Michel Rolland bei Edeka. Na, wer traut sich?

[thvins]

Und bei Edeka heisst es gar:

Für den hohen Qualitätsanspruch steht er mit seinem Namen: Jede Flasche ziert ein zinnüberzogenes Siegeletikett mit der Signatur „M. Rolland“.



Naja, kenne ich auch aus einer anderen Szene, wo Spitzenköche ihren Namen hergeben für skurile "Qualitätsfertigspeisen"

Jetzt kann ich endlich Martins "schlaaand" deuten... - das mit den - wohlgemerkt deutschen - Spitzenköchen ist dann ein herrlich nachvollziehbarer Vergleich. Aber dass so etwas auch ein Michel Rolland nötig hat...

Immerhin ein guter Marketing Gag - so kommen derartige Weine doch auch gut unter die Haube und das Zeug belastet nicht die vollen Keller im Bordelais. Wie viele sind einfach neugierig und nehmen so ein Teil einfach mal mit? Kann doch nur gut sein... - noch besser hätte es sich aber sicher verkauft mit einem Pappschildchen um den Hals mit einem Konterfei des Verkosters - 87 Punkte - kauuuuft Leute, kauft!
90 Parkerpunkte hätten sich sicher noch besser gemacht, aber wenn ein berühmter deutscher Verkoster das empfiehlt, dann muss das doch auch die breite Masse überzeugen... Hoch lebe der Herdentrieb!

Und immerhin sind wir alle jetzt hier Teil der Herde!!!

[thvins]

...
Jochen, wenn du den Wein schon gekauft hast und da keine Weinaffinen Leute sind, bei denen du dich blamieren könntest, dann mach´s Extra kaufen würd ich davon nicht noch mal.
Ich nehm auch den Rest der Flasche morgen nicht nach München mit - nicht, dass ich noch auf ´ner Parkbank schlafen muss. Da wird von mir schon anständiger Wein erwartet... So irgendwas im Stil von 2001er Mas del Camperol könnten die Augen meines Freundes zum Leuchten bringen...

Torsten, ja ich hatte gleich 2 Flaschen gekauft (um nicht einseitig belastet den Edeka
verlassen zu müssen ).
Beindrucken kann ich - weinaffines Publikum hin oder her - mit dem Rolland wohl niemand.
Ich tendiere damit zu einem Bogle Zin, den auch ich sehr gerne mag.

Viele Grüße,
Jochen

Jochen, ich möchte echt nicht wissen, wie viele es ähnlich gemacht haben wie du - trägt sich halt besser - ich hab das gemerkt mit der einseitigen Schulterbelastung...

Und dann möchte ich nicht wissen, wie viele dieser Zweitflaschen an weinunaffines Publikum zu Weihnachten weiter verschenkt werden. Tauchen sicher in etlichen Jahren hier dann unter "Kellerfunde - was ist das wert?" wieder hier auf... Oder zwischenzeitlich in den Polizeiberichten: "Böse Schwiegermutter erschlagen" (wobei dazu reicht auch die leere Flasche... )

[Bernd Schulz]

Aber dass so etwas auch ein Michel Rolland nötig hat...

Michel Rolland habe ich noch nie für eine Art Weinheiligen gehalten! Mich wundert es überhaupt nicht, dass er seinen Namen für diesen (ja gar nicht mal so extrem üblen) Supermarkttropfen hergibt. Was erwartest du von einem solchen "winemaker"?

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Ich habe jetzt meine abschließende VKN zusammengebastelt:



Die zahlreichen Minuspunkte für die Monsterpulle und das Gruseletikett sind darin natürlich nicht enthalten....

Viele Grüße

Bernd

[Jochen R.]

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Und dann möchte ich nicht wissen, wie viele dieser Zweitflaschen an weinunaffines Publikum zu Weihnachten weiter verschenkt werden. Tauchen sicher in etlichen Jahren hier dann unter "Kellerfunde - was ist das wert?" wieder hier auf...

Laut MS hat dieser Wein ja ein gutes Reifepotential, also warum nicht
Andererseits habe ich kein Problem, diesen edel-verpackten Bordeaux an Weihnachten
zu verschenken. Danke Torsten, guter Tipp

Viele Grüße,
Jochen

[Oberpfälzer]

Auch wenn er aus heutiger Sicht schon fatal daran erinnert, was ich heute immer gern am Bordelais kritisiere.

Er ist einfach zu teuer geworden für das, was er bietet. Und das gilt selbst für diesen Wein hier. Gleiches Geld an die Loire oder die südliche Rhône, ins Languedoc - Roussillon, nach Südwestfrankreich, ins Auxerrois, oder Zentralmassiv, ins Beaujolais oder auch ins Bordelais zu einem kleinen eher unbekannten, aber guten Privatwinzer a la Tertre de Leyle von der Côtes de Bourg getragen - und man hat deutlich mehr Spaß damit...

Hallo Torsten,

vielleicht trinkst Du auch nur das falsche Zeugs. Ich habe dazu eine andere Erfahrungen gesammelt. Es gibt solch schöne preiswerte CB im Bereich bis 20 EUR. Und der Edeka-Wein wäre für mich alles andere als eine Referenz.

Haben wir den Tetre de Leyle einmal gemeinsam auf der Messe probiert?

[thvins]

Hallo Wolfgang,

den Tertre du Leyle hab ich von der Messe - hatte dich glaub ich auch auf dessen Existenz damals hingewiesen. Hab da einige schöne Jahrgänge gehabt (und müßte noch welche übrig haben) - hat glaub ich auch nur um 8 € gekostet und ist um Klassen besser als dieser Wein hier.

Ich habe da vorhin gar nicht mal so auf die bis 20 € CB-Klasse gespickert, einfach nur mal so bei um die 8 € so geguckt, was es da sonst in Frankreich gäbe - und dabei ´ne ganze Menge Zeug gefunden, was man z.B. so auf den Messen finden könnte... - aus allen Teilen des Hexagons.

[Desmirail]

Grusel ...

Ich hatte ja vor heute Abend einzusteigen und auch mal zu probieren, aber was ich hier und von Euch lese erscheint mir doch sehr animierend für mich, die Flasche im Supermarktregal stehen zu lassen und besser nicht zu kaufen.

[innauen]

Hallo,

in Berlin ist die EDEKA-Dichte ja nicht so hoch, so dass ich nochmal um das Erlebnis herumgekommen bin. Würde mich aber nicht wundern, wenn bei der Arrivage des Jahrgangs 2012 die Erzeugermengen diverser von MR beratener Güter bald niedriger ausfallen sollten. Der LEH scheint ja ein dankbarer Abnehmer für überflüssige Mengen aus dem Bordelaise zu sein.

Grüße,

wolf

[WoFu]

Moin, moin,

dank Erkältung habe ich gestern den Abend mit um Ingwer verstärkten Schwarztee und noch einer heißen Zitrone mit Honig verbracht, immerhin hat's heute fürs Büro gereicht. Meine Schwergewichtflasche wird dank Eurer Notizen den November überdauern. Im Dezember habe ich ohnehin einige Freunde (und Gelegenheitsweintrinker) zu Gast, da wird ein preisähnlicher Südfranzose mit auf den Tisch kommen und der MR ist für einen PL-Vergleich gut.

Die nächsten Tagen bleibt's hier bei Tee + Co.

Schöne Grüße

Wolfgang,

der von dem Wein auch nicht so viel erwartet hat, MR, die Flasche und die Ausstattung... da bleibt für die Trauben nicht mehr viel Geld über.

[susa]

Man muss ja mitreden können.

Und um dem Wein wirklich Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, habe ich mir von vorne herein klar gemacht, dass ich an diesen Wein natürlich ganz andere an Ansprüche stellen muss, als ich es sonst tue, vor allem bei Bordeaux.
Für 7.99 aus dem Supermarkt kann ich einen ordentlichen Wein, ohne Fehler, mit angenehmen wenn auch nicht sehr komplexem Geschmacksbild erwarten. Zumindest sollten typischer Bordelaiser Rebsorten oder ihr Geschmack erkennbar sein, also Johannisbeere, Brombeere, vielleicht etwas erdig und sicher auch Tannin, mit Rücksicht auf die Klientel eher wenig.

Die Farbe ist dunkelrot, etwas ins Violette spielend und eher durchscheinend. Für nen Pinot wär die absolut in Ordnung .

In der Nase ist zunächst diese etwas dumpfe Süßlichkeit, die man oft bei Supermarktweinen findet, legt sich nach ein bisschen Sauerstoffzufuhr, dann zeigt sich eine etwas säuerliche Fruchtaromatik und Bohnerwachs (wirklich).

Der Gaumeneindruck ist ärgerlich, Sauerkirsche (da ist ja nix gegen einzuwenden), sonst nix weiter an agnenehmen Aromen, eine dominante Bitternis, unreife gemüsige Noten, hartes Tannin, im Abgang sehr kurz.

Fehlerhaft ist er nicht, aber ... sehr uncharmant, da ist mir jeder weichgespülte Gallo lieber. Vielleicht wird der ja in ein par Jahren, wenn sich die Tannine ein wenig abgebaut haben, etwas geschmeidiger und harmonischer.

Im LEH-Durchschnittspreissegment (also knapp unter 3€) könnte ich das gelten lassen, aber nicht für 7.99. Da muss er schon ein bisschen mehr Charme bringen, kann ruhig mainstreamig sein. Ich frag mich nur, wem soll der gefallen? Der durchschnittlicher LEH-Kunde kauft den wahrscheinlich 1x und nie wieder. And so do I.

Selbst wenn da noch was kommt;
für heute ist mir ein Glas genug, morgen probier ich nochmal (jeden Tag eine gute Tat)

lg
susa