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Re: Bernhard Huber

Verfasst: Mo 10. Feb 2025, 21:18
von EThC
JPO hat geschrieben: Mo 10. Feb 2025, 21:09Nachkauf: 3 / 3
...vor gut zwei Jahren war das nur ein Einser für mich, nicht nur wegen der Preisentwicklung, war einfach von allem too much (für mich), aber die Geschmäcker sind ja bekanntlich unterschiedlich... :mrgreen:

Re: Bernhard Huber

Verfasst: Di 11. Feb 2025, 10:46
von Nora
JPO hat geschrieben: Mo 10. Feb 2025, 21:09 Seit 3 Tagen habe ich jetzt die Flasche Chardonnay Bienenberg GG 2015 offen.

Klarer, kräftig gelber Stoff im Glas, visuell deutet nichts auf 10 Jahre Flaschenreife hin. Der Duft ist chardonnay-typisch nussig mit Holzeinsatz. Dieser Eindruck setzt sich am Gaumen stimmig fort. Sehr stimmig, nichts ist übertrieben oder anstrengend. Ich würde den Trink-Eindruck als harmonisch und in Würde gereift beschreiben. Das Rebellische, das diesem Wein nachgesagt wird und auch ich vor 5 Jahren empfunden habe, ist gewichen, er hat mE nichts polarisierendes mehr. Die zitrische Säure, die in jungen Jahren so dominierend war, hat er noch, ist aber gut eingebunden und nicht mehr so verstörend. Es ist nichts mehr da, was mich zum Nachdenken über eine Anders- oder Einzigartigkeit veranlassen würde - das ist vielleicht das Enttäuschende an diesem Wein jetzt, aber - hohes Niveau, sehr Chardonnay-fokussiert geradeaus mit viel Schmackes. Wird dieses Niveau wohl noch ein paar Jahre halten können, es gibt aber mE keinen Grund, noch länger mit dem Trinken zu warten.

Nachkauf: 3 / 3, wenn die Preise nicht so weglaufen würden. Allerdings sind die burgundischen PC noch mal ein ganzes Stück teurer, und dieser Abstand mag auch gerechtfertigt sein, da habe ich leider zu wenig Erfahrung für einen Vergleich.
Vielen Dank für die Notiz, JPO!

Sehr interessant. Meine letzte Flasche vor ca. einem halben Jahr war noch sehr jugendlich, viel Reduktion und Streichholz in der Nase, am Gaumen am Ende von der Säure dominiert. Ich hatte mir notiert "wirkt noch immer jung, die nächste Flasche in 2 Jahren".

VG Nora

Re: Bernhard Huber

Verfasst: Di 11. Feb 2025, 13:47
von JPO
Heute zum Mittag wollte ich es wissen: das letzte Glas Huber GG Bienenberg 2015 trag an gegen:
- Rudolf Fürst Kartäuser Barrique 2015 Chardonnay
- Ök. Rebholz Chardonnay R 2015

Die Kontrahenten sind ja alle drei hochgelobte Weingüter deutschen Ursprungs. Leider war der Fürst ein Totalausfall, er korkte. Da es eine Einzelflasche war, konnte ich keine zweite Flasche ins Rennen schicken. Also wurde aus einem Triell ein Duell.

Ich brauche gar nicht um den heissen Brei herumschreiben oder einen Spannungsbogen aufbauen. Eindeutiger Sieger, ohne dass der Verlierer auch nur den Hauch einer Chance hatte, war Huber. Der war so vorlaut, dh kräftig und eindeutig im Geschmack, dass der Rebholz dagegen gar nicht mehr als Chardonnay erkennbar war.

R sicherlich ein eleganter Wein, aber ohne bzw. kaum verbleibende Frucht und mit nur etwas Würze, enttäuschend, da ich ihn noch vor 2 Jahren sehr trinkbar empfand. Flaschenvarianz? Sicherlich möglich, aber trotzdem würde wohl auch eine gute Flasche gegen die Huber-Power nichts ausrichten können. Rein visuell übrigens fand ich R den klareren Wein, farblich hatten alle drei den gleichen Gelbton, Huber etwas verwaschen. Wie wenn bei der Fotografie der Huber etwas aus den Fokus geriet, während Rebholz exakt den richtigen Schärfepunkt traf. Hat dem R aber geschmacklich nichts gebracht.

Nach ein paar Solo-Schlucke ohne den Huber im Nacken war der Rebholz wieder als Chardonnay erkennbar, mit feiner, zurückhaltender Frucht. Immer noch sehr trinkbar, wird noch weiter durchhalten.

Re: Bernhard Huber

Verfasst: Di 11. Feb 2025, 21:52
von amateur des vins
Du sagst es: Huber ist vorlaut, macht Krawall im Glas und dominiert daher in so ziemlich jeder Probe so ziemlich alle anderen Weine, so meine Erfahrung Das macht ihn aber nicht per se zum besseren Wein, sondern nur zum dominanten.

Mich selber beeindruckt diese Lautheit nicht besonders, sondern sie stößt mich eher ab. Ich bevorzuge Balance, mal coté Finesse, mal coté Kraft. Aber das dürfte herzugeben ja hinlänglich bekannt sein; ymmv.

Re: Bernhard Huber

Verfasst: Mi 3. Sep 2025, 13:05
von la-vita
Ich hatte gestern Abend noch ein berauschendes Erlebnis mit einem

Spätburgunder Malterdinger Ortswein 2018

Ich hatte den Wein vor über einer Woche in eine kleine Schrauberflasche umgefüllt und dann im Kühlschrank etwas vergessen. Leider nur zu 3/4 voll, da ich sonst keine passende Schrauberflasche mehr hatte. Der Wein hatte also über eine Woche Luftkontakt. Da es nur noch eine kleine Pfütze war, hatte ich schon überlegt den Wein zu entsorgen. Aber was mich dann erwartete hat mich doch umgehauen. Ich hatte im Glas meinen bisher besten deutschen Spätburgunder. Das der Wein sich nach einer Woche Luftkontakt noch so weiterentwickelt hat, hat mich völlig überrascht. Das kennt man sonst nur von sehr guten Bordeaux-Weinen. Der Wein war frisch geöffnet auch schon super. Für mich so bei 90 Punkten. Aber gestern hat der Wein in Punkto Feinheit, Finesse, Balance und Duft nochmals zugelegt. Für mich 93-94 Punkte. Ein Traumstoff! Aus dieser Erfahrung kann ich nur ableiten, dass die Huber Spätburgunder wohl über ein großes Entwicklungspotential verfügen müssen.

VG
Detlef

Re: Bernhard Huber

Verfasst: Di 16. Sep 2025, 21:59
von Nora
Seit 2 Tagen im Glas:

Malterdinger Weiss 2018

Tolle Nase, wie immer bei Huber mit nur dezenter Frucht, etwas Birne und zitronige Anklänge, ganz zurückhaltend karamellisiertem Popcorn, rauchigen und nussigen Noten und etwas hellem Holz.

Am Gaumen feiner Schmelz, dabei saftig und ausgewogen zwischen Birnen- und Zitrusfrucht, einer belebenden, aber keineswegs spitzen oder aufdringlichen Säure und einer feinbittrigen Phenolik im Abgang.

Wer den noch hat, sollte den unbedingt jetzt mal aufmachen. Der Wein hat sich richtig gut entwickelt und gefällt mir gerade sehr.

Sehr gelungener Wein und für den damaligen Kurs von 17 Euro ein hervorragendes Preis-Genuss-Verhältnis. Von mir 92 Punkte, von meinem Sohn 100! :)

VG Nora

Re: Bernhard Huber

Verfasst: So 28. Sep 2025, 21:05
von Bernd Schulz
Zwar hatte ich schon zwei- oder dreimal einen (von mir jeweils für gut bis sehr gut befundenen) Spätburgunder von Huber im Glas, aber das reicht in die Zeit vor der Existenz dieses Forums (und Geralds VKN-Bank) zurück. Dank Ralf, der anlässlich unseres heutigen Treffens einen kleinen Huber-Weißen im Gepäck hatte, kann ich jetzt auch einmal einen Beitrag in diesem Faden ablassen:

Bild

Was soll ich sagen? Gemäß meiner kurzen Recherchen wird der Nachfolgejahrgang (2022) dieses Weins bei Lobenberg zu 23 Euro angeboten, und falls der 22er stilistisch so ähnlich wie der 21er ausgefallen sein sollte, frage ich mich schon, wer so etwas kauft? Ich verkoste den Wein gerade nach, im Vergleich zu gestern wirkt er eine Spur offener, aber in der Nase dominieren immer noch die Böllernoten, und auch am Gaumen ist das für mich nicht der ganz große Genuss. Kann man wohl trinken, das ja.

Herzliche Grüße

Bernd

Re: Bernhard Huber

Verfasst: Di 30. Sep 2025, 17:40
von Lars Dragl
Hallo Bernd!

Den 22er Breisgau hatte ich unlängst im Glas. Der war keinesfalls freudlos zu trinken und hatte jahrgangsbedingt auch etwas Schmelz. Was mir allerdings nicht so gut gefallen hat, war das PGV. Für 23 € war mir das zu einfach und spannungsarm. Leicht zu trinken war er zwar schon, aber für mich leider auch ziemlich uninteressant. Langeweile mit feinsten Reduktionsnoten und gekonntem Holzeinsatz. Könnte auch am heißen Jahr gelegen haben. So was "brauche" ich jedenfalls nicht.

Herzliche Grüße

Lars

Re: Bernhard Huber

Verfasst: Sa 11. Okt 2025, 22:31
von Dominik Mueller
2015 Bernhard Huber Malterdinger Spätburgunder
Blass rubin- bis granatfarben. Zarte Aromen von getrockneten roten Beeren und Kirschen, mit floralen (Rose), kräuterigen (Lavendel) und erdigen (getrocknetes Laub) Anklängen. Fein und zurückhaltend, leicht gereift. Am Gaumen leicht, mit weichen Tanninen, kaum spürbarem Holz und lebhafter Säure. Rote Beeren dominieren, jetzt frischer und knackiger, mit Kirsche und Preiselbeere. Saftig, dabei fest, jedoch leicht im Gewicht. Guter, frischer Abgang mit einem Hauch Blutorange und saftiger Kirsche. Da die Frucht den tertiären Noten weicht und wenig zum Ausgleich bleibt, sollte der Wein bald getrunken werden.