Guter Artikel! Vielen Dank für den Link.
Die Reife ist tricky.
Es ist auch wie eine Checkliste.
- Beeren mit einem Alkoholpotential vom mehr als 12,5 %. Das ist wichtig für einen stabilen Barrique-Ausbau – das ist dieses Jahr längst gegeben (bestimmt schon seit August…).
- pH – Werte von über 3,8 sind gefährlich wegen Brettanomyces – das wird 2022 bestimmt ein Thema werden, also aufpassen.
- Die Traubenhaut sollte fein sein (nicht fest/ledrig) – aktuell immer noch heterogen, auch auf dem gleichen Rebstock. Das hat sich seit den kühlen Nächten sehr gebessert.
- Die Aromenvielfalt Richtung Brombeere/Cassis – das kommt nun auf den verbliebenen Lagen – endlich.
Jetzt die optimale Reife abzuwarten verlangt Nerven. Bisher war es auch so, dass mit jedem Tag Trockenheit Mengen zurück gehen. Das in einer Situation, wo die Erntemenge sowieso sehr klein ist tut richtig weh. Das hat sich nun durch den Regen geändert. Uns konnte nichts Besseres passieren. Dazu ist es kühl und die Trauben mit so hohem Zuckergehalt sind nicht so anfällig für Botrytis.
Etwa ein Drittel haben wir schon gelesen. Mit den Cabernets geht es dann Mitte der nächsten Woche weiter – wenn die dann soweit sind.
Beste Grüße aus Médoc
Stefan
Médoc 2022
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Re: Médoc 2022
Die Wahrheit liebt es, sich zu verstecken. (Heraklit - Interpretation)
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Re: Médoc 2022
Am 07. Oktober wurden wir mit der Lese fertig. Tatsächlich ergab sich mit dem Vollmond am 10. Oktober ein Wetterwechsel, insofern hat zeitlich alles gepasst. Die Zuckergehalte sind tendenziell hoch, das war auch nicht anders zu erwarten. Drei Regentage während der Lese brachten keine wirkliche Entspannung bezüglich der Trockenheit. Botrytis gab es nur punktuell und war absolut kein Problem. 2022 ist eine sehr kleine Ernte!
Die Beeren der Cabernet Sauvignon waren besonders klein. Entsprechend sind die Extraktgehalte bereits jetzt in der frühen Extraktionsphase sehr hoch. Es hat sich ausgezahlt den Lesezeitpunkt an der Traubenhautreife auszurichten. Die Tannine zeigen sich durchweg sehr angenehm. Trotz niedriger Säuregehalte kommt auch die malo-laktische Fermentation sehr früh – noch bevor der Zucker komplett umgesetzt ist. Bei einigen Lagen zeichnet sich eine sehr lange Extraktion ab.
Beste Grüße aus Médoc
Stefan
Die Beeren der Cabernet Sauvignon waren besonders klein. Entsprechend sind die Extraktgehalte bereits jetzt in der frühen Extraktionsphase sehr hoch. Es hat sich ausgezahlt den Lesezeitpunkt an der Traubenhautreife auszurichten. Die Tannine zeigen sich durchweg sehr angenehm. Trotz niedriger Säuregehalte kommt auch die malo-laktische Fermentation sehr früh – noch bevor der Zucker komplett umgesetzt ist. Bei einigen Lagen zeichnet sich eine sehr lange Extraktion ab.
Beste Grüße aus Médoc
Stefan
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Re: Médoc 2022
Hoffentlich so klasse wie der 16er den ich unlängst im Glas haben durfte.
Vielen Dank dafür. Weiter so.
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Re: Médoc 2022
Die Vinifikation des 2022er ist Herausforderung pur. Extrem hohe Alkohol- und Extrakt-Gehalte haben es den Hefen nicht einfach gemacht. Klar ich wollte auch ein Maximum raus holen… Ein Cuve ist immer noch nicht fertig mit der alkoholischen Fermentation, mit etwas Glück schafft er es noch dieses Jahr… Es braucht Zeit. Hingegen war die malo-laktische Fermentation trotz sehr niedriger Gehalte an Apfelsäure überraschend einfach. Die pH-Werte liegen zwischen 3,8 und 4; damit sind sie sehr hoch. Trotzdem zeigt der Wein eine überraschende Frische und ist alles andere als langweilig.
Draußen konnten wir sehr früh mit dem Rebschnitt anfangen. Der Wein hatte sich jedoch nicht wegen Kälte zurückgezogen, sondern wegen Trockenheit. Kaum dass es geregnet hatte, wollten die Jungpflanzen schon wieder loslegen. Das sah dann Anfang Dezember so aus. Das Unkraut hat sich gefreut und bindet reichlich Stickstoff… Für die Bilanz der organischen Substanz ist das sehr gut. Mittlerweile hatten wir einige Nachtfröste und der Spuk ist erst mal vorbei.
Neben den wirtschaftlichen Schwierigkeiten (wegbrechen von Marktsegmenten, Kostenexplosion in der Beschaffung, …) haben wir es nun auch definitiv mit der Klimakrise zu tun. Die Folgen sind heftig und wie sich eine sinnvolle Vorbereitung gestalten lässt bleibt ein Rätsel. Zwar hatten wir Regen und der Oberboden ist feucht. Allerding sind die Gräben und Kanäle leer. Das sollte im Winter anders sein. Wir brauchen mehr Niederschläge.
Am Strand war die Natur heute Abend versöhnlich. Ich wünsche allen ein paar ruhige Tage und beste Grüße aus Médoc
Stefan
Draußen konnten wir sehr früh mit dem Rebschnitt anfangen. Der Wein hatte sich jedoch nicht wegen Kälte zurückgezogen, sondern wegen Trockenheit. Kaum dass es geregnet hatte, wollten die Jungpflanzen schon wieder loslegen. Das sah dann Anfang Dezember so aus. Das Unkraut hat sich gefreut und bindet reichlich Stickstoff… Für die Bilanz der organischen Substanz ist das sehr gut. Mittlerweile hatten wir einige Nachtfröste und der Spuk ist erst mal vorbei.
Neben den wirtschaftlichen Schwierigkeiten (wegbrechen von Marktsegmenten, Kostenexplosion in der Beschaffung, …) haben wir es nun auch definitiv mit der Klimakrise zu tun. Die Folgen sind heftig und wie sich eine sinnvolle Vorbereitung gestalten lässt bleibt ein Rätsel. Zwar hatten wir Regen und der Oberboden ist feucht. Allerding sind die Gräben und Kanäle leer. Das sollte im Winter anders sein. Wir brauchen mehr Niederschläge.
Am Strand war die Natur heute Abend versöhnlich. Ich wünsche allen ein paar ruhige Tage und beste Grüße aus Médoc
Stefan
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Re: Médoc 2022
Hier nun die zusammenfassende Beschreibung des Jahrgangs 2022:
https://www.vignoblespaeffgen.org/ismag ... 202022.pdf
Vielleicht hilft das ja auch für das Verständnis der Weine dieser Region, auch wenn ich mich zu den Vorgängen und Verfahren anderer Châteaux nicht äußern möchte.
Beste Grüße aus Médoc
Stefan
https://www.vignoblespaeffgen.org/ismag ... 202022.pdf
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Stefan
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Re: Médoc 2022
...der Link funzt nicht, hier der richtige: https://www.vignoblespaeffgen.org/Jahrg ... 202022.pdf 

Viele Grüße
Erich
Nicht was lebendig, kraftvoll, sich verkündigt, ist das gefährlich Furchtbare. Das ganz Gemeine ist's
DAS EWIG GESTRIGE
was immer war und immer wiederkehrt und morgen gilt, weil's heute hat gegolten.
https://ec1962.wordpress.com/
Erich
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Re: Médoc 2022
Danke, Stefan, sehr interessant - z.B., welche Aromen Du auf welche Prozesse bzw. Eigenschaften des Traubenmaterials zurückführst.small talk hat geschrieben:Hier nun die zusammenfassende Beschreibung des Jahrgangs 2022:
https://www.vignoblespaeffgen.org/ismag ... 202022.pdf
Vielleicht hilft das ja auch für das Verständnis der Weine dieser Region
Finden sich die 0,70-0,85 g/l Weinsäure komplett in der Flasche wieder, d.h. wird die ganz am Ende zugesetzt? Oder kommt davon weniger an?
Besten Gruß, Karsten
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Re: Médoc 2022
Danke für die Korrektur Erich.
Die Weinsäure wurde im Januar zugesetzt. Das hat die Bildung von Weinstein in den Tanks gefördert. Deshalb gehe ich durchaus davon aus, dass ein erheblicher Teil an Weinsäure auch schon wieder ausgefällt wurde.
Beste Grüße aus Médoc
Stefan
Die Weinsäure wurde im Januar zugesetzt. Das hat die Bildung von Weinstein in den Tanks gefördert. Deshalb gehe ich durchaus davon aus, dass ein erheblicher Teil an Weinsäure auch schon wieder ausgefällt wurde.
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Stefan
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Re: Médoc 2022
Er gibt keine Ruhe…
Beste Grüße aus Médoc
Stefan
Nachgärung im Barrique. Das viel mir schon bei der letzten Ouillage auf. In den neuen Barriques werden durch das Toasting Zuckerstoffe freigesetzt und die werden nun umgesetzt. Danach wird im Wein kaum mehr Sulfit vorhanden sein. Er ist dann nur durch die CO2-Sättigung geschützt – tricky.Beste Grüße aus Médoc
Stefan
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Re: Médoc 2022
Hallo Stefan,
von C&D habe ich gelernt, dass der 2022er Le Reysse erst in 2026 und nicht 2025 ausgeliefert wird.
Das macht mich natürlich neugierig und der Grund würde mich interessieren.
Lagert der 2022er Jahrgang länger in den Barriques? Oder hat das einen logistischen Grund?
Das ist natürlich kein Drängeln. Ich weiß, dass Du mit Sicherheit einen guten Grund dafür hast. Es ist reine Neugierde...
von C&D habe ich gelernt, dass der 2022er Le Reysse erst in 2026 und nicht 2025 ausgeliefert wird.
Das macht mich natürlich neugierig und der Grund würde mich interessieren.
Lagert der 2022er Jahrgang länger in den Barriques? Oder hat das einen logistischen Grund?
Das ist natürlich kein Drängeln. Ich weiß, dass Du mit Sicherheit einen guten Grund dafür hast. Es ist reine Neugierde...
Man muss immer etwas haben, worauf man sich freut. (Eduard Mörike)