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moc hat geschrieben: @ Stephan:

Vielleicht hättest Du Deinen Roten der Domaine auch etwas mehr Luft gegönnt und ihn nicht gleich im Ausguss entsorgt. Schäm Dich.....

Zwei Stunden Dekantierzeit hat er der Händlerempfehlung zufolge ja immerhin bekommen . Normal hätte ich ihn - einfach aus Interesse - auch wieder in die Flasche zurückbefördert und ein, zwei Tage stehen lassen. Aber das ging leider der Umstände halber nicht.

Den La Frileuse probiere ich auch mal, klingt sehr gut.

Heute Abend im Glas

Noella Morentin - Chez Charles 08

Ein Vin Naturel aus Sauvignon Blanc gekeltert. Die Reben für diesen Wein sollen von einem sehr alten Weinberg stammen, der bereits über zehn Jahre biologisch bewirtschaftet wird.

In der Nase ist der Sauvignon Blanc eher nicht zu erkennen. Korrigiere. Er ist nicht zu erkennen. Mhhhmm Die Nase ist so eine "allerweltsvinnaturelnase" die auf alles und nichts als Rebsorte schließen lassen könnte. Mhhhmm

Am Gaumen dann eher in Richtung Sauvignon Blanc gehend. Säure, karg stringend Nicht unspannend, aber auch nicht umwerfend.

Von einem Sauvignon Blanc der Loire hätte ich mir irgendwie mehr Sortentypizität erwartet. Leider Fehlanzeige. Wenn man nicht weiß, aus welcher Rebsorte der Wein gemacht ist, ich glaube, man würde es nur schwer erraten. Mhhhmm

Lässt mich etwas ratlos zurück....

Um dem Loireforum mal wieder einen impuls zu verleihen, stelle ich den heutigen Wein ein.



Meine bisherige Erfahrung mit Chenin blanc von der Loire ist ja, dass sie ihre Qualität erst nach ein paar Jahren Flaschenreife zeigen, so auch dieser hier. Jung ziehe ich Riesling mit seiner schönen Frucht deutlich vor, die Reife bringt dem Chenin aber etwas eigenes, das mich etwas an gereiften Chardonnay aus Burgund erinnert. Was aber auch immer wieder vorkommt sind diese etwas seltsamen Gär- und Klebstoffaromen. Weiss jemand, ob das Rebsortentypisch ist, oder ob es ein problem im Keller ist. Ich trinke von der Loire relativ viele Bio- und Demeterweine, würde das also nicht ausschliessen.

Hallo Pointless,

ich weiß nicht, ob diese merkwürdigen Aromen rebsortentypisch sind, weil ich zu wenig Erfahrung mit Chenin blancs habe. Kennt man ja. Da geht man auf Proben, nimmt sich vor, sich mit der Gegend oder der Rebsorte mal intensiver zu beschäftigen und trinkt letztendlich doch immer seinen alten Stiefel. Jedenfalls habe ich jetzt hier einen, der so blitzsauber und geschliffen ist, als wolle er Deiner Vermutung auf heftigste widersprechen:

Vouvray sec Le Marigny 2010, Domaine des Aubuisières

Glasklare Nase nach Äpfeln und Honig, durchzogen von einem subtilen Kräuterduft a la Südfranzose. Dezenter Holzausbau bemerkbar (Einen Wein mit diesem wollte ich, weil er zu Gebratenem passen sollte). Am Gaumen geschliffener mittlerer Körper mit fein verwobener Säure und viel Schmelz. Im mittellangen Abgang bleiben Frucht und Säure stehen, der man aufgrund ihrer Feinheit gerne nachsinnt. Für 11 Euronen hervorragendes PGV und ein perfekter Begleiter zu Ofenhähnchen mit Oregano-Kartoffeln.

Der ist jetzt noch jung und bringt Spaß, wat tut denn sich da noch mit ein paar Jährchen Flaschenreife?

Hallo Martin,

das klingt auf alle Fälle ziemlich gut. Ich weiss natürlich auch nicht, ob der Wein nach Deinem Geschmack besser wird, wenn Du ihn lagerst. Ich persönlich mag die Reifenoten im Chenin einfach sehr gern. Die knackige apflige Frische mit viel Mineralität kann auch toll sein, sie reizt mich nur etwas weniger. Allerdings stehen meine Erfahrungen auch nicht auf extrem breiten Fundament. Ausprobieren würde ich es mal mit dem L'Insolite von der Domaine du Roches Neuves. Beim Clos du Breuil von Chidaine hatte ich den 05er auch so nach 4 Jahren und das war Klasse, mal sehen wie sich die 09er machen, ich werde in einigen Jahren berichten....

Hallo Jochen,

Danke für Deine Tipps. Ich teste vorerst, was der örtliche Händler so hergibt. Zum Fußball gabs gestern Vouvray sec, le Mont 2010, Domaine Huet
Sehr helles transparentes gelb. Die Nase bestand anfangs fast nur aus Mineralität, später gesellten sich Apfel und Blumenwiese dazu. Ich vermisste die Klarheit des Le Marigny. Die Nase blieb diffus und wurde von schwer definierbaren Aromen durchdrungen, die ich mit Deinen Worten als 'Gäraromen' bezeichnen würde. Klebstoff war zum Glück nicht präsent. Am Gaumen wurde die Aromatik zunächst nicht besser, hier zeigte sich dafür ein sehr schön strukturierter Wein. Feine Mineralik und ebenso fein durchzogene Säure machen den Wein sehr elgant. Eigenartig: Im langen Nachhall dann plötzlich sehr schöne und klare florale Noten und ein schmelziger Honigton. Wenn er das schon anfangs einbringen könnte, wäre er seine 21 Euronen wert. So aber...

Hallo Martin,

hm, das klingt ein wenig so, als ob wir den gleichen Händler hätten. Weinhandlung Kreis?
Den Le Mont gabs glaub auf der Loireprobe und ich hatte ihn ungefähr so in Erinnerung wie Du schreibst. Fand ihn nicht schlecht, aber die Begeisterung blieb bei mir aus. Die Honignoten verstärken sich ja auch gerne mit der Reife. Aber das Diffuse hatte ich leider auch schon öfters.

Finde auch dass das PLV langsam ungünstig wird. Ab Hof lag der vor ein paar Jahren noch bei so 14 Euro, das kann sich geändert haben, aber passt jedenfalls besser zum Qualitätslevel als die 2 da vorne dran...

Grüße

Jochen

Salut,

Riesling schön und gut. Ich mag Riesling - sehr gerne sogar. Ich finde auch, dass er vielseitig ist - für Sekt, restsüße Weine mit wenig Alkohol, feinherbe und halbtrockene und trockene Weine. Auch ist er gut geeignet, seine Herkunft widerzuspiegeln.

ABER: damit ist der Riesling nicht allein. Sowohl der Gros und Petit Manseng in Jurancon und Irouleguy als auch und vor allem der Chenin Blanc an der mittleren Loire haben für mich ähnliche Eigenschaften. UND: für mich ist das große Plus beim Chenin Blanc von der Loire, dass er die rassige Säure und die Frucht des Riesling mit dem voluminösen Körper von z.B. Chardonnays aus dem Burgund zu vermählen mag, ohne dabei plump zu wirken.

Genauso ein Alleskönner ist für mich der 2009 Saumur Blanc "Clos de la Cerisaie" der mir zuvor unbekannten Domaine Melaric, einer Domaine, die erst seit 2006 existiert und von zwei Quereinsteigern (sie aus Paris und er aus der Gegend um Saumur) gegründet wurde. 4 ha werden insgesamt AB-zertifiziert bewirtschaftet. Hier gibt es ein Kurzportrait der Domaine.

Von der Domaine muss ich den Schaumwein und den Roten auch unbedingt einmal probieren. Der weiße Clos de la Cerisaie ist jedenfalls die Wucht.

Unglaublich! Das dachte ich als ich einige Chenins probierte an der diesjährigen Gourmesse am Stand der Loire Weinhandlung (Loire de Crausaz aus Zürich). Weine in dieser Preisklasse und ähnlicher Komplexität durfte ich noch nie probieren! Klar, die Sauvignons gefielen mir sehr, doch dieser Geschmack der Chenins, die Rasse gepaart mit den Honigtönen, die Salzigkeit und Komplexität, da kann der Sauvignon nicht mithalten. Von allen verkosteten Weinen (der Coulee de Serrant war auch dabei) gefiel mir ein unbekannter Wein, der Coulee de Saint-Cyr 2009. Unglaublich schöne, komplexe Frucht, Zitrusfrüchte, reife Ananas, Bienenwachsnoten, Honig, Salz und Jod. Im Gaumen geschmeidig und rassig zugleich. Während der Antrunk sich eher elegant und ein bisschen üppig, cremig zeigte war der Abgang etwas für Fans grosser, mineralischer Brocken! Wild, pffefrig, geniale kalkige Noten, zugleich aber auch Honignoten, salzig und sehr lang. Trinkt sich schon fast wie ein Cognac, blumig und mit sanfter Rasse am Schluss, konzentriert und doch in Balance mit leicht nussiger Bitternote (schwarze Nüsse) am Schluss. Das ist Weltklasse! Danach durfte ich einige Süssweine von Les Rayelles probieren, die so ziemlich alles in den Schatten stellten, was ich vorher an Süssweine kannte (z.B. aus dem Sauternais…).
Werde mich in Zukunft dieser Region mit grosser Aufmerksamkeit widmen.

Hallo zusammen,

etwas gewöhungsbedürftig fand ich den bereits hier vorgestellten 2007 Vin de Table "Poussière de Lune" der Maisons Brulées, den ich auch dort (allerdings per Post) gekauft habe. 100% Sauvignon Blanc aus zertifiziert biodynamischem Anbau, Spontanvergärung, kein zugesetzter Schwefel, unfiltriert, ungeschönt. Ein "echter" Vin Naturel. So sieht er auch aus und so riecht er auch zunächst. Etwas stinkig, ziemlich reduktiv. Dazu eine Kohlensäure wie beim Cidre. Mostige Noten. Ugh. Nicht mein Ding. Also ab in den Dekanter, ein bisschen rumschwenken. Die reduktiven Noten verschwinden gleich ein bisschen, die Kohlensäure noch nicht so richtig. Zu einer Ziegenkäse- und Lauchtarte passte er nicht schlecht, ziemlich gut sogar. Die Hälfte der Flasche haben wir wieder zurück in die Flasche gegossen. Heute war der Wein dann deutlich besser als gestern. Die Kohlensäure ist ganz weg, die reduktiven Noten fast. Gewinnen kann der Wein am Gaumen, denn er ist richtig schön stoffig und hat eine expressive grapefruitartige Fruchtsüße bei gleichzeitiger Herbe. Nachkaufen muss ich den Wein jetzt nicht unbedingt, aber schlecht ist er allemal nicht.