Gerhard Aldinger

amateur des vins
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Re: Gerhard Aldinger

Beitrag von amateur des vins »

Bernd Schulz hat geschrieben: Di 4. Jun 2024, 21:18(100 Punkte)
Hast Du jüngst Deine Bewertungsskala rekalibriert? :mrgreen:
Besten Gruß, Karsten
Bernd Schulz
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Re: Gerhard Aldinger

Beitrag von Bernd Schulz »

Ich hatte schlicht und einfach am letzten Wochenende einige Weine im Glas, die ich mir nur anders, aber nicht perfekter vorstellen kann.

Deshalb warne ich schon mal vor: In den nächsten Tagen werden noch ein paar Notizen mit 100 Punkten folgen....
amateur des vins
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Re: Gerhard Aldinger

Beitrag von amateur des vins »

Ich habe zuletzt mal wieder ein Assortiment beim Weingut bestellt. Nicht ganz unwahrscheinlich also, daß ich hier demnächst ein bißchen Rauschen produziere... Den Anfang machte

Aldinger, Grüner Veltliner Reserve 2022 (12,5%)

In den letzten Wochen habe ich mich zunehmend mit Grünem Veltliner angefreundet, selbst mit den nicht ganz rockenen Exemplaren, nachdem mich ja einige überbarocke Smaragde an den Rand der Zurückweisung brachten. Da hatte ich das Gefühl, ich wäre für exotische, nicht-herkunftsgemäße Interpretation bereit. :mrgreen:

Der Wein ist sofort als GV erkennbar, wenn auch auf eine kühlere, weniger barocke Art. Auch der Alkohol ist für einen GV ja vergleichsweise moderat.
In der Nase Birne, Weinbergspfirsich, ein wenig Gaia-Melone. Zart grasig, mit einem Hauch Thymian und Korianderblatt.
Am Gaumen kühl und frisch, mit lebendiger Säure. Sehr dezentes Holz. Die Säure im Abgang leicht grünapfelig.

Stimmiger und guter Wein, eher auf der frischeren Seite (der Hausstilistik getreu), was eine schöne Variation des zur Adipositas neigenden Veltliners ist.
Besten Gruß, Karsten
amateur des vins
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Re: Gerhard Aldinger

Beitrag von amateur des vins »

...und der nächste folgt sogleich:

Aldinger, Weißburgunder Untertürkheimer Gips 1G 2023 (12,5%)
Aldinger, Grauburgunder Gutswein 2023 (12,5%)


Beide verschraubt, sattfahl-/hellsttrohgelb; WB vielleicht einen Ticken satter und gelber.

In der Nase der WB ziemlich dezent, typisch, floral, mit zartem Holz. Eher kühl/mäßig straff. Eine Spur etwas unreifer Kiwi.
Der GB etwas kraftvoller, ebenfalls typisch (Birne) und etwas Holz, ebenfalls eher kühl/mäßig straff.

Am Gaumen der WB leicht cremig und kühl/frisch, etwas Grip. Milde Nektarine.
GB kräftiger, wieder Bine, ein wenig Grapefruit.. Ganz leicht reduktiv und mit einer Spur CO₂.

Das ist ziemlich spannend, die beiden direkt nebeneinander zu trinken: Ein qualitativer Unterschied ist nämlich nicht festzustellen. Allenfalls ist der GB eine Spur stimmiger und aufgrund seiner etwas fülligeren Art einnehmender. Bei Preisen (ab Weingut) von 11,50 (GB) und 17 (WB) scheint es schon so, als würde man hier die Monopollage und das "1G"-Etikett satt mitbezahlen.
Besten Gruß, Karsten
amateur des vins
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Re: Gerhard Aldinger

Beitrag von amateur des vins »

Heute habe ich den auch im Glas:

Aldinger, No. 530 Brut

Das ist übrigens der weiße; einen 530 Rosé gibt es auch, und eine Flasche liegt bei mir im Weinkühlschrank.

Zunächst einmal verhält sich das Getränk ziemlich spooky: Nachdem vorsichtigen Entfernen des Korkens ohne Plopp fängt der Schaum an, aus der Flasche zu kriechen, und zwar bestimmt 2 Minuten lang. Und nach dem Entnehmen einiger Gläser steht in der Flasche eine ca. 1cm dicke Schaumschicht stabil auf der Oberfläche, jetzt schon seit knapp einer halben Stunde.

Ich empfinde den Wein nicht als Limonade, dafür ist er zu würzig; mittelherb, das aber langanhaltend. Ganz knochentrocken ist er nicht, der Bezeichnung "Brut" entsprechend, aber ausgewiesen süß schmeckt er nicht. Zitrone finde ich auch keine, ich wäre eher bei schwarzer Johannisbeere - aber diese Aromaassoziationen sind ja eh immer ziemlich subjektiv. Vom Gesamteindruck her finde ich ihn ein wenig rumpelig und rustikal, aber für die aufgerufenen 22,50 ok.
Besten Gruß, Karsten
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Re: Gerhard Aldinger

Beitrag von EThC »

amateur des vins hat geschrieben: Sa 15. Jun 2024, 19:12 Ganz knochentrocken ist er nicht, der Bezeichnung "Brut" entsprechend
..."brut" bedeutet bis zu 15 g/l Restzucker, deshalb ist der Begriff m.E. reichlich nichstsagend...
Viele Grüße
Erich

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Re: Gerhard Aldinger

Beitrag von amateur des vins »

EThC hat geschrieben: Sa 15. Jun 2024, 22:26
amateur des vins hat geschrieben: Sa 15. Jun 2024, 19:12 Ganz knochentrocken ist er nicht, der Bezeichnung "Brut" entsprechend
..."brut" bedeutet bis zu 15 g/l Restzucker, deshalb ist der Begriff m.E. reichlich nichstsagend...
0-12 g/l, aber ja, der Begriff ist unscharf - so wie bei Stillweinen auch. Dennoch weckt "Brut" eine gewisse Erwartung, genauso wie "feinherb" oder "halbtrocken" bei Stillweinen. Und diese ist beim 530 erfüllt, und zwar mit Tendenz zum Trockenen, denn ich hatte auch schon deutlich klebrigere "Brut". Und nichts anderes schrieb ich, auch wenn Du sinnentstellend verkürzt zitiert hast.
Besten Gruß, Karsten
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Re: Gerhard Aldinger

Beitrag von EThC »

amateur des vins hat geschrieben: Sa 15. Jun 2024, 22:42 0-12 g/l
...die zugelassene Abweichung von 3 g/l nicht vergessen❗️🧐
Viele Grüße
Erich

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UlliB
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Re: Gerhard Aldinger

Beitrag von UlliB »

Michl hat geschrieben: Sa 9. Mär 2024, 09:50 Bild

Alex, du hast mir ja nicht selten die Augen für das wahre Wesen eines Weins geöffnet, während ich eher stimmungshaft umhergeirrt bin und mich von Aspekten habe blenden lassen, die letztlich nicht entscheidend waren. Zumindest bei diesem Wein scheint mir aber mein Gesamteindruck völlig deckungsgleich, obwohl du einmal mehr die treffenderen Worte gefunden hast. Großartige VKN, herzlichen Dank dafür!
Persönlich hat mich aber am meisten beeindruckt, wie der Wein mit Luft bei Abwesenheit aller dem Chardonnay nicht fremder Überwältigungsstrategien (nuttiges Holz, zäher Schmelz, zu hohe innere Dichte, überzogene Reduktivität) immer zwingender wurde, ohne aber manipulativ zu sein und gedankliche Freiräume zu verschließen.
Ja, das ist ein so gekonnt ausgebauter Wein, dessen natürliches Potenzial hier wirklich zur Entfaltung gebracht wurde.
Wer Zugang und Interesse an Chardonnay hat, sollte diesen Wein unbedingt einmal probieren. Es gibt ihn ja erstaunlicherweise noch auf dem Markt und 45 € für einen deutschen Chardonnay sollten in diesem Fall nicht abschrecken. Für mich war er einer der besten Chardonnays, die ich je im Glas hatte, und ich kaufe mir auf jeden Fall noch eine Flasche.
Manche Notizen sind so verlockend, dass sie mich in Versuchung führen. Hier habe ich mal nachgegeben und mir etwas besorgt.

Untertürkheimer Gips Chardonnay 1G 2019 (Aldinger) 12,5%Vol. Für einen doch noch recht jungen Wein sehr dunkle Farbe, Messing. Und meine daraufhin sofort aufkommende Sorge wird duch den ersten Naseneindruck bestätigt: deutliche Oxidationstöne.

PremOx. Mein erster deutscher Chardonnay damit, aber warum sollte die burgundische Seuche nicht auch deutsche Chardonnays erwischen? Glücklicherweise ist die Oxidation hier noch nicht so weit fortgeschritten, dass der Wein untrinkbar geworden ist, und was noch erkennbar ist. zeigt, dass es sich hier um einen hochwertigen Chardonnay gehandelt hat, der in seiner Aromatik, mit seiner feinen Säure und dem dezenten Holzeinsatz tatsächlich immer noch sehr burgundisch wirkt. Noch nicht hinüber, aber zumindest diese Flasche wäre es bald gewesen.

Gruß
Ulli
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Re: Gerhard Aldinger

Beitrag von amateur des vins »

UlliB hat geschrieben: So 1. Sep 2024, 10:23 Untertürkheimer Gips Chardonnay 1G 2019 (Aldinger)

PremOx.
Interessant. Wir hatten den kürzlich auch, und fanden alle eher auf der reduktiven Seite, wenn auch mäßig (v.a. im Vergleich zu Huber). Muß wohl ein Flaschenfehler gewesen sein. Rund um den Korken war alles unauffällig?
Besten Gruß, Karsten
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