Bordeaux 2008

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UlliB
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Re: Bordeaux 2008

Beitrag von UlliB »

amateur des vins hat geschrieben: Mi 11. Dez 2024, 10:09 Was sonst käme infrage?
Keine Ahnung. TCA ist für fruit scalping natürlich immer ein Thema - vielleicht doch ein Korkschleicher.

Ach ja, noch zum Thema Frucht: 2008 ist kein fruchtintensives Jahr und ist insoweit verwandt z.B. mit 2004, 1999 und auch 1998 (nur linkes Ufer). Wer Frucht im Wein sucht, ist mit diesen Bordeaux-Jahrgängen nicht sonderlich gut bedient, insbesondere wenn die Weine älter werden und die Frucht sich zurückzieht. Was aber nicht heißt, dass dann wie in deinem Fall fast gar keine Frucht da ist.

Gruß
Ulli
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harti
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Re: Bordeaux 2008

Beitrag von harti »

Hallo Karsten,

jugendliche Haut Baillys können schon mal recht ruppig ausfallen. Nach Beurteilung von Jane Anson aus 07/24 ist der Wein noch auf der jungen Seite. Sie schreibt (übersetzt mit DeepL):

Präzision, Klarheit, Tannine sind voll präsent und noch im vorderen Teil des Mundes. Cassis- und Brombeerfrüchte dominieren, mit Anklängen von Bitterschokolade und Kakaobohnen. Dieser Wein ist jung und hat noch viel Zeit vor sich, um noch weicher zu werden. Wie so oft bei Haut-Bailly liegt sein Charme in dem, was sich unter der Oberfläche abspielt, in den Schichten subtiler Aromen und Geschmacksnoten, die sich an den Gaumen heranschleichen und ihn in Atem halten.

Ich tippe daher auf Verschlussphase.

Grüße

Hartmut
Olaf Nikolai
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Re: Bordeaux 2008

Beitrag von Olaf Nikolai »

Der Einschätzung einer noch relevanten Verschlussphase möchte ich mich anschließen.
Habe den im Keller, aber die Kiste ist noch zu.
Wäre was die aktuelle Genussreife anbetrifft eher bei 2012 HB.
2008 hat generell eine gute Zukunft und für HB 2008 sehe ich das sprichwörtliche Ende der Fahnenstange noch lange nicht erreicht.
Denke der präsentiert sich bis mindestens 2035-40 gut, vielleicht auch länger. Sicher kein großer Jahrgang wie 10,16,19 und 20, aber sicherlich langfristig solide im besten Sinne klassisch.
Flaschenfehler kann selbstverständlich nicht ausgeschlossen werden. Wenn es denn ein 2008er vom linken Ufer sein soll, kann ich GPL 2008 empfehlen, der präsentiert sich seit Längerem klasse und ist m.E. auch gar nicht so schlecht wie durch diverse Kritik eingeschätzt.
Darüber hinaus gehen diverse recht hochwertige Merlot dominierten Weine von rechts auch schon ganz gut.
amateur des vins
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Re: Bordeaux 2008

Beitrag von amateur des vins »

Danke euch allen!

Ich habe ja ganz bewußt meine vorherigen VKN verlinkt. Die von 2016 war nachgerade euphorisch, während die von 2021 sich schon deutlich gedämpft liest. Heuer ist der Wein von beiden Notizen sehr, sehr deutlich entfernt, und nicht zu seinem Vorteil.

Ich werde einfach mal ein paar Jahre abwarten. Wenn der Wein derzeit in einem Verschluß ist, sollte sich das auswachsen. Wenn's ein Fehler war, lerne ich ohne Konterflasche (die ich jetzt nicht aufziehe) eh nix. Und falls er - wider erwarten - doch schon am Abbauen ist, verliert man durch Zuwarten auch nicht mehr so viel.
Zuletzt geändert von amateur des vins am Do 12. Dez 2024, 10:57, insgesamt 1-mal geändert.
Besten Gruß, Karsten
Stephane Franc
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Re: Bordeaux 2008

Beitrag von Stephane Franc »

Hallo zusammen, hallo Karsten,

Du hast Dich teils bezogen auf meine Erfahrung zu Lynch Bages und Leoville Barton 2010.

Eines kann ich "sicher" sagen: Der Leo 2010 ist für mich eindeutig in einer Verschlussphase. Flaschenvarianzen natürlich unbenommen. Ich hatte eine Halbe bei der Arrivage geöffnet und seitdem ca. 2 oder 3 x ohne Notizen nachverkostet. Er war bisher immer mit den typischen feinen Tanninen des Weinguts ausgestattet und jetzt plötzlich etwas dick und ungenau in seiner Struktur. Den Lynch 2010 hatte ich nur bei der Arrivage angetestet und der war damals schon unantastbar widerborstig. Ich vermute, der macht erst sehr spät auf.

Zum 2008 Haut Bailly: Aufgrund der von Jahrgang zu Jahrgang Teil überschwänglichen Kritiken habe ich mir eine kleine Vertikale jeweils subskripiert. Ich fand ihn immer relativ trocken mit eher wenig Frucht. Den 2008ee kenne ich zwar nicht, aber ich kann das genannte Geschmacksbild nachvollziehen. Vermutlich braucht der noch, was im Kontext der 10er wahrscheinlich sein könnte.

Herzliche Grüße,
Stephane
Alba
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Re: Bordeaux 2008

Beitrag von Alba »

amateur des vins hat geschrieben: Di 10. Dez 2024, 15:46 Nach 2016 und 2021 meine dritte Begegnung mit diesem Wein:

Haut-Bailly 2008

Das dichte, dunkle Kirschrot zeugt von nicht allzu fortgeschrittener Reife, und auch die Nase ist nur angedeutet tertiär. Es fällt aber die fast völlige Abwesenheit von Frucht auf. Am Gaumen finden sich noch kräftige, staubige Tannine neben recht frischer Säure. Aromatisch beschränkt sich das ganze auf leere Zigarrenkiste (viel Holz, wenig Zigarre).

Mein erster Impuls ist: ausgezehrt. Am dritten Tag tut sich ein klein' wenig, und ich meine eine Spur mehr Frucht (Blau-, Brombeere), Komplexität und Ausgewogenheit zu finden, aber das kann alles genausogut Einbildung aufgrund meiner Tagesform sein. Nachdem Stephane aber kürzlich 2010 Lynch Bages und Léoville Barton im Verschluß vorfand, ist es vielleicht doch nicht ganz abwegig, daß es sich auch beim Haut-Bailly um einen solchen handeln könnte? Bisher ging ich davon aus, daß die Verschließerei im Alter von 16 Jahren eigentlich mal durch sein müßte. Einen Fehler, speziell Kork, sehe ich nicht.

Würde mich freuen, wenn Foristen mit umfangreicher Bordeaux-Erfahrung allgemein, dem Jahrgang 2008 und/oder Haut-Bailly im Speziellen eine Einschätzung geben oder auch nur spekulieren könnten, um was von beidem es sich vermutlich handelt - Verschluß oder End-of-Life? :)
Haut Bailly 2008:
Nachdem der eigentliche geplante Weihnachtsabendwein - Salvioni Brunello 2007 ein massives Flaschen- Korkproblem offenbarte :evil: -hatten wir dann diesen Wein zum Hirschrücken und der war ganz wunderbar;
Habe da null Verschluss wahrgenommen, der Wein war genussmäßig "voll da". Auch weit noch nicht End-of-Life sondern bestenfalls am Weg von Sekundär- Richtung Tertiärphase. Schöne reife Rotbeerigkeit, angenehme Tanninstruktur und guter Abgang. In der Mitte am Gaumen durchaus auch eine gute Fülle ohne fett zu wirken (also keine Angst vor den jahrgangsspezifischen schon hohen 96 Parkers), im Gegenteil die typische H. Bailly Eleganz (Säure wahrnehmbar aber gut integriert) kommt da schon fein durch. Kann sicher noch länger reifen, ich mag den aber genau in der Phase, die sicher noch länger andauern wird bevor er sich irgendwann weiterentwickelt Richtung "wirklich gereift".
@ Karsten - vermute deine Flasche hatte echt einen Hieb oder wir haben völlig differente Wahrnehmung und Vorlieben :?:

Buon Natale
Manfred
amateur des vins
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Re: Bordeaux 2008

Beitrag von amateur des vins »

Alba hat geschrieben: Mi 25. Dez 2024, 09:55 vermute deine Flasche hatte echt einen Hieb oder wir haben völlig differente Wahrnehmung und Vorlieben :?:
Scheint fast so.
Alba hat geschrieben: Mi 25. Dez 2024, 09:55 Buon Natale
Dir auch!
Besten Gruß, Karsten
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Schönibert
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Re: Bordeaux 2008

Beitrag von Schönibert »

Cantemerle 2008

Gefällt mir, man kriegt, was man erwartet. Guter Steak-Frites Wein.
Viele Grüße,
Euer Schöni
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Jochen R.
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Re: Bordeaux 2008

Beitrag von Jochen R. »

Schönibert hat geschrieben: So 16. Feb 2025, 18:19 Cantemerle 2008

Gefällt mir, man kriegt, was man erwartet. Guter Steak-Frites Wein.
Das finde ich auch! Gab´s damals für schlappe 18 EUR in ner Aldi-Weihnachtsaktion - schade, dass ich damals nicht mehr gekauf habe (denn der war jung auch schon sehr lecker)!
Aber das war ja auch - wenn ich mich recht erinnere - irgendwie "bäh": Cantemerle beim Discounter; schön blöd im Nachhinein ...

Viele Grüße,
Jochen
"Viele haben eine Meinung, aber keine Ahnung." (Franz Müntefering)
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Schönibert
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Re: Bordeaux 2008

Beitrag von Schönibert »

Ich hab mal nachgeschaut, Jochen, genau da hatte ich den auch gekauft, für 18 Euro. Berührungsängste mit den Discountern hatte ich nie. Über deinen Kommentar hier hab ich mich sehr gefreut.
Viele Grüße,
Euer Schöni
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