Bordeaux 2024

Medoc und seine Appellationen, Bourg und Umgebung, Fronsac, Pomerol, Saint Emilion und Umgebung, Entre Deux Mers, Graves und Pessac-Leognan, Sauternes und Co.
bergerOUS
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Re: Bordeaux 2024

Beitrag von bergerOUS »

pessac-léognan hat geschrieben: Do 24. Apr 2025, 09:53 .... etwa Cheval Blanc (als einer von 3 Spitzenweinen) 94-96 bekommt und beim anderen Bewerter als relativ "enttäuschend" 95-97. Da stimmt - jenseits unterschiedlicher "Geschmäcker" - etwas mit der Skalierung nicht.
Enttäuschung entsteht doch dort, wo die Erwartung zu hoch ist. Wenn ein Top-Château, oder nur ein Weingut, dessen Wein ich gerne trinke, nicht das liefert was ich erwarte bin ich enttäuscht, das kann immer noch sau guter Stoff sein, aber ich bin enttäuscht. Erwarte ich hingegen wenig und ich bekomme etwas ins Glas, was meine Erwartung übertrifft bin ich auch bei einem zweitklassigen Wein voll des Lobes. Für mich klingt das alles logisch.

Auch die Profis sind nur Menschen, die kochen alle mit Wasser und niemand kann einen Wein vollständig objektiv beurteilen.

Eigentlich habe ich ja gar keinen Platz, deswegen werde ich nichts kaufen. :D Aber wenn man 22er doch quasi alle kaufen konnte und beste Qualität auch für kleines Geld bekam, vielleicht kann man 24er gezielt Weine bekommen, die man sonst nicht kaufen würde, weil sie immer zu teuer waren... oder aber man kauft gezielt von den Produzenten, deren Weine man auch künftig noch trinken und kaufen möchte....

Gruß Armin
als erstes Wunder verwandelte Jesus Wasser in Wein - na das nenne ich mal einen lebensfrohen Gott
Ollie
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Re: Bordeaux 2024

Beitrag von Ollie »

bergerOUS,

das sehe ich alles ganz genau so. Aber wirklich ganz genau so.

Nur daß ich jetzt einen länglichen Entwurf löschen muss, weil du's so kurz auf den Punkt gebracht hast. :mrgreen:

Cheers,
Ollie
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diogenes
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Re: Bordeaux 2024

Beitrag von diogenes »

Eines scheint sicher zu sein; nämlich, dass die Weinkritik mit diesem Jahrgang Gefahr läuft, sich selbst ad absurdum zu führen und sich dieses System letztlich auf eine Glaubens(Geschmacks?)frage reduziert.
Der Bordeaux-Liebhaber wäre dann gezwungen selbst nach Bordeaux zu reisen, um sich seiner Geliebten direkt in die Arme zu werfen, oder eben gerade auch nicht.
Dies wiederum würde die Château-Besitzer vor ein fast nicht zu lösendes logistisches Problem stellen.
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vanvelsen
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Re: Bordeaux 2024

Beitrag von vanvelsen »

diogenes hat geschrieben: Do 24. Apr 2025, 10:39 Eines scheint sicher zu sein; nämlich, dass die Weinkritik mit diesem Jahrgang Gefahr läuft, sich selbst ad absurdum zu führen und sich dieses System letztlich auf eine Glaubens(Geschmacks?)frage reduziert.
Wie kommst du denn auf diese Aussage? Die Bewertungen einzelner Kritiker gingen schon immer auseinander... Gewisse liegen generell etwas höher (z.B. Suckling...) andere eher tief (Jancis Robinson). Das ist nicht neu und jeder Wein-Liebhaber kann sich über die Jahre sein eigenes Bild zu den einzelnen Verkostern machen. Ich bewerte, was ich ins Glas bekomme und da gibt's (habe ich bei div. Zweit- und teils Dritt-Verkostungen des selben Weins gemerkt) teils grosse Unterschiede zwischen den Fass-Mustern. Wenn Kritiker-Bewertungen auseinander gehen, kann das auch am Fassmuster und nicht nur am Verkoster liegen.

Gruss, Adrian
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UlliB
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Re: Bordeaux 2024

Beitrag von UlliB »

Matthias Hilse hat geschrieben: Mi 23. Apr 2025, 22:30 Nun ist besonders der Wine Advocate in der Vergangenheit manchmal nicht abgeneigt gewesen, mit der Metaebene seines Urteils "Politik" zu machen.
Ob Kelley nun Politik macht oder nicht, weiß ich nicht. Man könnte auch in Erwägung ziehen, dass er die Weine tatsächlich so schwach sieht, wie er sie beschreibt.

Der Jahrgang scheint nicht nur sehr heterogen zu sein, sondern auch in der Spitze einen spezifischen Charakter zu haben, der nicht jedem behagt. Der von mir geschätzte Colin Hay, der in thedrinksbusiness regelmäßig Artikel zur Marktlage in Bordeaux und den Weinen von dort veröffentlicht, hat in einem kürzlich erschienen Beitrag die Heterogenität der Bewertungen vorhergesagt; ich nehme an, dass er sich in Bordeaux mit anderen Verkostern ausgetauscht hat. Er schreibt dazu:
Colin Hay hat geschrieben: [...] it is important, above all in this vintage, not to credit the critic or commentator (however influential she or he may be) with some unwarranted (and, when one thinks about it, impossible) objectivity in establishing the relative merits (let alone the absolute quality) of these wines.
Wer möchte, kann das jetzt direkt auf Kelley beziehen. Oder auf beliebig andere professionelle Kritiker.

Es nützt nichts: wer interessiert ist, muss sich selber ein Bild verschaffen, sobald die Weine physisch verfügbar sind. Eine Subskription wird dazu aber nur in den wenigsten Fällen nötig sein. Die Marktlage macht es sehr unwahrscheinlich, dass man in zwei Jahren bei der Arrivage mehr bezahlen muss als heute (bezüglich solcher Erwartung sind für den Konsumenten schon alle Subskriptionen nach 2019 gescheitert).

Gruß
Ulli
Ollie
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Re: Bordeaux 2024

Beitrag von Ollie »

Der Artikel von Colin Hay ist wirklich sehr interessant. Er schreibt nämlich einen Absatz weiter:
Colin Hay hat geschrieben: Perhaps more so than usually in 2024, the very idea of what is ‘good’ is rather more contested than it has been for a while. Indeed, this vintage might well provide a new focus for the perennial question of what it is that we are looking for from the wines of Bordeaux. Even the leading wines in 2024 are likely to pose a challenge to certain (critics’) palates. It is, then, crucial to be guided by those whose taste one shares – or, at least, to be aware of how the taste of those offering guidance sits with respect to one’s own.
(Hervorhebung von mir - Die angesprochene Frage ist in der Tat eine Denksportaufgabe. Aber selbst wenn man sie gelöst haben wird, muss man immer noch (un zwar, wie UlliB schon schrieb, selbst) herausfinden, inwiefern 2024 die Frage beantwortet. Das gilt aber auch für die sehr reifen Jahrgänge 2020 und 2022, insofern sollten wir Topcheckerbunnies hier damit kein Problem haben.)

Und etwas später:
Colin Hay hat geschrieben: So how good, overall, are the wines of 2024? Strange though it might well seem considering the meteorological woes of the growing season and the challenges it posed in the vineyard and in the winery, the top of the pyramid in 2024 is very high indeed.

It is not, of course, at the level of 2019, 2020 or 2022. But the leading wines of each appellation bear favourable comparison with all other recent vintages.
Beim letzten Satz könnte man durchaus spitze Ohren bekommen. Vielleicht löst der 2024er ja wieder eine Welle an Nachkäufen der Vorjahrgangs aus..? (Aber auf keinen Fall Pontet Canet, mein Herr, den mögen wir nicht!)

:mrgreen:

Cheers,
Ollie
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pessac-léognan
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Re: Bordeaux 2024

Beitrag von pessac-léognan »

Den Pontet-Canet musst du auch nicht aus früheren Jahren nachkaufen, Ollie, der ist ja 2024 "Spitze"... :mrgreen:
la-vita
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Re: Bordeaux 2024

Beitrag von la-vita »

Hier noch die Eindrücke von Christian Balog (CB-Weinhandel) mit zugehörigen Sub-Preisen:

https://www.cb-weinhandel.de/de/bordeau ... ns-kaufen/

Viele Grüße
Detlef
albarello
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Re: Bordeaux 2024

Beitrag von albarello »

vanvelsen hat geschrieben: Do 24. Apr 2025, 10:14 ...
Ich weiss nicht, was Kelley im Glas hatte auf Cheval Blanc, doch ich habe von div. Leuten gehört, dass CB nicht auf dem Niveau von z.B. 2021 ist, und selbst ein Weinmacher auf dem Gut hat das (hinter vorgehaltener Hand) bestätigt. Die Skalierung ist eine andere Sache - Kelley scheint den Jahrgang "aus Prinzip" sehr tief benotet zu haben - ich kann viele seiner Bewertungen schlicht nicht nachvollziehen - da deutlich zu tief.
...

Gruss,

Adrian
Erstmal herzlichen Dank für deine Eindrücke und die differenzierte Betrachtung hinsichtlich BDX 2024, Adrian.

Interessieren würde mich, ob du etwas zu den Gründen für die enttäuschende Qualität von Cheval Blanc sagen kannst.
Nicht, dass ich CB kaufen oder gar subskribieren würde, aber das Betrachten exemplarischer Fälle kann ja durchaus erhellend sein.

Dass Weingüter mit sandigen Böden dieses Jahr besonders im Nachteil waren, ist naheliegend.
An den Böden sollte es bei CB ja aber nicht gelegen haben (hochwertige Kies- und Lehmböden); über die finanziellen Mittel für rigorose Selektion (u.a. mit densitometrischen Sortiermaschinen) verfügen sie ebenfalls.. Ist es der der hohe CF Anteil? Ungünstige Entscheidungen bei den Rebarbeiten das Jahr durch? Irgendwelche anderen Gründe, an denen sich die enttäuschende Qualität festmachen liesse?

Vielen Dank und schöne Grüsse, Albarello
amateur des vins
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Re: Bordeaux 2024

Beitrag von amateur des vins »

Im genannten Artikel schreibt Colin Hay mehrmals (erstmal auf die roten bezogen), daß die Säure eher hoch sei. Dann aber auch:
Colin Hay hat geschrieben:The best of Sauternes and Barsac are on a similar level [note: as the dry whites - at least a par with 2017 and 2021], but the vintage I find here to be rather more uneven than I had imagined it to be, with too many of the wines lacking the acidity that breathes life and freshness into the whites in such a striking way.
Kann mir das bitte jemand plausibilisieren?
Besten Gruß, Karsten
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