das weinforum .de

zum Thema "perfekter Wein zum Essen" hab ich eben einen netten Blogbeitrag gefunden

http://vinblog.fr/alsace/laccord-mets-e ... ue-lamour/

lieben Gruß
susa

. Was heißt denn bitte "je la kiff trop"?

das heisst so viel wie "ich steh total auf sie"

korrekt müsste es dann weiter heißen "comme disent les jeunes", aber wer wäre ich, einen native speaker zu korrigieren



lg
s

Liebes Forum,

als langjähriger klassischer Lurker (erst bei CK, jetzt hier) will ich jetzt doch mal aus der Deckung kommen. Ich habe zwar schon viele Anregungen mitnehmen können, aber nie das Gefühl gehabt, selbst mal sinnvoll etwas beitragen zu können (vgl. aktuelle Diskussion zur Spontanvergärung: Da bin ich dann doch eher Dilettant, im positiven Zweigschen Sinne). Zu diesem Thema hier allerdings mal eine Anregung/Frage:

Ich habe mir vor einiger Zeit (wie man das bei scheinbar Überflüssigem halt so macht) die Aromatabellen von Guy Bonnefoit (Frankreich und Deutschland) schenken lassen. Seitdem bin ich ein Riesenfan von Guy Bonnefoit und trinke die meisten Weine direkt neben der Aroma-Tabelle, was eine Riesen-Inspiration auf der Suche nach den im Wein verborgenen Aromen ist. Außerdem gibt Bonnefoit Tipps zur Kombination mit Gerichten und das - soweit ich mich erinnern kann ist das absolut einmalig - mit Registern in beiden Richtungen (d.h. sowohl "Welchen Wein zum Essen?" als auch "Welches Essen zum Wein?").

Irgendwie habe ich den Eindruck, dass diese Tabellen nicht sehr bekannt sind (Guy Bonnefoit hat z.B. keinen Wikipedia-Artikel, nicht mal auf Französisch!). Daher meine Frage: Kennt und nutzt sie jemand? Falls nicht: anbei ein kleines Beispiel aus aktuellem Anlass (derzeit im Glas: 2006er Monthélie 1er Cru "Les Champs-Fulliot" von Guy Dubuet - Es fühlt sich wieder einmal so an, als würde Bonnefoit EXAKT meinen Wein beschreiben!).

Ach ja: Der Monthélie wurde heute mit Pellkartoffeln und Geflügelleberpastete gepaart. Für so ein deftiges Gericht ist der Wein zu delikat (ich hatte wahrscheinlich noch den 2003er im Hinterkopf). Ein Merlot wäre wohl der bessere Partner gewesen (ja: ICH trinke Merlot! Für viele Alltagsgerichte ein optimaler Begleiter, bspw. gebratene Hühnchenleber oder Geflügelleberpastete oder auch Schweineschnitzel ...; Miles' Kommentar in Sideways hat mich aber auch fast vom Stuhl kippen lassen ).

Soweit so gut für's erste.

SylvesterP

P.S.: Kompliment an die Admins für die superschnelle Registrierung!

Hallo Sylvester,

willkommen im Forum und vielen Dank für diesen Tipp! Die Bücher von Guy Bonnefoit kannte ich noch nicht, werde aber mal reinschauen. Die Leseprobe sieht vielversprechend aus. Den "welches Essen zum Wein" Ansatz hat auch Hugh Johnson in seinem kleinen Weinführer auf zwei Seiten kurz behandelt. Wenn man mal eher einen bestimmten Wein im Sinn hat und ein Essen dazu sucht, finde ich das sehr hilfreich.

Aromatabellen oder -räder sehe ich etwas zwiespältig. Zwar helfen sie einem, die Fantasie in Gang zu bringen. Ihre suggestive Kraft vermeidet aber manchmal die Entwicklung eigener Assoziationen, die dem Wein für einen persönlich mehr gerecht werden. Man neigt dazu, die vorgeschlagenen Aromen durchzugehen und abzuhaken. Bei mir persönlich führt das zu geistigen Schranken. Vielleicht hätte ich noch andere Aromen oder Assoziationen im Kopf, die ich aber nicht abrufen kann, wenn meine Vorstellungskraft im konkreten Moment schon mit den vorgeschlagenen Aromen belegt ist. Das Buch sieht trotzdem sehr gut aus.

SylvesterP hat geschrieben:als langjähriger klassischer Lurker

Servus,
Willkommen im Forum !
Zu den Tabellen kann ich nix sagen, aber was bitte schön ist ein Lurker

@octopussy:

Bei mir ueberwiegt bei der Lektuere immer der von dir angesprochene Aspekt "Fantasie in Gang setzen". In dem Monthelie habe ich anfangs auch von allein Himbeere, Kirsche und (rote) Johannisbeere entdecken koennen. Aber damit ist der Wein laengst nicht erfasst. Granatapfel war eine nette Ergaenzung, viel wichtiger fand ich aber noch die Hinweise auf Pfingstrose, Veilchen, Holunder-Mark, Lorbeer, Bitterschokolade und Tierhaut. Das rundet die Beschreibung schon eher ab. Ich sehe das als Training und glaube nicht, dass ich mir diese weiteren Facetten ganz allein erschlossen haette.

@austria-traveller

Als Lurker bezeichnet man in Foren anonyme Mitleser. Der Begriff hat eine leicht negative Konnotation ("So etwas gehoert sich nicht."), ist aber keine Beleidigung.

Guy Bonnefoits Bücher zum Thema Matching von Wein und Speisen sind sicher die umfangreichsten und das Thema wird fast schon wissenschaftlich aufgearbeitet. Oft ist mir seine fast schon apodiktischen Hinweise aber zu streng.

Aber für mich ein tolles Bucht für Anfänger, die sich mit einer Materie wirklich beschäftigen wollen und nicht nur an der Oberfläche kratzen wollen, danach sollte man sich aber wieder davon lösen und eigene Zugänge zum Thema Wein und Speisen suchen, finde ich.

Dass es keinen französischen Eintrag bei Wiki gibt liegt sicher daran, dass er hauptsächlich in Deutschland veröffentlicht und lebt. Dass er nicht so bekannt ist liegt wahrscheinlich in seinem sehr strikten Herangehen, seine Lektüre ist eher nicht flockig, locker, leicht und billig sind die Bücher auch nicht gerade.

"Apodiktisch" musste ich nachschlagen, ich finde den Begriff hier aber sehr treffend. Weniger für den Stil von Guy Bonnefoit, den ich eher als neutral-desriptiv empfinde, was Bonnefoit in meinen Augen wohltuend von Weinkritikern abhebt. Ich glaube aber, dass man die französische Weinbaukultur durchaus als "Apodiktik der Appellation" bezeichnen kann. Und gerade in diesem Zusammenhang hätte ich erwartet, dass sich Bonnefoits Bücher in Frankreich wie geschnitten Brot verkaufen. Dass sie es in der individualistischeren (d.h. dem Winzer eine freiere Hand lassenden) deutschen Weinkultur schwerer haben, erscheint mir nachvollziehbar.

Man muss Bonnefoits Einschätzungen ja auch nicht immer zustimmen. Ich kann mir sehr gut vorstellen, wie aufregend es sein muss, über diesen Erfahrungsschatz hinausgehende eigene Entdeckungen zu machen. Trotzdem bin ich überzeugt, dass man von diesem Erfahrungsschatz nur profitieren kann und gerade bei der Paarung von Essen und Wein aus der Vielzahl der Empfehlungen Gedankenanstöße mitnimmt. Und wenn der Genusshorizont damit nur ein kleines bisschen breiter wird, ist das doch auch schon etwas.

Eine der bei mir selten auftretenden Win-Win-Kombinationen hatte ich gerade auf dem Tisch: Clavels Bonne Pioche 09 ergänzte sich aufs Schönste mit butterzarten Lammhüftsteaks, Thymian-Bratkartoffeln und tomatisierten Böhnchen. Der Wein bot dem Essen mühelos Paroli und bekam als Begleiter sogar noch mehr Glanz.

Mein Händler hat den Bonne Pioche leider nicht mehr, aber bei Pinard-de-Picard gibt es noch Nachschub, um den ich mich gleich kümmern werde.

Beste Grüße

Bernd