das halte ich für kein sehr realitätsbezogenes Argument. Denn damit könnte man ja auch alle anderen wichtigen gesundheitspolitischen Fragen wie Bewegungsarmut, Feinstaub, allgemein ungesunde Ernährung (zu viel Fett/Zucker, zuwenig Obst/Gemüse) etc. einfach vom Tisch fegen. Die moderne Medizin hält uns länger am Leben als früher, wenn auch nicht unbedingt bei hoher Lebensqualität (siehe z.B. die Überlebenszeiten bei Krebserkrankungen).das Durchschnittsalter der Menschen in Dtld. steigt immer weiter an. So gefährlich bis tödlich können die Rückstände also nicht sein.
Aber was mir noch weniger einleuchtet: wenn man seinen Weinbedarf beim Discounter deckt, kann ich noch verstehen, dass man wenig Probleme mit Pestiziden hat, solange keine Gesundheitsgefährung nachweisbar ist und der Wein "lecker" und billig ist. Aber als Weinfanatiker, der über die verschiedenen bodenbezogenen Aromen, die Vorteile der Spontangärung etc. stundenlang diskutiert und der kein Gummi arabicum oder gar synthetische Aromazusätze im Wein haben möchte - wie man da eine ganze Menge naturfremder Substanzen im Wein einfach ignorieren kann, das verstehe ich nicht wirklich.
Das passt meiner bescheidenen Meinung nach nicht zusammen. Entweder beurteile ich einen Wein ausschließlich nach dem Geschmack (und mir ist egal, ob er mit synthetischen Aromastoffen, Holzchips, fraktionierter Destillation wie bei der SCC etc. zustandegekommen ist, solange das Resultat schmeckt), oder mir sind auch Herstellung und Authentizität wichtig. In letzterem Fall würden mich zumindest Pestizidrückstände - auch wenn man sie nicht direkt schmeckt und sie nach aktuellem Wissensstand nicht gesundheitsschädlich sind - doch sehr stören.
Grüße,
Gerald