Chianti (in allen Variationen)

Bradetti
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Re: Chianti (in allen Variationen)

Beitrag von Bradetti »

olifant hat geschrieben: Do 9. Jan 2025, 12:59
Bradetti hat geschrieben: Do 9. Jan 2025, 12:45 Also ich hatte vom "Rancia" bisher die Jahrgänge 2017 und 2018 im Glas und für mich waren beide echt gute Chianti-Vertreter und auch nicht verholzt oder überextrahiert. Evtl hat sich der Stil ja geändert über die letzten 20 Jahre....
Natürlich hat sich da insgesamt einiges geändert. Aber dennoch ist und bleibt der Rancia ein von Ausbau geprägter Wein; (18 - 20 Monate Barrique). Auch die Holznoten sind seitens des Produzenten so gewünscht.
Die ersten 8 - 10 Jahre, manchmal auch länger, kann das auch ganz gut zusammengehen. Interessant wird's wenn die Frucht "durch" und das Traubentannin umgebaut ist - da bleiben gerne uncharmante spröde ausgezehrte Weine mit m.E. extrem nachtrocknenden Holztanninen. Kann man mögen, muss man aber nicht :lol:
Na das ist doch gut zu wissen für mich. Dann werden meine "Rancia"-Bestände eben keine 20 Jahre im Keller liegen (müssen). Umso besser ;)
Viele Grüße
Dirk
Marvin77
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Re: Chianti (in allen Variationen)

Beitrag von Marvin77 »

Hallo olifant,
olifant hat geschrieben: Do 9. Jan 2025, 12:59
Bradetti hat geschrieben: Do 9. Jan 2025, 12:45 Also ich hatte vom "Rancia" bisher die Jahrgänge 2017 und 2018 im Glas und für mich waren beide echt gute Chianti-Vertreter und auch nicht verholzt oder überextrahiert. Evtl hat sich der Stil ja geändert über die letzten 20 Jahre....
Natürlich hat sich da insgesamt einiges geändert. Aber dennoch ist und bleibt der Rancia ein von Ausbau geprägter Wein; (18 - 20 Monate Barrique). Auch die Holznoten sind seitens des Produzenten so gewünscht.
das man bei den Top-Weinen "Rancia" und "Fontalloro" ("Colonia CCGS" kenne ich nicht) den Holzeinfluss spürt finde ich auch, aber wenigstens in jüngeren Jahren empfand ich die Weine als sehr fruchtig, harmonisch und eindeutig als Sangiovese erkennbar.

Ich hoffe auf jeden Fall, dass Du nicht richtig liegst und sich die Weine auch in 10+ Jahren noch trinken lassen, weil ich einige für die längere Reife vorgesehen habe. Das wäre natürlich schade, wenn man die dann so lange liegen lässt und dann merkt das man sie besser jung getrunken hätte.

Weißt Du genau wie der Ausbau der Weine stattfindet?
Also wie viel Neuholz usw., weil ich dazu im Netz keine genauen Angaben gefunden habe.

Herzliche Grüße
Alex
olifant
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Re: Chianti (in allen Variationen)

Beitrag von olifant »

Marvin77 hat geschrieben: Fr 10. Jan 2025, 11:06 ...

Ich hoffe auf jeden Fall, dass Du nicht richtig liegst und sich die Weine auch in 10+ Jahren noch trinken lassen, weil ich einige für die längere Reife vorgesehen habe. Das wäre natürlich schade, wenn man die dann so lange liegen lässt und dann merkt das man sie besser jung getrunken hätte.

Weißt Du genau wie der Ausbau der Weine stattfindet?
Also wie viel Neuholz usw., weil ich dazu im Netz keine genauen Angaben gefunden habe.

Herzliche Grüße
Alex
Wenn du mehr Flaschen zur Verfügung hast, dann zieh ab 10 Jahre alle 2 eine auf, dann kannst du dir eine Vorstellung zur Entwicklung machen.
Es altern m.M. u. m.E. nach nicht alle Sangioveseweine gleich gut, da muss man durchaus seine Erfahrungen sammeln.

Zum Gebrauch der Barrique im Hause Felsina stehen mir auch nur die Infos der HP zur Verfügung. Es ist da schon einiges zu Neuholz und erster- ..., Mehrfachpassagen herauszulesen. Ein bisschen die Philosophie bei Felsina ist je wertiger der Wein, desto neuer die Barrique, bzw. der Erstpassagenanteil. Bei Fontaloro satte 100% :shock: ....
Grüsse

Ralf

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Karl Valentin
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UlliB
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Re: Chianti (in allen Variationen)

Beitrag von UlliB »

Da gebe ich zum Rancia dann auch noch meinen Senf dazu. Ich habe den zwar nicht ganz regelmäßig im Glas, aber immer noch oft genug, um ein eigenes Bild zu haben.

Lege ich meine Idealvorstellung zu Grunde, wie ein typischer Chianti beschaffen sein sollte, ist der Rancia ein ziemlicher Totalausfall.

Blende ich aber aus, dass das ein Chianti sein soll und auch als solcher deklariert ist, ist das für mich ein sehr guter Wein, der allerdings auch von anderswo kommen könnte. Es ist halt die Frage, was einem Herkunft bzw. Herkunftstypizität bedeutet (die fehlende Typizität betrifft für mich auch alle bisher getrunkenen Weine der noch relativ neuen Kategorie "Chianti Gran Selezione", da ist der Rancia weiß Gott nicht alleine).

Was den Holzeinsatz betrifft, fand ich den beim Rancia zumindest in den letzten Jahren sehr gekonnt, und als überholzt habe ich da keinen empfunden. Die Frage, was man da als passend oder unpassend empfindet, dürfte aber sehr stark vom jeweiligen Geschmack abhängen und auch von dem, was man sonst so trinkt. Meine Hauptbaustelle ist (in rot) nach wie vor Bordeaux, und da wird alles höherwertige grundsätzlich mit einem Anteil Neuholz ausbebaut, mitunter bis zu 100%. Gerade bei den jüngeren Weinen lernt man, am Holz "vorbei" zu verkosten. Das mache ich bei den Italienern dann wahrscheinlich auch.

Zur Alterungsfähigkeit kann ich leider nicht viel sagen. Ich trinke Rancia eher jung - in den ersten zehn Jahren nach der Ernte - und meine auch, dass der gemacht wird, um ihn recht jung zu trinken. Zwanzig Jahre wie im Fall des oben erwähnten 2004ers traue ich dem eher nicht zu, das hält die Substanz nicht durch. Ist aber nur so ein Gefühl :|

Gruß
Ulli
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Re: Chianti (in allen Variationen)

Beitrag von olifant »

UlliB hat geschrieben: So 12. Jan 2025, 17:31 ...
Lege ich meine Idealvorstellung zu Grunde, wie ein typischer Chianti beschaffen sein sollte, ist der Rancia ein ziemlicher Totalausfall.

Blende ich aber aus, dass das ein Chianti sein soll und auch als solcher deklariert ist, ist das für mich ein sehr guter Wein, der allerdings auch von anderswo kommen könnte. Es ist halt die Frage, was einem Herkunft bzw. Herkunftstypizität bedeutet (die fehlende Typizität betrifft für mich auch alle bisher getrunkenen Weine der noch relativ neuen Kategorie "Chianti Gran Selezione", da ist der Rancia weiß Gott nicht alleine).
...
Zur Alterungsfähigkeit kann ich leider nicht viel sagen. Ich trinke Rancia eher jung - in den ersten zehn Jahren nach der Ernte - und meine auch, dass der gemacht wird, um ihn recht jung zu trinken. Zwanzig Jahre wie im Fall des oben erwähnten 2004ers traue ich dem eher nicht zu, das hält die Substanz nicht durch. Ist aber nur so ein Gefühl :|

Gruß
Ulli
Kann man wohl nicht besser darstellen.
Volle Zustimmung bei den Gran Selezione. Die sind zumeist in der Art von Sangiovese-Supertoskanern konzipiert. Wenn man, wie ich auch, ein eher klassisches Geschmaksbild preferiert, kann man sich die Mehrausgaben sparen.
Grüsse

Ralf

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olifant
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Re: Chianti (in allen Variationen)

Beitrag von olifant »

... die Tage im Glas ...

Crociferro Chianti Colli Fiorentini 2022 DOCG, Fattoria Torre a Cona (Conte Rossi di Montelera) - Rignano sull'Arno (FI), NK, 14°alc., Cuvee 90% Sangiovese, 10% Colorino, Ausbau 70% Edelstahl / 30% Slavonische Eiche (Grosses Fass)

transparentes dunkleres Mittelrot; würzige Kirschfrucht, Veilchen, frische Macchia; am Gaumen mittelgewichtig, knackiger Ansatz, mit würziger Kirschfrucht, etwas Veilchen und Kräuter, korrespondierend zur Nase, etwas Mineralik, saftig, mittelkräftiges leicht raspelndes Tannin (das wird sich geben) und ordentliche Säuredosis, in sich sehr stimmig, entwickelt Zug am Gaumen, Nachschenkreflex; mittellanger Abgang auf Frucht und Gaumensäuberndes Tannin mit gutem Säurekick - 17/20 op

Wow, das könnte mein diesjähriger everyday-Chianti werden. Fällt deutlich "rustikaler" aus als die meisten Chianti Classico, "rustikal" ist dabei eigentlich nicht richtig, ohne dabei eine gewisse burgundische (elegante) Ader zu verleugnen. Gefällt mir sehr gut, Empfehlung.
Tipp: kostet derzeit als Einführungsangebot bei Vipino inkl. Angebotsrabatt 18% 12,95 €/Fl.; sofern noch die Mitbestellkampagne laufen sollte gibt's mit Code Prim24xl noch 12% zusätzlich ...
Sehr authentischer, kühler Chianti Colli Fiorentini, mit deutlichen Wurzeln in der Region, blitzsauber auf die Flasche gebracht.
Grüsse

Ralf

Die Zukunft war früher auch besser.
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UlliB
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Re: Chianti (in allen Variationen)

Beitrag von UlliB »

olifant hat geschrieben: Di 21. Jan 2025, 10:38 ... die Tage im Glas ...

Crociferro Chianti Colli Fiorentini 2022 DOCG, Fattoria Torre a Cona (Conte Rossi di Montelera) - Rignano sull'Arno (FI), NK, 14°alc., Cuvee 90% Sangiovese, 10% Colorino, Ausbau 70% Edelstahl / 30% Slavonische Eiche (Grosses Fass)

transparentes dunkleres Mittelrot; würzige Kirschfrucht, Veilchen, frische Macchia; am Gaumen mittelgewichtig, knackiger Ansatz, mit würziger Kirschfrucht, etwas Veilchen und Kräuter, korrespondierend zur Nase, etwas Mineralik, saftig, mittelkräftiges leicht raspelndes Tannin (das wird sich geben) und ordentliche Säuredosis, in sich sehr stimmig, entwickelt Zug am Gaumen, Nachschenkreflex; mittellanger Abgang auf Frucht und Gaumensäuberndes Tannin mit gutem Säurekick - 17/20 op

Wow, das könnte mein diesjähriger everyday-Chianti werden. Fällt deutlich "rustikaler" aus als die meisten Chianti Classico, "rustikal" ist dabei eigentlich nicht richtig, ohne dabei eine gewisse burgundische (elegante) Ader zu verleugnen. Gefällt mir sehr gut, Empfehlung.
Tipp: kostet derzeit als Einführungsangebot bei Vipino inkl. Angebotsrabatt 18% 12,95 €/Fl.; sofern noch die Mitbestellkampagne laufen sollte gibt's mit Code Prim24xl noch 12% zusätzlich ...
Sehr authentischer, kühler Chianti Colli Fiorentini, mit deutlichen Wurzeln in der Region, blitzsauber auf die Flasche gebracht.
Danke für den Tipp, ich habe mir etwas davon besorgt, und ja, die 12% Zusatzrabatt gab es auch noch :D

Deine Beschreibung kann ich gut nachvollziehen, das ist ein typischer Chianti, wie ich ihn mag, wobei ich den nicht als "mittelgewichtig" ansehe, das ist für meinen Geschmack schon ein recht dickes Geschoss - die deklarierten 14%Vol. ließen das auch schon vermuten. Mir wäre etwas schlanker noch lieber gewesen.

Ach ja, die Flasche war mit einem Plastezapfen aus PE verschlossen. Ich hatte gedacht, dass die Dinger nach den katastrophalen Erfahrungen vor rund 20 Jahren endgültig verschwunden sind - offensichtlich nicht. Mit längerer Lagerung wäre ich da vorsichtig, wobei dieser Wein auch keine längere Lagerung braucht.

Gruß
Ulli
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UlliB
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Re: Chianti (in allen Variationen)

Beitrag von UlliB »

Noch mal Torre a Cona, diesmal eine Riserva:

Badia a Corte Chianti Colli Fiorentini Riserva 2019 (Torre a Cona) 13,5%Vol.

Der selbe Plastezapfen wie beim vorgenannten Crociferro, scheint hier Hausstandard zu sein. :(

100% Sangiovese aus Einzellage, ausgebaut im großen gebrauchten Holz. Interessanterweise ein halber Prozentpunkt weniger Alkohol als beim "einfachen" Chianti aus 2022, auch heller, transparentes Kirschrot. Wirkt etwas schlanker, aber auch gesetzter, weniger Säure, dadurch auch weniger spannend, zugleich immer noch etwas ruppiges Tannin. Gewisse bäuerliche Eleganz, eher robust als fein, insgesamt keinen Deut besser als der halb so teure Crociferro aus 2022, und damit kein guter Kauf.

Gruß
Ulli
Lars Dragl
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Re: Chianti (in allen Variationen)

Beitrag von Lars Dragl »

Hallo!

Cigliano di Sopra CCL 2019

Gerade bin ich sehr fasziniert, habe aber keine Lust lange VKNs zu schreiben. Nur so viel: Für unter 20 €, hatte ich noch nie so viel Chianti im Glas. Wer die fruchtige, eher leichte und verspielte Art von Sangiovese mag, der ist hier richtig. Ein kleiner, handwerklich aber modern arbeitender Erzeuger, der sich offensichtlich nach oben kämpfen möchte und auf dem Weg dahin einige etablierte Betriebe beim PGV richtig schlecht aussehen lassen dürfte. Für einen Wein aus der Toskana wirkt das (heutzutage) alles relativ leicht, fruchtig, floral, transparent und sehr süffig, aber vor allem unglaublich authentisch und wirklich seriös. Respekt!

Herzliche Grüße

Lars

P.S. Letzte Woche hatte ich Fèlsina CCL Riserva 2015 und San Giusto a Rentennano CCL 2018. Die haben zwar möglicherweise mehr Reserven, müssen sich im Fernvergleich momentan aber schon deutlich geschlagen geben.
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AmonA
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Registriert: Di 28. Aug 2012, 12:35

Re: Chianti (in allen Variationen)

Beitrag von AmonA »

olifant hat geschrieben: Di 21. Jan 2025, 10:38 ... die Tage im Glas ...

Crociferro Chianti Colli Fiorentini 2022 DOCG, Fattoria Torre a Cona (Conte Rossi di Montelera) - Rignano sull'Arno (FI), NK, 14°alc., Cuvee 90% Sangiovese, 10% Colorino, Ausbau 70% Edelstahl / 30% Slavonische Eiche (Grosses Fass)...
Gestern bestellt und heute geliefert - verrückt! Abends gleich eine Flasche neugierig geöffnet:
Den Korken mag man gar nicht anfassen und dran riechen sollte man besser auch nicht.
Eure Eindrücke kann ich nachvollziehen. Bleibender Eindruck bei mir: zarte Kirschfrucht, etwas grobe Tannine - aber nicht störend - mundwässernd. Der Alkohol ist gut eingebunden bei kühlen 16 °C. Insgesamt nicht schlecht, der Wein sollte mMn. aber lieber zum Essen als solo getrunken werden.

Ich habe (von anderen Lieferanten) noch Chianti bestellt, darunter auch welche von Castello di Monsanto. Bin gespannt! :)
Grüße
AmonA (aka Volker)
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