schneesurfer hat geschrieben:also bei LB scheiden sich ja bekanntlich die Geister.
Möglicherweise auch deshalb, weil er preislich noch für die meisten erschwinglich geblieben ist.
Das bedeutet dann, dass doch nicht wenige, welche überwiegend kleinere Weine zu trinken pflegen, sich igendwann einmal einen Leo an Land ziehen. Für diese ist es dann DAS Erlebnis, mit entsprechend hoher Bewertung inklusiver einiger "Psycho-Punkte.
Für diejenigen unter uns, welche hin und wieder auch mal einen PGC oder Supersecond trinken, tun sich mit einer im Verhältnis überschwenglichen Bewertung schwerer.
Distinktionstrinker, was?
Vor Psycho-Punkten ist wohl niemand gefeit. Warum auch? Bob Parker wurde in einer Fernseh-Reportage gefragt, warum er dem Wein xy 100 Punkte gab. Antwort: er habe ihn an seine Mutter erinnert. Funktioniert ja auch in umgekehrte Richtung. Da hat jemand den für ihn perfekten Wein im Glas, lässt sich aber nach oben noch etwas offen, es könnte ja irgendwann noch etwas Besseres kommen.
Aber zurück zu
Leoville Barton 2003, den ich gestern im Glas hatte. Entweder lässt mich meine Erinnerung im Stich, oder der Wein ist momentan in einem weniger ansprechenden Stadium. Die Nase ist immer noch sehr ansprechend, dichte reife süße Frucht, Würze und etwas an Teer erinnernde Strenge. Voller Körper, gut strukturiert, zum Auftakt saftig, dann aber den Gaumen austrocknend und hart im fruchtarmen Abgang. Hatte nicht den Hauch einer Chance gegen den
Ducru-Beaucaillou aus gleichem Jahrgang. Der war für mich nahe an der Perfektion. Unglaublich tiefe feine Nase nach dunklen Früchten, Gewürzen und etwas Bleistift duftend. Das alles noch ziemlich jugendlich kompakt. Am Gaumen süß dicht und konzentriert aber ohne Übertreibung. Dabei sehr fein und sehr komplex. Man kann es kaum in Worte fassen, was sich alles abspielt. Im langen Abgang zeigt er nochmals alle aromatischen Facetten. Ganz großes Kino. Jetzt noch die Reife wie der gestern ebenfalls getrunkenen 96er D-B, dann überflügelt der den locker. Der 86er hatte leider Kork.
Aber das ist ja der 03 Thread. Aus diesem Jahr gabs noch
Prieure Lichine 2003
Mittleres Karminrot mit leichten Alterungstönen. Weit offene duftige, leicht aufgesetzte Margaux-Nase. Sehr feine Würze und warme süße Frucht. Wirkt nicht nur in der Nase rund, sondern auch am Gaumen. Vollmundig saftig, weich und geschliffen. Mittlerer fruchtiger und würziger Abgang. Ein Wein aus einem Guss. Der scheint jetzt genau auf dem Punkt zu sein. Unkomplizierter subtiler Genuss für Harmonietrinker.
D'Issan
Etwas dunker als der PL, Nase ebenfalls sehr süß aber auch leicht animalisch streng, Deutlich strukturierter und mit kräftigerem Tannin gesegnet. Etwas kantig am Gaumen und im Abgang. Kann noch liegen.
Grüße
Martin