Da hier in Württemberg noch nichts los ist, mache ich mal den Anfang.
Wir hatten heute den Beryll 2005 von Schwegler im Glas. Der macht richtig Spaß, für 15 € auch mit einem guten PGV. Er kriegt von mir 87 Punkte. Interessanterweise ist er deutlich zugänglicher als der 2004er. Der hat vermutlich noch längeres Reifepotential. Leider haben wir den schon leer getrunken. Hier die VKN für den 2005er:
Beryll 2017:
Auf der Suche nach etwas Rustikalerem zum ebenso rustikalen
Wurst/Käse-Vesper - warum nicht mal wieder Zweigelt ? - eine
extrem gute Wahl ... Der 2017er enthält fast 50 % Zweigelt, rund
25 % CF, dazu Lemberger ...
In der Nase Kirschen und Bittermandeln, mit Luftzufuhr im Hintergrund
Tabak.
Mittlerer Körper mit knackig frischer Sauerkirschfrucht, sehr würzig/
adstringiedend, Leder, und durchaus langer Abgang.
Toller Trinkfluss auch solo - zeigt mit Luftzufuhr immer mehr die
Eigenschaften einer BDX-Cuvee und ist in dieser Preisklasse absolut
ebenbürtig. 89 P.
Viele Grüße,
Jochen
"Viele haben eine Meinung, aber keine Ahnung." (Franz Müntefering)
...weil ich gerade über diesen Faden stolpere: hat jemand in letzter Zeit schon den aktuellen Weinentdeckungsgesellschaftswein "Projekt X" von Schwegler probiert? Ich wollte mich irgendwann mal so langsam an die erste Flasche wagen, weiß aber nicht, ob das schon sinnführend ist...
Viele Grüße
Erich
Nicht was lebendig, kraftvoll, sich verkündigt, ist das gefährlich Furchtbare. Das ganz Gemeine ist's DAS EWIG GESTRIGE
was immer war und immer wiederkehrt und morgen gilt, weil's heute hat gegolten.
EThC hat geschrieben:...weil ich gerade über diesen Faden stolpere: hat jemand in letzter Zeit schon den aktuellen Weinentdeckungsgesellschaftswein "Projekt X" von Schwegler probiert? Ich wollte mich irgendwann mal so langsam an die erste Flasche wagen, weiß aber nicht, ob das schon sinnführend ist...
...so, jetzt probiert, mal wieder ein gelungenes Experiment der Weinentdeckungsgesellschaft!
Viele Grüße
Erich
Nicht was lebendig, kraftvoll, sich verkündigt, ist das gefährlich Furchtbare. Das ganz Gemeine ist's DAS EWIG GESTRIGE
was immer war und immer wiederkehrt und morgen gilt, weil's heute hat gegolten.
Albrecht und Aaron Schwegler, Korb
Chardonnay Grauburgunder 2016
13,5%
€ 21,50
Die Chardonnay-Grauburgunder-Cuvée aus dem zweitbelegten Barrique.
In der Farbe ein sattes Goldgelb.
Reife gelbe Früchte in der Nase, v.a. gelber Apfel und Birne, dazu eine vernehmbare Note von hellem Tabak, im Hintergrund vanillige Röstnoten vom Barrique.
Am Gaumen dominiert eine schmelzige, noble, eher warme Frucht, unterlegt von einer leichten Butternote. Mit der Zeit kommt der hohe Alkohol etwas durch, alles bleibt aber geschliffen und bewußt nobel-zurückhaltend.
In Summe ein fein ausbalancierter und trotz der Mächtigkeit filigraner Weißwein, der für mich aber etwas zu gesetzt wirkt, um Begeisterung auszulösen.
16/20
Eine Cuvée aus Zweigelt, Cabernet Franc, Merlot und Lemberger. Ausgebaut im erst- und zweitbelegten Barrique.
Ein schön funkelndes mitteldichtes Kirschrot im Glas.
In der Nase eher zurückhaltende Fruchtnoten nach Kirsche, Cassis, kaum Pflaume, dafür kommen etwas Bitterschokolade und Pfeffer durch. Charakteristisch ist für mich aber der sich durchziehende Duft nach etwas Lorbeer, Salbei und Thymian, vor allem aber Tannen- bzw. Fichtennadeln und die immer stärker durchscheinende Note nach Minze.
Am Gaumen eher schlank, auch hier die Frucht wunderbar, aber immer klar und präzise und hinter den Noten nach Balsam und Minze zurückstehend. Trotz der Schlankheit und Präzision eine wunderbare Länge und Vielschichtigkeit. Es bleibt der Eindruck von zurückhaltender Eleganz: der Wein ist zwar saftig und feinwürzig mit schön samtenem Tannin, dominierend ist aber eine eher mineralische Kühle und - in diesem Fall für mich sehr angenehme - Strenge.
Das ist schon im wahrsten Sinne des Wortes äußerst seriöser, aber ungemein faszinierender Stoff.
17/20
Vielleicht ist der oben geschilderte Gesamteindruck auch dem eher kühlen Jahr 2014 geschuldet? Werde mal versuchen, ein paar Flaschen aus wärmeren Jahrgängen zu bekommen.
Mir hat der Beryll 2017 damals sehr gut gefallen, Folgejahrgänge - wie auch gestern der 2020er - konnten mich bisher aber nicht mehr abholen.
Sicherlich eine schöne Kirschfrucht, fast üppig/cremig, dazu Bittermandeln, am Gaumen kommt mir das aber etwas zu "weichgespült" und eindimensional vor. Dachte immer wieder: da muss doch eine gehörige Portion Merlot drin sein - dem ist aber nicht so (73 % Zweigelt, 27 % CF). Mal sehen, wie sich das heute präsentiert, gestern jedenfalls bescheidener Trinkfluss und für das gebotene viel zu teuer.
Jochen R. hat geschrieben: ↑So 25. Sep 2022, 14:08Beryll 2017:
Auf der Suche nach etwas Rustikalerem zum ebenso rustikalen
Wurst/Käse-Vesper - warum nicht mal wieder Zweigelt ? - eine
extrem gute Wahl ... Der 2017er enthält fast 50 % Zweigelt, rund
25 % CF, dazu Lemberger ...
In der Nase Kirschen und Bittermandeln, mit Luftzufuhr im Hintergrund
Tabak.
Mittlerer Körper mit knackig frischer Sauerkirschfrucht, sehr würzig/
adstringiedend, Leder, und durchaus langer Abgang.
Toller Trinkfluss auch solo - zeigt mit Luftzufuhr immer mehr die
Eigenschaften einer BDX-Cuvee und ist in dieser Preisklasse absolut
ebenbürtig. 89 P.
Viele Grüße,
Jochen
"Viele haben eine Meinung, aber keine Ahnung." (Franz Müntefering)
Jochen R. hat geschrieben: ↑Sa 8. Feb 2025, 09:18
am Gaumen kommt mir das aber etwas zu "weichgespült" und eindimensional vor. Dachte immer wieder: da muss doch eine gehörige Portion Merlot drin sein - dem ist aber nicht so (73 % Zweigelt, 27 % CF).
"Weichgespült und eindimensional" paßt doch zu Zweigelt, vielleicht besser noch als zu Merlot - findest Du nicht?
Jochen R. hat geschrieben: ↑Sa 8. Feb 2025, 09:18
am Gaumen kommt mir das aber etwas zu "weichgespült" und eindimensional vor. Dachte immer wieder: da muss doch eine gehörige Portion Merlot drin sein - dem ist aber nicht so (73 % Zweigelt, 27 % CF).
"Weichgespült und eindimensional" paßt doch zu Zweigelt, vielleicht besser noch als zu Merlot - findest Du nicht?
Hallo Karsten,
meine Erfahrungen mit Zweigelt sind sehr bescheiden. Was ich für mich bisher abgespeichert hatte: eher schlank bis mittelgewichtig, knackige (Sauer)kirschfrucht mit einer gewissen Rustikalität. Möglicherweise geht das dank des Klimawandels inzwischen in eine andere Richtung? Der 2017er war jetzt natürlich kein Komplexitätswunder, aber das Gesamtpaket hat für meinen Geschmack gepasst.
Mit Merlot kann man tolle Sachen machen. In der Preisklasse des Beryll finde ich reinsortige Merlots bzw. Cuvees mit hohem Merlotanteil nicht selten furchtbar langweilig und üppig mit wenig Trinkfluss.
Viele Grüße,
Jochen
"Viele haben eine Meinung, aber keine Ahnung." (Franz Müntefering)
amateur des vins hat geschrieben: ↑Sa 8. Feb 2025, 10:39
"Weichgespült und eindimensional" paßt doch zu Zweigelt, vielleicht besser noch als zu Merlot - findest Du nicht?
Bordeaux hat angerufen und freundlich darauf hingewiesen, daß Merlot für einige der besten Weine der Welt zuständig sei, Zweigelt hingegen not so much. Anschließend schrie Bordeaux noch etwas ins Telefon, das sich nach "sö mahsör off Zweigelt wos ä hämstör, änd sö fahsör smelt off äldörbäries" anhörte, aber ganz sicher kann ich mir nicht sein, die Verbindung war ziemlich schlecht.
Cheers,
Ollie
Yeah, well, you know, that’s just like, uh, your opinion, man.
Parfois, quand c'est trop minéral, on s'emmerde.
"Souvent, l'élégance, c'est le refuge des faibles." (Florence Cathiard)