Liebe Bordo-Freunde,
bei einer 09er bdx Probe am Di gab es ein paar nette 2er Flights

Hinterher hatte man noch die Möglichkeit, die ganzen Weine in beliebigen Querchecks noch mal zu beurteilen. Habe mir außer Benotungen zur Einsortierung nicht allzu viele Notizen gemacht, war einfach zu großes Genusskino. Hier nur ein paar Eindrücke in epischer Breite
Flight1
Ch. Grand Pascaud, 2009, Bordeaux Superieur
War positiv überrascht. Hatte den Wein vor ein paar Monaten, da hatte ich fast nur Toast im Glas. Dunkle reife Frucht, Toast, etwas Grafit. Sehr modern, fast international. Runder gefälliger Wein im positiven Sinne. Gute Balance, vielleicht etwas wenig Struktur. In Bezug auf den Preis soll das aber keine Kritik sein. Sehr(!) gutes PGV. Einzelne Teilnehmer haben am Schluss auf den zurück getrunken. Fiel dabei wohl nicht negativ auf, hat dabei nämlich einige Kaufreflexe ausgelöst. 15,5 nP
Ch. Tour St Bonnet 2009, Medoc
Violette Farbe, sehr beerige opulente Nase. Auch schön ausgewogen aber noch weicher als Wein 1. Könnte als 0815er Kalifornier durchgehen. Ganz ok 15 nP
Flight 2
Ch. Lanessan 2009, Haut-Medoc
Sehr schöner klassischer CB, der seine Herkunft zeigt. Hat alle Attribute, die 2009 auszeichnen.16nP
Ch. de Marsan 2009, Bordeaux Superieur
Könnte ein x-beliebiger Spanier oder so sein. Modern, ziemlich streng, von der Nase aus bis zum Abgang. 15nP
Flight 3
Rollan de By 2009, Medoc
Wurde ja schon einige Male und immer positiv erwähnt. Mein 3. Versuch mit diesem Wein. Wird immer zugänglicher, ist aber immer noch sehr massiv. 16,5+ nP
Ch. Senejac 2009, Haut-Medoc
Puh, wie soll man diesen Wein beschreiben. Fällt zumindest momentan aus dem Jahrgangskontext. Feine aber konfitürige Nase, sehr samtiges Tannin, am Gaumen empfängt einen dafür eine frische Frucht mit lebendiger etwas übermäßiger Säure, die im Gegensatz zu der lahmen Nase steht. Schlank und fokussiert, saftig aber ohne die jahrgangstypische Süße. Schwierig zu bewerten momentan.
Flight 4
Ch. Maucaillou 2009, Moulis
Klassische Aromatik, schlanker Körper trotz 14%. Wirkt fast schon gezehrt im Vergleich zu den opulenten Vertretern

rel. kurzer Abgang. Passt aber zur positiven Gesamterscheinung 16nP
Ch. Cap de Faugeres, 2009, Cotes de Castillon
Schwarze sehr reife Frucht und, viel Würze in der Nase. Am Gaumen plump, breit und brandig. Konnte mit den Weinsimulationen aus diesem Hause noch nie etwas anfangen. Keine Wertung.
Flight 5
Ch. Fonroque 2009, St. Emilion
Ausgesprochen stimmiger Wein. Hier stört nichts und hier wirkt nichts gewollt, wie es leider aus dieser Ecke so oft der Fall ist. Vor der Beliebigkeit schützt ihn eine ausgesprochene Eleganz. Schöner Wein 17 nP
Ch. Fombrauge 2009, St. Emilion
Fast nur Röstnoten in der Nase, am Gaumen böse und kantig. Viel zu jung. Wird wohl in der Art, wie ich sie nicht mag
Flight 6
Ch. Clos la Madeleine 2009, St.Emilion
Sehr schöne komplexe Nase nach reifer Frucht, Würze, Lakritz, Kakao. Am Gaumen schlank und fokussiert, mittlere saftiger Abgang. Sehr guter Wein. Modern und doch bodenständig zugleich 17,5 nP
Ch. La Dominique 2009, St.Emilion
Frucht sehr reif und sirupartig, leichter Stallgeruch, breiter sirupartiger Geschmack auch am Gaumen. Noch ziemlich verschlossen. Zwei Modernisten in diesem Flight, wie sie unterschiedlicher nicht sein können.
Flight 7
Chasse Spleen 2009, Moulis
Glasklare feine Nase, klassisch streng – auch am Gaumen. Dabei ausgesprochen schlank wirkend trotz 14% Vol. Noch sehr fest. Bleibt sich auch in solch einem außergewöhnlichen Jahr treu. 16,5+nP Wertung für Klassikfans.
Sociando Mallet 2009, Haut-Medoc
Die Treue hält auch dieser Wein. Alles noch strenger gleichzeitig auch fülliger als beim Chasse Spleen. In der Nase rote(!) Paprika

, Jod und andere medizinale Noten, am Gaumen sehr straff, gute Länge. Alle Anlagen für einen sehr guten Wein in den richtigen Proportionen vorhanden. Auch mit angezogener Handbremse schon ordentlicher Trinkspaß 17,5 + nP
Flight 8
Gruaud Larose 2009, St. Julien
Nach dem ersten Hineinriechen war klar: Jetzt geht’s zur Sache, der Abend beginnt. Traumhafte Nase. Sehr feine vielschichtige dunkle Frucht, Graphit, feinste Zigarrenwürze. Am Gaumen setzt sich der Eindruck fort. Großartige Struktur und Länge. 18,5+ nP Mal in der Sub alles richtig gemacht. Für GL Verhälnisse teuer, im preslichen Jahrgangsgefüge bei dieser Leistung 'günstig', wenn man so will
Pichon Comtesse 2009, Pauillac
Einige Teilnehmer sahen die Comtesse im direkten Vergleich schwächer als den GL. Aber nur weil hier die Faust im Samthandschuh steckt, haut sie mich nicht weniger um. Eine betörende Samtigkeit umschmeichelt den festen Kern. Mal legt sie sich drum herum, mal schlängelt sie sich durch. Am Gaumen setzt sich dieses subtile Spiel fort. Traumhaft. 18,5 nP
Flight 9
Monbousquet 2009, St. Emilion
Canon-La-Gaffeliere 2009, St. Emilion
Kurzes Intermezzo von zwei disparaten alkoholischen Getränken. Während M noch eine seriöse Nase hinbekommt, zieht sich bei C-L-G der Dropscharakter komplett durch. „Überladener Kitsch“ rief ich. Zustimmung, heftige Einsprüche. Für Stimmung war gesorgt.
Keine Wertung meinerseits. Diejenigen, die etwas damit anfangen konnten, werteten um die 95 Punkte für diese Kandidaten
Flight 10
Leoville Barton 2009, St. Julien
Nach der Vorgabe von Gruaud und der Comtesse etwas enttäuschend. Nase zwar komplex, doch in der Frucht ein leichter Kitschtouch (Glas war nach Gaffel-Geraffel ordentlich gespült

), am Gaumen ordentlich aber doch etwas zu wenig strukturiert, um momentan als Wein durchzugehen, wie er gerne dastehen würde. 17,5+ (?) nP
Ducru-Beaucaillou 2009, St. Julien
In der Nase anfangs verhalten. Sehr fein aber geizig. Am Gaumen eine einzige Offenbarung. Die Ducru typische Feinheit in Perfektion. Unendlich langer Abgang, dabei immer den Druck, die Eleganz und Feinheit beibehaltend, als wollte er für den Trinkenden diesen außergewöhnlichen Moment für immer festhalten. Gänsehaut. Einhellige Meinung: die Nase des Gruaud und dieser Wein am Gaumen wäre Perfektion. Ich nehm es vorweg, die Nase hat sich am Schluss beim Nachverkosten geöffnet (eine Feinheit zum Niederknien), der Perfektion stand für mich nichts mehr im Wege 20 nP. Natürlich könnte man auch 19+ sagen, der Wein zeigt aber seine Anlagen momentan mit so großem Exhibitionismus, so what.
Flight 11
Pontet Canet 2009, Pauillac
Der Ruf eilt diesem Wein voraus. Im Ggs. zu den anderen Weinen wusste hier nahezu jeder, dass dieser mit 100 PP geadelt wurde.
Schwierig zu beurteilen. Die Nase komplex und tief, Aromatik eher ungewöhnlich. Am Gaumen noch so zu, dass man Eleganz und Finesse eines großen Weins erahnen kann. Bei keinem Teilnehmer wollte aber Gewissheit aufkommen. Ist man schon zu beeinflusst? Wurde im Schnitt mit 95 Punkten bedacht. 18+(?) nP
Leoville-Las-Cases 2009, St. Julien
Natürlich auch noch sehr verschlossen. Der lässt aber keine Fragen aufkommen. Im Moment kein solcher Genuss wie Gruaud Larose, sehr ähnlich vom Stil aber alles noch mal üppiger und arisokratischer. Phänomenale Struktur und Länge am Anschlag. Aber alles noch im grünen Bereich, hier ist nichts überdreht. 18++ nP
Flight 12
Cos d’ Estournel 2009, St. Estephe
Auf die (fast durchgehend sehr dunkle) Farbe der Weine bin ich bisher nicht eingegangen. Hier fällt die Schwärze auf. Wie ein öliger 17%er australischer Shiraz. Schon durch die Farbe auf Exotik sensibilisiert, überraschten die ausgeprägten Toffee-Töne nicht mehr wirklich. Sher dichte Nase, schwarze, violette Fruchttöne. Ähnlich dem Pontet Canet ganz schwer am Gaumen zu fassen. Bekam 96..98 Punkte von mir auch wieder 18+(?) nP
Montrose 2009, St. Estephe
Auch hier äußerst dunkle Farbe, nicht ganz so dick wie der Cos. Ein Wein wie ein Rasiermesser nach den letzten 3 opulenten Weinen. Rasse auf höchstem Niveau. Frische lebendige Nase Schichten frischer dunkler Frucht, edle Würze, am Gaumen scharf fokussiert und sehr lang. 19+ nP
Flight 13
Angelus 2009, St. Emilion
Clinet 2009, Pomerol
Wein-Design auf höchstem Niveau. Schmeckt wie von der Marketingabteilung als Optimum gefordert und vom Masterblender so umgesetzt.
Je nach Präferenz bekan der eine oder andere Wein die 100 Punkte, mind. Aber immer 97. Der eine mochte die frische Eukalyptusnote des Clinets, der andere die würze des Angelus.
Auch ich verneige mich vor solchem Kunsthandwerk, gebe pflichtschuldigst jeweils 18,5+ nP und wende mich nach dem offiziellen Teil schnell den restlichen Abend über wieder meinen pers. Highlights zu.