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Tendenziell besser als der burgenländische Blaufränkisch aus dem Hause Preisinger gefällt mir heute abend dieser Exot von der badischen Bergstraße:



Hier handelt es sich fraglos nicht um einen Ausbund an Finesse, aber die unretuschierte, etwas rauhbeinige, mit den Tanninen jedoch längst nicht die Schmerzgrenze erreichende Art des Weins kommt mir ganz gut entgegen. Es fehlt an den Feinheiten, aber nicht am Profil.

Viele Grüße

Bernd

Die letzten Tage gab es einen sehr leichten, aber doch sehr schönen Spätburgunder von Henrik Möbitz.

Gestern Abend mal wieder ein Spätburgunder wieder aus dem Hause Möbitz und zwar einen Kanzel von 2006:

Bewertung meiner Frau:
Der riecht abscheulich, sieht auch nicht gut aus, schmeckt aber besser als gedacht, wobei er etwas dünn ist.

Naja ganz so würd ich den Wein nicht beurteilen.

Im Glas durchscheinend rot, leicht milchig trüb mit bräunlichen Anklängen.

In der Nase leicht gereift, Pilze, nasser Waldboden, etwas floral.

Im Mund anfangs eine doch präsente, später sich besser einbindende Säure. Die filigrane Frucht tendiert zu Beginn in Richtung Johannisbeere, wird aber dann süßlicher mit Himbeer-Noten. Auch im Mund leicht pilzig und mit blumigen Anklängen. Das Holz ist kaum spürbar, der Abgang nicht sonderlich lang.

Insgesamt wirkt der Wein mit 12 Volumenprozent doch recht zerbrechlich und beinahe etwas dünn. So richtige Begeisterung kommt bei mir nicht auf, insbesondere im Hinblick auf die knapp 30 € sie der Wein gekostet hat. Da bekommt man bei R&C Schneider oder Salwey doch irgendwie mehr Genuss fürs Geld.

Vor 2 Wochen bei Franz Keller vor Ort, in tollem Ambiente aber nur auf die
Roten konzentriert.

Mit den badensischen "Bordeaux-Cuvees" aus 2013/14 konnte ich gar nichts
anfangen, war aber deswegen auch nicht da. Dafür die Spätburgunder für
mich sehr beeindruckend.
Die Basisqualitäten in Ordnung, die Oberbergener Bassgeige 2014 hat jetzt
keinen Kaufreflex ausgelöst, dafür aber der Franz Anton 2014 mit super PLV.
Der Eichberg 2013 GG ist wirklich hervorragend, aber auch ambitioniert
bepreist. Den möchte ich gereift unbedingt nochmals trinken

Jetzt nochmal den Franz Anton Spätburgunder 2014 zum Nachverkosten
im Glas.
Mittelkräftige Nase mit floralen Noten, nasses Leder, Zedernholz, frische
Minze, tolle Kirschfrucht, dazu Heidel- und Erdbeeren sowie ein Hauch Vanille.
Mittlerer Körper, auch hier eine wunderbare Frucht, Sauerkirschen, Himbeeren,
frische Säure, trinkig, florale Noten, Tabak, ewig lang mit Kirschen im Nachhall.
91 P.

Viele Grüße,
Jochen

PS: Perfekt abgerundet wurde der Tag durch ein Abendessen im Schwarzen Adler.
Absolut empfehlenswert.

Mit noch einer etwas höheren Säure hätte ich diesen Wein vermutlich für eine burgundische Basisqualität und nicht für einen Badenser gehalten:



Bekanntlich bevorzuge ich beim Pinot Noir in der unteren Preiskategorie eher den etwas weicheren (aber nicht zu weichgespülten!) "deutschen" Stil. Trotzdem finde ich das PLV bei einem Kurs von um die 8 Euro - bezogen auf das Vicampo-Angebotspaket, in dem sich der Wein befand - angesichts des ungeschminkten Charakters ziemlich gut. Für einen qualitativ vergleichbaren burgundischen Burgunder muss man nach meinen Erfahrungen im hiesigen Fachhandel mindestens fünfzig Prozent mehr auf den Tisch legen....

Herzliche Grüße

Bernd

Eine Entdeckung ist für mich das Weingut Kopp. Nachdem der GM dieses Jahr den Chardonnay und z.T auch die Spätburgunder hoch bepunktete, habe ich mir einige Flaschen besorgt. Der einfach Spätburgunder überzeugt mit seiner präzisen, frischen Frucht. Leider etwas viel Holz, obwohl, manchmal habe ich auch Lust darauf...

Weingut Siegbert Bimmerle, Spätburgunder Kabinett trocken 2015

Der Wein versetzt mich zurück in eine Zeit, als ich mich entschloss, dem Deutschen Rotwein den Rücken zu kehren um mein Glück bei den Franzosen und Italienern zu finden.

Und jetzt, nach über drei Jahrzehnten, hab ich genau solch einen Saft wieder im Glas.
Unangenehme, überladene Aromatik, 14 % alc bei 5,6g RZ...
Der einzige Unterschied zu damals: 1 Liter Winzergenossenschaft xy für 4 Mark 50, heute 0.75 Liter für 10 €.
...und ne Goldmedaille hat er auch.

Dieses Déjà-vu macht mich ein wenig sprachlos, vielleicht muss ich deshalb meinen Ärger hier niederschreiben.

Hallo Georg,

vielleicht hat es ja seinen Grund, dass ich bis zum heutigen Tag noch nie etwas vom Weingut Siegbert Bimmerle gehört habe (den meisten Teilnehmern dieses Forums dürfte es meiner Vermutung nach ähnlich wie mir gehen)!

Georg R. hat geschrieben:Unangenehme, überladene Aromatik, 14 % alc bei 5,6g RZ...

?? 14 Volt bei einem "Kabinett"? Da gibt es wohl etwas, was der Winzer nicht so ganz verstanden hat....

Trotzdem ist das kein Grund, dem deutschen Rotwein komplett den Rücken zu kehren! Mittlerweile lassen sich hierzulande genug Winzer finden, die schöne, durchaus nicht eleganzfreie Rotweine mit geringeren Alkohol- und Restzuckerwerten auf die Flasche bringen.

Beste Grüße

Bernd

Hallo Bernd,

mir war das Weingut bisher auch unbekannt, aus Neugier ging die Flasche bei einem Weinhändler mit.

Da ich mich in letzter Zeit recht intensiv dem Badischen Wein zugewandt habe, ist mir durchaus bewusst, daß man hervorragendes in die Flaschen füllt, ja sogar Weltklasse.

Wenn ich aber jetzt im GM (immerhin 2 Trauben) nachlese, daß der Betrieb mit 40 Vertragswinzern 140 ha bewirtschaftet, dann wird mir einiges klar.
Ich will jetzt nicht an einer einzelnen Flasche den Betrieb bewerten, vielleicht gibt es besseres im Sortiment.
Aber wie Du schon schreibst...da scheint einer etwas nicht verstanden zu haben, denn dieser Wein wie er dasteht ist genau so gewollt.

Das ist das eigentlich ärgerliche, nicht die paar Euro die im Ausguss landeten. Ich fürchte fast, daß sich das Qualitätsdenken nur bei einigen Topbetrieben durchgesetzt hat, der Rest strebt weiterhin nach der Krone des Öchslekönigs.

Gruß
Georg

14% sind beim 2015er Jahrgang aber selbst bei Weißweinen hier in Baden keine Seltenheit. Das war einfach zu viel Sonne, das haben mir viele Winzer unabhängig voneinander wieder und wieder bestätigt. Ich bin weiß Gott kein Fan des Jahrgangs und meide ihn sogar weitestgehend, aber bin mir eben auch nicht so sicher, ob da immer der Winzer Schuld ist und die Stilistik genau so wollte, denn, wie gesagt, das Problem trat in der Breite auf (respektable Ausnahmen wie Fritz Kellers Oberbergener Bassgeige Grauburgunder gibt es allerdings durchaus...). Nicht zuletzt forscht man am Staatsweingut Freiburg fleißig an Methoden um den Alkoholgehalt im Wein nachträglich zu reduzieren. Klingt nicht romantisch, wird aber scheinbar dringend gebraucht.

Dass der Spätburgunder Kabi wahrscheinlich auch fast eine Auslese hätte sein können steht allerdings auf einem anderen Blatt Papier. Da soll "Kabinett" wohlmöglich nicht vorhandene Schlankheit suggerieren...