dem Schnaiter Riesling bin ich ganz subjektiv gut zurechtgekommen:



Aber ich kann deine Perspektive auf den Wein (und damit deine niedrigere Bewertung) durchaus nachvollziehen. Die Säure wirkt in der Tat ziemlich heftig, und auch ansonsten handelt es sich um alles andere als einen Schmeichler.

Muss man abkönnen.

So isses!

Herzliche Grüße

Bernd

[Michl]

Ich kann mich noch erinnern, wie sich vor knapp 2 Jahren ein Austausch mit Bernd und Ralf über den folgenden Wein im Vergleich zum Hofäcker von Weninger ergab, ich glaube es war der 15er. Ich mochte damals den Knauß stilistisch mehr, gab dem Hochäcker aber etwas mehr Punkte. Heute habe ich den Strümpfelbacher Lemberger wieder im Glas und bin begeistert, wie schön er sich entwicklet hat: völlig balanciert und dennoch mit Griff und Zug. Heute erscheint er etwas kirschiger, steht aber allenfalls am Beginn der Trinkreife.
Ich bin ja grundsätzlich überzeugt davon, dass Lemberger/Blaufränkisch deutlich Zeit brauchen, vor allem die eher mineralischen Vertreter, gefühlt sogar mehr Zeit als Spätburgunder. Erfahrung mit älteren Weinen (+10 Jahre) habe ich jedoch nicht, ich trank sie (leider?) immer etwas früher.

[weinaffe]

Hallo Michl,

wir waren in kleiner Gruppe Ende letzten Jahres im Rahmen einer kleinen Württemberg-Weintour u. a. auch bei Andi Knauß. Ein wirklich sehr empfehlenswerter Betrieb mit charaktervollen und im besten Sinne bodenständigen Weinen. Da unser Kofferraum schon zum Bersten voll war und wir ja noch weitere Stationen ansteuern wollten, haben wir hier nur dezent zugeschlagen. Auch die Weißweine (mein Favorit der 2018er Cuvee Signatur) sind nicht zu unterschätzen. Übrigens hatten wir auf unserer Tour keinen einzigen "Ausfall", was für unsere Auswahl der Betriebe und/oder das Qualitätspotential dieses deutlich unterschätzten Weinanbaugebietes spricht. Der Schwabe (und ebenso die Winzer meiner Heimatregion Franken) sind möglicherweise nicht die Temperamentbolzen und Marketingstrategen, sondern wollen eher ihre Weine "sprechen" lassen. Daher werden sie manchmal als langweilig oder altbacken wahrgenommen, was aber keineswegs mit der Qualität der Weine korreliert.

LG
Bodo

[Michl]

Ein wirklich sehr empfehlenswerter Betrieb mit charaktervollen und im besten Sinne bodenständigen Weinen.

Unterschreibe ich sofort!

Übrigens hatten wir auf unserer Tour keinen einzigen "Ausfall", was für unsere Auswahl der Betriebe und/oder das Qualitätspotential dieses deutlich unterschätzten Weinanbaugebietes spricht. Der Schwabe (und ebenso die Winzer meiner Heimatregion Franken) sind möglicherweise nicht die Temperamentbolzen und Marketingstrategen, sondern wollen eher ihre Weine "sprechen" lassen. Daher werden sie manchmal als langweilig oder altbacken wahrgenommen, was aber keineswegs mit der Qualität der Weine korreliert.

Bodo, als "langweilig und altbacken" habe ich sie noch nie wahrgenommen - und das sage ich nicht nur, weil es sich um mein Heimatgebiet handelt. Ich behaupte sogar, dass württemberger Weißweine oftmals einen ganz spezifischen erdigen Charakter haben, den ich so in keinem anderen Weinbaugebiet finde, also durchaus regionstypisch sind. Man findet schöne Spätburgunder, vor allem aber auch tolle Lemberger. Qualitativ können sie in der Breite nach meinen bescheidenen Efahrungen vielleicht nicht mit den Burgenländern mithalten, in der Spitze gibt es aber eindrucksvolle und ebenfalls sehr individuelle Exemplare.

[glauer]

Wir haben letzte Woche einen 2014 Riesling Altenberg R von Andi aufgemacht und das war ein Wein der sich ganz fabelhaft entwickelt hat. Sehr expressiv und auch fast schon füllig, das ganze aber doch von einer gewissen schwäbischen Kargheit (MIneralität?) gut ausbalanciert. Von meinen US Wine Nerds blind nicht einfach einzuordnen (wäre mir wahrscheinlich auch nicht anders gegangen), weil er in keines der besser bekannten Gebiete so ganz reinpasste. Aber rundum als grossartig empfunden.
Ich fand lange, dass bei den Spitzen des Weinguts die Rotweine etwas die Nase vorne hatten (ein 2010 Lemberg R hat die Qualität der Rotweine auch schon vor 10 Jahren erst kürzlich wieder unterstrichen), aber man darf auch die Weissen sicher nicht vergessen.
Und was mir mindestens genau so viel Freude macht ist die Qualität in der Breite. Es gibt sehr viele Weine dort für sehr anständige Tarife, die ganz grosse Freude machen und bei aller Süffigkeit nicht simpel sind.

[Michl]

Übrigens, Bodo, du hast ja bereits in einem anderen Zusammenhang von eurem Ausflug nach Schwaben berichtet und angedeutet, einen "Geheimtipp" entdeckt zu haben, von dem du aber noch nichts berichten wolltest, weil ih euch noch nicht eingedeckt hattet (wenn ich das richtig erinnere). Welches Weingut war das denn nun? Vielleicht kenne ich es ja... würde mich interessieren.

[weinaffe]

Übrigens, Bodo, du hast ja bereits in einem anderen Zusammenhang von eurem Ausflug nach Schwaben berichtet und angedeutet, einen "Geheimtipp" entdeckt zu haben, von dem du aber noch nichts berichten wolltest, weil ih euch noch nicht eingedeckt hattet (wenn ich das richtig erinnere). Welches Weingut war das denn nun? Vielleicht kenne ich es ja... würde mich interessieren.

Hallo Michl,

ganz so geheim ist der Tipp jetzt auch nicht, da ich bereits unter "Württemberg-Die Rotweine" (Seite 15) auf das Weingut hingewiesen habe. Wir waren jedenfalls sehr beeindruckt von der eleganten Stilistik und der Qualität der Rotweine... und das alles zu sehr verbraucherfreundlichen Preisen. Den unfiltrierten 2019er Riesling hat er uns -Gott sei Dank- erst nach Bezahlen und Verladen der Kartons präsentiert, da wir den sonst auch noch gekauft hätten

LG
Bodo

[Michl]

Danke für den Hinweis, Bodo, das Weingut kannte ich nicht einmal namentlich. Vielleicht finde ich ja einmal eine Gelegenheit, etwas zu probieren... Ehrlich gesagt bestelle ich viel zu selten bei mir unbekannten Winzern, weil es angesichts der Transportkosten ja schon ein Sixpack sein sollte und ich dann die Kosten scheue, wenn ich so gar nichts über das Weingut weiß. Und leider finden sich bei den mir bekannten Online-Händlern halt auch immer die mehr oder weniger bekannten Namen, so dass man nicht einfach einmal eine Probeflasche mitnehmen kann. Ich empfinde das als echtes Defizit...