Nachdem ja die "Germanen" der Besserwisserei beschuldigt wurden, muss ich auch als waschechter Niederösterreicher (seit zumindest 5 Generationen) etwas dazu schreiben: Natürlich gibt es auch in Weißweinen "Gerbstoffe", habe ich oft genug schon selbst erlebt, auch oder gerade beim Veltliner - dort passt das nämlich oft ganz gut ins Gesamtbild, was ich bei Riesling z.B. eher nicht sagen würde.
Dabei sind die "Gerbstoffe" (in Anführungszeichen, da das ja keine exakt definierte Stoffgruppe ist) ja nur eine Variante von vielen verschiedenen Polyphenolen, die im Wein vorkommen. Wenn ein Weißwein gar keine Polyphenole enthalten würde - na ja, ich glaube nicht, das so etwas dann munden würde, aber chacun à son goût.
darüber hinaus sollte hier und woanders ja nicht der Eindruck entstehen, Geschacksimpressionen dürften nur mitgeteilt werden, wenn sie einen nachweisbaren chemischen Auslöser im Getränk hätten. Erscheint etwas sensorisch adstringierend, muss sich nicht tatsächlich das Gewebe zusammenziehen. Der Eindruck ist aus welchen Gründen auch immer vorhanden - und nichts anderes hat Jochen ja geschrieben.
Gruß, Kle
Das Schema der Wirklichkeit ist das Dasein in einer bestimmten Zeit
Immanuel Kant, Elementarlehre
EThC hat geschrieben: ↑So 2. Feb 2025, 09:17
...nachdem ich ja nunmehr lernen durfte, was JEDER Winzer so treibt, hab ich mir jetzt interessehalber von einigen gerbstofflastigen Verdächtigen mal die Etiketten genauer angeschaut, ich hab keinen einzigen Wein bei mir gefunden, der mit Eiklar geschönt wurde! Was heißt das jetzt
... evtl., dass du 'ne Menge veganen Wein trinkst?
...bei manchen steht's ja explizit drauf, aber ich vermute mal stark, daß auch die Mehrzahl der nicht so gekennzeichneten Weine faktisch vegan sind...
Viele Grüße
Erich
Nicht was lebendig, kraftvoll, sich verkündigt, ist das gefährlich Furchtbare. Das ganz Gemeine ist's DAS EWIG GESTRIGE
was immer war und immer wiederkehrt und morgen gilt, weil's heute hat gegolten.
Bei den vor mir so geliebten traditionellen Rioja-Weinen, wird wohl immer noch oft mit Eiweiß geschönt. Zumindest ist das ein ganz traditionelles Verfahren, dass jetzt nicht so selten eingesetzt werden dürfte.
Meiner Meinung nach sollte alles, was der Vollernter eingebracht hat, nicht als vegan deklariert werden dürfen. Erst kloppt man die halbe Fauna des Weinbergs in den Tank und dann schreibt ma "vegan" drauf.
Da sind mir Handlese und Eischnee lieber.
Lustig finde ich auch den Umstand, dass es Menschen gibt, die Getränke, die mit Kieselgur gefiltert wurden, als nicht vegan ansehen. Fossile Tiere und so. Man darf zwar "vegan" drauf schreiben, aber es gibt schon Kund*innen die kritisch nachfragen. Manche Brauereien filtern ja mit Mikroplastik. Ist nicht mein Ding, aber wer es will ...
Du hast Recht, die Frage stellt sich schon, wo "vegan" beim Wein anfängt bzw. aufhört. Es gibt ja mittlerweile im Low-Budget-Segment auch eine ganze Menge an Weinen, auf denen dieser Hinweis in recht großen Lettern aufgedruckt ist (um einen Euro mehr verlangen zu können gegenüber dem ansonsten gleichen Wein ohne diesen Hinweis), das sind aber alles Weine, die mit Sicherheit keinerlei Handlese, wohl auch keine manuelle Vorlese erfahren haben, der Traubenmost wird da einiges an (weich-) tierischem Eiweiß enthalten. Aber vielleicht hilft das ja auch gleich bei der Klärung schon im Most
Viele Grüße
Erich
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EThC hat geschrieben: ↑So 2. Feb 2025, 09:17
...nachdem ich ja nunmehr lernen durfte, was JEDER Winzer so treibt, hab ich mir jetzt interessehalber von einigen gerbstofflastigen Verdächtigen mal die Etiketten genauer angeschaut, ich hab keinen einzigen Wein bei mir gefunden, der mit Eiklar geschönt wurde!
Ich bin jetzt ein wenig verwirrt. Muss die Schönung mit Eiklar auf dem Etikett deklariert werden, und falls ja, seit wann? (dass das beginnend ab dem Jahrgang 24 mit den neuen Deklarationsregeln so sein wird, ist mir schon klar).
Ich habe einige Bordeaux im Keller, bei denen ich ganz explizit weiß, dass die mit Eiklar geschönt wurden, das wurde mir vom Gut jeweils so bestätigt. Auf dem Etikett erwähnt ist das aber bei keinem von denen.
Nein, das musste früher nicht deklariert werden. Nachdem die Methode mit Eiklar eine der zeitaufwändigeren und teureren Methoden ist, hat man das früher öfters vom Winzer als Hinweis auf Qualität gehört und gelesen. Was jetzt gerade so passiert, wird man dann ja bald auf den Etiketten lesen können. Ich wette, dass der Trend rückläufig ist.
...jetzt hab ich doch nochmal in den Myriaden von EG-Dokumenten gewühlt. Gemäß der Verordung 2007/68/EG mußte die Schönung mit Eiweiß (Kasein und / oder Ovalbumin) ab dem 1. Juli 2012 als Verfahren auf dem Etikett obligatorisch angegeben werden. Die Verordnung wurde allerdings etwas später im Rahmen der Überarbeitung anderer Verordnungen "stillschweigend außer Kraft gesetzt", heute müßte diesbezüglich die Verordnung EU/579/2012 maßgebend sein, derzufolge das Schönungsverfahren selbst nicht mehr deklariert werden muß, es muß nur der Hinweis auf das Vorhandensein der genannten Stoffe erfolgen, sofern die Schwelle von 25 mg/kg überschritten wird. Alles klar soweit
Viele Grüße
Erich
Nicht was lebendig, kraftvoll, sich verkündigt, ist das gefährlich Furchtbare. Das ganz Gemeine ist's DAS EWIG GESTRIGE
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