Riesling Grosse Gewächse - ist das wirklich "Grand Cru"?

Bernd Schulz
Beiträge: 7140
Registriert: Sa 11. Dez 2010, 23:55
Kontaktdaten:

Re: Riesling Grosse Gewächse - ist das wirklich "Grand Cru"?

Beitrag von Bernd Schulz »

Danke schon mal euch beiden, Elah und Karsten! In der Schule hatte ich leider ganz lausige Englischlehrer, und im Studium/ Beruf habe ich die Sprache nicht gebraucht.
amateur des vins hat geschrieben: Mo 21. Okt 2024, 12:59 Nach meinem Verständnis gibt es genau eine Kernaussage:
Schildknecht propagiert "große" deutsche Rieslinge mit 10-40 g/l Restzucker.
Diese Feststellung wundert mich jetzt nicht wenig, denn in dem übersetzen Teil des Artikels (den ich wirklich interessant finde) geht es ja gar nicht um Restzucker. :?:

Herzliche Grüße

Bernd
amateur des vins
Beiträge: 4831
Registriert: Sa 10. Mär 2012, 21:47
Wohnort: Berlin

Re: Riesling Grosse Gewächse - ist das wirklich "Grand Cru"?

Beitrag von amateur des vins »

Bernd Schulz hat geschrieben: Mo 21. Okt 2024, 14:12
amateur des vins hat geschrieben: Mo 21. Okt 2024, 12:59 Nach meinem Verständnis gibt es genau eine Kernaussage:
Schildknecht propagiert "große" deutsche Rieslinge mit 10-40 g/l Restzucker.
Diese Feststellung wundert mich jetzt nicht wenig, denn in dem übersetzen Teil des Artikels (den ich wirklich interessant finde) geht es ja gar nicht um Restzucker. :?:
Was zu zitieren Du ausließest, aber nicht ganz unwichtig für meine Einschätzung ist:
amateur des vins hat geschrieben: Mo 21. Okt 2024, 12:59 Der umfangreiche Rest des Artikels versucht zu begründen, warum das wünschenswert wäre, und zu beschreiben, warum es anders kam (obwohl mir hier wesentliche Aspekte fehlen).
Oder wie "Al Drinkle" in den Kommentaren schrieb (übersetzt mit Deepl):
David, wenn Prägnanz dein Ziel war (wie du eingangs erwähnst), dann bist du kläglich gescheitert, aber zum großen Vorteil des Lesers.
Ja, er holt sehr weit aus, um nicht zu sagen: schweift ab. Ich bleibe aber dabei, herauszulesen, daß es ihm vorrangig um deutsche Rieslinge mit 10-40 g/l Restzucker geht - die eben in den VDP-Statuten, aber auch zahlreichen Winzer- und Konsumentenköpfen, nicht wirklich vorkommen. Insofern Wasser auf Deine Mühlen, könnte man sagen.

Aber ich bin gespannt, was für andere die Quintessenz des Essays ist. Vielleicht habe ich ja auch etwas grundsätzlich mißverstanden.

Du kannst auch die ganze Webseite mit Google Translate oder Deepl.com übersetzen und Dir so ein eigenes Bild machen.
Besten Gruß, Karsten
Bernd Schulz
Beiträge: 7140
Registriert: Sa 11. Dez 2010, 23:55
Kontaktdaten:

Re: Riesling Grosse Gewächse - ist das wirklich "Grand Cru"?

Beitrag von Bernd Schulz »

amateur des vins hat geschrieben: Mo 21. Okt 2024, 16:45 Du kannst auch die ganze Webseite mit Google Translate oder Deepl.com übersetzen und Dir so ein eigenes Bild machen.
Da ich in Bezug auf viele technische Dinge ziemlich hinter dem Mond lebe :oops: , bin ich gar nicht auf die Idee gekommen, dass sich bei den Übersetzungsprogrammen, die früher nur groteske Erlebnisse lieferten, mittlerweile einiges getan haben könnte. Ich habe gerade jeweils einen Versuch mit Deepl.com und Google Translate unternommen, bin aber leider nicht weit gekommen. Die paar Zeilen, die mir Deepl netterweise übersetzt hat, wirkten vernünftig, aber für die Übersetzung des ganzen Artikels hätte ich mich registrieren müssen, wozu ich keine Lust habe. Und via Google funktioniert es offenbar auch nur scheibchenweise, was mir heute schlicht und einfach zu mühsam ist.

Egal, ich werde nicht sterben, wenn ich Schildknechts Artikel nicht komplett lese. Trotzdem gilt dieser Satz von Karsten nach wie vor auch für mich:
amateur des vins hat geschrieben: Mo 21. Okt 2024, 16:45 Aber ich bin gespannt, was für andere die Quintessenz des Essays ist
Herzliche Grüße

Bernd
amateur des vins
Beiträge: 4831
Registriert: Sa 10. Mär 2012, 21:47
Wohnort: Berlin

Re: Riesling Grosse Gewächse - ist das wirklich "Grand Cru"?

Beitrag von amateur des vins »

Ah, sorry Bernd, Deepl kann das anscheinend nicht (mehr?).
Aber probier mal das hier:
https://www-larscarlberg-com.translate. ... r_pto=wapp

Sollte dieser Link für Dich nicht funktionieren:
Besten Gruß, Karsten
Bernd Schulz
Beiträge: 7140
Registriert: Sa 11. Dez 2010, 23:55
Kontaktdaten:

Re: Riesling Grosse Gewächse - ist das wirklich "Grand Cru"?

Beitrag von Bernd Schulz »

Der Link funktioniert, danke Karsten! Die Übersetzung ist zwar nicht die eleganteste, aber immerhin ist sie so brauchbar, dass ich jetzt weiß, was Schildknecht geschrieben hat. Und in der Tat schüttet er Wasser auf meine Mühlen, wobei ich, was die Kompatibilität von halbtrockenem oder leicht restsüßem Wein mit Essen anbelangt, nicht hundertprozentig mit ihm übereinstimme: Zu der selbst geangelten Bachforelle, die mir Ralf Gundlach gestern dankenswerterweise vorbeigebracht hat, hätte ich lieber einen legistisch trockenen Wein getrunken als einen mit 15 oder 20 Gramm Restzucker, wenn ich denn überhaupt einen Wein dazu getrunken hätte.....

Herzliche Grüße

Bernd
glauer
Beiträge: 237
Registriert: Sa 20. Aug 2011, 17:46

Re: Riesling Grosse Gewächse - ist das wirklich "Grand Cru"?

Beitrag von glauer »

Bernd Schulz hat geschrieben: Mo 21. Okt 2024, 19:15 Egal, ich werde nicht sterben, wenn ich Schildknechts Artikel nicht komplett lese. Trotzdem gilt dieser Satz von Karsten nach wie vor auch für mich:
amateur des vins hat geschrieben: Mo 21. Okt 2024, 16:45 Aber ich bin gespannt, was für andere die Quintessenz des Essays ist
Herzliche Grüße

Bernd
Es gibt mehrere Essenzen. Er arbeitet sich an einigen Facetten der GG-Geschichte bzw Umsetzung ab, zB sieht er das System zu rigoros (genau so wie Du Bernd sieht er darin keinen Platz für Kabinette als herausragende Weine....wobei das ja inzwischen schon wieder im Fluss scheint?). Ein anderes Thema ist der auch hier allseits unbeliebte Lagenverbrauch und die angebliche/scheinbare Beliebigkeit neue Grosse Lagen bei Neuaufahme in den VDP auch ohne historische Belege zu schaffen. Auch der durch den Klimawandel und die Idee des GGs zu erwartende Weg zu schwereren ("druckvollen") Weine mit höherem Alkohol werden kritisch gesehen. Da ist einiges diskussionswürdiges dabei, wobei manches auch der VDP und seine Mitglieder inzwischen wohl so sehen, seit 2016 hat sich einiges getan, zum Beispiel versucht man ja doch vielerorts elegantere und nicht so alkoholische GGs zu erzeugen.

Sein grosses Thema ist aber (und auch die obigen Punkte dienen dem) seine eindeutige Präferenz fur Rieslinge oberhalb der 8g Trockengrenze. Er meint, dass auch "trockene" Weine mit 10 bis 20g langfristig grösseres Potential haben und er empfindet selbst junge feinherbe Riesling als allerbeste Essensbegleiter. Und da bin ich raus, ich mag sie einfach nicht, auch wenn ich zustimme dass solche Weine sich oft hochinteressant entwickeln. Ich trinke sie nicht gerne bzw nicht mehr als ein halbes Glas, schon gar nicht zum Essen.
Zuletzt geändert von glauer am Mo 21. Okt 2024, 22:48, insgesamt 1-mal geändert.
glauer
Beiträge: 237
Registriert: Sa 20. Aug 2011, 17:46

Re: Riesling Grosse Gewächse - ist das wirklich "Grand Cru"?

Beitrag von glauer »

Bernd Schulz hat geschrieben: Mo 21. Okt 2024, 21:52 Der Link funktioniert, danke Karsten! Die Übersetzung ist zwar nicht die eleganteste, aber immerhin ist sie so brauchbar, dass ich jetzt weiß, was Schildknecht geschrieben hat. Und in der Tat schüttet er Wasser auf meine Mühlen, wobei ich, was die Kompatibilität von halbtrockenem oder leicht restsüßem Wein mit Essen anbelangt, nicht hundertprozentig mit ihm übereinstimme: Zu der selbst geangelten Bachforelle, die mir Ralf Gundlach gestern dankenswerterweise vorbeigebracht hat, hätte ich lieber einen legistisch trockenen Wein getrunken als einen mit 15 oder 20 Gramm Restzucker, wenn ich denn überhaupt einen Wein dazu getrunken hätte.....

Herzliche Grüße

Bernd
da war ich etwas zu spät mit meiner Zusammenfassung.....aber in der Tat, ich habe Deine Positionen in vielem erkannt.
Bernd Schulz
Beiträge: 7140
Registriert: Sa 11. Dez 2010, 23:55
Kontaktdaten:

Re: Riesling Grosse Gewächse - ist das wirklich "Grand Cru"?

Beitrag von Bernd Schulz »

glauer hat geschrieben: Mo 21. Okt 2024, 22:03 ....aber in der Tat, ich habe Deine Positionen in vielem erkannt.
Als Profi, der sich noch viel intensiver als ich mit verschiedenen Hintergründen wie z.b. dem geschichtlichen befasst und zudem Ummengen an Gesprächen mit hervorragenden Winzern geführt hat, verfügt David Schildknecht natürlich über noch weit stichhaltigere Argumente als ich. Aber seine grundsätzliche Perspektive passt auf jeden Fall sehr gut zu meiner Sicht der Dinge - und mich freut das jetzt durchaus.... ;)

Herzliche Grüße

Bernd
Ollie
Beiträge: 2232
Registriert: Mo 6. Jun 2011, 12:54

Re: Riesling Grosse Gewächse - ist das wirklich "Grand Cru"?

Beitrag von Ollie »

Vorneweg: Der Artikel ist von 2016, und Vieles, an dem sich Schildknecht abarbeitet, ist nicht oder nicht mehr richtig.

1. Niemand muss seine armen Rieslingmost dazu prügeln, auf unter 10 g/l zu gären. Das geht, ziemlich einfach sogar. Ging auch schon 2016, also bitte.

2. Der VDP hat nie gesagt, nur trockener Riesling könne Terroir transportieren. Der VDP hat aber gesagt, damit ein trockener Riesling Terroir transportieren kann, müsse er gewisse Mindeststandards erfüllen: GG-Regeln. Diese Regeln helfen Erzeugern, stilistische Konvergenz (wie in seinem Goldstandard Burgund übrigens!) zu erreichen und dem Konsumenten dieses Konzept reproduzierbar anzubieten. Daß heutzutage viele GGs zu Steinweinen degeneriert sind, hat nichts mit dem VDP zu tun, sondern mit der Vorliebe der zahlungswilligen Kunden für möglichst neutrale Weißweine, "aber bitte aus Riesling, denn die Traube ist so schön edel, und mein Nachbar kuckt gerade" (siehe mein Punkt 5).

3. Mittlerweile hat der VDP süße Prädikatsweine aus den Großen Lagen erlaubt; damit kann jeder für sich selbst entscheiden, ob er die Hermannshöhle in trocken oder für die Hälfte(!) in süß trinkt. Allerdings löst das nicht das hier neulich angesprochene Problem der fehlenden Kompetenz / des fehlenden Willens zur Süßweinerzeugung. Tertium datur: Viele GG-Lagen der Nahe, Rheinhessens oder der Pfalz eignen sich wahrscheinlich nur mäßig gut für interessante Süßweine. Ich denke, die Mosel hat hier einen natürlichen Standortvorteil und schlicht und ergreifend die Tradition und das Know-How. Da müssen noch viele rheinhessische Jungwinzer rumheiraten, bevor das aufgeholt ist.

4. Schildknecht favorisiert den untrockenen Riesling speziell vor dem Hintergrund der internationalen Situation: trockene Weißweine kann jedes Land genauso gut und jede Rebsorte besser als Riesling, also warum dagegen angären wollen? Ich denke aber, schon 2016 sollte Schildknecht gesehen haben, daß das GG eine rein nationale Veranstaltung ist. (Unsere nördlichen Co-Germanen zähle ich jetzt mal mit.) Dazu kommt, daß zu keinem Zeitpunkt Riesling mit dem von ihm bevorzugten Restzucker-Band (10-40 g/l) national oder international ein Ding war. Kein Schwein kauft sowas, noch nicht mal die Deutschen. Im Gegenteil: Silvaner stellte mal 70% der Reben hier. Aber nicht wegen der Erträge (das ist VDP-Propaganda), sondern wegen der herrlichen Neutralität, die den Wein so irre gut passend zu Mehlschwitze macht (oder was man in D halt zu Silvaner reicht, würg). Je mehr Zucker der Riesling hat, desto fruchtiger wird er. Sogar Heymann-Löwenstein hatte 2016 bereits das Handtuch geworfen. Niemand trinkt fruchtige Rieslinge zum Essen und zahlt dafür mehr als für einen gehobenen Kabinett.

5. Fast niemand trinkt gereiften Riesling, und so gut wie keiner zum Essen. Damit ist das "Der Zucker wird sich schon harmonisch einbauen, die Frucht geht zurück"-Argument vom Tisch.

Das war alles ein großes Wunschdenken von Schildknecht, der wirklich wollte, daß Deutschland seinen eigenen Weg in Sachen Riesling geht. Aber er hat die Rechnung ohne den Markt gemacht.

Cheers,
Ollie
Yeah, well, you know, that’s just like, uh, your opinion, man.

Parfois, quand c'est trop minéral, on s'emmerde.

"Souvent, l'élégance, c'est le refuge des faibles." (Florence Cathiard)
amateur des vins
Beiträge: 4831
Registriert: Sa 10. Mär 2012, 21:47
Wohnort: Berlin

Re: Riesling Grosse Gewächse - ist das wirklich "Grand Cru"?

Beitrag von amateur des vins »

Ollie hat geschrieben: Mo 21. Okt 2024, 22:37 Schildknecht favorisiert
Distinktion ist ihm halt ziemlich wichtig (oder war es jedenfalls 2016?). Damit steht er ja nicht ganz alleine, mehlige Silvanerschwitze hin oder her. Wenn man so ziemlich alles schon x-mal gesehen hat...
Besten Gruß, Karsten
Antworten

Zurück zu „Grosse Gewächse“