Wittmann

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EThC
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Re: Wittmann

Beitrag von EThC »

Bernd Schulz hat geschrieben: Mo 10. Mär 2025, 22:33 Aber je älter ich werde, desto mehr tendiere ich zu der These, dass ein großer trockener Weißwein in nahezu jedem Stadium ein großer Wein ist.
...das lasse ich für mich selbst so nicht gelten, bzw. würde ich es zumindest anders definieren. Denn was vielleicht in der Jugend schon Größe gemäß Profimeinung zeigt, muß in dem Stadium nicht unbedingt meinen geschmacklichen Vorlieben entsprechen und ich bin mir bei den vermeintlich großen Sachen in jung häufig nicht so sicher, ob das noch was -für mich- wird. Manchmal klappt's über die Jahre, manchmal nicht, gefühlte Rate 70 / 30...
Viele Grüße
Erich

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Rieslingfan
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Re: Wittmann

Beitrag von Rieslingfan »

UlliB hat geschrieben: So 2. Mär 2025, 11:02 Wer sich über den Jahrgang auf jeden Fall freuen wird, ist die Zuckerindustrie - man wird ordentlich chaptalisiert haben.
Das denke ich nicht, denn bedingt durch den Klimawandel sind die Winzer heute in der Regel froh, wenn der erzeugte Wein möglichst moderate Alkoholwerte aufweist und dies dürfte nach meiner Einschätzung auf den Jahrgang 2024 zutreffen.
Gruß Markus
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UlliB
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Re: Wittmann

Beitrag von UlliB »

Rieslingfan hat geschrieben: Di 11. Mär 2025, 16:33
UlliB hat geschrieben: So 2. Mär 2025, 11:02 Wer sich über den Jahrgang auf jeden Fall freuen wird, ist die Zuckerindustrie - man wird ordentlich chaptalisiert haben.
Das denke ich nicht, denn bedingt durch den Klimawandel sind die Winzer heute in der Regel froh, wenn der erzeugte Wein möglichst moderate Alkoholwerte aufweist und dies dürfte nach meiner Einschätzung auf den Jahrgang 2024 zutreffen.
Die Weinwelt besteht nicht nur aus Wittmännern, und es lohnt sich gelegentlich, auch mal über das Spitzensegment hinauszuschauen ;)

In Rheinland-Pfalz wurde letztes Jahr durch ministerielle Verordnung das Mindestmostgewicht für Dornfelder von 68°Oe auf 65°Oe herabgesetzt, um den miesen Bedingungen des Jahrgangs Rechnung zu tragen. 65°Oe entsprechen bei vollständiger Vergärung gerade einmal 8,4% Alkohol. So etwas ist selbst im Discounter nicht verkehrsfähig und muss bis zum gesetzlich erlaubten Maß chaptalisiert werden, und selbst dann noch mit anderen Weinen gepimpt werden, um überhaupt verkaufbar zu sein.

Die Erntemeldungen der Verbände für den Jahrgang 2024 zeigen in Deutschland überall niedrige Mostgewichte - bei den meisten Weinen zu niedrig, um die heutige Konsumentenerwartung von wenigstens 11,5 bis 12 % Alkohol in einem trockenen Wein ohne Chaptalisation zu erreichen. Klar, Spitzenwinzer werden das bei ihren GGs und Äquivalenten meistens geschafft haben, aber bei den Gutsweinen habe ich auch da hier und da meine Zweifel.

Wir werden's demnächst sehen. Die Verwendung von Zucker muss ja jetzt in der Zutatenliste aufgeführt werden.

Gruß
Ulli

Edit: Typo
Zuletzt geändert von UlliB am Di 11. Mär 2025, 17:55, insgesamt 1-mal geändert.
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Rieslingfan
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Re: Wittmann

Beitrag von Rieslingfan »

UlliB hat geschrieben: Di 11. Mär 2025, 16:59 Wir werden's demnächst sehen. Die Verwendung von Zucker muss ja jetzt in der Zutatenliste aufgeführt werden.
Hast du dazu nähere Infos?
Gruß Markus
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UlliB
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Re: Wittmann

Beitrag von UlliB »

Rieslingfan hat geschrieben: Di 11. Mär 2025, 17:21
UlliB hat geschrieben: Di 11. Mär 2025, 16:59 Wir werden's demnächst sehen. Die Verwendung von Zucker muss ja jetzt in der Zutatenliste aufgeführt werden.
Hast du dazu nähere Infos?
Wie meinst du das? Dass Zucker in der Zutatenliste aufgeführt werden muss, wenn er bei der Vinifikation zugesetzt wurde, ist eine Tatsache.

Oder möchtest du Beispiele? Zufälligerweise habe ich gerade von einem Versender ein Angebot mit einigen 24ern erhalten, die jetzt schon verfügbar sind. Und die Versender müssen ja jetzt auch die Zutaten nennen, zumindest per QR-Code.

Nur ein paar Beispiele von Weinen renommierter Betriebe, die chaptalisiert wurden:

- Bürgerspital, Randersackerer Silvaner 2024, VDP-Ortswein
- Spreitzer, Riesling Diamant 2024, VDP-Gutswein
- Kruger-Rumpf, Nahe Grauburgunder 2024, VDP-Gutswein
- Jakob Schneider, Tradition Spätburgunder Rosé 2024

Die Liste ist viel länger, aber ich bin zu faul, jetzt jeden QR-Code abzuscannen. Ja, es gibt auch Weine, die nach Zutatenliste nicht chaptalisiert wurden - welche am Ende überwiegen, muss man abwarten.

Gruß
Ulli
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Re: Wittmann

Beitrag von EThC »

UlliB hat geschrieben: Di 11. Mär 2025, 16:59 Die Weinwelt besteht nicht nur aus Wittmännern, und es lohnt sich gelegentlich, auch mal über das Spitzensegment hinauszuschauen ;)
...auch im Spitzensegment wird regelmäßig nach wie vor chaptalisiert, wenn auch aus anderen Beweggründen. Von Friedrich Becker gibt's die öffentliche Aussage, daß sie regelmäßig aufzuckern, denn man liest dort lieber früher, um die gewünschten Säurewerte zu erhalten und stellt den gewünschten Alk-Gehalt dann durch die Chaptalisation ein. Da wird F. Becker nicht der Einzige sein...
Viele Grüße
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Re: Wittmann

Beitrag von Lars Dragl »

Hallo!

... und in heißen Jahren steht dann Ascorbinsäure auf der Inhaltsliste. Bei Weinen aus Südfrankreich habe ich das schon gelesen.

LG

Lars
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Re: Wittmann

Beitrag von EThC »

Lars Dragl hat geschrieben: Di 11. Mär 2025, 18:49 ... und in heißen Jahren steht dann Ascorbinsäure auf der Inhaltsliste.
...die dient aber nicht der Aufsäuerung, sondern der Sauerstoffbindung, hat m.E. nichts mit der Jahrgangswärme zu tun...
Viele Grüße
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UlliB
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Re: Wittmann

Beitrag von UlliB »

EThC hat geschrieben: Di 11. Mär 2025, 18:27
UlliB hat geschrieben: Di 11. Mär 2025, 16:59 Die Weinwelt besteht nicht nur aus Wittmännern, und es lohnt sich gelegentlich, auch mal über das Spitzensegment hinauszuschauen ;)
...auch im Spitzensegment wird regelmäßig nach wie vor chaptalisiert, wenn auch aus anderen Beweggründen. Von Friedrich Becker gibt's die öffentliche Aussage, daß sie regelmäßig aufzuckern, denn man liest dort lieber früher, um die gewünschten Säurewerte zu erhalten und stellt den gewünschten Alk-Gehalt dann durch die Chaptalisation ein. Da wird F. Becker nicht der Einzige sein...
Ja. Ich denke dennoch, dass das Chaptalisieren in Deutschland im Großen und Ganzen in den letzten warmen Jahren selten geworden ist, zumindest bei den Weißweinen (Ausnahme vielleicht das kühle Jahr 2021).

Der Ausgangspunkt der Diskussion war hier aber der Jahrgang 2024, bei dem ich vermute, dass das Aufbessern ein Massenphänomen sein wird. Laut der letzten offiziellen Schätzung des statistischen Landesamts von Rheinland Pfalz lag das durchschnittliche Mostgewicht über alle Qualitätsstufen hinweg (inklusive Prädikatsweinen) bei Weißwein in Rheinhessen bei 77°Oe, in der Pfalz bei 74°Oe, entsprechend 10,3 bzw. 9,8 Prozent potentiellem Alkoholgehalt. Blendet man die Prädikatsweine aus und nimmt nur den Qualitätswein, der die größte Menge ausmacht, sind es 71° bzw. 70°, entsprechend 9,2-9,3% Alkohol. Das landet so nicht im Handel.

Gruß
Ulli
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Re: Wittmann

Beitrag von EThC »

UlliB hat geschrieben: Di 11. Mär 2025, 19:40 Laut der letzten offiziellen Schätzung des statistischen Landesamts von Rheinland Pfalz lag das durchschnittliche Mostgewicht über alle Qualitätsstufen hinweg (inklusive Prädikatsweinen) bei Weißwein in Rheinhessen bei 77°Oe, in der Pfalz bei 74°Oe, entsprechend 10,3 bzw. 9,8 Prozent potentiellem Alkoholgehalt. Blendet man die Prädikatsweine aus und nimmt nur den Qualitätswein, der die größte Menge ausmacht, sind es 71° bzw. 70°, entsprechend 9,2-9,3% Alkohol. Das landet so nicht im Handel.
...uhhh, das ist wirklich nicht üppig! Und der Alk-Gehalt der Durchschnittsware liegt dann ja doch eher bei 12...13 Umdrehungen, fast jahrgangsunabhängig...
Viele Grüße
Erich

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