Nun, die Stilistik hat mir früher besser gefallen als heute. Dies liegt nicht am Wein sondern an meiner "Wandlung". Gelegentlich darf es schon diese milde vV-Stilistik sein aber ich würde eine lebhaftere Interpretation des Riesling bevorzugen. Die Nase hingegen gefällt mir ausserordentlich - sie gewinnt mit Luft nochmals. Meine Wertung ist wohl eher konservativ.
Sehr überzeugt bin ich von dem 2009 Wiltinger Braunfels Riesling, der für mich ein gutes Beispiel dafür ist, dass beim Riesling trocken, halbtrocken, feinherb und restsüß einfach nicht so eine große Rolle spielen, wenn der Winzer seinen Stil ohne kategorische Zwänge verfolgt und je nach Jahrgang mit der stehen gelassenen (Frucht-) Süße spielt. Sowohl zu einem stark gewürzten Essen mit scharfer Chorizo als auch zu einem ziemlich stinkenden Kuhweichkäse passte er hervorragend, passte sich jeweils chamäleonhaft an und zeigte ganz unterschiedliche Facetten. Den muss man m.E. noch nicht einmal groß reifen lassen.
Nahezu alle Antworten im vV-Thread bestätigen mir immer wieder aufs Neue: am besten werden sie, wenn sie einen ganzen Tag offen waren. Meine erklärten Lieblinge sind seit langem die Braunfelse, die meistens zu den eher trocken ausgebauten vV gehören. Vor kurzem habe ich aber erstmals einen 2009 Scharzhofberger (1er) aufgemacht. Im Prinzip viel zu jung, aber am zweiten Tag war er dann (wie sollte es anders sein) überwältigend: vielschichtige, durchweg dezente, keinesfalls vorlaute Fruchtnoten, feinste Mineralität, trotzdem ein festes Gerüst, das ihn wahrscheinlich befähigt, mit zunehmender Reife wirklich groß zu werden.
Was ich immer wieder beobachte: frisch geöffnet haben die vVs häufig eine gewisse Bitternote, die aber am zweiten Tag vollständig verschwunden ist.
LG
Ich koche immer mit Wein. Manchmal kommt sogar etwas davon in den Topf . . .
Im Glas befindet sich gerade einer meiner letzten 2001er von Van Volxem:
Mit 86 Punkten lag der GM für meine Begriffe nicht falsch; die Trinkempfehlung "bis 2006" scheint mir etwas übervorsichtig, aber jung hat mir der "Vols" eher besser gefallen - sonst hätte ich ihn nämlich zu 16 Euronen nicht gekauft. Vor allem die Bitternoten beeinträchtigen inzwischen den Gesamteindruck.
Alles in allem ist das keine Katastrophe, aber schon eine kleine Enttäuschung.
PINARD de PICARD fasst auf Ihrer Seite alle Lobeshymnen der Presse über Roman Niewodniczanskis 2011er Riesling zusammen. Da kann man sich das Zeitung lesen sparen.
niers_runner hat geschrieben:den 2011er Riesling jetzt schon in die Flaschen zu prügeln, halte ich für keine gute Idee.
Viele Grüße
Peter
Hast Du schon etwas aus 2011 probiert? Das Zeug ist so zugänglich. Den Van Volxem habe ich noch nicht probiert, dafür andere Weine. Das schmeckt jetzt schon. Erkläre mir, warum es dann noch nicht in die Pulle soll?
nein, natürlich habe ich bisher nichts aus 2011 gekauft/getrunken, wäre ja auch widersprüchlich zu meiner Aussage.
Viele renommierte Winzer lassen dem Wein Zeit zum Ausbau und die Weine sind dann selten vor August/September käuflich zu erwerben.
Das gefällt mir besser als dem Druck der sogenannten Weinjournalisten nachzugeben.
Viele Grüße
Peter
“Wie liebe ich die Kühnheit! Wie liebe ich die Leute, welche aussprechen was sie denken.”
(Voltaire)