nachdem es in unserem Forum recht wenig Portugiesisches zu trinken gibt, denke ich mal, dass ein wenig Aufforstung nicht schaden kann

Ich hatte die Tage einige iberische Weißweine (Nordwesten) die mir im Grunde alle durchweg sehr gefallen haben. Es waren keine hochkomplizierten Herausforderungen, doch mit einer gewissen Frische, Tiefe, Klasse und viel Abwechslung konnten sie alle aufwarten. Da ich von Natur aus ein überaus fauler Mensch bin, möchte ich mich zunächst nur auf einen Wein beschränken. Der Rest kommt vielleicht mal in den Blog (vielleicht auch nicht).
Quinta Nova Pomares Douro Branco 2010, Douro
http://wine-zeit.blogspot.de/2012/06/wh ... -nova.html
Der Pomares Branco ist ein Cuvée aus drei verschiedenen Rebsorten: Viosinho (bekannt für seine leichten, floralen und säurestarken Weine), Gouveio (wahrscheinlich das Gleiche Verdelho Branco, bekannt für Weine mit herzhaftem Charakter und einer Neigung zu viel Alkohol, z.B. unter anderem auch im Madeira) und Rabigato (anderer Name: Rabo de Gato, oder "Katzenschwänzchen", bekannt für Weine mit muskatiger Note, rustikalen und alkoholischer Prägung).
Die Farbe des Weins war grün-gelblich bis ins Weiße tendierend, zeigte noch ganz leichte Kohlensäure und gar nicht so wenige Schwebeteilchen. Die Nase bestach durch ihre Frische und Komplexität. Ich konnte Düfte von weißen Blumen, vielleicht auch Rosen, Honigmelone, Granny-Smith-Äpfel, milden mediterranen Kräutern kombiniert mit etwas schwarzem Pfeffer, etwas unreife grüne Birnen, Jungholz, leichtes Petrol und einem recht starken mineralisch anmutenden Charakter. Der Geschmack hinterließ ein ähnliches Bild. Er war ziemlich frisch, hatte eine kräftige Säure (lebenspendend, nicht nervig), sehr kernig (am zweiten Tag etwas abgeschliffener und fast schon cremig), ganz leicht petrolig, ein wenig von Kräutern (+ grünem Pfeffer) geprägt und sehr von der mineralistischen Seite kommen. Frucht war ganz sicher vorhanden, doch eher im Hintergrund. Hier dominierten Aromen von grünen Äpfeln, Honigmelone, grüne Zitronen und hier und da vielleicht auch die eine oder andere unreife Birne. Am zweiten Tag kamen eher tropisch anmutende Fruchtaromen, wie Guave, hinzu. Die Fruchtkomponenten gewannen mit der Zeit sowieso immer mehr an Boden. Die Konzentration und der Körper waren sehr angenehm und ganz sicher nicht wässrig. Der Abgang war gar nicht so kurz, wie es zum Beispiel bei vielen Vinho Verde erlebbar ist. Der Alkohol (13,5%) war vielleicht ein klein wenig problematisch. Zwar nicht wirklich schmeckbar, aber dennoch etwas den Eindruck negativ beeinflussend. Ich könnte mir vorstellen, dass der Pomares Branco sehr gut zu typisch portugiesischem “Surf-and-Turf” Gerichten passen könnte.
Ein wirklich schöner, frischer und nicht ausdrucksarmer Wein für ziemlich wenig Geld.
Viele Grüsse
Chris