Huber war bei mir schon lange überfällig für ein Kennenlernen. Bei einer Aktion habe ich daher letztens eine gemischte Kiste erstanden. Die roten daraus wurden in den letzten Tagen angetestet:
Schlossberg GG '13
Schlossberg GG '14
Bienenberg GG '14
Schlossberg '13 war Do/Fr der Testballon, die anderen folgten So/Mo. Keiner der Weine wurde karaffiert.
Schlossberg '13:
Rubinrot, mitteldicht - leicht trüb? Nase extrem würzig/"mineralisch" - aber auch süßlich?! Komplex, harmonisch, eher kühler Charakter. Gaumen: irre komplex! Pinienzapfen und -kerne (das erste Mal, daß ich an sowas denke!) und helle Süßkirsche. (Notiz unterbrochen, weil Essen auf dem Tisch

)
[+1d] Irre würzige Nase: Schwarzer und Sichuan-Pfeffer, Gewürznelke, kalter Rauch, etwas Earl Grey; alles auf einem Bett von Rosenblüten und Orchideen. Am Gaumen kühl, mit feiner "Süße" und großer Frische. Sehr komplex und tief und "ewig" lang.
Bienenberg '14 & Schlossberg '14:
B. klares, mitteldichtes Rubinrot; nur die kleinste Nuance Purpur.
S. etwas dunklerer Kern, ganz leicht trüb? Nase
B. klar fruchtbetont (rot und blau), aber mitnichten simpel. Rosenblüten, ganz leicht rauchig, nur minimal angedeutete Gewürze/Kräuter.
S. noch intensiver, dichter, "schwarz". Extrem würzig, fast "dreckig". Sehr komplex und profund, aber auch etwas rustikal(er).
Gaumen [+10']
B. Sauerkirsch und Holunder, recht geradlinig. Sehr frische, aber nicht bissige Säure. Feine Tannine, sehr dezentes Holz. Lang.
S. dunkler (Blaubeere, Schwarzkirsche) und dichter. Wieder diese Würze. Säure und Tannin ähnlich. Im Abgang etwas disjunkt.
[+1h]
B. noch etwas harmonischer,
S. auch, v.a. im Abgang.
[+2h, +6h]
B. jetzt etwas weg von der Frucht und hin zur Würze.
S. aromatisch kaum verändert, aber mit präsenterer Säure - volatil? CO₂?
[+7h30'] Beide nicht weiter verändert.
[+1d]
B. harmonisch und zugänglich. Immernoch fruchtbetont, aber - wie zuletzt - weniger als zu Beginn. Säurebetont, und es fehlt etwas Tiefe.
S. hat sich angenähert: ebenfalls frucht- und säurebetont, wenngleich noch eine Spur dunkler, tiefer und würziger. Beide gut, aber haben an Ausdruck eingebüßt.
Huber wollte ich schon längst mal kennenlernen, und ich freue mich, daß es jetzt geklappt hat. Natürlich kann das an meiner Tagesform liegen, aber der '13er Schlossberg schien mir komplexer und tiefer zu sein und sich auch im Verlauf eines Tages besser zu entfalten bzw. zu halten. Die '14er waren erstaunlich unterschiedlich und beide nach ca. 2h am besten. Alle haben (zu ihrer besten Zeit) viel Spaß gemacht; Qualität, aber leider auch der Preis, waren auf Augenhöhe mit 1er Crus von der Côte. Nur ganz zuletzt war die Entwicklung leider so, daß sie überteuert erschienen. Ich denke aber, Huber werde ich weiter verfolgen.
Die weißen aus der Probenkiste folgen demnächst.