auch Hilfe! alkoholfreier Wein

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Dochgleich
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Re: auch Hilfe! alkoholfreier Wein

Beitrag von Dochgleich »

Für gute Tipps wäre ich dankbar. Meine Erfahrungen sind eher mau, nach Diskussionen in der Arbeit, wie gut alkoholfreie Weine schmecken, habe ich mir mal wieder welche gekauft, Leitz Eins-Zwei-Zero war eine Enttäuschung (Säure: ja, Süße: sicher nicht trocken, aber weder frisch noch duftig noch relevante Ähnlichkeit zu einem Rheingau-Riesling - der größere Teil der Flasche landete im Ausguss). Michel Schneider Cabernet Sauvignon hatte wenigstens einen Hauch Ähnlichkeit mit Wein, aber wiederum kaum Duft, extrem neutral, vergleichbar mit einem Billigwein im Restaurant ("Hauptsache rot"), aber immerhin trinkbar und einem Wein ähnlicher als Apfelsaft (früher fand ich immer, das die alkoholfreien Weine wie Apfelsaft schmecken).
Eine Frage an die Experten: Geht bei der Entfernung des Alkohols auch ein großer Teil der Aromastoffe verloren, oder liegt es an der schlechten Qualität der Ausgangsweine? Wäre es vielleicht besser, völlig von der Natur wegzugehen und die alkoholfreien Weine entsprechend der Zusammensetzung guter Weine in der Retorte zusammenzumischen?

VIele Grüße
Franz
jxs
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Re: auch Hilfe! alkoholfreier Wein

Beitrag von jxs »

Bei Leitz habe ich mich schon durchs Probepaket probiert. Diverse andere Winzer hier und da auch schon. Nachkaufreflex hat bislang nichts ausgelöst. Zumal die meisten Produkte mit Saccharose, Fructose oder RTK aufgezuckert sind. Besser gefallen mir derzeit „Alternativgetränke“, die nicht oder nur teilweise auf entalk. Wein basieren. Jörg Geigers Produkte, die zu 2/3 bis 3/4 aus entalk. Wein bestehen gefallen mir besser. Liegt wohl an den zugesetzen Gewürzen, Kräutern und Säften. Vom Mundgefeühl und als Essensbgeleiter gefiel mir Feral bislang am besten. Die Basis ist fermentierter Rübensaft. Außerdem sind auch 4g/100ml Zucker drin. Tendenziell sind sie allerdings etwas zu scharf aromatisiert. Bei Sparkling Tea gibt‘s mindestens eine zuckerarme Variante. War allerdings auch nicht mein Fall.

Bei Leitz waren m.W. zwei Weine dabei, die 0,5% anstatt 0,0% hatten, die fand ich etwas besser. Vielleicht könnte man ja 2-3% stehen lassen. Ist dann zwar nicht mehr alk.frei, würde mich aber mal interessieren.
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EThC
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Re: auch Hilfe! alkoholfreier Wein

Beitrag von EThC »

Dochgleich hat geschrieben: So 3. Aug 2025, 19:11 Eine Frage an die Experten: Geht bei der Entfernung des Alkohols auch ein großer Teil der Aromastoffe verloren, oder liegt es an der schlechten Qualität der Ausgangsweine?
...ich würde mich diesbezüglich jetzt nicht als Experten einstufen wollen, aber ein mehr oder minder großer Teil der Aromen geht wohl schon verloren. Entweder gehen sie z.B. beim Alkoholentzug mit ins Nirwana (u.a. Vakuumdestillation) oder sie sind nicht mehr wirksam, weil viele Aromastoffe in Wasser nicht löslich sind und nur mit Alk zeigen was sie können. Aber vielleicht sagt der ein oder andere wirkliche Experte ja noch was dazu...
Viele Grüße
Erich

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Stephane Franc
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Re: auch Hilfe! alkoholfreier Wein

Beitrag von Stephane Franc »

Hallo Zusammen.

Habe die letzten Seiten verfolgt. Vor 2 Monaten hatte ich einen Versuch gewagt mit einem alkoholfreien Bordeaux in einem Restaurant: furchtbar, Name nicht mehr erinnerlich, dann lieber Wasser. Zum Hochzeitstag vor 2 Wochen einen alkoholfreien Sekt mit Restsüße als Aperitiv sehr genossen und zweckbezogen sehr lecker, aber nichts für mehr als 0,2l.

Ich bin passionierter Weintrinker und ich liebe Wein extrem. Als alkoholfreie Alternative habe ich zusammen mit 2 besten Freunden in den letzten Monaten einige sehr leckere alkoholfreie Biere entdeckt, welche nicht nur an heißen Tagen für uns den optimalen Genußwert darstellen, wenn es alkoholfrei sein soll.

Grüße, Stephane
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Gerald
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Re: auch Hilfe! alkoholfreier Wein

Beitrag von Gerald »

Hallo
Geht bei der Entfernung des Alkohols auch ein großer Teil der Aromastoffe verloren, oder liegt es an der schlechten Qualität der Ausgangsweine?
ich bin ja auch kein Experte, aber meines Wissens funktioniert die fraktionierte Vakuumdestillation schon ziemlich effizient (ist natürlich auch eine Kostenfrage, denn das Endprodukt soll ja dann auch nicht 100 Euro oder so die Flasche kosten). Die Komponenten werden selektiv nach dem Siedepunkt getrennt und die in gewissem Umfang in der Alkoholfraktion noch mitverschleppten Aromen noch einmal abgetrennt und dem Wein zurückgeführt.

Wie jeder Separationsprozess wird das nicht zu 100% funktionieren, aber doch insgesamt recht gut. Die meisten von mir probierten alkoholfreien Weine haben jedenfalls kein Aromadefizit gehabt - natürlich aber kenne ich das jeweilige Ausgangsprodukt nicht. Oft sogar aromatischer als "richtige" Weine, wo manchmal der nicht so gut integrierte Alkohol die Aromen ja durchaus überdecken kann.

An der Löslichkeit der Aromastoffe in Wasser oder Alkohol wird es meiner Ansicht nach auch nicht liegen, denn diese sind ja nur in geringer Konzentration vorhanden und werden bestimmt problemlos auch in Wasser löslich sein, zumal die meisten der typischen Aromakomponenten ja polare Strukturen haben. Bei (Kräuter-) Hydrolaten funktioniert das ja auch problemlos.

Tipps von meiner Seite: der schon erwähnte Riesling vom Mayer/Pfarrplatz in Wien (wobei ich nicht weiß, wie gut der in DE erhältlich ist), der für mich einen besseren Eindruck gemacht hat als viele "richtige" restsüße Rieslinge in der Preisklasse. Aber auch die - wirklich überall zu bekommenden - "Natureo" von Torres, hier gefallen mir der weiße und der Rosé sehr gut (der rote weniger). Sind nur eben sehr deutlich restsüß.

Vielleicht ist auch die Bezeichnung "Wein" ein gewisses Problem, da man automatisch erwartet, dass das Produkt wie "richtiger" Wein schmecken wird, so wie man es - natürlich in Grenzen - bei alkoholfreiem Bier oder entkoffeiniertem Kaffee ja kennt. Aus meiner Sicht ist alkoholfreier/dealkoholisierter Wein aber ein völlig anderes Getränk. Man würde ja auch nicht erwarten, dass ein Calvados wie ein Cidre oder dieser wie ein Apfelsaft schmeckt.

Grüße
Gerald
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EThC
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Re: auch Hilfe! alkoholfreier Wein

Beitrag von EThC »

...ich kann mir zumindest vorstellen, daß die Aromastruktur in stofflicher Hinsicht schon ein sehr fragiles Gebilde ist, zumal's da massemmäßig eh um "fast nix" geht, weit weniger als der Alk-Gehalt. Und wenn man weiter bedenkt, daß hinsichtlich der Anzahl der verschiedenen Aromastoffe im Wein ja gerne auch dreistellige Zahlen genannt werden und dann hinterher wieder das ein oder andere dazugefügt wird, wundert mich nicht, wenn da was Unbalanciertes rauskommt.
Vielleicht muß man da auch erst noch ein paar Jahrzehnte Erfahrungen sammeln, bis da mal was (für mich) Ansprechendes rauskommt (war / ist beim Bier ja auch nicht anders, mittlerweile häufig immerhin gut trinkbar, ein "Boah"-Bier ohne Alk ist mir aber immer noch nicht untergekommen).
Dazu kommt noch, daß im aktuellen Stadium wohl auch niemand versucht, was "Großes" ohne Alk zu produzieren, meiner Wahrnehmung sind das alles eher Produkte für den "Easy Going"-Markt, also nicht so meine Nerd-Baustelle.
Ich werde mir dann heute Mittag mal wieder einen schönen Quittensaft vom Gutshof Kraatz aufmachen...

Übriges: auch beim Cidre / Cider gibt's leider Produkte, die nicht viel anders schmecken als Konzentratapfelsaft aus dem Discounter...
Viele Grüße
Erich

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Re: auch Hilfe! alkoholfreier Wein

Beitrag von Gerald »

EThC hat geschrieben: Mo 4. Aug 2025, 07:58 ...ich kann mir zumindest vorstellen, daß die Aromastruktur in stofflicher Hinsicht schon ein sehr fragiles Gebilde ist, zumal's da massemmäßig eh um "fast nix" geht, weit weniger als der Alk-Gehalt. Und wenn man weiter bedenkt, daß hinsichtlich der Anzahl der verschiedenen Aromastoffe im Wein ja gerne auch dreistellige Zahlen genannt werden und dann hinterher wieder das ein oder andere dazugefügt wird, wundert mich nicht, wenn da was Unbalanciertes rauskommt.
Na ja, vom Trennprinzip ist es eigentlich ja egal, ob die Komponenten in hoher oder niedriger Konzentration vorkommen und ob es jetzt wenige oder viele Komponenten sind (nur wenn sich aufgrund der Nicht-Mischbarkeit mehrere Phasen bilden - Stichwort Wasserdampfdestillation - dann läuft das natürlich etwas anders ab, das ist hier aber bestimmt kein Thema).
Dazu kommt noch, daß im aktuellen Stadium wohl auch niemand versucht, was "Großes" ohne Alk zu produzieren
Da gibt es z.B. den "In signo Leonis" vom Wg. Bayer/Neckenmarkt in einem schon recht gehobenen Preisbereich (OK, der Grundwein war auch nie "meine Baustelle", da zu international)

https://www.weinfreund.at/weine/zeronimo-leonis-blend/

Vielleicht probiere ich es einmal mit der Halbflasche, da habe ich bei "echten" Weinen schon mehr Geld für Flaschen ausgegeben, die dann letztendlich keine Offenbarung waren ...

Grüße
Gerald
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Re: auch Hilfe! alkoholfreier Wein

Beitrag von Gerald »

Vor kurzem der schon erwähnte "Levin Pinot noir alkoholfrei" von Villa Noria im Languedoc. Zur Erinnerung: dieser wird nicht durch Abtrennung des Alkohols eines "ganz normalen" Weins gewonnen, sondern durch Vergärung von Traubenmost mit speziellen Mikroorganismen (insb. Milchsäurebakterien), die keinen oder nur minimale Mengen Alkohol produzieren. Also im Prinzip ein sehr interessantes Verfahren.

Nun, das Produkt schmeckt gar nicht so übel, aber hat nun wirklich überhaupt nichts mehr mit Wein gemeinsam.

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Grüße
Gerald
jxs
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Re: auch Hilfe! alkoholfreier Wein

Beitrag von jxs »

38g/l RZ, oder? Für gewöhnlich beziehen sich die Nährwertangaben auf 100 ml.
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Gerald
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Re: auch Hilfe! alkoholfreier Wein

Beitrag von Gerald »

Ja, stimmt natürlich, danke für den Hinweis - wird gleich korrigiert. :oops:

Grüße
Gerald
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