Vor drei Stunden wurde eine Halbflasche Rebholz Chardonnay R 2017 geöffnet, und jetzt die Nachverkostung. Daneben habe ich dann eine Flasche Chardonnay Erste Lage Mugghardter Berg Kalkstein 2017 vom Privatweingut H. Schlumberger geöffnet.
Quervergleiche sind für mich öfters neue Offenbahrungen, man kann die Qualität eines Weines relativ zu einem anderen Wein beurteilen, und einen Wein dann besser nach qualität einordnen.
Vielleicht ist dieser Quervergleich nicht ganz fair, der Ch R von Rebholz kostet zwei Mal mehr als der Mugghardter Berg. Aber, dieser Wein ist öfters hoch gelobt und hat gut gepunktet.
Meine Notizen früher heute Abend vom Rebholz Ch R 2017:
Die Farbe ist schon ziemlich tiefgold für einen 2017er.
In der nase kann ich schon das Chardonnay R Rebholz Duftbild von den 14er und 15er erkennen, die gelbe Steinfrucht, den ziemlich präsenten Holzeinsatz, und einen Hauch Vanille. Doch hier fehlt die Buttrichkeit von den früheren Jahrgängen, und der Wein hat auch eine salzigere Mineralität. Kaum Kräuter eigentlich nur Holzwürze. Die Reduktion ist nur dezent im Hintergrund.
Am Gaumen ist der Wein deutlich frischer und schlanker als die 14er und 15er, sehr gute Konzentration und Länge, fein abgewogen. Die Säure stört mich nicht, finde sie nicht unreif. Nur im Abgang liegt die frische Säure ein bisschen "daneben", aber ist ja völlig normal für einen so jungen Wein. Eine gute Mineralität hat der Wein auch. Mir kommt der Wein nicht so jung an, sonder schmeckt schon ein bisschen gereift. Die tiefe Farbe macht mich ein bisschen verdächtig - kommt die aus der Konzentration des Weines oder ist der Wein irgendwie weiter in der Entwicklung ein 17er sein soll?
Alles im Allen ein sehr feiner Chardonnay der mir gefällt!
90 W-S Punkte.
Nach 3 Stunden wird der Wein nicht schlechter, zu der Steinfrucht kommen jetzt auch schöne Zitrusnoten (Orangenschalen) und die Reduktionsnoten klingen ab. Schöne Länge mit guter Konzentration und Mineralität. Keine vegetabilische Töne (finde ich gut), schöner Abgang der langsam abklingt.
91 W-S Punkte.
Der Ch Mugghardter Berg Kalkstein 2017 kostet also nur die Hälfte und das soll man im Kopf halten bei diesem Quervergleich.
Die Farbe ist strohgelb und heller als der Ch R.
In der Nase sofort grosse Unterschiede, hier Zitrus aber auch vegetabilische Töne (Fenschel) welche für Chardonnay nicht ungewöhnlich sind.
Am Gaumen kann dieser Wein bez. Konzentration schon mithalten, aber dabei sind auch gewisse Bitternoten (auch nicht für Chardonnay ungewöhnlich). Der Abgang hat dieselbe Tiefe nicht und klingt schneller ab. Trotz dem ein seriöser Chardonnay mit gewisser Tiefe und Komplexität, und dazu eine gute Mineralität.
88 W-S Punkte. (der 16er hat bei WeinPlus.eu besser als der 17er gepunktet, aber ich finde den 17:er tiefer und dichter).
Der Ch R von Rebholz ist jedoch eine andere Klasse - hier gibt's keine Bitternoten, keine "Störungen" und ist einfach "Rebholzig". Bis in den Abgang bleibt der Wein dicht und fein abgewogen.
Viele meinen noch (glaube ich) das Chardonnay "undeutch" und "unnötig" ist (Riesling ist ja der König!?), aber was ist "unnötig" mit so einem feinen Chardonnay wie der Rebholzer Chardonnay R 2017?

Und dazu die Chardonnay's von Ziereisen, Knewitz, Huber und Wageck-Pfaffmann.
Ich bin ca. 20 Mal im Burgund gewesen und habe u.a. Produzenten wie Michel Niellon, Guy Amiot et Fils und Hubert Lamy in Chassagne-Montrachet besucht, Joseph Matrot in Mersault, Daniel Barraud, Robert Denogent, Ferret und Valette in Pouilly-Fuissé (mehrere von diesen Weingütern haben bei Robert Parker im 95 Punkten Bereich gepunktet). Aber bei keinem davon habe ich einen Chardonnay so gut wie der Schlossberg 2013 oder der Bienenberg 2015 von Bernhard Huber probiert.
Viele Grüsse
Rolf