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Re: Rhone - Châteauneuf du Pape
Verfasst: Mi 9. Mär 2011, 12:27
von Trinkfreude
Bottlebinder hat geschrieben:
Off Topic: Hast du schon den 2005er Montrose versucht?
Ja, habe ich, allerdings relativ schnell nach Auslieferung, vielleicht ein halbes Jahr danach. Da war er sicherlich noch nicht im Tiefschlaf - ich hatte damals jedenfalls eine sehr positive Wahrnehmung. (Ich habe nachgekauft.) Seitdem habe ich allerdings die Finger davon gelassen - war vielleicht besser so

(Deine Frage klingt so, als hättest Du ihn kürzlich gehabt und nicht das reine Vergnügen damit gehabt...?) Ich hatte jetzt eher die Jahrgänge 96, 00, 01, 04 im Kopf, die ich alle mal in ihrer dunklen Zeit erwischt habe und trotzdem mochte.
Na gut, off-topic Ende, zurück zum Chateauneuf.
Ich habe da zugegebenermaßen auch ein gewisses "Weltbild", von dem ich mich nicht ganz freimachen kann (oder will). Zwei Aspekte davon sind in diesem Zusammenhang vielleicht relevant:
Erstens liegt doch (neben vielen anderen Aspekten) der Charme des C9dP gerade darin, daß er zwar lagerfähig ist, aber aufgrund des Grenache-Anteils und des oft eher zurückhaltenden Holzausbaus eben nicht so krass zumacht wie andere Spitzenweine und eigentlich zu jedem Zeitpunkt seines Lebens Genuß bietet. Das ist einer der Gründe, warum ich mir seit einiger Zeit immer etwas davon in den Keller lege, auch wenn mein Herz noch etwas mehr in anderen Regionen hängt.
Und zweitens finde ich einfach, daß auch ein Spitzenerzeuger (bzw. gerade ein solcher) in schwächeren Jahren seinen Wein mal nicht auf maximales Lagerpotenzial, sondern auf frühere Trinkbarkeit hin vinifizieren sollte. Man braucht als Konsument doch auch mal einen Wein zum Gleichtrinken, der trotzdem qualitativ sehr hochwertig ist. (Die besten Bdx 2007 finde ich dafür schöne Beispiele, siehe im dortigen Thread.) So gesehen finde ich die Machart des Deus ex Machina in 08 sozusagen auch konzeptionell einen Irrweg.
So, jetzt hab ich mich genug an der Eiche gewetzt. Wahrscheinlich hat der Mann aus Baltimore ja am Ende doch wieder recht und dann sind wir alle glücklich...
Jürgen
PS: Nachtrag - am dritten Abend immer noch nicht besser. Dafür aber jetzt alle.
Re: Rhone - Châteauneuf du Pape
Verfasst: Mi 16. Mär 2011, 19:33
von argentum
Heute zu einem weiteren Stück Ente (mein Freund der Jagdaufseher musste Wildenten dezimieren) genehmige ich mir mal wieder einen Chateauneuf.
Diesmal ists der
Domaine de Saint-Prefert Chateauneuf du Pape Collecion Charles Giraud 2005 (ja ich weiss, jung, aber ich wollt ihn einfach wieder mal im Glas haben

)
Im Glas ein wunderschönes Rubinrot mit ganz leichten dunklen (lila?) Reflexen. Schöne Viskosität, die engmaschig das Glas hinunter verläuft. In der Nase Kirsche, dicke fette schwarze Kirsche, mit Garrigue und Kräutergarten. Am Gaumen ein druckvolles Hallo. Die Kirsche setzt sich fort, hinzu kommt Pfeffer, der schön auf der Zunge prickelt. Ein für meinen Geschmack schöner, schlanker St Prefert, der einfach Freude macht. Vermutlich wird er in den nächsten 6-8 Jahren noch mehr dazu gewinnen und sich dann ein Weilchen auf diesem Plateau halten. Lecker! -2020(?)
Ah ja, auch hier noch: 15%, Preis keine Ahnung mehr...
Re: Rhone - Châteauneuf du Pape
Verfasst: Sa 26. Mär 2011, 21:01
von susa
Heute abend zum Baguette mit Merguez und zum Fußball gibt es
2006 Domaine de Beaurenard
der mir wirklich gut gefällt, nicht so kraftvoll und wuchtig wie der 2007 aber ganz fein nach Rauch, Beeren, süßen Kirschen duftend, am Gaumen seidig, Pfeffer, Bitterschokolade, kühles Mineral, Tannin sehr unauffällig, mittellanger feiner Abgang.
90 P (vor allem auch wegen des sehr guten PLV)
lieben Gruß
susa
Re: Rhone - Châteauneuf du Pape
Verfasst: Mi 6. Apr 2011, 16:15
von octopussy
Mal was zum Schmunzeln: in Cellartracker erschien kürzlich die folgende Notiz zum
2006 Saint Préfert Chateauneuf-du-Pape Auguste Favier:
"Very nice Burgundy, very pleasant nose with some vanilla smell (not sure if it's from the barrel or the Cab Franc), dark barries and light earthy smoke, pretty complex. Tannic is round and nice, a pleasure to enjoy. I was thinking it's a Bordeaux, super nice!"
Was zum Teufel hat der Typ da getrunken

Re: Rhone - Châteauneuf du Pape
Verfasst: Mi 6. Apr 2011, 16:25
von Oberpfälzer
Oder anders gesagt: Egal was Du nimmst - nimm weniger

Re: Rhone - Châteauneuf du Pape
Verfasst: Mo 18. Apr 2011, 11:52
von nougat
1994 Domaine de la Charbonnière Châteauneuf-du-Pape Cuvée Mourre des Perdrix
Ich dachte erst, der wäre hinüber. In der Nase Madeira und nasser Pappkarton. Am Gaumen aber einwandfrei. Also mal 2 h stehengelassen. Und siehe da, frische Beeren, Kräuter, Pfeffer und etwas Rauch in der verhaltenen Nase. Rel. kühl für einen Südfranzosen. Nicht so sehr konzentriert (positiv gemeint!), was sich an der leicht transparenten Farbe schon abzeichnete. Voller konturierter Körper, schön fleischig und saftig am Gaumen, reife abgeschliffene Tannine, frischer kräutriger und beeriger Nachhall.
Trinkfreudiger geradliniger C9dP ohne dick in Aromatik oder Konzentration aufzutragen. Die Flasche war nach der Verwandlung des Weins ruckzuck leer. Normalerweise quälen meine Frau und ich uns mit einer Flasche Südfranzosen über Tage hin.
Grüße
Martin
Re: Rhone - Châteauneuf du Pape
Verfasst: Do 5. Mai 2011, 22:49
von Stu
@ Nougat, deine VKN könnte ich gerade fast Wort für Wort kopieren. Das gleiche Erlebnis habe ich gerade mit
Beaucastel - Chateauneuf -1995 aus der halben Flasche. Im ersten Moment dachte ich, dass der wohl in der Halben einfach schon viel zu weit war. Vor ca. 2 Jahren aus der Ganzen war er noch sehr sehr schön.
Jetzt, ca. eine Stunde später präsentiert er sich auch ganz anders. Fleischbrühe, Pfeffer, Speck, etwas rauch. Auf der Fruchtseite eher dunkle Beeren, aber auch etwas Kirsche und Erdbeere. Interessanterweise hat der Wein so gut wie überhaupt keine Tannine mehr. Plötzlich dennoch erstaunlich frisch und immer noch ein sehr schöner Chateauneuf, der verhältnismäßig günstig zu erstehen ist.
Halbe Flaschen sind einfach zu schnell leer...
Lg,
Wolfgang
edit:
Mit den letzten Schlücken kamen die Tannine zurück. Abgefahren

Re: Rhone - Châteauneuf du Pape
Verfasst: So 15. Mai 2011, 21:24
von Bernd Schulz
Nach unfallfrei überstandenem Konzert kann ich wieder zu härteren Drogen greifen und wildere jetzt auf einem Terrain, das ich nicht allzu häufig betrete:
Diesen auf Ebay quasi nebenbei mitgenommenen Wein finde ich schon sehr überzeugend, wobei er nicht ganz an die bislang von mir getrunkenen Beaucastel-Nöff-Nöffs (die gab es mal bei Lobenberg in einer Abverkaufsaktion zu wirklich bekloppt günstigen Preisen, und ich ärgere mich immer noch darüber, da nicht ganz anders zugeschlagen zu haben) herankommt.
Gehobene Rote von der Rhone gehören durchaus zu der Kategorie von Weinen, mit denen ich mich unter rein geschmacklichen Aspekten gerne deutlich intensiver befassen würde. Dagegen sprechen eigentlich nur die Preise (und teilweise auch die Voltzahlen)....
Beste Grüße
Bernd
Re: Rhone - Châteauneuf du Pape
Verfasst: Do 30. Jun 2011, 10:01
von oli_oli_oliver
Gestern Abend im Glas:
Les Cailloux - Chateauneuf du Pape 1998
Dichtes, undurchsichtiges Rot mit einem leichten aber erkennbaren Stich ins Bräunliche. Die Nase startet mit dem typischen, würzigen Chateauneuf-Beerenkorb, Lakritz, Schoki und Unterholz aber eben auch einer dezenten, dumpfen Muffnote, die glücklicherweise innerhalb der ersten halben Stunde verfliegt. Im Laufe des Abends wird der Wein immer schöner und frischer: die Nase behält eine gewisse Kühle, trotzdem ist die Frucht wunderbar reif und süß. Neben den schon genannten Aromen gesellen sich Grillkohle und Kräuter dazu. Am Gaumen ist der Wein lang, süß, reif und schön balanciert. Natürlich ist da auch eine gewisse Rustikalität, die gerade vor dem Hintergrund des in der Vorwoche getrunkenen Meo Camuzet mehr als deutlich wird, aber solo zu einem gemütlichen Abend liefert der Cailloux so ziemlich alles, was ich von einem Wein erwarte. Super! Leider die letzte Flasche.(92)
Re: Rhone - Châteauneuf du Pape
Verfasst: Do 30. Jun 2011, 11:07
von austria_traveller
ich sag's ja immer, die Weine von Brunel sind eine Wucht !