Bordeaux 2011

Medoc und seine Appellationen, Bourg und Umgebung, Fronsac, Pomerol, Saint Emilion und Umgebung, Entre Deux Mers, Graves und Pessac-Leognan, Sauternes und Co.
manubi
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Re: Bordeaux 2011

Beitrag von manubi »

Ich halte die ganze hier angezettelte Panik für völlig unangebracht!

Das allgemeine Qualitätsniveau im Angbaugebiet Bordeaux ist in den letzten 20 - 30 Jahren spektakulär angestiegen. Von unten stoßen ständig ehrgeizige Produzenten nach, die sehr gute Weine zu vernünftigen Preisen in den Markt geben.

Der ganze Rummel um die Klassifizierten berührt doch nur die Etikettentrinker. Der normale Bordeauxweinliebhaber wird auf absehbare Zeit immer im bezahlbaren Bereich eine ordentliche Flasche finden. Und es ist die edle Aufgabe des Handels, für uns diese Weine zu suchen und sie uns mit wahrheitsgetreuen, nicht makrtschreierisch aufgeplusterten Beschreibungen zu offerieren.

Für mich kann ich konstatieren:

1. das Marktgebaren der Bordeaux-Fürsten lässt mich völlig unberührt. Sie versuchen, und das ist ihr gutes Recht, ihren Vorteil zu optimieren und ihren Gewinn zu maximieren.

2. gibt und gab es in den letzten Jahren unterhalb der Liga der gesuchten Etiketten jede Menge sehr gute bis hervorragende Weine, die nicht gleich ein halbes Monatsgehalt pro Flasche verschlingen. Beispiel: einer der mir besonders gut schmeckt ist der 2004er Les Grand Chenes, den man immer noch für um die ca. 20 € im Handel kaufen kann.

3. wollte ich, selbst wenn ich es könnte, nicht jeden Tag eine 95-100-PP-Granate aufreißen. Mir persönlich genügt es durchaus, wenn ich einen (ehrlichen) 85 - 90 Punkte-Wein im Glas habe, und

letztens: für die besonderen Gelegenheiten habe ich auf absehbare Zeit noch genügend Stoff aus der Zeit der nicht ganz so inflationären Preise gebunkert.

Also: schaun mer mal... (wie ein immer noch hoch angesehener ehemaliger Fußballgott zu sagen pflegt)...ganz gelassen zu.

Beste Grüße

Manfred
Ich koche immer mit Wein. Manchmal kommt sogar etwas davon in den Topf . . .
Bottlebinder
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Re: Bordeaux 2011

Beitrag von Bottlebinder »

Hallo Manfred,

danke für Dein gut nachvollziehbares Statement. Die Diskussion über die vermuteten Intentionen der Erzeuger erfolgt im hiesigen Threat ja allein vor dem Hintergrund der Fragestellung, ob sich die Subskription des Jahrgangs 2011 lohnen könnte. Die Weine, von denen bei Dir die Rede ist, muss man nicht subskribieren.

Andererseits: Viele der Diskussionsteilnehmer, offenbar auch Du, kennen noch Zeiten, in denen die klassifizierten Gewächse zu Preisen in der Subskription zu erstehen waren, die im Bereich dessen liegen, wovon bei Dir die Rede ist. Bei vielen ist der Keller schlicht voll oder übervoll. Da besteht keine Notwendigkeit für Zukäufe von Kompromissweinen. Das hat nichts mit Etikettenvorbehalten zu tun.

Interessant erscheint die Entwicklung des Bordeaux angesichts des zu beobachtenden Verhaltens der Erzeuger. Außerdem fordert dieses Verhalten den einen oder anderen Zeitgenossen zum Hinterfragen der Hintergründe heraus. :)
Grüße
Mathias
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harti
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Re: Bordeaux 2011

Beitrag von harti »

Hallo Manfred,

es ist nicht Panik, die uns umtreibt, sondern wir schieben Frust.

Frust darüber, dass wir - die einzig wahren Bordeaux-Kenner - die großen Weine dieser Welt nicht mehr bezahlen können. Und natürlich auch darüber, dass die vinologisch ungebildeten Reichen, die Bordeaux-Weine sowieso nur trinken, weil sie teuer sind, uns unsere Lieblinge wegkaufen. Und dass die Bordeaux-Barone so fies sind, ihren Gewinn maximieren zu wollen. Und dass die bösen Spekulanten die Preise in die Höhe treiben. Und .......

:lol: :lol: :lol:

Grüße

Hartmut
manubi
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Re: Bordeaux 2011

Beitrag von manubi »

Hi Harti,

das hast du richtig gut erklärt, Kompliment! Ich glaube, jetzt beginne ich zu verstehen... ;)

Wenn sich aber mal die Chance ergibt, mache ich - nur für uns beide - eine 89er Montrose auf (ich habe noch mehr so Schrott nahe an der Verderbgrenze).

Liebe Grüße

Manfred
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Rotundweiss
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Re: Bordeaux 2011

Beitrag von Rotundweiss »

innauen hat geschrieben: Bin mir sicher, dass der Wein zu diesem Preis laufen wird. Ich finde das angesichts des 100 Punkte Ritterschlags eine geradezu maßvolles Pricing. Pontet Canet spielt auf dem Niveau eines Premier Cru.
Hallo Innauen,

wahrscheinlich wird PC laufen.
Das würde mir jedoch lediglich aufzeigen, wie (preislich) abgestumpft wir doch inzwischen sind.
€ 85 EVP für einen 5er Cru aus 2011 ? In meinen Augen völlig abgedreht :roll:
Ritterschlag mit 100 PP für den 09er hin oder her ? Was hat der 11er damit zu tun ?
Der 09er kostete in der Subse etwa € 100, gemessen an der Qualität, den Bewertungen und
im Kontrast zu den preislich absurden Premier Grand Crus durchaus angemessen.
Ist es nicht so, dass man Qualitäten eines 2011er Pontet Canet an fast jeder (BDX-) Ecke unter € 85 bekommt ?
Das der 2011er sich zudem qualitativ noch vor 2005 und zwischen 2008 und 2009 einreihen wird (@ weinfex),
möchte ich ebenfalls stark anzweifeln.
Vermute eher, dass aus 2011 so gut wie gar nichts auf dem Niveau eines gelungenen Premier Grand Cru spielt. ;)

Viele Grüße,
Georg
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Markus Vahlefeld
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Re: Bordeaux 2011

Beitrag von Markus Vahlefeld »

harti hat geschrieben:Hallo Manfred,

es ist nicht Panik, die uns umtreibt, sondern wir schieben Frust.

Frust darüber, dass wir - die einzig wahren Bordeaux-Kenner - die großen Weine dieser Welt nicht mehr bezahlen können. Und natürlich auch darüber, dass die vinologisch ungebildeten Reichen, die Bordeaux-Weine sowieso nur trinken, weil sie teuer sind, uns unsere Lieblinge wegkaufen. Und dass die Bordeaux-Barone so fies sind, ihren Gewinn maximieren zu wollen. Und dass die bösen Spekulanten die Preise in die Höhe treiben. Und .......

:lol: :lol: :lol:

Grüße

Hartmut
DER war wirklich gut! Und Du hast ja soooooo Recht. Vergessen hast Du noch den Frust der Händler, die an der Subs nun nichts mehr verdienen können...

CU on SAT
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dyingromeo
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Re: Bordeaux 2011

Beitrag von dyingromeo »

Hallo Manfred,

da hast du in weiten Teilen natürlich recht....aber es sind nicht nur die Etikettentrinker, die nach den Labels eines Montrose oder Pichon Baron, eines Clinet oder der Comtesse, dem Rauzan Segla oder einem GPL suchen...nein ganz sicher nicht! Es sind doch in erster Linie die Weinlover - wie wir - denen die Geschmacksvielfalt, die Tiefe und Komplexität einer 82er Comtesse, des 86 LLC eines 90er Barons oder eines 89er Montrose nicht mehr aus den Köpfen geht und die danach schmachten dieses, genau diese Erlebnis wieder zu erleben. Wir sind es doch auch, die diese Weine konsumieren und sind auch diejenigen, die Bordeaux letztlich ein Stück weit auch zu dem gemacht haben, was eben heute ist. Ohne die ganzen Weinverliebten, wären diese utopischen Preise doch gar nicht realisierbar gewesen.

Und sicherlich gibt es tolle Weine -neue wie alte- die viel Spaß ins Glas bringen. Aber gerade die Garde der Les Grandes Chenes (Retout, Rollan dy By etc pp), die zwar sauber gemacht und mit handwerklich Anspruch gefertigt wurden, letztlich aber doch irgendwie fast in jeden Jahrgang irgenwie so gleich schmecken und auch gar nicht das Terroir haben, dieses fein säuberlich herauszuarbeiten.
Sicherlich gute Weine und Ihr Geld "wert", auch mit einem Ansatz regionalität versehen, aber nicht im Ansatz mit dem Genuss vergleichbar, welche uns z.B. o.g. Weine bringen.
Klar das ist Bordeaux....aber nicht jenes, welches ich - wenigstens hin und wieder - im Glas haben will. Dafür ist das Gebotene irgendwie doch zu austauschbar...

Von daher Zustimmung zu deinen Worten und irgendwie auch innere Ablehnung. ;)
weinfreudige Grüße
Christian

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Re: Bordeaux 2011

Beitrag von dyingromeo »

Ups...irgendwie ist mein Beitrag nicht gesendet worden...deshalb nachträglich! Harti hat es ja schon sehr schön auf den Punkt gebracht!
weinfreudige Grüße
Christian

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manubi
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Re: Bordeaux 2011

Beitrag von manubi »

@dyingromeo:

Hallo Christian,

was jetzt kommt ist, sorry, in Bezug auf 2011, off topic:

natürlich hast du Recht und für eine, z.B., Montrose-Vertikale der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts würde ich weder Mühe noch Kosten scheuen, ebenso für LLC, die Pichons, und viele, viele andere.

Das mit Montrose könnten wir übrigens mal konkret ins Auge fassen: ich könnte z.B. 1966, 1975, 1989, 199o und (falls wir jahrgangsmäßig so weit gehen wollten) 2003 beisteuern.

Auch Cos, Pichon oder einer der Leovilles könnten dankbare Themen für eine Vertikale sein. Macht euch im alten Zirkel bitte einmal ein paar warme Gedanken.

Beste Grüße

Manfred
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dyingromeo
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Re: Bordeaux 2011

Beitrag von dyingromeo »

Hallo Manfred,

das Thema werden wir zur Ducru/Rauzan Vertikalen diskutieren...spannend und interessant auf jeden Fall! Ich denke das können wir für Anfang 2013 ins Auge fassen! ;)

Schade dass die SG in diesem Jahr nicht stattgefunden hat und du zu o.g. Probe keine Zeit hast...hätte gerne mal wieder ein Gläschen mit Dir geleert!
weinfreudige Grüße
Christian

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