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Re: Bordeaux 2009
Verfasst: Mo 26. Aug 2013, 16:25
von Kle
gestern herrschte Bedarf an einem leicht zu mögenden Bordeaux mit Stil. Chateau Larose Trintaudon entsprach dem Wunsch hervorragend. Die dunkelrötliche Farbe etwas durchscheinend, ist der Wein sehr gut zugänglich. Hübsch schmelzige Konsistenz. Gerne gefallend-charmant: ob gut gemacht oder einfach gut, war egal, da alles in sich stimmig wirkte. Nach softem Einstieg überrascht der Wein mit markanten Noten. Feinbeerig mit ganz leichtem, angenehmem Bitterton, anregende Säure. Darüber hinaus, "nach hinten", eine einnehmende Cassis-Blaubeer-Note. Sie gibt dem Wein eine dunkle Solidität. Da fließt nichts einfach hinunter, flutscht nichts weg.
Gruß, Kle
Re: Bordeaux 2009
Verfasst: Di 10. Sep 2013, 20:31
von Kle
Nahezu perfekten Weingenuss bot:
Nectar des Bertrands 2009, Blaye Cotes de Bordeaux, ein Geschenk von Michael Quentel.
Sehr jung, aber Geschenke soll man irgendwann auspacken.
Dunkelkirschrote Farbe (mächtig dunkel).
Allein die Nase haut buchstäblich vom Pferd. Kräftige beerige, krautätherische Noten, etwas Klebstoff dazu. Sehr ausgeprägt, fast lehrbuchhaft deutlich, der Geruch nach nassem Sattelleder.
Im Mund dann sofort voll präsent, aber nach dem imponierenden Einstieg angenehm zimmerlaut. Nichts kreischt – es gibt, auch am zweiten Tag, einen angenehm dämpfenden Filter, bzw. etwas, was die Aromen anschleift.
Es dominieren rote Waldbeeren, Veilchen und – im Rachen – prickelnde Säure. Zudem gibt es etwas Dunkles im Wein – Tannineindrücke vermischen sich mit pelzigen Waldpilzeindrücken.
Immer wieder bietet der Nectar Anlass, neugierig in ihn hereinzuschmecken. Dabei enttäuscht er eigentlich nie – eine Eigenschaft, die ihn letztlich auch limitiert, da der Mut zum Risiko, der Sprung auf unsichere Bahnen fehlt. Hier geht man durch eine schöne und auch bizarre Landschaft und stört sich nicht, dass die Wanderung vom Guide exakt vorbereitet und angeführt wird.
Mitprobierer loben die Tiefe. Ja, hat er. Nahezu perfekt bedeutet nach meiner Lesart jedoch nicht transzendiert oder genialisch. Er besitzt nicht die Finesse, die den Atem anhalten und an ein Kunstwerk denken lässt, aber bietet anspruchsvollen, überzeugenden Genuss.
Re: Bordeaux 2009
Verfasst: Mi 11. Sep 2013, 14:52
von schneesurfer
Kle hat geschrieben:Nahezu perfekten Weingenuss bot:
Nectar des Bertrands 2009, Blaye Cotes de Bordeaux
Hat er sich im laufe der Zeit etwas zurückgezogen?
Muss man mit einer Verschlussphase rechnen?
Re: Bordeaux 2009
Verfasst: Mi 11. Sep 2013, 19:03
von Kle
Hallo Frank,
wenn "mein" 2009er eine defensive Spielart war, möchte ich die offensive kennen… Ich schätze aber, der Wein befindet sich zurzeit in fruchtiger Pracht. Mehre weitere Reifejahre würden mich sehr interessieren – inwiefern die Aromen sublimer werden. Als die Flasche am zweiten Tag zur Neige ging, entwickelte sich der Wein in eine etwas rustikalere Richtung.
Gruß, Kle
Re: Bordeaux 2009
Verfasst: Mi 30. Okt 2013, 21:36
von Frankie Wilberforce
Letzte Woche einige kleine Weine aus dem Haut-Medoc und Medoc von 2009 verkostet.
Alle noch offen, nix von Verschlußphase.
Chateau Haut Madrac, 2009, CB, Ht.-Medoc
In der Nase tolle explosive Fruchtaromen nach rote und schwarze Beeren, Kaffee, Lakritz aber auch sehr alkoholisch.
Ein tiefdunkles, in der Mitte fast scharzes Rot.
Am Gaumen satter mittlerer Körper, griffige, fette Tannine, sehr alkohlisch, Kaffearomen, Edelholz, Vanille und dominante Fruchtaromen, mit einer sehr guten ausgeprägten Säure als Contrapunkt zum Alkohol und zum expressiven Fruchtspiel.
Langer Abgang wieder tolle Frucht, Gute Säure und auch der hohe Alkoholgehalt.
Fazit: Momentan überwiegt der alkoholische Eindruck noch ein wenig mehr als die tollen Fruchtaromen. Es fehlt derzeit die Balance und die Eleganz. Der Wein ist mit Ecken und Kanten gemacht, aber man spürt sehr deutlich die Größe des Jahrgangs. 87+ FW Punkt
Re: Bordeaux 2009
Verfasst: Di 5. Nov 2013, 13:34
von schneesurfer
Frankie Wilberforce hat geschrieben:Letzte Woche einige kleine Weine aus dem Haut-Medoc und Medoc von 2009 verkostet.
Alle noch offen, nix von Verschlußphase.
Chateau Haut Madrac, 2009, CB, Ht.-Medoc
In der Nase tolle explosive Fruchtaromen nach rote und schwarze Beeren, Kaffee, Lakritz aber auch sehr alkoholisch.
Ein tiefdunkles, in der Mitte fast scharzes Rot.
Am Gaumen satter mittlerer Körper, griffige, fette Tannine, sehr alkohlisch, Kaffearomen, Edelholz, Vanille und dominante Fruchtaromen, mit einer sehr guten ausgeprägten Säure als Contrapunkt zum Alkohol und zum expressiven Fruchtspiel.
Langer Abgang wieder tolle Frucht, Gute Säure und auch der hohe Alkoholgehalt.
Fazit: Momentan überwiegt der alkoholische Eindruck noch ein wenig mehr als die tollen Fruchtaromen. Es fehlt derzeit die Balance und die Eleganz. Der Wein ist mit Ecken und Kanten gemacht, aber man spürt sehr deutlich die Größe des Jahrgangs. 87+ FW Punkt
Ob der Haut Madrac je in eine Verschlußphase abtaucht wage ich zu bezweifeln. Von diesem Wein kenne ich 01,02,04, 05 und auch 09, keiner hatte diese jemals.
Das was mich an diesem Wein in den vergangenen Jahren so fasziniert hat (auch die vermeintlich schwächeren Jahrgänge) - fehlt beim '09: die fast burgundische Eleganz

. Ein "Leichtgewicht im Gleichgewicht" war er immer. Nun, der 2009er hat deutlich mehr Power, ohne dass die anderen Komponenten da mithalten können (z.B. Säure). Das lässt ihn leider etwas eindimensional erscheinen.
Ich werde ihn erst wieder in 5 Jahren verkosten - dann hoffentlich mit einer etwas reduzierten Frucht. Den Alkohol fand ich hingegen nicht störend, wurde von der Frucht ausreichend gezügelt.
Nun ja, in der absoluten Bewertung liegen wir ähnlich, bei mir waren's eher 86+
Re: Bordeaux 2009
Verfasst: Mi 11. Dez 2013, 17:57
von m_arcon
Hatte vor ein paar Tagen einen dieser 100 Parker Punkte Weinen aus 2009 im Glas. Toller Wein aber niemals 100 Punkte für mich wert.
Im Glas habe ich ein für Saint-Emilion typisch merlotlastiges (88%) Cuvee, dazu kommen 8% Cabernet-Sauvignon und 4% Cabernet-Franc. Die Weintrauben wurden zwischen dem 28. September und 13. Oktober gelesen und für 18 Monate in 80% neuem Holz ausgebaut. Sehr intensive, jugendliche Farbe mit einem dunklen, violetten Kern, der in ein granatrot an den Rändern übergeht.
Die Nase ist zunächst stark von der Frucht geprägt. Ein Mix von Brombeere, Himbeere, schwarze Kirsche und etwas Zwetschgen-Marmelade, alles unterlegt mit einer gewissen leichten Süße, die mir beim ersten Betätigen des Riechkolbens auffällt. Die Süße verzieht sich fast so schnell, wie sie gekommen ist. Dann etwas Minze, Mon Cheri, viel Lakritz und Espresso. Hinten raus etwas Leder und Schale von Walnüssen. Das Holz kommt nur sehr dezent zum Vorschein. Eine faszinierende, ständig wechselnde Nase. Das gefällt.
Am Gaumen ein geschliffener, sehr konzentrierter Wein, der aber nicht fett, sondern eher elegant und fein daher kommt. Aromatisch gesehen: Dunkle Frucht, wieder Lakritze und grüne Paprika, alles ordentlich gewürzt mit einer saftigen Prise Pfeffer. Das Holz zeigt sich im langen Finale nochmals mit einer wunderbar dezenten Note. Allerdings schlägt ganz am Ende auch eine fiese, bittere Note zu, die ich der Jugend, den Gerbstoffen etc. zuordne.
Der Wein profitiert ungemein von dem Kontakt mit Luft. Wer ihn jetzt schon trinken will, dem empfehle ich die Flasche zu dekantieren und einige Stunden in der Karaffe zu lassen. Noch besser, erst am nächsten Tag trinken.
Ein Fazit zu ziehen fällt etwas schwer. Der Wein ist sicherlich noch nicht da, wo er mal sein wird.. Dennoch heißt es ja immer: „Ein großer Wein ist immer groß, egal wann man ihn trinkt“.
http://lagazzettadelvino.blogspot.de/20 ... er-la.html
Cheers
Marc
Re: Bordeaux 2009
Verfasst: Mi 11. Dez 2013, 18:08
von bordeauxschwalbe
müssen wir jetzt raten was für ein wein das war oder versuchen sie nur traffic zu generieren?
Re: Bordeaux 2009
Verfasst: Mi 11. Dez 2013, 19:03
von bordeauxlover
Das hat ein bißchen meinen Spürsinn aktiviert.

Müsste Clos Fourtet sein, oder?
Schöne Grüße
Re: Bordeaux 2009
Verfasst: Mi 11. Dez 2013, 19:41
von Oberpfälzer
m_arcon hat geschrieben:
Der Wein ist sicherlich noch nicht da, wo er mal sein wird.. Dennoch heißt es ja immer: „Ein großer Wein ist immer groß, egal wann man ihn trinkt“. [/i]
Marc
Hallo Marc,
und ist er nicht gross - wie kann ich dies verstehen? Deiner Beschreibung nach ist es ein ganz toller Wein. Ich kann mir so was (leider) nicht leisten und wenn, dann würde ich ihn noch eine ganz schöne Weile im Keller liegen lassen. Das klingt noch grossem Zukunfts-Kino.