Bordeaux 2015

Medoc und seine Appellationen, Bourg und Umgebung, Fronsac, Pomerol, Saint Emilion und Umgebung, Entre Deux Mers, Graves und Pessac-Leognan, Sauternes und Co.
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octopussy
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Re: Bordeaux 2015

Beitrag von octopussy »

innauen hat geschrieben:Mein Uropa hat in im frühen 20. Jahrhundert einen kleinen Wald angepflanzt. Immer wenn es Geldnot gab, gingen seine Kinder hin, fällten ein paar Bäume und waren wieder flüssig. Was tun die Chateau hier anderes?
Dein Beispiel ist m.E. ein geringfügig anderes. Das Äquivalent zum Wald, in dem - wenn auch mit langem Vorlauf (außer bei Eukalyptus) - Bäume laufend nachwachsen, ist der Weinberg, der jedes Jahr neue Trauben hervorbringt. Insofern wäre das Äquivalent zu deinem Beispiel, dass die Châteaux ihren Weinberg aus optischen Gründen haben und immer dann ein paar Trauben einbringen, wenn sie mal Geld brauchen.

M.E. spielen hier viele Aspekte mit rein, von denen Jane Anson eigentlich alle nennt:

- die Bordelaiser gehen mehr raus als früher - Vertikale hier, Vertikale da, Pre-Auction-Tastings, usw. Die brauchen heute mehr Flaschen für Marketing als früher (das ist vielleicht der flaschenmäßig unrelevanteste Aspekt)
- es ist eine Wette darauf, dass in 10, 15 oder 20 Jahren die Weine mindestens zum heutigen En Primeur Preis verkauft werden können, möglichst aber zu einem höheren Preis
- die Verknappung en primeur. Verknappung ist immer ein guter Kaufanreiz
- Kapitalkosten sind quasi null, die Inflation auch, es kostet heute weniger als früher, Vorräte zurückzubehalten.
Beste Grüße, Stephan
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UlliB
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Re: Bordeaux 2015

Beitrag von UlliB »

octopussy hat geschrieben:Hier Jane Anson mit einem gut recherchierten und geschriebenen Artikel über die Frage, wer wie viel Menge nicht über en primeur verkauft und warum: http://www.decanter.com/wine-news/anson ... r-20160616
Nun, "gut recherchiert"... was die Chateaux nun tatsächlich zurückhalten und was nicht, weiß außer einigen dort Beschäftigten niemand, und so wird hier ganz munter spekuliert (was die Autorin allerdings auch zugibt). Und dass man einen gewissen Anteil en primeur anbietet, heißt ja noch lange nicht, dass man diesen Anteil auch tatsächlich verkauft. Ich vermute, dass die Preisstrategie einiger Erzeuger, die in den letzten Tagen herausgekommen sind, dazu führern wird, dass dort Lagerbestände aus eigentlich für die Subs "freigegebenen" Beständen aufgebaut werden. Ob nun freiwillig oder unfreiwillig, ist eigentlich egal.


Gruß
Ulli
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harti
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Re: Bordeaux 2015

Beitrag von harti »

Hallo Ulli,

gleichwohl, Deine These, dass die Top-Chateaus das Primeur-Geschäft nur als Werbeveranstaltung nutzen, lässt sich so nicht mehr halten.

Grüße

Hartmut
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UlliB
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Re: Bordeaux 2015

Beitrag von UlliB »

harti hat geschrieben: gleichwohl, Deine These, dass die Top-Chateaus das Primeur-Geschäft nur als Werbeveranstaltung nutzen, lässt sich so nicht mehr halten.
Sofern denn die Zahlen stimmen und die Behauptungen der Mitarbeiter / Besitzer der Chateaux der Wahrheit entsprechen. Bei der im Bordelais üblichen Transparenz bezweifele ich beides ;)

Gruß
Ulli
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UlliB
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Re: Bordeaux 2015

Beitrag von UlliB »

Trinkfreude hat geschrieben:VCC ist da, mit ca 200€ EVP
150 € ex nego, also normalerweise ein wenig über 200 € EVP. Erste Angebote liegen bei 210 €. Angesichts der hier wirklich mörderisch hohen Bewertungen fast aller Verkoster wird der wohl bald unter dem Ladentisch verschwinden.

Gruß
Ulli
Trinkfreude
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Re: Bordeaux 2015

Beitrag von Trinkfreude »

UlliB hat geschrieben:die Behauptungen der Mitarbeiter / Besitzer der Chateaux der Wahrheit entsprechen
Soweit ich das sehe, stimmen die im Artikel zitierten Aussagen schon im Großen und Ganzen. Allerdings ist es vielleicht nicht (immer) die ganze Geschichte. Wenn zum Beispiel Stephanie de Bouard davon spricht, dass sie die Möglichkeit schaffen will, "to pour old vintages in decent quantities", dann geht es dabei mit Sicherheit weniger um den Umtrunk im trauten Kreis der Enkel, sondern die alten Jahrgänge werden z. B. in PR-wirksamen Verkostungen mit viel Fachpresse oder im Rahmen von bezahlten Kundenevents ausgeschenkt. Für die Klientel, die es sich leisten kann, sind natürlich einerseits Angebote wie Vertikalverkostungen direkt im Chateau eine tolle Sache. Andererseits bietet es dem Chateau die Möglichkeit, aus den gehorteten Beständen noch einen höheren Wert als den reinen Marktwert der Weine zu kreieren. Da wird dann nicht mehr die Flasche Wein verkauft, sondern das exklusive Erlebnis, und das ist aller Wahrscheinlichkeit nach noch erheblich lukrativer. Daher ist es für die Chateaux auch nicht zwingend ein Problem, wenn es mal schwierig sein sollte, den Wein später teurer als en primeur anzubieten.
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UlliB
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Re: Bordeaux 2015

Beitrag von UlliB »

Eglise Clinet @ 180 € ex nego, ca. 250 € EVP. Der war schon immer teuer. Petit Eglise habe ich noch nicht gesehen.

Gruß
Ulli
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octopussy
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Re: Bordeaux 2015

Beitrag von octopussy »

UlliB hat geschrieben:Eglise Clinet @ 180 € ex nego, ca. 250 € EVP. Der war schon immer teuer. Petit Eglise habe ich noch nicht gesehen.
Bei Farr Vintners ist La Petite Eglise gelistet zu in etwa dem Preis der Zweitweine von Montrose und Pichon Lalande. Der müsste also im Zweifel bei 36 oder 37 Euro EVP liegen. Das ist gar nicht mal übel preislich und eine Überlegung wert.
Beste Grüße, Stephan
Ollie
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Re: Bordeaux 2015

Beitrag von Ollie »

Die 2012er Petite Eglise kostet im Laden etwa genausoviel - und ist (deutlich) besser bewertet. :? Hmmmmm...

Cheers,
Ollie
Yeah, well, you know, that’s just like, uh, your opinion, man.

Parfois, quand c'est trop minéral, on s'emmerde.

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innauen
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Re: Bordeaux 2015

Beitrag von innauen »

Ollie hat geschrieben:Die 2012er Petite Eglise kostet im Laden etwa genausoviel - und ist (deutlich) besser bewertet. :? Hmmmmm...

Cheers,
Ollie
Den 2012er Petit Eglise habe ich letzte Woche noch in der Magnum nachgekauft. 46 Euro. Hüstel. :? Aber hier geht es um 2015. Bei Zweitweinen folge ich ja meist der Linie: Eher in schwachen Jahren kaufen. Da sind mehr Trauben aus dem Erstwein drin. Doch für Petit Eglise habe ich heute zwei Ausnahmen gemacht. ;) Der Wein ist in guten Jahren immer sehr teuer. 2010 hat in der Subskription auch schon 37 Euro gekostet. Später wird er dann noch teurer :o

Grüße,

Wolf

P.S. Neil Martin gibt 90-92 Punkte. Pomerol ist ja die bevorzugte Region des Briten. Da vertraue ich ihm mal.
„Es war viel mehr.“

Johnny Depp dementiert, 30.000 Dollar im Monat für Alkohol ausgegeben zu haben. (Quelle: „B.Z.“)
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