harti hat geschrieben:Hallo zusammen,
wir hatten zwei schöne Tage in Idstein mit teilweise grandiosen Weinen und nur wenigen Enttäuschungen. Mein Favorit war Lynch Bages, der mich vor allem mit seiner Eleganz beeindruckt hat. Château Margaux hat grundsätzlich das Zeug, sich in zukünftigen Proben an die Spitze des Feldes zu setzen, ist derzeit aber noch nicht voll ausentwickelt.
Der anhängenden Datei könnt Ihr das Ranking entnehmen. Weitere Details werde ich noch nachliefern.
Grüße
Hartmut
90er_Idstein.pdf
Mein kurzes Fazit zu dieser Probe:
Der erste Abend war ganz schön anstrengend und deshalb für meine Begriffe doch etwas enttäuschend. Immerhin haben acht von sechszehn Weinen von mir weniger als 90 Punkte erhalten.
Rausan-Segla und
Malescot gewohnt, der mir bis dato unbekannte
Cantenac-Brown überraschend gut. Anders als in 1996, wo man nahezu bedenkenlos alles, was nördlich von Margaux wächst, kaufen kann, sollte man in 1990 genau hinschauen.
Der zweite Abend war dann um ein vielfaches erfreulicher. Fünf Weine tranken sich auf Top-Niveau:
Montrose ist ein exotisches und animalisches Tier mit Druck ohne Ende. Wer drauf steht gibt 99 oder 100 Punkte, wer nicht, bleibt bescheiden, und begnügt sich wie ich mit 96.
Latour ist schon erstaunlich weit entwickelt und sorgt für mächtig Spass im Glas, ohne dabei seine klassische Herkunft zu verleugnen. Für mich der Wein der Probe und deshalb 98 Punkte.
Stilistisch zwischen Montrose und Latour angesiedelt war der
Lynch Bages. Hedonistisch, aber ohne das animalische des Montrose zu zeigen, mit irrer Länge ausgestattet. Das knallt so richtig am Gaumen ohne satt zu machen. Von mir wieder 98P.
Sehr gut wiederum
Pichon Baron, nobel und klassisch, für meine Begriffe aber etwas zu viel Holz (96P).
Leoville Poyferre war zumindest in unserer Flasche voll entwickelt. Jahrgangstypisch mit viel Fett ausgestattet, enorm extrovertiert. Da muß man nichts suchen, der Wein springt einen geradezu an. Der beste Poyferre, den ich bis jetzt getrunken habe (97P).
In Lauerstellung zu diesen Weinen befinden sich derzeit
Chateaux Margaux und
Leoville Las Cases, die sich zwar bislang nur im Scheckentempo entwickelt haben, jedoch beste Anlagen für eine sehr gute Zukunft zeigen.
Die größte Enttäuschung des Abends war wohl für viele
Leoville Barton, ein harter, komponentiger und ungeneröser Brocken (wohlwollende 90P). Ob das noch mal was wird
Nicht besonders umwerfend fand ich auch die höher vorgewetteten
Gruaud Larose,
GPL,
Calon Segur und
Lagrange, allesamt mit 92 bzw. 93P (Gruaud) bewertet.
Ebenfalls kein großer Wein war (erwartungsgemäß) die
Comtesse, der es an Tiefe, Komplexität und Länge fehlt. Dafür hat sie aber jede Menge Charme und eine Margaux-Nase, die einen nur träumen läßt.
Um die großen Weine des Medoc aus diesm Jahrgang muß man sich, was die Haltbarkeit angeht, entgegen anderslautenden Vermutungen sicherlich
noch keine Sorgen machen. Der ÜBER-DRÜBER Jahrgang ist 1990 in meinen Augen allerdings nicht.
Beste Grüße verbunden mit einem großen Dank an die Ausrichter der Probe
dylan