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Re: Kühling-Gillot

Verfasst: Do 13. Feb 2025, 20:03
von Jochen R.
Oppenheim Riesling 2023:
Erst mal viel Aprikosen, Pfirsich. Schon mit wenig Luft florale Noten, kräutrig, Zigarrenkiste.
Mittelgewichtig, am Gaumen erst mal herb/kräutrig, Grapefruit, adstringierend, frische Säure, allmählich auch Aprikosen, mittellanger bis langer herb/kräutriger Abgang.
Spannend und vermutlich nicht Jedermann´s Sache, für meinen Geschmack enormer Trinkfluss :oops: und Potential, 91(-92)+ P.

Viele Grüße,
Jochen

Re: Kühling-Gillot

Verfasst: Do 27. Feb 2025, 17:23
von Lars Dragl
amateur des vins hat geschrieben: Sa 28. Dez 2024, 13:37 Lars, was meinst Du damit, wenn Du schreibst, ein Wein habe sich "gestrafft", insbesondere in einem Atemzug mit "verfeinert"?
Hallo und sorry, die Frage ist mir irgendwie durchgerutscht.

Meiner Erfahrung nach gibt es trockenen Riesling, der mit Reife eher Volumen aufbaut und mitunter sogar etwas in die Breit geht und eben solche, die erst viel Babyspeck haben, dann zunehmend mehr Definition gewinnen und schließlich überraschend fein rüberkommen können. Letztere sind dabei eher seltener, aber geben tut es sie schon. Bei dem 20er Nackenheim (ich habe oben fälschlicherweise Oppenheim geschrieben) lässt sich das gerade gut verfolgen. Von dem habe ich mehr gekauft und ich beobachte den Wein schon länger. Ich kann mir aber auch vorstellen, dass dieser Tropfen, wenn er denn irgendwann mal ganz ausgereift ist, eher wieder barocker daherkommen wird. Ist eben die Frage, was man als reif betrachtet und wann man bestimmte Weine am liebsten trinkt.

Herzliche Grüße

Lars

Re: Kühling-Gillot

Verfasst: Do 27. Feb 2025, 19:33
von amateur des vins
Danke, Lars, daß Du die Frage nochmal aufgreifst.
Lars Dragl hat geschrieben: Do 27. Feb 2025, 17:23
amateur des vins hat geschrieben: Sa 28. Dez 2024, 13:37 Lars, was meinst Du damit, wenn Du schreibst, ein Wein habe sich "gestrafft", insbesondere in einem Atemzug mit "verfeinert"?
[...]
Meiner Erfahrung nach gibt es trockenen Riesling, der mit Reife eher Volumen aufbaut und mitunter sogar etwas in die Breit geht und eben solche, die erst viel Babyspeck haben, dann zunehmend mehr Definition gewinnen und schließlich überraschend fein rüberkommen können. Letztere sind dabei eher seltener, aber geben tut es sie schon.
[...]
Das wirft jetzt einige Fragen auf, was bestimmte Begriffe für Dich bedeuten: Babyspeck, Definition, fein - und straff.

Ich verwende "straff" tendenziell für Weine, die eine hohe Säure (das ist das primäre Merkmal), eher schlanken Körper, keinen "Schmelz" (sic!), eher wenig Frucht, und oft auch noch Reduktion aufweisen. "Fein" sind für mich Weine, die auf leise Art und Weise besondere Balance und vielleicht Eleganz exprimieren. Manchmal verwende ich "fein"" auch euphemistisch für blasse oder nichtssagende Weine, dann meist in Anführungszeichen und ironischem Kontext.

Beide Begriffe sind für mich orthogonal, will sagen: Ein straffer Wein kann fein sein oder nicht (viel häufiger nicht!), ein feiner Wein straff oder nicht (eher nicht). Deshalb ergibt eine "Straffung", die zu einer "Verfeinerung" führt, für mich ohne weitere Erläuterung keinen Sinn.

Davon abgesehen, habe ich noch nie nachvollziehen können, wenn es heißt, ein Wein baue Volumen auf: Wo soll das herkommen? Verflachung hingegen ist ein Schicksal, das die meisten Weine ereilt, wenn man nur lange genug wartet.

ymmv
(aber wir müssen das auch nicht vertiefen)

Re: Kühling-Gillot

Verfasst: Do 27. Feb 2025, 20:15
von EThC
amateur des vins hat geschrieben: Do 27. Feb 2025, 19:33 Davon abgesehen, habe ich noch nie nachvollziehen können, wenn es heißt, ein Wein baue Volumen auf: Wo soll das herkommen?
...oft genug, was mich betrifft. Manche Aromastoffe bilden sich halt erst unter deutlichem Sauerstoffeinfluß aus bzw. um, so banal erkläre ich mir das... :o

Re: Kühling-Gillot

Verfasst: Do 27. Feb 2025, 22:25
von Lars Dragl
Hallo Karsten!

Nichts ist so anfällig für Fehler und Missverständnisse wie Kommunikation, heißt es doch. Da schadet es nicht ins Gespräch zu kommen. "Straff" hat bei mir was mit Spannung zu tun und "fein" mit einer gewissen Vielgliedrigkeit. Ein 120er Schleifpapier ist feiner als ein 60er. Schmelz ist bei mir was, was mit der Textur im Mund zu tun hat. Das spiel bei "Volumen" mit, hat aber auch mit der Fülle von Geschmacks- und Aromastoffen zu tun. Ich hatte aber schon Wein, der den Mund ganz ausfüllt, und trotzdem nach nicht viel geschmeckt hat, oder sogar in der Mitte "hohl" war.

Da könnte man sich lange austauschen. Ich verzieh mich jetzt aber ins Bett, denn "morgen früh ist die Nacht rum", wie wir in Bayern so schön sagen.

Herzliche Grüße

Lars