Gerhard Aldinger

amateur des vins
Beiträge: 4833
Registriert: Sa 10. Mär 2012, 21:47
Wohnort: Berlin

Re: Gerhard Aldinger

Beitrag von amateur des vins »

UlliB hat geschrieben: So 1. Sep 2024, 10:23 Untertürkheimer Gips Chardonnay 1G 2019 (Aldinger)

PremOx.
Interessant. Wir hatten den kürzlich auch, und fanden den alle eher auf der reduktiven Seite, wenn auch mäßig (v.a. im Vergleich zu Huber). Muß wohl ein Flaschenfehler gewesen sein. Rund um den Korken war alles unauffällig?
Besten Gruß, Karsten
amateur des vins
Beiträge: 4833
Registriert: Sa 10. Mär 2012, 21:47
Wohnort: Berlin

Re: Gerhard Aldinger

Beitrag von amateur des vins »

UlliB hat geschrieben: So 1. Sep 2024, 10:23 Untertürkheimer Gips Chardonnay 1G 2019 (Aldinger)

PremOx.
Interessant. Wir hatten den kürzlich auch, und fanden den alle eher auf der reduktiven Seite, wenn auch mäßig (v.a. im Vergleich zu Huber). Muß wohl ein Flaschenfehler gewesen sein? Rund um den Korken war alles unauffällig?
Besten Gruß, Karsten
Benutzeravatar
UlliB
Beiträge: 4956
Registriert: Mo 6. Dez 2010, 18:27

Re: Gerhard Aldinger

Beitrag von UlliB »

amateur des vins hat geschrieben: So 1. Sep 2024, 11:20
UlliB hat geschrieben: So 1. Sep 2024, 10:23 Untertürkheimer Gips Chardonnay 1G 2019 (Aldinger)

PremOx.
Interessant. Wir hatten den kürzlich auch, und fanden den alle eher auf der reduktiven Seite, wenn auch mäßig (v.a. im Vergleich zu Huber). Muß wohl ein Flaschenfehler gewesen sein? Rund um den Korken war alles unauffällig?
Der Korken war nicht die allerbeste Qualität, aber völlig unauffällig.

Ein (Einzel-)Flaschenfehler lässt sich an Hand einer einzigen Flasche natürlich nie ausschließen ;) Da ich aber umfangreiche und leidvolle Erfahrung mit PremOx bei burgundischen Chardonnays habe (da ist im Laufe der Jahre der Inhalt von dutzenden Flaschen in der Spüle gelandet) und die betroffenen Weine in der Anfangsphase ganz genau den hier gezeigten aromatischen Eindruck hinterlassen haben, halte ich es auch für möglich, dass hier ein generelles Problem vorliegt.

Dass die Ursache von PremOx beim Korken liegt, haben die Produzenten im Burgund auch mal geglaubt, und viele (darunter auch absolute Topbetriebe) sind auf hoch dichtende DIAMs umgestiegen. Gelöst hat das das Problem aber nicht; es gibt inzwischen auch etliche mit DIAM verschlossene Burgunder mit PremOx. Ich habe das Thema seit einigen Jahren nicht weiter verfolgt, da ich mich von Burgund in weiß inzwischen komplett verabschiedet habe. Mein letzter Stand ist, dass die Ursache immer noch nicht identifiziert ist.

Gruß
Ulli
Online
Benutzeravatar
EThC
Beiträge: 9568
Registriert: Fr 27. Feb 2015, 16:17
Wohnort: ...mal hier, mal dort...
Kontaktdaten:

Re: Gerhard Aldinger

Beitrag von EThC »

UlliB hat geschrieben: So 1. Sep 2024, 11:42 Der Korken war nicht die allerbeste Qualität, aber völlig unauffällig.
...wenn's denn doch an erhöhter OTR des einzelnen Korken liegen würde, wäre diese in der Regel nicht visuell wahrnehmbar (es sein denn, das Erscheinungsbild ist wirklich auffällig inhomogen, zerfurcht)...
Viele Grüße
Erich

Nicht was lebendig, kraftvoll, sich verkündigt, ist das gefährlich Furchtbare. Das ganz Gemeine ist's
DAS EWIG GESTRIGE
was immer war und immer wiederkehrt und morgen gilt, weil's heute hat gegolten.

https://ec1962.wordpress.com/
amateur des vins
Beiträge: 4833
Registriert: Sa 10. Mär 2012, 21:47
Wohnort: Berlin

Re: Gerhard Aldinger

Beitrag von amateur des vins »

UlliB hat geschrieben: So 1. Sep 2024, 11:42 Dass die Ursache von PremOx beim Korken liegt, haben die Produzenten im Burgund auch mal geglaubt, und viele (darunter auch absolute Topbetriebe) sind auf hoch dichtende DIAMs umgestiegen. Gelöst hat das das Problem aber nicht; es gibt inzwischen auch etliche mit DIAM verschlossene Burgunder mit PremOx. [...] Mein letzter Stand ist, dass die Ursache immer noch nicht identifiziert ist.
Von PremOx bei DIAM hatte ich bisher noch nicht gehört. Hast Du belastbare Infos dazu?
Jedenfalls würde ich den Korkeinfluß nicht ausschließen; die Streuung innerhalb einer Charge wäre sonst erheblich schwieriger zu erklären. Und Erich hat recht, daß es nicht notwendigerweise visuelle Hinweise auf erhöhte OTR gibt.

Soweit ich weiß, ist die Ursache zwar nicht eindeutig geklärt, aber es gibt starke Indizien, die schlechte Korkqualität und geringe SO₂-Level in Verbindung mit oxidationsanfälligerer Weinbereitung wahrscheinlich machen. Das ganze ist multikausal; von pneumatischen Pressen über Sedimentationsklärung und Abkommen von Bâtonnage bis zu silikonisierten Korken scheint es zahlreiche Faktoren zu geben. Aber das wirst Du vermutlich besser wissen.
Besten Gruß, Karsten
Benutzeravatar
UlliB
Beiträge: 4956
Registriert: Mo 6. Dez 2010, 18:27

Re: Gerhard Aldinger

Beitrag von UlliB »

amateur des vins hat geschrieben: So 1. Sep 2024, 14:08
UlliB hat geschrieben: So 1. Sep 2024, 11:42 Dass die Ursache von PremOx beim Korken liegt, haben die Produzenten im Burgund auch mal geglaubt, und viele (darunter auch absolute Topbetriebe) sind auf hoch dichtende DIAMs umgestiegen. Gelöst hat das das Problem aber nicht; es gibt inzwischen auch etliche mit DIAM verschlossene Burgunder mit PremOx. [...] Mein letzter Stand ist, dass die Ursache immer noch nicht identifiziert ist.
Von PremOx bei DIAM hatte ich bisher noch nicht gehört. Hast Du belastbare Infos dazu?
Kommt darauf an, was für dich "belastbar" bedeutet. Für mich äußerst belastbar sind meine eigenen Erfahrungen mit DIAM-verschlossenen Burgundern, die nach wenigen Jahren komplett durchoxidiert waren (insbesondere welche von Bouchard P&F, die frühzeitig umgestellt hatten).

Darüber hinaus finden sich etliche Hinweise in Notizen auf cellartracker.

Und auch hier im Forum hat ein von mir sehr geschätzter (und leider nur wenig schreibender) User etwas dazu gepostet:
sorgenbrecher hat geschrieben: Mi 30. Aug 2023, 19:51 [...]
Aus meiner Erfahrung ist aber das Premox-Thema damit nicht erledigt, ich hatte bereits einige furchtbar oxidierten Weine aus 2010-2014, die mit DIAM verschlossen waren. Deshalb kaufe ich auch seit Jahren keine weißen Burgunder mehr, einige tausend Euro sind bereits im Ausguss versenkt... :evil:
amateur des vins hat geschrieben:Das ganze ist multikausal
Ganz genau. Und multikausal verursachte Probleme löst man nicht dadurch, dass man an einem einzelnen Einflussfaktor etwas ändert.

Aber wir sind hier völlig OT und sollten den Aldinger-Thread nicht weiter kapern. Mehr als eine mit einer Einzelbeobachtung verbundene Vermutung war das wirklich nicht und sollte nicht in einer längeren Diskussion über PremOx enden.

Gruß
Ulli
Ollie
Beiträge: 2232
Registriert: Mo 6. Jun 2011, 12:54

Re: Gerhard Aldinger

Beitrag von Ollie »

Sorry für das nur noch ganz kurze OT:

1. William Kelley meinte vor einiger Zeit, PremOx sei vollständig durch den langen, sehr sauerstoffdurchlässigen Schwanz der Verteilungsfunktion für die Sauerstoffdurchlässigkeit der Verschlüsse zu erklären, den PremOx sei ganz normale Ox, nur halt viel früher als vom Wein erwartet.

2. Ich wusste nicht, daß DIAM für sich in Anspruch nimmt, besonders geringe Varianzen bei der Sauerstoffdurchlässigkeit aufzuweisen (also kein langer Schwanz). Gibt's da Quellen für? Die würden mich wahnsinnig interessieren, aus anderen als PremOx-Grünen. Und 1. wäre damit auch widerlegt.

Und nun OT:

Daß ausgerechnet eine Redux-Bombe wie Aldinger ausgerechnet an PremOx zugrunde gehen sollte, ist schon ziemlich krass. Ich tue mich echt schwer damit, mir den Aldinger oxidiert vorzustellen. Das muss echt grausam gewesen sein. :shock:

Jenseits der Ironie hegte ich nämlich den klammheimlichen Verdacht, PremOx in Burgund könnte eine Ursache auf das verstärkte Auftreten des Coche-Dury-Stils gewesen sein.

Cheers,
Ollie
Yeah, well, you know, that’s just like, uh, your opinion, man.

Parfois, quand c'est trop minéral, on s'emmerde.

"Souvent, l'élégance, c'est le refuge des faibles." (Florence Cathiard)
Online
Benutzeravatar
EThC
Beiträge: 9568
Registriert: Fr 27. Feb 2015, 16:17
Wohnort: ...mal hier, mal dort...
Kontaktdaten:

Re: Gerhard Aldinger

Beitrag von EThC »

Viele Grüße
Erich

Nicht was lebendig, kraftvoll, sich verkündigt, ist das gefährlich Furchtbare. Das ganz Gemeine ist's
DAS EWIG GESTRIGE
was immer war und immer wiederkehrt und morgen gilt, weil's heute hat gegolten.

https://ec1962.wordpress.com/
Lars Dragl
Beiträge: 717
Registriert: Mo 3. Okt 2016, 23:24

Re: Gerhard Aldinger

Beitrag von Lars Dragl »

Hallo!

Vom Adliger Untertürkheimer Gips Chardonnay 2019 habe ich mir vorgestern auch eine Fl. aufgemacht und dachte, diesmal karaffiere ich den erste Schluck. Das hat dem Wein zwar mehr Frucht entlockt, diese ging für meinen Geschmack dann aber etwas Richtung Dosen-Mandarinen, nur nicht ganz so süß. Jedenfalls war ich gestern skeptisch, was mich beim Rest der Fl. erwarten würde. Dieser war jedoch ganz hervorragend, wobei ich mir schon einbilde, dass im Fernvergleich zur letzten Fl. mehr Mineralität, etwas lautere Reduktionsnoten und etwas weniger Finesse wahrzunehmen waren. Insgesamt aber alles wie es sein soll und eine echte Freude. Eine Fl. habe ich noch; Nachkauf vielleicht.

Viel Grüße

Lars
Benutzeravatar
UlliB
Beiträge: 4956
Registriert: Mo 6. Dez 2010, 18:27

Re: Gerhard Aldinger

Beitrag von UlliB »

UlliB hat geschrieben: So 1. Sep 2024, 10:23 Untertürkheimer Gips Chardonnay 1G 2019 (Aldinger) 12,5%Vol. Für einen doch noch recht jungen Wein sehr dunkle Farbe, Messing. Und meine daraufhin sofort aufkommende Sorge wird duch den ersten Naseneindruck bestätigt: deutliche Oxidationstöne.

PremOx. Mein erster deutscher Chardonnay damit, aber warum sollte die burgundische Seuche nicht auch deutsche Chardonnays erwischen? Glücklicherweise ist die Oxidation hier noch nicht so weit fortgeschritten, dass der Wein untrinkbar geworden ist, und was noch erkennbar ist. zeigt, dass es sich hier um einen hochwertigen Chardonnay gehandelt hat, der in seiner Aromatik, mit seiner feinen Säure und dem dezenten Holzeinsatz tatsächlich immer noch sehr burgundisch wirkt. Noch nicht hinüber, aber zumindest diese Flasche wäre es bald gewesen.
Gestern Abend die zweite Flasche, und die präsentierte sich erfreulicherweise ganz anders - es war wohl nur ein Flaschenproblem (was allerdings nicht gegen PremOx spricht).

Helles Gelb, wie es zu einem Wein in dem Alter passt. Keinerlei Oxidation, ganz im Gegenteil - deutliche Reduktionstöne, abgebranntes Schießpulver, und das dann hartnäckig, über Stunden bleibt das an der Luft erhalten. Nicht unangenehm, einfach nur da.

Dazu Zitrusfrucht, Zitronenzeste, ziemlich linear und leider auch etwas eng. Deutlich kalkig-mineralisch. Ganz feiner Holzeinsatz, das Holz unterstützt hier nur und ergänzt die Aromatik. Klarer, haftender Nachklang.

Das ist schon gut und entspricht meiner Erwartung an einen VDP.Erste Lage - Wein. Aber echte Begeisterung will bei mir nicht aufkommen, dazu ist die Fruchtexpression viel zu schmal; Chardonnay geht schon deutlich besser. Wobei ich das berühmt-berüchtigte PLV mal ausblende.

Gruß
Ulli
Antworten

Zurück zu „Württemberg“