Hallo,
kurz vor Ostern las ich einen kleinen Artikel in der Welt am Sonntag vom alten Capt'n Cork zu unserer Bundeskanzlerin. Dazu schrieb ich in meinem Blog, dessen Auszug ich hier gerne als Diskussionsgrundstoff veröffentlichen möchte.
"Ja, ja Sie haben richtig gelesen, die Kanzlerin trinkt Wein. Und Captain Cork, der alte Hase weiß auch welchen. Louis Jadot, Macon Villages und Pouilly Fuissé. In der Tat die Kanzlerin hat Geschmack, zumindest mal was den Wein betrifft. Bei ihrem Vizekanzler gibt es geteilte Meinungen. Ich glaube, den kann sie sich nicht selbst aussuchen.
Aber egal. Am Artikel von Captain Cork in der Welt am Sonntag fiel mir dann aber doch die Beschreibung der Weine auf. Hervorheben sollte man "kalter frisch ausgewaschener Aschenbecher" als Duftnuance.
Hier nun meine Frage an den Herrn Klimkes: (Autor des Kanzlerartikels) Aschenbecher aus was? Edelstahl, Porzellan, Kunstoff, Glas? Mal ehrlich, manchmal frage ich mich, was ich falsch mache. Vorallem weiß doch jeder, dass die Kanzlerin nicht raucht.
Sei es drum, für mich duftet dieser Wein nicht nach frisch gewaschenen Aschenbecher und ich kann Ihnen auch sagen warum, ich weiß nicht wie frisch gewaschener Aschenbecher riecht.
So viel zum Thema Weingerüche.
P.S. zum Artikel in der Welt: die abgebildeten Flaschen stimmen nicht mit den beschriebenen überein. Und, ich weiß es aus sicherer Quelle, die Kanzlerin trinkt viel lieber schwere Rote - reine Psychologie zur Vorbereitung der nächsten Regierungskoalition mit dem lustigen Steinbrück als Vizekanzler.
Vor kurzem hörte ich auch noch folgendes, unsere Kanzlerin schätzt die Weine von Bernard Pawis . Und die gibt es nicht im HIT Markt Berlin Mitte, oder doch?
Schöne Ostern."
Angie, Capt'n Cork & der Artikel in der Welt am Sonntag
- emmetdocbrown
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Re: Angie, Capt'n Cork & der Artikel in der Welt am Sonntag
Hallo Emmetdocbrown,emmetdocbrown hat geschrieben:"kalter frisch ausgewaschener Aschenbecher"
den Aschenbechervergleich finde ich legitim. Ich denke, nicht zu wenige Menschen haben so etwas schon einmal gerochen. Nur weil es prätentiös oder irreal klingt, muss es nicht Unsinn sein. Ich sage nicht wirklichkeitsnah. Aber wie wirklichkeitsnah sind die gängigen Begriffe der Weinsprache mit all ihren Vergleichen aus der pflanzlichen, tierischen oder mineralischen Welt? Können wir den Genuss von Wein vielleicht nur zu einem Bruchteil in Worten ausdrücken und phantasieren über den Rest, weil wir zwanghaft Begriffe finden müssen?
Einige drängen sich zwingend auf, andere erscheinen stark von den Wahrnehmungen und den Fähigkeiten des Verkosters abhängig. Manche Sinneseindrücke breiten sich virulent aus, sobald eine berufene Zunge sie kommuniziert hat: Plötzlich glauben viele einen "Begriff" zu schmecken, der ihnen früher nie in den Sinn gekommen wäre. Ich schmecke auch oft, was andere sagen. Plötzlich werden solche Begriffe zum allgemeine Sprachgebrauch, finden sich in Artikeln und Verkaufsprospekten. Dies kann womöglich auch dem ausgewaschenen Aschenbecher passieren. Ich finde es jedenfalls gut, wenn versucht wird, subjektive Eindrücke in Worte zu fassen – auch wenn diese blöd klingen oder sich als falsch herausstellen. Nur unecht sollten sie nicht sein.
Gruß, Kle
Das Schema der Wirklichkeit ist das Dasein in einer bestimmten Zeit
Immanuel Kant, Elementarlehre
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- Gerald
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Re: Angie, Capt'n Cork & der Artikel in der Welt am Sonntag
Hallo Stevie-David,
ich halte den Vergleich auch prinzipiell für legitim, auch wenn ich den sonstigen Ausführungen von Manfred K. nicht immer allzu viel abgewinnen kann (um es vorsichtig zu formulieren
). Wein hat nun mal verschiedene Aromastoffe, die keinem anderen Produkt exakt gleichen und wo man als Verfasser einer Verkostungsnotiz einfach möglichst nahe liegende Vergleiche heranziehen muss. Je nach persönlichem Umfeld werden diese Vergleichsaromen individuell unterschiedlich sein. Für den Kettenraucher vermutlich der Aschenbecher, für einen Fan exotischer Küchen vielleicht allgemein wenig bekannte Gewürze wie Pandanuswasser oder Boldoblätter.
Grüße,
Gerald
ich halte den Vergleich auch prinzipiell für legitim, auch wenn ich den sonstigen Ausführungen von Manfred K. nicht immer allzu viel abgewinnen kann (um es vorsichtig zu formulieren

Grüße,
Gerald
- emmetdocbrown
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Re: Angie, Capt'n Cork & der Artikel in der Welt am Sonntag
gestattet mir eine Frage:
Wie riecht denn kalter frisch ausgewaschener Aschenbecher?
Wie riecht denn kalter frisch ausgewaschener Aschenbecher?
- Gerald
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Re: Angie, Capt'n Cork & der Artikel in der Welt am Sonntag
das kann ich dir als Nichtraucher leider nicht sagen, musst du wohl den Manfred Klimek selbst fragen. Auf diesem "Medium" gab es aber schon schlimmere VergleichsassoziationenWie riecht denn kalter frisch ausgewaschener Aschenbecher?

Grüße,
Gerald
Re: Angie, Capt'n Cork & der Artikel in der Welt am Sonntag
Asche ist eine Geruchs- und Geschmacks-Komponente, die (vermutlich) von stark getoasteten Barriques stammt. Ich empfinde diesen Ton, der z.B. bei jüngeren Léoville-Barton recht häufig anzutreffen ist, als störend.
Grüße
Hartmut
Grüße
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- Charlie
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Re: Angie, Capt'n Cork & der Artikel in der Welt am Sonntag
Das ist diese ganz besondere Note die manchmal bei Pouilly Fuissé vorkommt. Jetzt im Ernst: das sind Metaphern.emmetdocbrown hat geschrieben: Wie riecht denn kalter frisch ausgewaschener Aschenbecher?
Charlie
http://weinlagen.info/
http://weinlagen.info/
Re: Angie, Capt'n Cork & der Artikel in der Welt am Sonntag
Ok, ich opfere mich...Charlie hat geschrieben:Das ist diese ganz besondere Note die manchmal bei Pouilly Fuissé vorkommt. Jetzt im Ernst: das sind Metaphern.emmetdocbrown hat geschrieben: Wie riecht denn kalter frisch ausgewaschener Aschenbecher?

1. Ich oute mich als Raucher.
2. Der Aschenbecher ist voll.
3. Der Aschenbecher wird jetzt gleich geleert & gewaschen.
4. Der "kalte, frisch ausgewaschene Aschenbecher" wird verkostet, äähm, erschnüffelt

5. Subjektive Wahrnehmung dieser raren Probe folgt

Gruß, Rico
Es gibt nichts, was es nicht gibt
Re: Angie, Capt'n Cork & der Artikel in der Welt am Sonntag
Ok, Test ist erfolgt.
Versuchsobjekt: ALESSI - Inox /18/10 - Italy (Durchmesser rund 10 cm, Alter ca. 30 Jahre)
Erster Eindruck: sauber, reintönig, minimal metallisch, aber sehr frisch und glasklar.
Zweiter Eindruck, nachdem das halbe Gesicht darin versenkt ist: "grundsätzlich" wie oben, dann aber gaaanz weit hinten, ich meine wirklich, gaaaaaaaaanz weit hinten, feinste, gefilterte Note nach Rauch, und zwar dieses Parfum, welches öfters die schon längst erloschenen Feuerstellen an Picknickplätzen noch umschwebt...
Ende der Durchsage und schönen Tag!
Rico
Versuchsobjekt: ALESSI - Inox /18/10 - Italy (Durchmesser rund 10 cm, Alter ca. 30 Jahre)
Erster Eindruck: sauber, reintönig, minimal metallisch, aber sehr frisch und glasklar.
Zweiter Eindruck, nachdem das halbe Gesicht darin versenkt ist: "grundsätzlich" wie oben, dann aber gaaanz weit hinten, ich meine wirklich, gaaaaaaaaanz weit hinten, feinste, gefilterte Note nach Rauch, und zwar dieses Parfum, welches öfters die schon längst erloschenen Feuerstellen an Picknickplätzen noch umschwebt...

Ende der Durchsage und schönen Tag!
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- Gerald
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Re: Angie, Capt'n Cork & der Artikel in der Welt am Sonntag
Wie erwähnt kenne ich den genannten Aschenbechergeruch nicht, sehr wohl aber den von erkalteter Holzasche (z.B. nach einem Lagerfeuer oder auch im Holzofen). Und ein solches Aroma habe ich schon öfters in Weinen angetroffen, ich finde es im übrigen keineswegs als störend, sondern oft sogar als Bereicherung - zumindest solange es nicht dominiert.
Grüße,
Gerald
Grüße,
Gerald