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Re: Bordeaux 2010

Verfasst: Sa 18. Mär 2017, 20:57
von brownelephant204
So, ich möchte mich auch mal mit meiner ersten VKN in diesem Forum versuchen.

Die Tage habe ich einen Sociando-Mallet 2010 geöffnet:
Kräftige Blume nach Zigarren, Waldbeeren und Pfeffer, leichte Süße im Nachhall. Am Gaumen dann dicht, wieder würzig und beerig. Am Ende Milchschololade. Langer Nachhall, noch starke aber gut eingebundene Taninne sowie spürbare Restsäure. Dieser Wein ist bereits jetzt gut zu trinken, zeigt aber dass ihm 10-15 weitere Jahre im Keller viel besser tun würden. Dann sicherlich ein sehr großer Wein. Heute ein sehr schöner, kräftiger, trinkbarer Bdx, dem aber noch die Reife für die volle Entfaltung fehlt. 91-92+ Punkte

Re: Bordeaux 2010

Verfasst: Sa 18. Mär 2017, 21:47
von Olaf Nikolai
+1
Einer der value wines in 2010.

Re: Bordeaux 2010

Verfasst: Mo 3. Apr 2017, 21:43
von brownelephant204
Gestern hatte ich die Gelegenheit den Château Pibran 2010 zu probieren (am 2 Tag nach der Öffnung, mit Kork verschlossen). Entgegen der Bewertung, die ich neulich zu dem 2009er vergeben habe, war mir dieser Wein viel zu plump für einen Pauillac. In der Nase hatte er eher etwas von einem einfachen Südafrikaner (damit meine ich eine eher ruppige, holzige Machart), hätte niemals auf Pauillac getippt. Am Gaumen Waldbeeren, Holz, Vanille, Würze, Extrakt, deutlich spürbare Tannine, gut eingebundene Säure, etwas Cola? mittlerer Körper, keine große Komplexität, kein großer Abgang. Für mich etwas enttäuschend, daher nur 84 Punkte. Da gibt es für das Geld doch besseres.

Re: Bordeaux 2010

Verfasst: Mo 1. Mai 2017, 11:49
von toska
Plince 2010

Nach Batailly 09 getrunken, praktisch undekaniert

Duftbild eher zurückhaltend, rotfruchtig ohne nennenswertes Holz, feine Töne.
Am Gaumen fällt gleich das körnige Tannin auf, zurückhaltendes Geschmacksbild, aber nicht verschlossen. Braucht sicher noch ein paar Jahre, aber insg. stelle ich an diesen Wein keine hohen Erwartungen, Aromenbild wirkt eher rustikal und weniger kernige Harmonie, welche sonst in den 10ern oft freudig auf später hoffen lässt. mittlere Länge und nicht auffallend komplex.
Fazit: Netter Wein, welcher ab 2022 wohl angenehm(er) zu trinken sein wird. Zur Zeit sicher der falsche Wert , um jemanden mit Pomerol zu beeindrucken. Kein Nachkaufzwang (aktuell 31€).
GT

Re: Bordeaux 2010

Verfasst: Mo 1. Mai 2017, 13:37
von ledexter
Hatte vor kurzem eine Flasche Roc De Cambes 2010 geöffnet:


2010 Chateau Roc de Cambes, Cotes de Bourg, France

Die Nase war schon sehr präzise und duftig. Auf der Zunge dann eine schier unfassbare Harmonie, tolle konzentrierte Frucht und eine Mineralik die einem das Wasser im Munde zusammenlaufen ließ. Das Tannin war butterweich und kaum als solches wahrnehmbar. Francois Mitjavile, der Großmeister des Merlot, hat mir hier ein echtes Erlebnis beschert. Der Roc De Cambes war nicht ganz typisch Bordeaux, ich kann nicht sagen an welchen Attributen es lag, aber es hätte auch ein sehr guter Italienischer Rotwein sein können, auf jeden Fall war es die Erfahrung wert und ich würde künftig auch wieder darauf zurückgreifen.

Re: Bordeaux 2010

Verfasst: Do 4. Mai 2017, 21:23
von octopussy
Château Sénéjac - 2010 Haut Médoc: meine erste Flasche aus dem Vorrat, eigentlich wollte ich schon viel früher eine aufmachen, hab's aber vergessen. Für den Preis ist das richtig guter Stoff und widerlegt alle, die sagen, Bordeaux sei per se teuer. Stilistisch ist der Sénéjac vielleicht nicht 100% mein Ding, dafür ist er mir einen Tick zu ausladend. Aber das ist Kritik auf (in dem Preisbereich) sehr hohen Niveau.

Bild

Re: Bordeaux 2010

Verfasst: Fr 5. Mai 2017, 10:18
von port_ellen
lieber stephan,
ich habe vor ein paar wochen 2010 und 2009 nebeneinander gehabt und kann deine notiz unterschreiben.
der 2010er hat inzwischen an tiefe gewonnen, die frucht ist nicht mehr so brombeerig, die tannine weicher, die floralen/ätherischen noten stärker.
dafür hat der 2009er seine starke rotfrucht (joh-beere) aromatik, die tannine und die saftigkeit abgebaut und der alkohol kommt etwas stärker raus.
die weine haben sich angenähert und auch qualitativ hat sich der abstand verringert, für mich beide 90, der 2009er kommt von oben, der 2010er von unten...
gruss, m

Re: Bordeaux 2010

Verfasst: Fr 5. Mai 2017, 13:25
von Ollie
Interessant, octopussy, deine Notiz liest sich fast identisch zu meiner von vor knapp vier Jahren. Der Wein scheint sich nur sehr wenig bewegt (und insbesondere nicht zugemacht) zu haben, aber wenn er Tiefe gewonnen hat, soll's mir recht sein.

Dank euch beiden fuer die Wasserstandsmeldung!

Cheers,
Ollie

Re: Bordeaux 2010

Verfasst: Di 9. Mai 2017, 16:10
von AmonA
Sociando-Mallet:
dekantiert und nach etwa 1 h ins große Riedel GC Glas. Nix zu erschnüffeln :?: :!: Naja, ist vom Preis her auch ein "kleiner" Wein. Umgeschüttet ins kleinere BDX Glas (Spiegelau).
Wow, was für eine Nase! Zunächst stark nach Veilchen, dann Cassis und Würze (aber kein Maggi :lol: ). Am Gaumen wieder Cassis, würzig, viel sehr weiches Tannin, viel Druck und lang am Gaumen. Mit der schönste Wein dieses Jahr und v.a. der beste BDX bisher für mich!

Re: Bordeaux 2010

Verfasst: Sa 13. Mai 2017, 00:15
von Stephane Franc
Pontet Canet 2010

Eine niedliche Demi, 1 h geöffnet, dann ohne weitere Belüftung ins Gabriel Gold-Glas, 16 Grad kühl:

Es empfängt einen ein undurchdringliches, dunkles Brombeer-Purpur.
Ein süßer Duft von Veilchen, Vanille und rosafarbener Rosenblüte, aber auch Zimt und Weihnachtsgewürze macht Vorfreude auf den ersten Schluck. Blind könnte ein hochreifer Neue-Welt-Shyraz im Glas sein. Ganz minimale reduktiv-hefige Note, dem "jungen" Alter wohl geschuldet oder der Biodynamie? Ich mag das.
Am Gaumen süße Amarenakirsche, feinkörnige und sehr transparente Tannine, sehr gut integriertes Holz, rotbeerig-würzige Mitte, umspielt von Rosenduft, Veilchen und reifer, sahniger Erdbeere. Ein Spiel der Aromen im Laufe der Verkostung, das man in dieser Form eher von deutschen Rieslingen kennt. Cassis, Himbeere, Erdbeere, Säure, Tannine satt, aber immer transparent.

Wie kritische Stimmen schreiben, kein typischer Pauillac. Stimmt. In der Weinwelt kaum verortbar. Aber ein verdammt guter Wein, den ein Bdx-Liebhaber ohne Berührungsängste mit anderen Stilistiken lieben müsste.

97-98 Punkte, optimale Trinkreife 2022 (bis 2040?)