Charlie hat geschrieben:VillaGemma hat geschrieben:Ja, Riesling mag für Liebhaber solcher Weine ein Genuss sein, aber ich brauche sowas nur für Steinbutt auf Rieslinggemüse

...und da nicht zwingend ein GG.
das ist eine "lateinische" Weinsozialisierung. Kein Wunder, dass Riesling da nicht reinpasst. Paradigmenwechsel sind anstrengend, zugegeben.
Es geht gar nicht mal um Paradigmenwechsel. Es ist an dieser Stelle für mich recht einfach: Riesling schmeckt mir nicht...habe ein paar probiert, zugegeben nicht die Preisklasse >30,- Euro. Ich trinke aber i.a. sehr sehr wenig Weißweine, da ich den Geschmack von Roten als viel intensiver erlebe. Die gesamte Palette von Brombeere und süsser Kirsche, die ich (!) mag, finde ich nicht in weißen...
Das es dann eine "lateinische Weinsozialisierung" wurde liegt ob meiner Geschmacksvorlieben dann auf der Hand. Aber ich möchte da gern anfügen, dass ich mehrfach Vorlieben gewechselt habe:
Start: Rioja
Dann: Chianti
Durch zufall dann: C9dP, hängen geblieben
Und jetzt, dank Torsten: Priorat, welches ich gerade entdecke.
So, und jetzt würde ich den Autoren dieser beiden Artikel/Blogs, whatever nochmal raten, einen 2008er Solertia zu probieren, den ich gestern zum ersten Mal in meinem Leben probiert habe (ich alter Angeber ich). Und dann möchten mir die gleichen Herren sagen: Ja, Mensch, das kriegst Du in Deutschland von Winzer XY. Oder einen Gigondas von La Bouissiere, um noch ein weiteres Beispiel zu nennen. Ich habe in Deutschland auch schon einiges probiert, bin aber nie wirklich fündig geworden, weil ich dann doch einfach solch geschmacklich große/lange Weine mag. Und die Samtrots, Trollinger, Lemberger, Dominas, Spätburgunder für bis ca. 14,- Euro haben mir dann einfach gar nicht zugesagt.
Daher muss ich mich im Ausland bedienen.
Mann kann natürlich 1-2 Punkte noch anfügen:
1)
Wer Weißweinfan ist, könnte sich selbst hinterfragen, warum er lieber im Ausland kauft als bei den deutschen Produkten/Winzern (ich kann hier eben keine Meinung haben), sofern das zutrifft. Durchaus.
2)
Was natürlich schon ein wenig zutrifft und auch in den Artikel zu kurz kommt. Die gesamte "Weinsozialisierung" (nettes Wort) findet in weiten Teilen Deutschlands nicht im Ansatz so statt wie in Italien/Süd-Frankreich (hier empfehle ich das aus meiner Sicht sehr gute Buch "Täglich Wein"). Auch das spielt eine Riesenrolle und wird überhaupt nicht genannt.
Nun noch abschließend, da ich mich gestern durchaus angegriffen fühlte: Ich wollte hier einigermaßen ernsthaft über das Thema diskutieren; zum Angeben bin ich sicherlich nicht in einem Forum mit - sodachte ich - Weinenthusiasten. Und im Vergleich zu vielen hier sehe ich mich durchaus noch ganz am Anfang einer Weinhingabe. Ich habe keine >2000 Flaschen XY im Keller (leider).
3)
Ganz abschließend noch zum Thema Wein und Restaurants:
In Deutschland ist - warum auch immer - zu viel Nepp bei den Weinpreisen. Ich mache gern in Italien bzw der Toskana Urlaub und trinke dort immer ein tolles Glas Wein zum Essen, gern einen Barolo /Brunello oder einen Top Vino Nobile und liege preislich bei 6-9 Euro pro Glas; Flaschenpreis wahrscheinlich ca. 20-35,- Euro. Das wäre in guten deutschen Restaurants undenkbar. Abgesehen davon, dass es solche Weine NIE offen gibt. In Italien ist das eine Selbstverständlichkeit, dass man nicht nur einfache Einstiegsweine offen anbietet.
Am krassesten ein Beispiel vom Potsdamer Platz, Restaurant Vox (hat 13 oder 14 Punkte GM): Meine Frau und ich trinken zum Fisch jeweils ein Glas Weißwein

, und zwar Kühling Gillot Qvinterra Grauburgunder. Das Glas stolze 12,- Euro...oder waren es 13,- ...egal. 0,1L wohlgemerkt. Das macht einen Flaschenpreis fürs Vox von ca. 80,- Euro. So, da mir diese Weise ausnahmsweise (im Sommer) mal schmeckte, bestellten wir uns eine Kiste...und als ich den Flaschenpreis sah, dachte ich: Haben die im Vox noch alle aufm Zaun?! (schreibt übrigens auch der GM Führer, der hat das selbstverständlich auch bemerkt und unverblümt kritisiert, auf seine ganz eigene Art). Da kostet die Flasche grad mal 8,70 Euro. Ich hatte (aufgrund des Glaspreises) fest mit 20-25 Euro gerechnet. Die mögen das ganze dann doch übertreiben, aber es zeigt schon ein Problem in Deutschland. Die Flasche Evian kostete 11,- Euro btw. ...aber wenigstens ausm Glas.
Dazu kommt dann eben auch, dass der Deutsche nunmal ungern viel Geld für Essen und Trinken ausgibt. Das Auto vorm Haus ist wichtig. Sehr wichtig sogar. So gesehen haben die Autoren an dieser Stelle schon Recht; aber dann bitte nicht alle über einen Kamm scheren und das ganze ein wenig differenziert betrachten. Macht aber wahrscheinlich zu viel Arbeit und der tolle Artikel hat dann keinen Biss mehr.