VillaGemma hat geschrieben:Bernd Schulz hat geschrieben:
Und zwischen hoher Säure und biozertifiziertem Weinbau gibt es meines Erachtens keinen grundsätzlichen Zusammenhang. Wo sollte der auch herkommen?
Das ist u.U. ja genau die Frage

...keine Önologen angemeldet hier? Ich könnte mir vorstellen, dass es im Herstellungsprozess so einige Unterschiede gibt, wobei der Einsatz von weniger an Schwefel (was bei BIO ja üblich sein soll) eher zu weniger sauren Weinen führen sollte. Aber das ist ja nur einer von vielen Punkten, wo sich die Weinherstellung unterscheinden könnte. Ich möchte nächstes Jahr u.U. mal bei La Vialla in der Toskana Urlaub machen, dann kann ich mit denen mal direkt reden, was die alles anders machen.
Hallo Robert,
das Siegel 'BIO' zertifiziert i.d.R. nicht die Weinbereitung im Keller, sondern die landwirtschaftliche Arbeit im Weinberg. Bei Demeter bspw. auch noch die Kreislaufwirtschaft innerhalb des Betriebes, bzw. im Verbund mit anderen Betrieben.
'BIO' im Weinkeller ist dann wohl eher eine Glaubensfrage.
Ein 'BIO'-Wein kann einerseits in einer hochtechnisierten industriellen Kellerei hergestellt werden, genauso aber 'lowtec' als 'Naturwein', in der Amphore. Das 'BIO'-Siegel sagt hierzu nur wenig aus.
Schliesslich gibt es inzwischen viele Winzer, die im Prinzip 'biologisch', machmal auch in Richtung 'biodynamisch', arbeiten, jedoch bewusst auf eine Zertifizierung verzichten. Die Gründe auf den Verzicht der Zertifitierung sind unterschiedlich, da hat wohl so jeder Winzer seine eigene Meinung dazu.
Das Beispiel 'La Vialla' solltest du wohl nicht als allgemeingültig für 'BIO' heranziehen. In deren Werbung wird m.M. ein Stück weit 'heile Welt' verkauft - mehr nicht.
Das Öl und der Käse sind ja ganz ordentlich - (wobei das Öl auf einer techn. veralteten Anlage, so Fotos in der Werbung, einer offenen Steinmühle hergestellt wird, was unweigerlich zu verfrühter Oxidation des Öls führen muss - eindeutig Qualitätsminderung als Verkaufsargument - Gutes Öl aus traditioneller und biologischer Herstellung) - andere Produkte (Glaskonserven) haben das ordentliche bis gute Niveau ähnlicher Produzenten, als ganz in Ordnung.
Der Wein (die Sangiovese / Chianti / Rosso toscano - Derivate), dass kann ich dir bestätigen, ist i.d.R. sauer

(bis auf gelegentliche trinkbare Ausreisser, die die Ausnahme von der regel bestätigen). Dies liegt hier aber an vllt. ungünstigen Lagen, hohen Erträgen und ggfs. mangelnder Winzerkunst.
Aber mach dir doch dein eigenes Bild. Für mich ist La Vialla viel Marketing auf der Heilen-Welt-Schiene, dass sicherlich viele anspricht, bei mir jedoch teilweisen Grusel hervorruft.
VillaGemma hat geschrieben:Und wie auch schon geschrieben, der Säuregehalt, der bei dem Vino Nobile ausgegeben wird, ist nicht signifikant anders als bei einem Crasto Riserva Old Vines, nur schmecke ich dort "überhaupt" keine Säure...da stellt sich mir die Frage: Warum?
Ich denke mal, du magst die Säure gerne von einigem Extrakt abgepuffert, dann ist sie da, wird aber eben harmonischer empfunden.
VillaGemma hat geschrieben:
Und generell fand/finde ich es interessant zu wissen, was andere so für Erfahrungen gemacht haben mit BIO-Rotweinen!
BIO ist für mich kein 'echtes' Einkaufsargument mehr - wie schon gesagt - viele Winzer arbeiten auch ohne zertifizierung auf hohem (biologischen) Niveau. Das Niveau findest du später in der Flasche, das 'BIO' ist allenfalls Dreingabe.
VillaGemma hat geschrieben:PS: Den Rioja (Osoti) von Delinat habe ich - als letzten der Probebestellung - noch zu Hause liegen. Der soll besser sein...bin ich ja mal gespannt

Der hat mir jung viel Spass gemacht - schöne Primärfrucht, moderner Stil. Da du nichts zum Jahrgang sagst, denke ich, wird es ein aktueller sein - trinken.
VillaGemma hat geschrieben:PPS: Eine Theorie von mir ist, dass aufgrund der biodynamischen Anbauweise einfach viel weniger Ertrag erwirtschaftet wird und daher geschmacklich/qualitativ "gute Weine" ( also bei "normalen Weinen" die 20-30 Euroklasse) bei Biowinzern dann einfach 60-90 Euro "kosten müssen"...und da kauft Robert keine Weine mehr ein

...und das ein 20-30 Euro Biorotwein dann "nur" in der Liga der 5-10 Euro Nicht-BIO-Weine mitspielt. Könnte da was dran sein? Ich meine, beim Getreideanbau verhält es sich ja so. Nur schmeckt dort eben BIO auch um einiges besser...beim Wein leider net so der Fall.
Preise korellieren weder zwingend mit Geschmack, noch der Herstellungsmethoden. Der Markt macht den Preis - die Produktionskosten, vorallem bei höherpreisigen Weinen, stellen nur eine Komponente dar.