Hallo zusammen,
leider bin ich noch nicht in den Genuss gekommen ältere Weine als anfangs der 80iger Jahre zu verkosten und sicher kommt es auch sehr auf den Jahrgang an. Ich finde es immer wieder schade, wenn man einen einmal großen Wein zu lange altern ließ. Meine Erfahrungen in den letzten ca. 12 Monaten:
1982 Gaja Barbaresco (wundervoll, noch frisch und fruchtig)
1983 Latour (hervorragend)
1985 Cos d'Estournel (kein Genuss mehr)
1990 Palmer (Kork)
1990 Léoville-Barton (schwach, verschlossen?)
1990 Canon-la-Gaffelière (kein Genuss mehr)
1990 Les Forts de Latour (prächtig)
1993 La Mission Haut Brion (geht so)
1996 Lanessan (kein Genuss mehr)
Wie sind eure Erfahrungen?
Gruß
Wolfgang
Wie gut sind alte Rotweine noch tatsächlich?
Re: Wie gut sind alte Rotweine noch tatsächlich?
Hallo Wolfgang,
Aus eigener Erfahrung kenne ich leider nur den Mission '93.
Ich kann mir gut vorstellen, dass der Wein jahrgangsbedingt nicht mehr besonders viel Spass macht. Vor 7 Jahren war er jedoch ein absoluter Traum!
Cheers, albarello
Aus eigener Erfahrung kenne ich leider nur den Mission '93.
Ich kann mir gut vorstellen, dass der Wein jahrgangsbedingt nicht mehr besonders viel Spass macht. Vor 7 Jahren war er jedoch ein absoluter Traum!
Cheers, albarello
Zuletzt geändert von albarello am Mo 17. Okt 2011, 18:37, insgesamt 1-mal geändert.
Re: Wie gut sind alte Rotweine noch tatsächlich?
Hallo Albarello,
da gebe ich dir recht, sogar noch vor ca. 4 - 5 Jahren.
Gruß Wolfgang
da gebe ich dir recht, sogar noch vor ca. 4 - 5 Jahren.
Gruß Wolfgang
Re: Wie gut sind alte Rotweine noch tatsächlich?
Hallo Wolfgang
Deine Erfahrungen mit älteren Rotweinen aus fremden Kellern decken sich weitgehend mit meinen eigenen: Viele sind über den Zenit hinaus gelagert (gehätschelt) worden. Ich selber versuche deshalb immer wieder, den Entwicklungsstand eines Weines zu spüren, immer vorausgesetzt, ich habe genügend davon
.
Zu deiner Liste:
Vom 1982er Barbaresco von Gaja hatte ich einmal 24 Flaschen; die letzte davon leider 2005 getrunken. Immer ein "untötbarer" Klassewein, aber im Ankauf 7x teurer geworden über die Jahre...
Meine 6 Flaschen 1985er Cos d'Estournel haben wir noch vor der Jahrtausendwende ihrer Bestimmung zugeführt; ich dachte schon damals nicht an eine mögliche Steigerung.
Der 1990er Léoville-Barton war mE immer zickig. Wir hatten prächtige, aber auch merkwürdig schale Exemplare; die verbleibenden 3 Flaschen habe ich verkauft...
Pauschalisieren sollte man trotzdem nicht. Es gibt immer wieder absolut unerwartete Highlights (ich versuche einige davon nächstens mal zusammenzutragen). Sehr zuverlässige Angaben zu alten Weinen macht der Weinterminator (Jahrgang 1950 wie ich
).
Gruss
Werner
Deine Erfahrungen mit älteren Rotweinen aus fremden Kellern decken sich weitgehend mit meinen eigenen: Viele sind über den Zenit hinaus gelagert (gehätschelt) worden. Ich selber versuche deshalb immer wieder, den Entwicklungsstand eines Weines zu spüren, immer vorausgesetzt, ich habe genügend davon

Zu deiner Liste:
Vom 1982er Barbaresco von Gaja hatte ich einmal 24 Flaschen; die letzte davon leider 2005 getrunken. Immer ein "untötbarer" Klassewein, aber im Ankauf 7x teurer geworden über die Jahre...
Meine 6 Flaschen 1985er Cos d'Estournel haben wir noch vor der Jahrtausendwende ihrer Bestimmung zugeführt; ich dachte schon damals nicht an eine mögliche Steigerung.
Der 1990er Léoville-Barton war mE immer zickig. Wir hatten prächtige, aber auch merkwürdig schale Exemplare; die verbleibenden 3 Flaschen habe ich verkauft...
Pauschalisieren sollte man trotzdem nicht. Es gibt immer wieder absolut unerwartete Highlights (ich versuche einige davon nächstens mal zusammenzutragen). Sehr zuverlässige Angaben zu alten Weinen macht der Weinterminator (Jahrgang 1950 wie ich

Gruss
Werner
Re: Wie gut sind alte Rotweine noch tatsächlich?
Hallo,
schwieriges Thema, wie schon bei kurzen Debatte zur Top 100 BDX-Liste von FINE angeklungen. Ein Freund von mir hat jetzt schon mehrfach Altweinverkostungen durchgeführt und die Erfahrungen waren - sagen wir es wohlwollend - gemischt. Für mich ist das Stichwort "Tertiäraromen". Die muss man mögen und das tue ich eigentlich nicht. Vielleicht liegt es daran, dass ich selbst noch unter 40 bin, aber selbst mit einem 1989er Angelus erkenne ich zwar den großen Wein, ziehe persönlich aber den speckigeren, dichteren 1998er Angelus vor.
Bei den ganz alten Weinen wird es dann komplett schwierig. Die Auswahl meiner Erlebnisse reicht von kantigen, staubigen Bordeauxs aus den 1970er (zb. Jacobins 1975) bis zu ganz alten Kaliber wie einem Pomerol aus den 40er (ich glaube es war ein durchaus trinkbarer, aber auch nicht umwerfender Clos Rene 1947?). Dazu einige Sachen Burgund, auch solche, die vom Winetermintor mit 100 Punkten belegt worden waren und angeblich aus der gleichen Quelle stammten (1947 Clos de la Roche von André Guy). Tja, am Ende saßen wir etwas ratlos in der Runde. Der schönste Wein war einer Beaujolais aus den 60er Jahren und ein italienischer Süßwein, aus den 40er oder 50er. Sorry, ihr seht schon. Ich habe kein Protokoll geschrieben. Da hätten auch maximal 88 Punkte gestanden.
Woran lag es nun? Lag es an den Weinen? Falsche Lagerung? Einer hätten doch zumindest gut sein müssen. Lag es an mir? schon möglich. Da kommen wir zu den Tertiäraromen zurück. Verstehe ich die Weine richtig? Und wenn ich sie nicht verstehe, warum verstand sie dann kein anderer in der Runde von sechs durchaus erfahrenen Verkostern zu deuten?
Mehr Fragen als Antworten, trotzdem schöne Grüße,
wolf
schwieriges Thema, wie schon bei kurzen Debatte zur Top 100 BDX-Liste von FINE angeklungen. Ein Freund von mir hat jetzt schon mehrfach Altweinverkostungen durchgeführt und die Erfahrungen waren - sagen wir es wohlwollend - gemischt. Für mich ist das Stichwort "Tertiäraromen". Die muss man mögen und das tue ich eigentlich nicht. Vielleicht liegt es daran, dass ich selbst noch unter 40 bin, aber selbst mit einem 1989er Angelus erkenne ich zwar den großen Wein, ziehe persönlich aber den speckigeren, dichteren 1998er Angelus vor.
Bei den ganz alten Weinen wird es dann komplett schwierig. Die Auswahl meiner Erlebnisse reicht von kantigen, staubigen Bordeauxs aus den 1970er (zb. Jacobins 1975) bis zu ganz alten Kaliber wie einem Pomerol aus den 40er (ich glaube es war ein durchaus trinkbarer, aber auch nicht umwerfender Clos Rene 1947?). Dazu einige Sachen Burgund, auch solche, die vom Winetermintor mit 100 Punkten belegt worden waren und angeblich aus der gleichen Quelle stammten (1947 Clos de la Roche von André Guy). Tja, am Ende saßen wir etwas ratlos in der Runde. Der schönste Wein war einer Beaujolais aus den 60er Jahren und ein italienischer Süßwein, aus den 40er oder 50er. Sorry, ihr seht schon. Ich habe kein Protokoll geschrieben. Da hätten auch maximal 88 Punkte gestanden.
Woran lag es nun? Lag es an den Weinen? Falsche Lagerung? Einer hätten doch zumindest gut sein müssen. Lag es an mir? schon möglich. Da kommen wir zu den Tertiäraromen zurück. Verstehe ich die Weine richtig? Und wenn ich sie nicht verstehe, warum verstand sie dann kein anderer in der Runde von sechs durchaus erfahrenen Verkostern zu deuten?
Mehr Fragen als Antworten, trotzdem schöne Grüße,
wolf
„Es war viel mehr.“
Johnny Depp dementiert, 30.000 Dollar im Monat für Alkohol ausgegeben zu haben. (Quelle: „B.Z.“)
Johnny Depp dementiert, 30.000 Dollar im Monat für Alkohol ausgegeben zu haben. (Quelle: „B.Z.“)
Re: Wie gut sind alte Rotweine noch tatsächlich?
Hallo Wolfgang,Pauillac hat geschrieben:Hallo zusammen,
leider bin ich noch nicht in den Genuss gekommen ältere Weine als anfangs der 80iger Jahre zu verkosten und sicher kommt es auch sehr auf den Jahrgang an. Ich finde es immer wieder schade, wenn man einen einmal großen Wein zu lange altern ließ. Meine Erfahrungen in den letzten ca. 12 Monaten:
1982 Gaja Barbaresco (wundervoll, noch frisch und fruchtig)
1983 Latour (hervorragend)
1985 Cos d'Estournel (kein Genuss mehr)
1990 Palmer (Kork)
1990 Léoville-Barton (schwach, verschlossen?)
1990 Canon-la-Gaffelière (kein Genuss mehr)
1990 Les Forts de Latour (prächtig)
1993 La Mission Haut Brion (geht so)
1996 Lanessan (kein Genuss mehr)
Wie sind eure Erfahrungen?
Gruß
Wolfgang
Enttäuschungen gehören zum Trinken älterer Weine dazu. Die Flaschenvarianzen sind einfach sehr groß. Dies hängt bei alten Weinen natürlich zunächst einmal mit den Mängeln in der Weinproduktion zusammen. Selbst namhafte Erzeuger haben es bis in die 80er Jahre hinein nicht geschafft, gleichmäßige Qualitäten auf die Flasche zu bringen. Zudem waren viele Jahrgänge einfach nur schlecht.
Dann kommen natürlich die Unwägbarkeiten der Lagerung hinzu. Unsachgemäße Lagerung bei den Weingütern, beim Groß- und Einzelhandel sowie bei den Weinsammlern haben schon viel zu oft die Bemühungen der Weinerzeuger zunichte gemacht.
Schließlich ist die teilweise miserable Korkqualität der älteren Abfüllungen anzusprechen, die nicht selten zu einer massiven Beeinträchtigung des Weingenusses führt. Nicht immer handelt es sich dabei um offensichtliche Korkschmecker, sondern auch um sogenannte Korkschleicher, die sich bei einer stärkeren Belüftung des Weins immer mehr durchsetzen. Ich rechne bei Proben mit älteren Weinen immer mit einer Ausfallquote von mindestens 10 %.
All das führt natürlich dazu, dass in der Mehrzahl Altweinproben nicht die erhofften Geschmackserlebnisse bieten. Gleichwohl bin ich inzwischen ein Fan von Altweinen. Ich habe wohl zu oft gute Flaschen alter Bordeaux und (leider viel zu selten) reifer Barolo im Glas gehabt, so dass ich im Ergebnis junge Rotweine eher langweilig finde und daher überwiegend nur noch aus wissenschaftlichem Interesse trinke.
Noch eine Bemerkung zu den o.a. Weinen, soweit ich sie kenne:
Cos 85 habe ich den letzten zwei Jahren ein, zwei mal getrunken und fand den Wein eigentlich sehr schön. Barton aus den 80er Jahren, so auch der 90er, sind häufig eher karg. (Ich habe bisher nicht das Glück gehabt, einen der Reputation gerecht werdenden 90er zu verkosten). Canon-la-Gaffeliere habe ich seit 1994 immer wieder probiert, mit einer Ausnahme stets enttäuschend (überreif, madairisiert). Lanessan 96 hatte ich vor zwei oder drei Jahren. Mein Eindruck: Ein ganz schwacher Wein.
Grüße
Hartmut
- susa
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Re: Wie gut sind alte Rotweine noch tatsächlich?
Wein ist halt keine exakte Wissenschaft, da wird es immer Ausreisser geben.
Den letzten wirklich schöne 90er CLG habe ich 2008 getrunken, danach wirkten die Weine immer ausgezehrter, im Gegensatz zu 90er Figeacs und Gazins, die immer noch (*massivaufholzklopfe) wunderbar zu trinken sind.
Zum 85er Cos hat man uns 2004 am Château geraten, ihn noch liegen zu lassen, den letzten haben wir ebenfalls 2008 getrunken, er war noch durchaus mit Genuss zu trinken, aber schon spürbar im Abnehmen begriffen.
Lanessan gehört für mich ohnehin zu den Weinen, die ich nicht lange liegen lasse (und ebenso so ohnehin nicht gerade zu meinen Lieblingen), in jedem Fall gut unter 10 Jahre.
83er Latour hatten wir zuletzt 2010 aus der Magnum, unvergesslich gut.
Du siehst, am Ende bleibt nur "üben üben üben"
lieben Gruß
susa
Den letzten wirklich schöne 90er CLG habe ich 2008 getrunken, danach wirkten die Weine immer ausgezehrter, im Gegensatz zu 90er Figeacs und Gazins, die immer noch (*massivaufholzklopfe) wunderbar zu trinken sind.
Zum 85er Cos hat man uns 2004 am Château geraten, ihn noch liegen zu lassen, den letzten haben wir ebenfalls 2008 getrunken, er war noch durchaus mit Genuss zu trinken, aber schon spürbar im Abnehmen begriffen.
Lanessan gehört für mich ohnehin zu den Weinen, die ich nicht lange liegen lasse (und ebenso so ohnehin nicht gerade zu meinen Lieblingen), in jedem Fall gut unter 10 Jahre.
83er Latour hatten wir zuletzt 2010 aus der Magnum, unvergesslich gut.
Du siehst, am Ende bleibt nur "üben üben üben"

lieben Gruß
susa
Red wine with fish. Well, that should have told me something.
James Bond in From Russia with Love
James Bond in From Russia with Love
Re: Wie gut sind alte Rotweine noch tatsächlich?
Hallo Wolfgang,
kann mich meinen Vorschreibern nur anschliessen,
und Hartmut hat die einzelnen Punkte ja bestens dargestellt.
Das Hauptproblem sehe ich, um auf den für mich wichtigsten Punkt
einzugehen, in der Lagerung, und damit beim Kauf. Natürlich ist
es genial einen alten Wein, u.U. auch noch vermeintlich günstig, bei einer
Auktion oder bei einem Händler zu erstehen, nur kaufe ich da eben auch
ein grosses, praktisch nichtkalkulierbares Risiko, dass der Wein "schon platt ist".
Ich bin im laufe der Jahre dazu übergegangen ausschliesslich nur noch
aus mir bekannten Quellen Altweine zu kaufen, dass ist natürlich keine 100%
Garantie, aber ein im Verhältnis deutlich sicherer, denn nichts ist teurer als
ein Wein der "nicht funktioniert"...
kann mich meinen Vorschreibern nur anschliessen,
und Hartmut hat die einzelnen Punkte ja bestens dargestellt.
Das Hauptproblem sehe ich, um auf den für mich wichtigsten Punkt
einzugehen, in der Lagerung, und damit beim Kauf. Natürlich ist
es genial einen alten Wein, u.U. auch noch vermeintlich günstig, bei einer
Auktion oder bei einem Händler zu erstehen, nur kaufe ich da eben auch
ein grosses, praktisch nichtkalkulierbares Risiko, dass der Wein "schon platt ist".
Ich bin im laufe der Jahre dazu übergegangen ausschliesslich nur noch
aus mir bekannten Quellen Altweine zu kaufen, dass ist natürlich keine 100%
Garantie, aber ein im Verhältnis deutlich sicherer, denn nichts ist teurer als
ein Wein der "nicht funktioniert"...

Grüsse weinfex
Re: Wie gut sind alte Rotweine noch tatsächlich?
Ich habe eine Flasche "Marques de Cáceres" des Jahrgangs 1971, die ich gerne in diesem Jahr trinken würde. Oder sollte ich das lieber lassen?
- austria_traveller
- Beiträge: 3520
- Registriert: Mo 6. Dez 2010, 06:52
- Wohnort: Wien
Re: Wie gut sind alte Rotweine noch tatsächlich?
Crianza, Reserva oder Gran Reserva.
Naja ist eigentlich egal - ich würde mir aber eine Reserveflasche jüngeren Datums auf die Seite legen und nicht mehr allzuviel erwarten.
Naja ist eigentlich egal - ich würde mir aber eine Reserveflasche jüngeren Datums auf die Seite legen und nicht mehr allzuviel erwarten.
Beste Grüße
Gerhard aus Wien
Gerhard aus Wien