Chateau Latour in Marburg
Verfasst: Mo 7. Nov 2011, 12:21
Nach der großen Latour-Probe in Marburg bleiben für mich einige wichtige Erkenntnisse zurück.
Erkenntnis 1: Chateau Latour ist stilistisch genial und bietet aromatisch eine unglaubliche Kontinuität. Er liefert eine Feinheit und Komplexität, die für mich ihresgleichen sucht. Für die "intellektuelle" Anregung in Sachen Wein gibt es nicht viel besseres. Das Statement Rene Gabriels, dass Latour über das beste Terroir der Welt verfüge, kann ich ein Stück weit nachvollziehen. Im besten Falle liefert Latour eine Symbiose aus Kraft, Feinheit und Komplexität, die in der absoluten Weltspitze spielt. Man muss nun wirklich kein Superprofi sein, um diese Qualität zu würdigen.
Erkenntnis 2: Subjektiv gefällt mir in Summe aus der Gruppe der Premiers Haut Brion besser. Latour spricht meinen Verstand an, Haut Brion mein Herz.
Erkenntnis 3: Die Ausfallquote bei Latour ist (übrigens ähnlich wie bei Mouton) eine Katastrophe und im Prinzip so nicht akzeptabel, insbesondere für Menschen, die über ein begrenztes Budget und ein Rest an Gefühl für der Wert von Geld verfügen. Ich kann es schlichtweg nicht nachvollziehen, dass die Bordelaiser Spitzengüter in Sachen Kork nicht einfach das beste einsetzen, was der Markt hergibt.
Erkenntnis 4: Natürlich gab es bei der Probe aufgrund der Ausfälle lange Gesichter. Trotzdem - und das ist mir erst beim Übertragen meiner Notizen so richtig klar geworden - war dies ein toller Abend, und ich bin froh dabei gewesen zu sein. Das Niveau der (intakten) Weine war unglaublich hoch, und selbst 1970 und 1961 lieferten deutlich mehr als ein Ahnung ab, was für Megagranaten in diesen Jahren auf Latour produziert worden sind.
Werde ich jetzt anfangen Chateau Latour zu kaufen? Sicher nicht. Denn das schöne an unseren "normalen" Weinproben ist ja, dass wir nicht ständig einen Latour im Flight stehen haben, der uns klar macht, dass es da noch etwas gibt was ein Quäntchen besser ist (wenn es denn perfomt wie erwartet). Insofern ist alles im Lot und das Weltbild in Ordnung.....
Flight 1:
1926
Erstaunlich dunkel. Leichter Wasserrand. Wunderbare, super-feine, schlechthin geniale Nase. Walnuß, dezente Würze. Gefällt mir sehr, sehr gut. Mit der Zeit im Glas Sojasoße und asiatische Gewürze. Rauchig, jodig. Die Nase ist schlicht und einfach ein Mega-Knüller und für mich nahe der Perfektion. Am Gaumen sehr kompakt, gute Struktur. Ordentliche wenn auch nicht ausserordentliche Länge. Trocknet nach hinten leicht aus. Alles in allem ein phänomenaler Wein, der letztendlich am Gaumen nicht ganz das liefert was die Nase verspricht. (96)
1953
Der 53er sieht deutlich gereifter aus der der parallel getrunkene 26er. Souis Bois. Gemüsebrühe. Am Gaumen deutlich besser als erwartet. Tolle Balance, absolut korrekte Länge. Schöne Süße-Säure-Balance. (90)
1979
Deutlich die jüngste Farbe im Flight mit 26 und 53. Ganz leichter Wasserrand. Ultra-dichte Frucht. Etwas schweissig. Wunderbar. Die Nase entwickelt sich sehr schön und wird süßer und süßer. Phänomenale Dichte. Mit der Zeit im Glas entwickelt sich eine wunderbare frische, fast kühle Eukalyptus-Note. Die Tannine trocknen noch etwas aus. Sehr lang. Sehr jung. (94+)
Fortsetzung folgt...
Erkenntnis 1: Chateau Latour ist stilistisch genial und bietet aromatisch eine unglaubliche Kontinuität. Er liefert eine Feinheit und Komplexität, die für mich ihresgleichen sucht. Für die "intellektuelle" Anregung in Sachen Wein gibt es nicht viel besseres. Das Statement Rene Gabriels, dass Latour über das beste Terroir der Welt verfüge, kann ich ein Stück weit nachvollziehen. Im besten Falle liefert Latour eine Symbiose aus Kraft, Feinheit und Komplexität, die in der absoluten Weltspitze spielt. Man muss nun wirklich kein Superprofi sein, um diese Qualität zu würdigen.
Erkenntnis 2: Subjektiv gefällt mir in Summe aus der Gruppe der Premiers Haut Brion besser. Latour spricht meinen Verstand an, Haut Brion mein Herz.
Erkenntnis 3: Die Ausfallquote bei Latour ist (übrigens ähnlich wie bei Mouton) eine Katastrophe und im Prinzip so nicht akzeptabel, insbesondere für Menschen, die über ein begrenztes Budget und ein Rest an Gefühl für der Wert von Geld verfügen. Ich kann es schlichtweg nicht nachvollziehen, dass die Bordelaiser Spitzengüter in Sachen Kork nicht einfach das beste einsetzen, was der Markt hergibt.
Erkenntnis 4: Natürlich gab es bei der Probe aufgrund der Ausfälle lange Gesichter. Trotzdem - und das ist mir erst beim Übertragen meiner Notizen so richtig klar geworden - war dies ein toller Abend, und ich bin froh dabei gewesen zu sein. Das Niveau der (intakten) Weine war unglaublich hoch, und selbst 1970 und 1961 lieferten deutlich mehr als ein Ahnung ab, was für Megagranaten in diesen Jahren auf Latour produziert worden sind.
Werde ich jetzt anfangen Chateau Latour zu kaufen? Sicher nicht. Denn das schöne an unseren "normalen" Weinproben ist ja, dass wir nicht ständig einen Latour im Flight stehen haben, der uns klar macht, dass es da noch etwas gibt was ein Quäntchen besser ist (wenn es denn perfomt wie erwartet). Insofern ist alles im Lot und das Weltbild in Ordnung.....
Flight 1:
1926
Erstaunlich dunkel. Leichter Wasserrand. Wunderbare, super-feine, schlechthin geniale Nase. Walnuß, dezente Würze. Gefällt mir sehr, sehr gut. Mit der Zeit im Glas Sojasoße und asiatische Gewürze. Rauchig, jodig. Die Nase ist schlicht und einfach ein Mega-Knüller und für mich nahe der Perfektion. Am Gaumen sehr kompakt, gute Struktur. Ordentliche wenn auch nicht ausserordentliche Länge. Trocknet nach hinten leicht aus. Alles in allem ein phänomenaler Wein, der letztendlich am Gaumen nicht ganz das liefert was die Nase verspricht. (96)
1953
Der 53er sieht deutlich gereifter aus der der parallel getrunkene 26er. Souis Bois. Gemüsebrühe. Am Gaumen deutlich besser als erwartet. Tolle Balance, absolut korrekte Länge. Schöne Süße-Säure-Balance. (90)
1979
Deutlich die jüngste Farbe im Flight mit 26 und 53. Ganz leichter Wasserrand. Ultra-dichte Frucht. Etwas schweissig. Wunderbar. Die Nase entwickelt sich sehr schön und wird süßer und süßer. Phänomenale Dichte. Mit der Zeit im Glas entwickelt sich eine wunderbare frische, fast kühle Eukalyptus-Note. Die Tannine trocknen noch etwas aus. Sehr lang. Sehr jung. (94+)
Fortsetzung folgt...