Chianti (in allen Variationen)

stefane
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Re: Chianti (in allen Variationen)

Beitrag von stefane »

Carpineta Fontalpino, Castelnuovo Berardenga
Chianti Classico 2020
14,5%
€ 15

Im Glas ein sattes Rubinrot.
Im Duft rote Früchte, dominiert von Pflaume, aber auch Johannisbeere und Kirsche kommen durch. Kaum blumige oder kräuterige Noten.
Am Gaumen dann recht frisch, durch die Dominanz der fruchtig-saftigen Seite aber eher mit einem warmen Eindruck. Wieder dominiert die Pflaume, neben Johannisbeere und Kirsche kommen nun aber auch noch Brombeere und eine leichte Holznote hinzu. Recht weiches, schmeichelndes Tannin sowie eine - für mich etwas zu - zurückhaltende Säure.
15,5/20
Herzliche Grüße
Stefan
Bradetti
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Re: Chianti (in allen Variationen)

Beitrag von Bradetti »

Die letzten Tage im Glas.

2019 Fontodi Chianti Classico

Der Wein brauchte viel Luft und Zeit um sich zu zeigen. In der Nase trotzdem recht zurückhaltend - dezente Frucht nach Kirsche und Johannisbeere mit einem Hauch Himbeere (?) sowie leicht ätherischem Ton.

Am Gaumen gleiche Frucht, jedoch auch hier nicht überbordend. Der Wein zeigt Frische, Mineralik, feinkörniges Tannin, gute Säure und geht dann mit ätherischer Note in den mittellangen Abgang. Stilistisch sehe ich diesen Chianti recht nahe an denen von Castellare di Castellina, wobei insgesamt eben sehr verhalten.

Am zweiten Tag machte der Wein dann aber regelrecht zu. Kaum noch Frucht wahrnehmbar und die Ätherik übernahm das Zepter. War am ersten Abend definitiv noch am besten.

Dieser Wein trägt jetzt nicht unbedingt dazu bei, dass ich Fontodi-Fan werde. Evtl noch zu jung? Altern die CC dieses Weinguts gut bzw brauchen sie eine gewisse Reife? Kann da jemand etwas dazu sagen?

Danke.
Viele Grüße
Dirk
Löhlein
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Re: Chianti (in allen Variationen)

Beitrag von Löhlein »

Hallo,

ich bin Chianti-Neuling und habe eine Frage an die Versierten hier. Heute habe ich einen Rocca delle Macie Sergioveto Riserva 2019 aufgemacht und mal abgesehen von einer schönen Säure, die den Wein geschmacklich doch noch ganz gut stabilisiert hat, war mein Haupteindruck, dass dieser Wein viel zu sehr nach überreifer Pflaume schmeckte. Mir hat das leider so gar nicht zugesagt...

Zum Vergleich kann ich nur mit einem weiteren bewusst genossenen Chianti aufwarten, nämlich einem Vignalparco Riserva 2019 von Casa Emma. Der Unterschied war für mich aber enorm. Der Vignalparco hat mir um Klassen besser geschmeckt. Über drei Tage hinweg hat der feinste Fruchtnoten verströmt, getragen von einem tollen Gerüst aus Tannin und Säure - eine Offenbarung für mich, der italienische Weine bislang links liegen hat lassen.

Auch frablich kam mir der Sergioveto wesentlich bräunlicher vor , als der Vignalparco.

Kann mir da jemand weiterhelfen bitte? Ist das einfach eine andere Art von Chianti, die meinen Geschmack nicht trifft oder habe ich eine schlechte Flasche erwischt? Mei erster Eindruck war, dass der Wein zu lange gelagert war, was ja wohl kaum sein kann.. aber vielleicht war die Flasche schlecht gelagert...?

Dank schonmal... es wäre super, wenn mir da jemand weiterhelfen könnte!
Löhlein
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Re: Chianti (in allen Variationen)

Beitrag von Löhlein »

Marvin77 hat geschrieben: Mo 29. Apr 2024, 05:38
[...]

Am Samstag aber habe ich mich überwinden können und einen (vermutlich) zu jungen "Fontalloro 2020" geöffnet. Ich war etwas skeptisch, aber der Wein präsentiert sich als wunderbares Jungwein-Erlebnis. Interessanterweise zeigt er schon eine beeindruckende Komplexität und neben den (Sauerkirsch-)Aromen gibt es vielfältige Einflüsse von Erde, Tabak und eine animierende Säure. Denke man merkt da schon auch ein wenig den Holzeinfluss, aber niemals vordergründig, sondern eher als Unterstützung.

Der Wein macht im Glas auf jeden Fall unheimlich viel Spaß und ist auch ein wunderbarer Speisenbegleiter zu Hackbällchen Toskana. Jedoch macht er auch als Solist am späten Nachmittag unheimlich Freude.

Bin mal gespannt wie sich der Wein in der Flasche entwickelt.

Herzliche Grüße
Alex
Hallo,

beim Stöbern im Faden bin ich auf die Diskussion zum Felsina Fontalloro gestoßen. Ich hab damals auch das 6er Paket (ins Blaue hinein) gekauft und habe neulich aus Verlegenheit 1 Flasche geöffnet. Es musste ein guter Italiener auf den Tisch und ich wollte nicht schon wieder einen meiner leider viel zu wenigen Ignacios aufmachen :-)
Ohne große Erfahrung mit italienischen Weinen, war mein Eindruck, dass das ein guter Wein ist. Aber Säure und Tannin waren für meinen Geschmack viel zu sehr im Vordergrund. Ich hatte den Eindruck, dass der Wein noch viel zu jung ist und habe mir vorgenommen frühestens in 2-3 Jahren wieder eine Flasche zu probieren. Ich könnte mir auch gut vorstellen, dass der von noch längerer Lagerung profitiert, aber mangels Erfahrung werde ichs einfach ausprobieren...

(Auf Cellartracker gehts anderen scheint's ebeneso...)

Sonnige Grüße, Max
Créot
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Re: Chianti (in allen Variationen)

Beitrag von Créot »

Hallo Max,

Chianti Classico &Co und besonders auch die Weine von Felsina benötigen m.E. viel Zeit. Galloni schlägt vor, den 2020er Fontalloro ab 2027 zu trinken. Das halte ich für deutlich zu früh - ich bin aber ein notorischer Spättrinker und habe meine Fontalloros von 2004 nur mal probehalber aufgerissen. Lass denen doch Zeit und trinke jetzt lieber einen "normalen" Chianti oder Chianti Classico. Zu den Weinen, die du oben beschrieben hast, kann ich nichts sagen, aber von Felsina gibt es einen guten Chianti Classico, der die Charakteristik von Felsina meist gut zum Ausdruck bringt. Den kann man ja mal probieren und schauen, ob einem der Stil gefällt. Fontodi ist z.B. ganz anders, deutlich konzentrierter (sehr gut, aber mir z.B. schon etwas zu viel), Isole e Olena m.E. feiner (beide leider sehr teuer geworden). Einen guten Wert finde ich immer Selvapiana. Trinke ich aktuell aber auch den 2016er... Aber da schadet es auch nicht, mal die eine oder andere Flasche aufzuziehen. Schau doch sonst mal hier, was Ralf so beschreibt, ich habe noch tolle Flaschen getrunken z.B. von: San Giusto a Rentennano, Castellare di Castellina, oder Tenuta Corleone, oder, vielleicht ein kleines Stück dahinter, aber auch sehr fein: Monsanto und Rocca di Castagnoli.

Grüße
Stefan
Löhlein
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Re: Chianti (in allen Variationen)

Beitrag von Löhlein »

Hallo Stefan

das Feedback zum Fontalloro kommt mir gelegen! Ich hatte mir eigentlich schon vorgenommen dem eher noch mehr Zeit zu lassen und deine Ruckmeldung hat mich nochmal bestärkt…

Danke auch für die vorgeschlagenen classicos! Mir hat bislang neben meinen roten Spaniern und Franzosen nichts gefehlt, aber habe immer mehr den Eindruck, dass zu italienischer Pasta und Pizza auch italienischer Rotwein am besten passt… deswegen werde ich da auch mal reinschnuppern..

Gruß, Max
Ollie
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Re: Chianti (in allen Variationen)

Beitrag von Ollie »

Löhlein hat geschrieben: Sa 30. Nov 2024, 21:28 Rocca delle Macie Sergioveto Riserva 2019 (...) mein Haupteindruck, dass dieser Wein viel zu sehr nach überreifer Pflaume schmeckte.
Löhlein hat geschrieben: Sa 30. Nov 2024, 21:28 oder habe ich eine schlechte Flasche erwischt? Mei erster Eindruck war, dass der Wein zu lange gelagert war, was ja wohl kaum sein kann.. aber vielleicht war die Flasche schlecht gelagert...?


Ich hatte über die letzten Jahre immer mal wieder Rocca delle Macie unterschiedlicher Stufen, und die waren alle so. Ganz furchtbar.

Cheers,
Ollie
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UlliB
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Re: Chianti (in allen Variationen)

Beitrag von UlliB »

Ollie hat geschrieben: So 1. Dez 2024, 17:29
Löhlein hat geschrieben: Sa 30. Nov 2024, 21:28 Rocca delle Macie Sergioveto Riserva 2019 (...) mein Haupteindruck, dass dieser Wein viel zu sehr nach überreifer Pflaume schmeckte.
Löhlein hat geschrieben: Sa 30. Nov 2024, 21:28 oder habe ich eine schlechte Flasche erwischt? Mei erster Eindruck war, dass der Wein zu lange gelagert war, was ja wohl kaum sein kann.. aber vielleicht war die Flasche schlecht gelagert...?


Ich hatte über die letzten Jahre immer mal wieder Rocca delle Macie unterschiedlicher Stufen, und die waren alle so. Ganz furchtbar.
Die Annata von Rocca delle Macie war mal mein Hausrotwein, in der Unizeit vor 40 Jahren. Die gab es damals für 4,95 DM beim Sparmarkt um die Ecke.

Seitdem hatte ich die Annata und auch die Riserva nur ganz gelegentlich im Glas. Ne, das ist wirklich nix Dolles, aber furchtbar fand ich die nun ehrlich gesagt auch nicht. Es gibt wesentlich Schlimmeres. Aber vielleicht bin ich da auch historisch bedingt etwas gebiaset...

Man muss auch sehen, dass sich diese Weine für Chianti preislich mittlerweile im untersten Register bewegen. Für die Annata findet man regelmäßig Angebote unter 10 Euro, für die Riserva unter 15. Da darf man heute wohl nichts wirklich Gutes mehr erwarten, leider. Zumindest wenn man etwas unbedarft an die Sache rangeht.

Gruß
Ulli
Ollie
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Re: Chianti (in allen Variationen)

Beitrag von Ollie »

Ulli,

ich will gar nicht widersprechen, wie sich die Situation "unten rum" darstellt, aber Rocca delle Macie ist halt eher nicht "unten rum", sondern gilt durchaus als vertrauenswürdiger Erzeuger.

Es gibt auch handwerklich hervorragende, aber stilistisch "furchtbare" (also: meine Vorlieben nicht treffende) Chiantis. Aber bei diesen oxidierten, überaltert wirkenden Weinen bis hoch zur Riserva (die dann auch keine 10 Euro mehr kostet) hinterfrage ich dann doch das Handwerk.

Cheers,
Ollie
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Löhlein
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Re: Chianti (in allen Variationen)

Beitrag von Löhlein »

Ich danke euch fürs hilfreiche Feedback!

Gestern, also am dritten Tag, habe ich den Rest vom Sergioveto aus dem Keller geholt und zur italienischen Brotzeit und auch noch danach war das dann auf einmal ein echter Trinkspaß.

Die überreife Pflaume war viel mehr im Hintergrund als noch an den ersten beiden Tagen und auch die Säure war angenehmer. Klar waren da immer noch keine feinen Fruchtnoten, wie ich sie vom Vignalparco her kannte, sondern eher ein Potpourri an reifem Obst. Aber unterm Strich war das ein viel runderes und ein schönes Geschmackserlebnis.

Manchmal ist es ein bisschen zum verrückt werden..
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