Re: Bordeaux 2023
Verfasst: Fr 7. Jun 2024, 14:00
Ach ja, die 21er. Da war ja noch was.
Ein Teil wird in Abverkäufen mit sehr deutlichen Abschlägen gegenüber dem Releasepreis landen (irgendwo hatte hier schon jemand berichtet, dass es solche Angebote in der Schweiz schon gibt). Ein anderer Teil geht in die grande distribution, d.h. in die französischen Supermärkte, mit ebensolchen Abschlägen. Und den Rest lässt man verschwinden, wie man auch schon die 13er und zuvor die 07er hat verschwinden lassen.
Ich denke, die Chateaux und die meisten Händler haben die 21er zumindest gedanklich schon abgeschrieben. Wesentlich interessanter finde ich, was nun mit den 22ern passieren wird.
Der Jahrgang 2022 steht ja nun bis auf weiteres als preislich völlig überrissener Solitär da, ebenso wie es seinerzeit der Fall mit dem 2010er war. Und mit dem 10er ging es preislich erstmal steil bergab, die 1ers hatten zeitweise gegenüber dem Releasepreis fast 40% an Wert verloren.
Die Situation ist aber heute noch problematischer. Nach glaubwürdigen Berichten gibt es vom 22er ganz erhebliche Bestände in der Handelskette (im Moment noch virtuell), die nicht an den Endverbraucher verkauft werden konnten. Angesichts gestiegener Kapitalkosten ist der Verkaufsdruck aber hoch, und zu dem, was die Händler an unverkaufter Ware vorhalten, kommt noch das hinzu, was die Chateaux selber in der irrigen Erwartung immer steigender Preise gebunkert haben. Wenn da irgendein bedeutender Negociant in eine wirkliche Schieflage gerät oder auch nur ein paar Händler kalte Füße kriegen, wird es spannend. Denn zu den Release-Preisen werden die 22er vorerst nicht mehr zu verkaufen sein.
Und wehe, wenn die Verkostungen in der Flasche zeigen, dass sich die ominöse Frische der 22er im Ausbau verflüchtigt hat und die Weine das sind, was nach Klimaverlauf und Analysendaten eher zu erwarten wäre: alkoholstark, fett und träge. Dann kracht es aber richtig.
Gruß
Ulli