Naturkork vs. Schraubverschluss

Von Korken, Kapseln, Kellermessern
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EThC
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Re: Naturkork vs. Schraubverschluss

Beitrag von EThC »

jxs hat geschrieben: Fr 15. Aug 2025, 16:51 Korkherstellung scheint mir auch sehr aufwändig zu sein.
...ich hab mal irgendwo gelesen, daß die Korken eine annähernd neutrale CO2-Bilanz aufweisen können. Nur muß ich sagen, daß mir persönlich die qualitative Erhaltung des Weins in der Flasche deutlich wichtiger ist, als der Vorteil einer CO2-Einsparung im niedrigen Gramm-Bereich durch Verkork(s)ung. Da gibt's andere Stellschrauben, an denen man CO2-mäßig noch ordentlich drehen kann und dabei erheblich höhere Effekte erzielen kann, die Glasmasse der Flaschen steht da ganz oben. Und eine Ausweitung des im Weinbereich aktuell nur marginalen Pfandflascheneinsatzes wäre hier aus meiner Sicht auch sehr wünschenswert...
jxs hat geschrieben: Fr 15. Aug 2025, 16:51 Und konsequenterweise müsste man dann auch auf die Kapseln aus PVC, Zinn oder ebenfalls Aluminium verzichten.
"Jute statt Plastik" ist im Grundsatz schon der richtige Ansatz, im Detail betrachtet sind solche Dogmen aber nicht durchgehend zielführend, muß man im Einzelfall abwägen. Beim Schrauber braucht man einfach ein bißchen Kapselmaterial, daß das Ganze hält, ein bißchen verkürzen könnte man das Ganze aber sicher noch. Wenn man verkorkt, kann man sich die Kapsel natürlich auch ganz sparen, hat dann aber wieder nur einen aus meiner Sicht miseralblen Verschluß mit unzureichend definierten, technisch-physikalischen Eigenschaften, für mich einfach der falsche Weg...
Viele Grüße
Erich

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Ollie
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Re: Naturkork vs. Schraubverschluss

Beitrag von Ollie »

Keine Ahnung, wie aufwendig die Produktion von DIAM ist. Man müsste ja noch mitrechnen, wieviel CO2 vergeblich in die Luft geblasen wurde, um den naturkorkenden (oder sonstwie beeinträchtigten) Wein zu erzeugen und zu mir zu transportieren, nur damit ich ihn dann direkt im Ausguss schütte. Sozusagen eine CO2-at-risk-Metrik.

Schraubverschlusskapseln aus Aluminium lassen sich ja nun hervorragend wiederverwerten. Der hohen Anfangsinvestition steht also eine Armotisation gegenüber. Ob hingegen Korkmatten, Dartboards oder Wärmedämmplatten aus dem Weinkorkenkreislauf kommen..? Verrottet DIAM wenigstens gut?

"Schraubverschluss statt Raubverschluss!" *geballtefaustreck*

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jxs
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Re: Naturkork vs. Schraubverschluss

Beitrag von jxs »

EThC hat geschrieben: Fr 15. Aug 2025, 18:50...ich hab mal irgendwo gelesen, daß die Korken eine annähernd neutrale CO2-Bilanz aufweisen können. Nur muß ich sagen, daß mir persönlich die qualitative Erhaltung des Weins in der Flasche deutlich wichtiger ist, als der Vorteil einer CO2-Einsparung im niedrigen Gramm-Bereich durch Verkork(s)ung.
Da würde es mich nicht wundern, wenn man für die CO2e-Bilanz die Photosyntese der Korkeiche mit verrechnet hat. Nur halte ich das nicht für zielführend. Denn die Korkplantage würde man bei Alternativnutzung ja nicht zubetonieren, sondern entweder einfach nur die Bäume stehen lassen oder sehr wahrscheinlich mit anderem Grünzeugs bepflanzen.
Beim zweiten Punkt stimme ich uneingeschränkt zu. #proschrauber
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Rieslingfan
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Re: Naturkork vs. Schraubverschluss

Beitrag von Rieslingfan »

EThC hat geschrieben: Fr 15. Aug 2025, 18:50 Da gibt's andere Stellschrauben, an denen man CO2-mäßig noch ordentlich drehen kann und dabei erheblich höhere Effekte erzielen kann, die Glasmasse der Flaschen steht da ganz oben.
Zum Glück hat sich in diesem Punkt bei den VDP-Weinen inzwischen etwas getan, d. h. die Glasmasse bei den 1G und GG wurde zumindest reduziert. Siehe: viewtopic.php?t=6483&start=10
EThC hat geschrieben: Fr 15. Aug 2025, 18:50 Und eine Ausweitung des im Weinbereich aktuell nur marginalen Pfandflascheneinsatzes wäre hier aus meiner Sicht auch sehr wünschenswert...
Wünschenswert durchaus, doch wie soll dies in der Praxis und insbesondere beim Onlinekauf umgesetzt werden?
Gruß Markus
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EThC
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Re: Naturkork vs. Schraubverschluss

Beitrag von EThC »

Rieslingfan hat geschrieben: Fr 15. Aug 2025, 19:46 Wünschenswert durchaus, doch wie soll dies in der Praxis und insbesondere beim Onlinekauf umgesetzt werden?
...man kann natürlich schon aufgrund der bei nicht wenigen Weinen länderübergreifenden Verbreitung sicher keine Rücklaufquoten wie beim Mineralwasser erreichen, aber wenn man zumindest 50 % erreichen würde, wäre das doch schon was. Das könnte man natürlich vorrangig bei den LEH-Discounter-Weinen schaffen, die ja eh über 80 % des Weinumsatzes in D ausmachen. Aber auch bei den höheren Weihen könnte sicher einiges gehen, wenn man vor allem die Anzahl der Flaschenformen und -farben drastisch eindampfen würde, aktuell ist die ja deutlich vierstellig. Wenn genügend Betriebe mitmachen würden, sähe ich da durchaus ein gewisses Potential. Hab auf Gütern diesbezüglich auch schon mal nachgefragt, aber nach meiner -sicher nicht repräsentativen- Erfahrung 100 % Bedenkenträger, so wird das natürlich nix...
Viele Grüße
Erich

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Re: Naturkork vs. Schraubverschluss

Beitrag von amateur des vins »

Erich, Du schrubst halt, daß es
EThC hat geschrieben: Do 14. Aug 2025, 22:09 nichts, aber auch gar nichts [gibt], was die Weiterverwendung des Korks auch nur irgendwie rechtfertigen könnte
und ich denke, es ist deutlich geworden (und Du hast implizit zugestimmt), das diese Aussage nicht haltbar ist.

Es ist ja völlig ok, für sich zu entscheiden, daß das Risiko einer minderwertigen Flasche die Ökobilanz toppt. Nur gehört eben zu einer aufrechten Diskussion dazu, nicht andere Aspekte durch mit besonderer Verve vorgetragene Meinung auszublenden, um schließlich Strohmänner in Form von Kapseln oder Flaschengewicht in's Feld zu führen, die beide mit dem eigentlichen Verschluß herzlich wenig zu tun haben.
Besten Gruß, Karsten
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Re: Naturkork vs. Schraubverschluss

Beitrag von EThC »

...Du kannst das mit dem Verschluß an sich natürlich auch isoliert betrachten und da zu einem anderen Ergebnis kommen als ich, was durchaus legitim ist. Ich sehe da jedoch eher das Gesamtkonstrukt der Verpackung und finde, daß die Kombination aus möglichst leichter Flasche und einem Verschluß, der technisch möglichst wenige Fragen offen läßt, zielführender ist, ein in meinen Augen gesunder Kompromiß. Ein reines Schauen darauf, was der Verschluß mit dem geringsten CO2-Footprint ist, führt m.E. nicht in die richtige Richtung, so landen wir womöglich bei irgendwelchen obskuren Verschlüssen aus gepreßten Altkartonagen o.ä...
Viele Grüße
Erich

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Re: Naturkork vs. Schraubverschluss

Beitrag von amateur des vins »

Nocheinmal: Flasche und Verschluß sind orthogonale Aspekte. Natürlich ist eine möglichst leichte (vollfunktionale) Flasche aus ökologischen Gründen vorzuziehen. Nur hat das weder mit dem Verschluß, noch mit dem Thema dieses Threads etwas zu tun. Und Dein "nichts, aber auch garnichts" wird dadurch auch nicht richtiger.
Besten Gruß, Karsten
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Re: Naturkork vs. Schraubverschluss

Beitrag von Kle »

Erich hat weiter oben geschrieben, dass die mit Schrauber verschlossenen Flaschen einen direkten positiven Öko-Einfluss gegenüber dem Kork haben könnten - nämlich kürzere Flaschenhälse benötigten (kann ich nicht beurteilen).
Aber zu Deiner These, Erich, es gäbe keinen rationalen Grund für den Kork. Als Marketinginstrument ist es für Winzer und ihr Auskommen wahrscheinlich rational. Genau wie für Sportschuhhersteller zu welchen Kosten auch immer ordinäre Markensymbole auf ihre Produkte zu pappen. Denn ein Stück Baumrinde mit einem Korkenzieher zu entfernen, um etwas trinken zu können - wow, eine Art übergeordnete „Marken"symbolik (Disktinktion ähem), die sicher nicht so gern preisgegeben wird, wenn sie in Umsätzen, Arbeitsplätzen etc. messbar ist.
Als Konsument frage ich mich, was passieren würde, wenn alle Barolo, BDX aber auch andere Weine mit Schrauber verschlossen würden. Würden sich gewisse Reifezeiten deutlich verlängern? Z.B. von 10 auf 20, von 20 auf 25, 30, 35 oder Jahre? Würde sich die Einstellung gegenüber "Grand Cru" oder deren Produktion grundlegend verändern, weil niemand so lange warten will? Beim Querlesen dieses threads habe ich dazu nichts Deutliches gefunden. Die Umstellung auf Schrauber bei den großen traditionellen Weinen könnte ja ein Signal für das ganze Gewerbe sein, aber würde auch einige tradierte Vorstellungen/Praktiken umstürzen. Allein durch die Unsicherheit.

Gruß, Kle
amateur des vins
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Re: Naturkork vs. Schraubverschluss

Beitrag von amateur des vins »

Kle hat geschrieben: Fr 15. Aug 2025, 22:15 Würden sich gewisse Reifezeiten deutlich verlängern?
Ein riesengroßes Problem dabei ist, daß den allermeisten Winzern nicht bewußt zu sein scheint, daß die Permeabilität von Schraubern heutzutage gewählt werden kann. Ergo gehen sie davon aus, Weine seien unter Schraubern hermetisch abgeschlossen.

Wenn sich das Bewußtsein für die einstellbare Permeabilität mal durchsetzen würde, könnten Weltbilder zum Einsturz gebracht werden...
Besten Gruß, Karsten
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