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Re: Wenn man sich entscheiden müsste... rot oder weiß?

Verfasst: Sa 8. Nov 2014, 18:35
von VillaGemma
Einzelflaschenfreund hat geschrieben: Deine Verengung heißt Priorat, C9dP und ...? Korrekt?
Das ist korrekt. Und danke für die ausführliche Antwort.
Einzelflaschenfreund hat geschrieben: ...dann bekomme ich von den "Großen Weinen dieser Welt" in Weiß (edelsüß lasse ich mal außen vor) deutsche, österreische oder elsässische Top-Rieslinge, Chenin Blancs von der Loire, Savagnins aus dem Jura, Chardonnays aus Kalifornien, selbst weiße Bordeauxs jeweils in bestmöglichen Versionen schon ab knapp 20 EUR vereinzelt in Weltklasse-Niveau, bis 50 EUR schon fast komplett
...
Ok, überregional sage ich: Für 20-50 Euro bekommt man auch Weltklasse in Rot, wenn man nicht gerade nach 100 PP trachtet, aber die sind, egal woher, teuerer. Für das Geld bekommt man auf jeden Fall tolle C9dP, Prioratos, Rasteaus, Cornas, Hermitage und Cote Rotie nur in der Sub ;). Man bekommt dafür keinen Henri Bonneau, aber auch andere C9 kratzen immer mal an die Weltklasse für eben 30-40 Euro. Man muss nur suchen/probieren ( und ggf. subscriben). Ist ja nunmal auch sehr subjektiv.
Daher sehe ich es eben schon als möglich an, fürs gleiche Geld einen "geilen" Roten zu bekommen. In Deutschland mag das anders aussehen, aber da mag ich die Roten auch nicht, solange hier kein Grenache wächst (in ca. 15 Jahren geht es los :lol: )...wo wir dann auch bei meiner/unserer Traube wären. Sie hat die Nase vor Syrah. Nicht viel, aber doch messbar an der Anzahl der Flaschen im Keller ;)

Re: Wenn man sich entscheiden müsste... rot oder weiß?

Verfasst: Sa 8. Nov 2014, 18:41
von VillaGemma
Einzelflaschenfreund hat geschrieben: Wer ein Problem mit Säure hat, meidet Weißwein eher.
Wer ein Problem mit Gerbstoffen hat, meidet Rotwein eher.
Da ist definitiv was dran. Wobei auch nicht jder Weißwein viel Säure haben muss, man schmecke mal einen Hermitage oder C9dP in weiß.
Aber wenn einem ein Wein nicht bekommt, dann kann der stunden zuvor noch so toll geschmeckt haben. Man meidet ihn und entwickelt ggf. sogar eine Abneigung.

Das mit den Zähnen kann auch nur einer Frau passieren :lol: ...oh, ich mag das total, aber ich bekomme davon so dunkle Zähne :roll: ...oder nachher riechen die Finger nach Fisch, wenn man Fisch zubereitet :roll: ...ich möchte gern Duschen, ohne nass zu werden ;)

Re: Wenn man sich entscheiden müsste... rot oder weiß?

Verfasst: So 9. Nov 2014, 11:42
von Mr. Nebbiolo
Einzelflaschenfreund hat geschrieben:
Einzelflaschenfreund hat geschrieben: Letzteres bezieht sich dann eher auf die Segmente von 6 - 10 EUR (in Rot fast nicht existent im trinkbaren Bereich) und 8 - 15 EUR (in Weiß bereits mit charakterstarken Weinen en masse gesegnet, in Rot eher im Bereich "okay", wenn man sich auskennt).
Dieser Aussage möchte ich zwar nicht lauthals wiedersprechen, aber ich kann ihr auch nicht zustimmen, weil das wohl Ansichts, bzw. Definitionssache ist. Mir geht es hier jetzt um die "fast nicht existent im trinkbaren Rotweinbereich" Aussage und da möchte ich wiedersprechen.

Ich kenne einige Freunde, die nur am Wochenende Wein trinken und dann darf es natürlich was exclusiveres, teureres und auch besseres sein, weil der Wein da schon zelebriert wird.

Für andere, wie auch für mich, ist der Wein ein Essensbegleiter und dies auch zu einfacheren Essen, nicht nur zum Steak. Hier mache ich mir nicht zu große Gedanken über den Wein, vergebe keine Punkte und schreibe keine VKN. Hier will ich, dass Essen und Wein (in einer gewissen Qualität) passen und heißt auch nicht, dass ich hier alles trinken würde. Sicher sind die meisten meiner getrunkenen Weine teurer als 10,- €, aber viele im Bereich unter 10,- die genau das gut können, was sie sollen, ein Essen begleiten.

Da ich nur mal italienlastig bin, sind das einige Weine, wie z.B. Valpolicella, divese Roses, Vernatsch, einfachere Nebbiolos, Chiantis, Lagrein, einfachere Pinots, Valtelina aber auch Rote aus dem Languedoc/Roussilon aber auch schon Basisspätburgunder aus D haben schon gepasst.

Entscheidend ist bei mir, auf was ich Lust habe und wenn ich im Sommer Mittag mal Brotzeit mache und trotzdem Lust auf Rotwein habe, dann gibt es diesen auch und dann finde ich im 5 - 10 € Berreich vieles, was mir zu diesem Essen und auch zu der Zeit Spaß macht (natürlich leicht gekühlt und nicht an Arbeitstagen :oops: )

Re: Wenn man sich entscheiden müsste... rot oder weiß?

Verfasst: So 9. Nov 2014, 17:28
von Ollie
Ich wuerde allerdings lauthals widersprechen. Natuerlich gibt es in der Preisklasse bis 10 Euro nicht nur trinkbare, sondern sogar gute, ehrliche und authentische Rotweine, die deutlich nach Rebsorte, Herkunft und Vinifkation schmecken. Eine Ausnahme lassen ich gelten: Pinot Noir aus Burgund gibt's zu dem Preis wohl keinen brauchbaren, und linksufrige Bordelais sind auch kritisch. Anderes Ufer bzw. Hinterland, schon fliegt die Kuh. Auch ausserhalb Frankreichs findet man genug davon. Und auch ein Weinkenner muss nicht rot werden bzw. laecheln, wenn sie ihm vorgesetzt werden.

Es sind goldene Zeiten, in denen wir leben...

Cheers,
Ollie

Re: Wenn man sich entscheiden müsste... rot oder weiß?

Verfasst: So 9. Nov 2014, 17:38
von VillaGemma
Ollie hat geschrieben:Ich wuerde allerdings lauthals widersprechen. Natuerlich gibt es in der Preisklasse bis 10 Euro nicht nur trinkbare, sondern sogar gute, ehrliche und authentische Rotweine, die deutlich nach Rebsorte, Herkunft und Vinifkation schmecken.
Bin ich 100% bei Dir, insbesondere von der Südrhone; aber auch einen Nero de Avola oder einen guten Chianti bekommt man für das Geld, nicht zu vergessen Crasto. Alle von mir genannten bringen sicherlich 88-90P Trinkgenuss, je nach Vorlieben. Und gute Essbegleiter sind die allemal. 10 Euro ist schon was. Ob man in Deutschland was Rotes dafür findet, das weis ich auch nicht. Vielleicht einen Saint Laurent...

Re: Wenn man sich entscheiden müsste... rot oder weiß?

Verfasst: So 9. Nov 2014, 18:10
von UlliB
Ollie hat geschrieben: Eine Ausnahme lassen ich gelten: Pinot Noir aus Burgund gibt's zu dem Preis wohl keinen brauchbaren,
Und selbst das stimmt nicht. Forey P&F, Bourgogne 2009, für 9,90 Euro bei Kierdorf: ok, das ist preislich hart an der Grenze, und der Wein ist sicher kein Ausbund an Komplexität und Finesse, aber er erfüllt die drei von dir genannten Kriterien souverän: schmeckt nach Rebsorte, Herkunft und Vinifkation. Die Reben für diesen Wein stehen übrigens in den Gemeinden Vosne-Romanée und Nuits-St.-Georges. Ich bin überzeugt: wenn man nicht unbedingt einen Wein von der Cote d'Or möchte, lässt sich da noch wesentlich mehr durchaus Anständiges im genannten Preisrahmen finden.

Wenn für jemanden Trinkbarkeit bei Burgundern aber erst im Bereich von 1er cru beginnt, wird's natürlich nix... :lol:

Gruß
Ulli

Re: Wenn man sich entscheiden müsste... rot oder weiß?

Verfasst: So 9. Nov 2014, 18:16
von VillaGemma
UlliB hat geschrieben: Wenn für jemanden Trinkbarkeit bei Burgundern aber erst im Bereich von 1er cru beginnt, wird's natürlich nix... :lol:
Jupp, das Problem ist einfach: Man gewöhnt sich an Qualität. Alle die von mir genannten Weine waren mal unsere Hausweine. Weine die wir oft und viel getrunken haben.

Inzwischen ist unser Einstiegsgenuss auf die "20,- Euro Klasse" geklettert :? ...da muss es aber stehen bleiben, sonst gibt es nur noch selten Wein ;)

Re: Wenn man sich entscheiden müsste... rot oder weiß?

Verfasst: So 9. Nov 2014, 18:20
von Ollie
Muahahaha... reverse psychology funktioniert halt doch immer mit euch Weinkennern. :lol: Aber im Ernst: guter Tip, danke dafuer!

Es duerfte auch noch ne ganze Menge mehr geben, die unter das 10-Euro-Limit, mir aber leider nie ins Glas kommen; Erzeuger aus Ladoix, Macon, usw. schaffen vielleicht sogar einen Kommunalen fuer das Geld.

Cheers,
Ollie

Re: Wenn man sich entscheiden müsste... rot oder weiß?

Verfasst: So 9. Nov 2014, 18:47
von Einzelflaschenfreund
Einzelflaschenfreund hat geschrieben:"In Weiß bekommt man leichter etwas Trinkbares auch für kleines Geld". Letzteres bezieht sich dann eher auf die Segmente von 6 - 10 EUR (in Rot fast nicht existent im trinkbaren Bereich) und 8 - 15 EUR (in Weiß bereits mit charakterstarken Weinen en masse gesegnet, in Rot eher im Bereich "okay", wenn man sich auskennt).
Okay, ihr habt wohl recht mit euren Gegenbeispielen. Vielleicht hätte ich die beiden Klassen gleich ohne Überlappungen trennen sollen - 8 - 15 und darunter dann eben 6 - 8 oder so. Und bis 8 wird's in Rot wirklich eng, es sei denn, man sucht auch in ... ach, ihr habt einfach weiterhin recht.
Ich bleibe aber bei der Aussage "In Weiß bekommt man leichter etwas Trinkbares auch für kleines Geld". So.

Viele Grüße
Guido

Re: Wenn man sich entscheiden müsste... rot oder weiß?

Verfasst: So 16. Nov 2014, 11:18
von thvins
Jetzt habe ich mich reichlich amüsiert durch diesen Faden gekämpft, hier und da gelächelt, genickt, auch mit dem Kopf geschüttelt und was mach ich nun - mich am Liebsten einfach Ulli und Klaus-Peter anschließen oder noch weiter in die Opposition gehen?

Ich entscheide mich für letzteres, denn ich habe noch einen kleinen mitgebrachten Rest vom Château Chalon von Jean Macle im Kühlschrank, den ich jetzt auf Zimmertemperatur bringen lasse und dann gibt es besten Jura-Käse dazu und ich votiere für GELB...

Auch bei mir wird viel (meist) Rotwein getrunken, ich stelle fest, dass ich mehr Weiß käufen müsste, weil immer dann, wenn ich danach suche, finde ich nichts Passendes im Trinkregal. Kaufe ich im Priorat für mich rein privat mal Wein, dann sind es oft die (leider hierzulande immer noch schwer verkäuflichen) Weißen, die mich tatsächlich oft noch mehr faszinieren als die Roten.

Aber wenn es darum geht, wo ich peinlich genau darauf achte, dass der mühsam jahrelang aufgebaute Vorrat nicht schrumpft, dann ist das der Vin Jaune aus dem Jura. Hier gilt die Formel: Nachkaufmenge = Wegtrinkmenge. Wobei diese Weine immer zelebriert werden und nie einfach gedankenlos "gesoffen" (was beim Roten oder Weißen schon mal passieren kann). In diesem Sinne: Vive le (Vin) Jaune!