Re: Max Ferd. Richter
Verfasst: Mi 5. Apr 2017, 13:39
So, hier meine extrem kurzen Kurznotizen plus einige allgemeine Betrachtungen, fuer deren Stichhaltigkeit mich die Weinwelt so unglaublich schaetzt (dafuer und fuer meine Bescheidenheit, of course).
Ich werde mich nicht grossartig aus dem Fenster lehnen, denn ich habe null Erfahrung mit Fassproben restsuesser Moselrieslinge. Constantin Richter bestaetigte, dass er einfach die Weine aus dem Fass auf Flasche gezogen habe, ohne weitere Behandlung (speziell ohne weitere Schwefelung). Die Weine haben also unterschiedliche freie Schwefelgehalte, sind noch mehr oder weniger stark von der Hefe gepraegt und entsprechend auch unterschiedlich "offen". Gerade die Weine, die mir etwas rustukal vorkamen, wuerden von Charlie wohl noch mit "(leicht) kratzig" beschrieben werden.
Dazu kommt, dass ich halt schon extrem vorbelastet von den teilweise stellaren Qualitaeten der 2015er bin. Man kann es drehen und wenden, wie man will, die 2016er haben analytisch deutlich weniger Saeure, wirken aber (noch?) nicht ganz so rund und saftig wie die 2015er - die ich aber, das muss ich natuerlich einraeumen, nicht als Fassprobe kenne, sondern nur sehr frisch gefuellt. 2016 macht auf mich den Eindruck eines sehr guten Moseljahrs, aus der Huefte wuerde ich sagen: Frucht wie 2007, aber weniger stoffige, eher klassisch gebaute Weine, also eine sehr leicht zu verkostende Kombination. (Aus irgendeinem Grund habe ich Constantin lediglich nach einem Vergleichsjahr zu 2015 gefragt - er nannte 2001 als Vergleich fuer 2015, sein Vater hingegen habe auf 1975 rekurriert -, aber nicht nach einem fuer 2016.)
Meine Eindruecke sind mit Vorsicht zu geniessen. Andererseits gibt es Weine, bei denen ich sofort zuschlagen werde, einfach weil sie sich jetzt schon bildschoen darstellen. Interessant sind die Feinherben, durch die 2 g/l weniger Saeure wirken sie auch mit 25 g/l RZ sehr rund. Wer diesen Stil mag, wird 2016 auf seine Kosten kommen.
Aus der Wehlener Sonnenuhr wird es 2016 keinen restsuesse Kabinett geben (TBC, zumindest hatten wir nur die feinherbe Version). Ebenso gibt es keine "Uralten Reben" in trocken; stattdessen konnte sich Constantin (zum Glueck!) mit seiner Idee durchsetzen, alles in suess zu vinifizieren. Das Resultat ist eine leichte (saubere) Auslese mit viel Dichte und Konzentration und dabei doch viel Spiel und Leichtigkeit. Toll.
Der Veldenzer Elisenberg, die Richtersche Monopolaaasch, ist deutlich anders als die Schieferlagen, der Quarzit macht sich in weniger wuerziger und ausladender Frucht bemerkbar - alles eine Ecke zurueckhaltender und "glatter" (kennt man ja aus dem Rheingau). Rote Fruechte habe ich zwar immer noch keine, aber die Spaetlese mit klassischem (90er-Jahre-)Profil ist super. Ich denke, das wird bei Max Ferd Richter die SL des Jahres bei Mosel Fine Wines, 95+ Punkte. Die Botrytis-Auslese ist auch sehr stark und ein Angebot, das man nicht ablehnen sollte. Elisenberg gefaellt mir 2016 besser als letztes Jahr.
Aus dem Brauneberg, eine Lage, deren dichte und stoffigen Weine meinen Vorlieben perfekt entgegenkommen, gibt's wieder wunderschoene Sachen. Die Kabinette sind gut, das Fuder 4 wieder extrem kabinettig, der normale Kabinett wieder besser (wir werden sehen, Martin!), aber fuer mich knallen 2016 eher die Hochpraedikate, allen voran die grosse Auslese mit Botrytis und einer fast schon 2015-isch wirkenden Saeure. Der Vorjahreswein (AL**) gefaellt mir zwar immer noch besser, aber das hier ist schon sehr, sehr gut.
Den Deckel drauf machten dann die beiden Eisweine. Vor allem beim Fuder 103 kann man nur lapidar feststellen, dass man davon kauft; jedes weitere Wort ist Geschwaetz.
Nun zum Hauptfilm:
Graacher Dompropst Kabinett feinherb
Hefig-junge Nase. Gute Intensität, stoffig, gute Länge. Gut!
83 Oe, 9-10 Vol-%, 8 g/l Säure, 25 g/l RZ
Wehlener Sonnenuhr Kabinett feinherb
Blütig, feminin, fruchtiger als Dompropst, fein!
Brauneberger Juffer Kabinett Fuder 4
wieder sehr klassischer Kabinett, moderate Süße, etwas rustikales (Schwefel?) Süß-Sauer-Spiel, noch zu jung, hat nicht die extreme Klarheit des 2015ers.
78 Oe, 8 Vol-%, 35 g/l RZ
Brauneberger Juffer Kabinett
Reifer, stoffliger als Fuder 4. Gut!
83-85 Oe, 50 g/l RZ
Veldenzer Elisenberg Kabinett
eher leichter SL-Typ, weniger würzige Frucht als Vorweine (Boden!), gut, aber (wie schon 2015) etwas unspektakulär.
83 Oe, 7 g/l Säure, 50 g/l RZ
Veldenzer Elisenberg Spätlese
SL mittlerweile klassischen Stils, reif, voll, Spannung, sehr schöne, sehr harmonische SL. Gefällt mir sehr viel besser als der Kabinett.
87 Oe, 7-7.5 g/l Säure, 75 g/l RZ
Wehlener Sonnenuhr Spätlese (“Uralte Reben” sind vollständig in diesen Wein gegangen)
Schon deutlich im Stil einer leichten (bzw. klassischen) AL, schöner Lagenausdruck, tief, viel dran, süß, sehr gut!
96 Oe, 7-7.5 g/l Säure, 88 g/l RZ, EUR 18.50
Brauneberger Juffer Sonnenuhr Spätlese
Noch unruhig und etwas rustikal, Stoff (Lage!), viel dran, süß, gut!
100 Oe sauber, mehr Säure als der Kabinett
Brauneberger Juffer Sonnenuhr Auslese
Noch(?) nicht ganz der extreme Knaller wie die 2015er-Version, aber trotzdem sehr, sehr gut!
120 Oe, 9.5 g/l Säure, 0.375l zu EUR 20
Veldenzer Elisenberg Auslese
110 Oe, Botrytis! Viel Wucht, vielleicht ohne den extremen Reiz des blauen Schiefers, aber sehr gut. 0.375l zu 15 EUR, 0.75l zu EUR 25
Mühlheimer Herrenkloster Eiswein
140 Oe, 7.8 g/l Säure(?), 200 g/l RZ, 0.375l zu EUR 40
Mühlheimer Herrenkloster Eiswein** Fuder 103
Ja!
150 Oe, 11 g/l Säure
YMMV!
Cheers,
Ollie
PS: Text nochmal ueberarbeitet.
Ich werde mich nicht grossartig aus dem Fenster lehnen, denn ich habe null Erfahrung mit Fassproben restsuesser Moselrieslinge. Constantin Richter bestaetigte, dass er einfach die Weine aus dem Fass auf Flasche gezogen habe, ohne weitere Behandlung (speziell ohne weitere Schwefelung). Die Weine haben also unterschiedliche freie Schwefelgehalte, sind noch mehr oder weniger stark von der Hefe gepraegt und entsprechend auch unterschiedlich "offen". Gerade die Weine, die mir etwas rustukal vorkamen, wuerden von Charlie wohl noch mit "(leicht) kratzig" beschrieben werden.
Dazu kommt, dass ich halt schon extrem vorbelastet von den teilweise stellaren Qualitaeten der 2015er bin. Man kann es drehen und wenden, wie man will, die 2016er haben analytisch deutlich weniger Saeure, wirken aber (noch?) nicht ganz so rund und saftig wie die 2015er - die ich aber, das muss ich natuerlich einraeumen, nicht als Fassprobe kenne, sondern nur sehr frisch gefuellt. 2016 macht auf mich den Eindruck eines sehr guten Moseljahrs, aus der Huefte wuerde ich sagen: Frucht wie 2007, aber weniger stoffige, eher klassisch gebaute Weine, also eine sehr leicht zu verkostende Kombination. (Aus irgendeinem Grund habe ich Constantin lediglich nach einem Vergleichsjahr zu 2015 gefragt - er nannte 2001 als Vergleich fuer 2015, sein Vater hingegen habe auf 1975 rekurriert -, aber nicht nach einem fuer 2016.)
Meine Eindruecke sind mit Vorsicht zu geniessen. Andererseits gibt es Weine, bei denen ich sofort zuschlagen werde, einfach weil sie sich jetzt schon bildschoen darstellen. Interessant sind die Feinherben, durch die 2 g/l weniger Saeure wirken sie auch mit 25 g/l RZ sehr rund. Wer diesen Stil mag, wird 2016 auf seine Kosten kommen.
Aus der Wehlener Sonnenuhr wird es 2016 keinen restsuesse Kabinett geben (TBC, zumindest hatten wir nur die feinherbe Version). Ebenso gibt es keine "Uralten Reben" in trocken; stattdessen konnte sich Constantin (zum Glueck!) mit seiner Idee durchsetzen, alles in suess zu vinifizieren. Das Resultat ist eine leichte (saubere) Auslese mit viel Dichte und Konzentration und dabei doch viel Spiel und Leichtigkeit. Toll.
Der Veldenzer Elisenberg, die Richtersche Monopolaaasch, ist deutlich anders als die Schieferlagen, der Quarzit macht sich in weniger wuerziger und ausladender Frucht bemerkbar - alles eine Ecke zurueckhaltender und "glatter" (kennt man ja aus dem Rheingau). Rote Fruechte habe ich zwar immer noch keine, aber die Spaetlese mit klassischem (90er-Jahre-)Profil ist super. Ich denke, das wird bei Max Ferd Richter die SL des Jahres bei Mosel Fine Wines, 95+ Punkte. Die Botrytis-Auslese ist auch sehr stark und ein Angebot, das man nicht ablehnen sollte. Elisenberg gefaellt mir 2016 besser als letztes Jahr.
Aus dem Brauneberg, eine Lage, deren dichte und stoffigen Weine meinen Vorlieben perfekt entgegenkommen, gibt's wieder wunderschoene Sachen. Die Kabinette sind gut, das Fuder 4 wieder extrem kabinettig, der normale Kabinett wieder besser (wir werden sehen, Martin!), aber fuer mich knallen 2016 eher die Hochpraedikate, allen voran die grosse Auslese mit Botrytis und einer fast schon 2015-isch wirkenden Saeure. Der Vorjahreswein (AL**) gefaellt mir zwar immer noch besser, aber das hier ist schon sehr, sehr gut.
Den Deckel drauf machten dann die beiden Eisweine. Vor allem beim Fuder 103 kann man nur lapidar feststellen, dass man davon kauft; jedes weitere Wort ist Geschwaetz.
Nun zum Hauptfilm:
Graacher Dompropst Kabinett feinherb
Hefig-junge Nase. Gute Intensität, stoffig, gute Länge. Gut!
83 Oe, 9-10 Vol-%, 8 g/l Säure, 25 g/l RZ
Wehlener Sonnenuhr Kabinett feinherb
Blütig, feminin, fruchtiger als Dompropst, fein!
Brauneberger Juffer Kabinett Fuder 4
wieder sehr klassischer Kabinett, moderate Süße, etwas rustikales (Schwefel?) Süß-Sauer-Spiel, noch zu jung, hat nicht die extreme Klarheit des 2015ers.
78 Oe, 8 Vol-%, 35 g/l RZ
Brauneberger Juffer Kabinett
Reifer, stoffliger als Fuder 4. Gut!
83-85 Oe, 50 g/l RZ
Veldenzer Elisenberg Kabinett
eher leichter SL-Typ, weniger würzige Frucht als Vorweine (Boden!), gut, aber (wie schon 2015) etwas unspektakulär.
83 Oe, 7 g/l Säure, 50 g/l RZ
Veldenzer Elisenberg Spätlese
SL mittlerweile klassischen Stils, reif, voll, Spannung, sehr schöne, sehr harmonische SL. Gefällt mir sehr viel besser als der Kabinett.
87 Oe, 7-7.5 g/l Säure, 75 g/l RZ
Wehlener Sonnenuhr Spätlese (“Uralte Reben” sind vollständig in diesen Wein gegangen)
Schon deutlich im Stil einer leichten (bzw. klassischen) AL, schöner Lagenausdruck, tief, viel dran, süß, sehr gut!
96 Oe, 7-7.5 g/l Säure, 88 g/l RZ, EUR 18.50
Brauneberger Juffer Sonnenuhr Spätlese
Noch unruhig und etwas rustikal, Stoff (Lage!), viel dran, süß, gut!
100 Oe sauber, mehr Säure als der Kabinett
Brauneberger Juffer Sonnenuhr Auslese
Noch(?) nicht ganz der extreme Knaller wie die 2015er-Version, aber trotzdem sehr, sehr gut!
120 Oe, 9.5 g/l Säure, 0.375l zu EUR 20
Veldenzer Elisenberg Auslese
110 Oe, Botrytis! Viel Wucht, vielleicht ohne den extremen Reiz des blauen Schiefers, aber sehr gut. 0.375l zu 15 EUR, 0.75l zu EUR 25
Mühlheimer Herrenkloster Eiswein
140 Oe, 7.8 g/l Säure(?), 200 g/l RZ, 0.375l zu EUR 40
Mühlheimer Herrenkloster Eiswein** Fuder 103
Ja!
150 Oe, 11 g/l Säure
YMMV!
Cheers,
Ollie
PS: Text nochmal ueberarbeitet.