Zu Essen gab es übrigens einen angeblich glücklichen Hahn - bei Kaufland gibt es jetzt neuerdings Hähnchen aus kontrollierter Freilandhaltung mit einem "Ja- und Amen" der Tierschutzorganisation Vier Pfoten. Sieht ein wenig aus wie die von mir geliebten französischen Maishähnchen aus der Bresse mit ockergelber Haut, deutlich fleischiger als die Industriehähnchen und dann tatsächlich auch geschmacklich ein deutlicher Mehrwert. Das Mehr an Geld ist hier gut angelegt für ein Mehr an Genuss und zusätzlich beruhigt es das Gewissen - nach dem ganzen Skandal um Wiesenhof, deren Geflügel natürlich nach wie vor verkauft wird, hat der Verbraucher jetzt hier allerdings eine tatsächliche Alternative.
Ich habe das Hähnchen auf Olivenöl und Rotwein im Backofen gegart, am Ende mit Grillfunktion. Das Bratfett-/Weingemisch habe ich am Schluß mit etwas Creme Fraiche zur Soße verrührt. Dazu gab es banale Salzkartoffeln und breite grüne Stangenbohnen. Hat gepasst. An dem Hahn hat man zu zweit fast schon bissel viel, so dass noch ein Rest für morgen Mittag verbleibt. Die Freilandhähne dürfen auch länger leben als die Massentierhaltungsbroiler...
Nun aber zum nächsten Wein.
Jetzt im Nachprobierglas der
2009er "Auszeit".
Deutlich stoffiger und dichter sagt bereits die Nase. Wow! Da bewegen wir uns bereits auf hohen Pinot / Spätburgunder-niveau. Dichte und komplexe Aromen, da mag man die Nase schon kaum aus dem Glas nehmen, dunkel, würzig und durchaus nobel. Am Gaumen stoffig, aber zugleich sinnlich, von dunklerer Aromatik, aber bei Pinot verbleibend. Tanzt regelrecht am Gaumen, aber schon zur etwas härteren Rockmusik. Ein paar schmutzige Aromen sind auch noch dabei - Dirty Ass Rock´Roll - Cale in seiner etwas provokanten Phase würde passen... Sicher noch recht jung, auch das erste Mal, dass ich eine Flasche dieses Jahrganges dem Henker - äh Korkenzieher zuführe. Hätte man nicht machen müssen, aber ich hab genug, um mir das einfach mal zu erlauben.
Auf jeden Fall ein sehr seriöser Stoff, der darf blind sicher auch etliche Pinots / Spätburgunder aufmischen und sollte auf jeden Fall das Zeug zur Größe haben. Meine Bewertung ist zwar deutlich auf das Potential ausgerichtet, anfänglich war ich bei 94+/100 Th. - aber exzellent ist in meinem Kontext zu wenig, er arbeitet auch noch mit jedem neuen Schluck und zeigt immer neue Facetten, insofern ist es rechtens, wenn ich sage "großer Wein" und damit meinem Wertesystem folgend 95+/100 Th. gebe.
Das passt dann in mein Schema. Macht viel Spaß, aber wer nicht genug davon hat, der warte besser noch eine Zeit lang mit dem Korkenzieher. Kann nur noch runder werden.
PS: Martin - da ist doch nicht etwa ein Untoter auferstanden... Hab hier grade keine Lautsprecher dran, aber morgen hör ich da mal rein. Wobei - Come Back? Bislang hab ich "dem Schlagersänger" schlechthin immer sofort den Ton abgeschalten, wenn der auftauchte und drohte zu singen. Aber vielleicht will er uns ja zeigen, dass er doch nicht nur Mist machen kann... Jeder hat im Leben eine 2. Chance verdient, warum nicht auch

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