Kauf dir eine Flasche gewünschten jüngeren Datums.
Trink sie.
Und du bist im Bilde.
Bordeaux 2020
Re: Bordeaux 2020
Ich vermute, dass da zum ganz erheblichen Teil Spekulation dabei ist - eine sehr kleine Produktionsmenge, hohe Bewertungen, eine interessante Story. Da lässt sich Geld mit verdienen - dieses Jahr sogar schnell (wobei wohl erstmal einige Händler einen fetten Schnitt gemacht haben dürften - nämlich diejenigen, die aus der ersten Tranche bekommen haben und zum Preis der zweiten weiterreichen).harti hat geschrieben: Jeder will ihn [LCHB] haben, aber keiner trinkt ihn (und schreibt darüber). Der Wein scheint mittlerweile ein reines Sammelobjekt oder eine Art Trophäe geworden zu sein?
Gruß
Ulli
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Re: Bordeaux 2020
Das Weingut LCHB betreibt aktive Marktpflege, indem es Weine, die unterhalb eines Durchschnittspreises liegen, von den Händlern zurückkauft. Nach meiner Einschätzung wird das getan, um diese günstigen Offerten für den Bereich Oenotourismus (der jetzt langsam wieder zum Erwachen kommen dürfte) zu "verbrauchen". Man darf nicht vergessen, wir reden hier über ein atypisch großes Pessac-Weingut mit Pomerol-Allüren.
Wir sind bei LCHB ein guter Allokateur, und ich kann nicht erkennen, dass dieser Wein anders gekauft wird als seine Peers in den anderen Appellationen. Wenn hier wenig darüber geschrieben wird, dürfte das daran liegen, dass die meisten derer, die ihn trinken, ihn einfach trinken.
Es ist ähnlich wie bei Pontet Canet, nur auf einer anderen Skala: es gibt Weine, die bewegen eine Kampagne, weil sie Neugierde evozieren und offensichtlich eine sehr gute intrinsische Publizität haben.
Es wäre eine interessante Frage, was mit LCHB passierte, wenn es die Größe von Pontet Canet hätte. Das Genie jedenfalls sitzt nicht in Pessac.
Zwei Dinge sind vielleicht für den ein-oder anderen Leser hier interessant:
Ein Negociant, mit dem ich viel zusammenarbeite, hat dieses Jahr zum ersten Mal eine Allokation von LCHB bekommen. Er wollte mir davon etwas zuteilen, durfte das aber nicht, weil wir bei anderen Negociants schon Allokateur sind.
Bei Pontet Canet haben wir heute bei einem Negociant nur einen Bruchteil unserer letztjährigen Zuteilung bekommen, weil das Weingut den Negociant dazu verpflichtet, eine Quote für einen Kunden von der jeweiligen Gesamtallokation nicht zu überschreiten.
Zunächst heißt dies nichts anderes, als dass bei den großen Terroirs die Erzeuger die Mengen eines jeden einzelnen Händlers kennen und ggf. gegensteuern, wenn einer zu viel davon hat.
Ich lese mit einem gewissen Schmunzeln über die Preise 2019/2020 von LCHB hier. Wenn Hawesko zum Zeitpunkt x den gleichen Wein für ca. 35% günstiger verkauft als Millesima, bedeutet dies nicht, Millesima kennte den Markt nicht....
Herzliche Grüße,
Matthias Hilse
Wir sind bei LCHB ein guter Allokateur, und ich kann nicht erkennen, dass dieser Wein anders gekauft wird als seine Peers in den anderen Appellationen. Wenn hier wenig darüber geschrieben wird, dürfte das daran liegen, dass die meisten derer, die ihn trinken, ihn einfach trinken.
Es ist ähnlich wie bei Pontet Canet, nur auf einer anderen Skala: es gibt Weine, die bewegen eine Kampagne, weil sie Neugierde evozieren und offensichtlich eine sehr gute intrinsische Publizität haben.
Es wäre eine interessante Frage, was mit LCHB passierte, wenn es die Größe von Pontet Canet hätte. Das Genie jedenfalls sitzt nicht in Pessac.
Zwei Dinge sind vielleicht für den ein-oder anderen Leser hier interessant:
Ein Negociant, mit dem ich viel zusammenarbeite, hat dieses Jahr zum ersten Mal eine Allokation von LCHB bekommen. Er wollte mir davon etwas zuteilen, durfte das aber nicht, weil wir bei anderen Negociants schon Allokateur sind.
Bei Pontet Canet haben wir heute bei einem Negociant nur einen Bruchteil unserer letztjährigen Zuteilung bekommen, weil das Weingut den Negociant dazu verpflichtet, eine Quote für einen Kunden von der jeweiligen Gesamtallokation nicht zu überschreiten.
Zunächst heißt dies nichts anderes, als dass bei den großen Terroirs die Erzeuger die Mengen eines jeden einzelnen Händlers kennen und ggf. gegensteuern, wenn einer zu viel davon hat.
Ich lese mit einem gewissen Schmunzeln über die Preise 2019/2020 von LCHB hier. Wenn Hawesko zum Zeitpunkt x den gleichen Wein für ca. 35% günstiger verkauft als Millesima, bedeutet dies nicht, Millesima kennte den Markt nicht....
Herzliche Grüße,
Matthias Hilse
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Re: Bordeaux 2020
Sondern was genau bedeutet es?Matthias Hilse hat geschrieben:Ich lese mit einem gewissen Schmunzeln über die Preise 2019/2020 von LCHB hier. Wenn Hawesko zum Zeitpunkt x den gleichen Wein für ca. 35% günstiger verkauft als Millesima, bedeutet dies nicht, Millesima kennte den Markt nicht...
Besten Gruß, Karsten
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Re: Bordeaux 2020
Ich habe keine eine Antwort für Sie; aber eine mögliche derart: man konnte gestern mit dem Hawesko-Preis ordentlich an der liv-ex arbitrieren, denn dort wurde der Wein sogar über dem Preis der zweiten Tranche gehandelt. Die Ineffizienz dieses speziellen kleinen Marktes hat wohl etwas mit der sehr disparaten Händlerstruktur, die das Weingut bedient, zu tun.amateur des vins hat geschrieben:Sondern was genau bedeutet es?
Vielleicht denke ich ja falsch, aber gerade diese Ineffektivität ist es doch, die zur Spekulation reizt, oder?
Bei Lafite jedenfalls würde so etwas nicht passieren.
Herzliche Grüße,
Matthias Hilse
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Re: Bordeaux 2020
Verstehe ich Sie richtig: Die Annahme ist, daß LCHB ihre Händler nicht "gut im Griff haben" und einige von denen träger auf die Preisspirale reagieren? Wohingegen Lafite in der Lage wäre, allen ihrer Händler die Endverbraucherpreise vorzugeben?Matthias Hilse hat geschrieben:[...] Die Ineffizienz dieses speziellen kleinen Marktes hat wohl etwas mit der sehr disparaten Händlerstruktur, die das Weingut bedient, zu tun.
Vielleicht denke ich ja falsch, aber gerade diese Ineffektivität ist es doch, die zur Spekulation reizt, oder?
Bei Lafite jedenfalls würde so etwas nicht passieren.
Besten Gruß, Karsten
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Re: Bordeaux 2020
Sie sollten bitte von mir nicht zu viel erwarten. Ich möchte mich selbst nicht interpretieren. Vielleicht hilft aber der Hinweis auf den möglichen Fall, dass zwei Händler die gleichen Weine kaufen, aber eine sehr unterschiedliche Kundschaft haben. Während der eine den Wein sehr gut verkauft und dankend das Angebot des Erzeugers annimmt, zu einem höheren Preis nachzukaufen, hat der andere Händler erst dann die Nachfrage, wenn beim nachkaufenden Kollegen schon ein ganz anderer Preis aufgerufen wird.amateur des vins hat geschrieben:Verstehe ich Sie richtig: Die Annahme ist, daß LCHB ihre Händler nicht "gut im Griff haben" und einige von denen träger auf die Preisspirale reagieren? Wohingegen Lafite in der Lage wäre, allen ihrer Händler die Endverbraucherpreise vorzugeben?
Ich kann Ihnen jedenfalls sagen, dass gestern sehr schnell stark anziehende Preise akzeptiert wurden. Es ist sicherlich nicht der französische Hybridkollege (=Händler + Negociant in einem), der "out of the market" ist.
Bei Lafite ist der Markt halt wesentlich liquider, weil es die zehnfache Menge gibt. Liquidität ist eine ziemlich gute Immunantwort zum Vorbeugen von Arbitrage.
Die entscheidende Frage beim Kauf eines Weins müsste doch sein: kauft der Kunde, weil er den Wein trinken/einlagern möchte oder
kauft er den Wein, weil er damit ein "Schnäppchen" macht. Im einen Fall geht es um den Wein, im anderen um das Schnäppchen.
Das heißt natürlich nicht, dass ein Kunde, der den LCHB viel günstiger als beim "Marketmaker" kauft, ein Schnäppchenjäger ist. Er ist in dem Fall nur ziemlich vernünftig, weil er sich ausreichend umgeschaut hat (in der Ilias ist es ein Ausweis der Vernunft, wenn ein Charakter so beschrieben wird, dass er nach vorne schauen und sich umwenden kann).
Der Händler mit den niedrigen Preis immerhin sorgt dafür, dass diesem Forum die Themen nicht ausgehen.
Herzliche Grüße,
Matthias Hilse
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Re: Bordeaux 2020
...ich verfolge das hier durchaus mit einem gewissen Interesse, aber doch klar vom intergalaktischen Standpunkt aus. Die Frage, die gerade in mir aufploppte, ist: "in welchem Verhältnis stehen hier Wein und Business zueinander?"
20 / 80?
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Viele Grüße
Erich
Nicht was lebendig, kraftvoll, sich verkündigt, ist das gefährlich Furchtbare. Das ganz Gemeine ist's
DAS EWIG GESTRIGE
was immer war und immer wiederkehrt und morgen gilt, weil's heute hat gegolten.
https://ec1962.wordpress.com/
Erich
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Re: Bordeaux 2020
Aus Sicht des Endverbrauchers:
Habe je 6 2018 und 2019 LCHB gekauft. Warum? Die Machart des Weins interessiert mich und das Risiko ist gering. Gefällt mir der Wein nicht, kann ich ich die restlichen Flaschen ohne Verlust verkaufen.
Habe je 6 2018 und 2019 LCHB gekauft. Warum? Die Machart des Weins interessiert mich und das Risiko ist gering. Gefällt mir der Wein nicht, kann ich ich die restlichen Flaschen ohne Verlust verkaufen.
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Re: Bordeaux 2020
Aber das ist erstaunlich, oder? Jedenfalls auf den ersten Blick. Denn wenn ich mich hier so umsehe, werden die "Freuden des Onlinehandels" dazu genutzt, den letzten Euro Preisvorteil rauszuschlagen.Matthias Hilse hat geschrieben:Vielleicht hilft aber der Hinweis auf den möglichen Fall, dass zwei Händler die gleichen Weine kaufen, aber eine sehr unterschiedliche Kundschaft haben. Während der eine den Wein sehr gut verkauft und dankend das Angebot des Erzeugers annimmt, zu einem höheren Preis nachzukaufen, hat der andere Händler erst dann die Nachfrage, wenn beim nachkaufenden Kollegen schon ein ganz anderer Preis aufgerufen wird.
Ich kann Ihnen jedenfalls sagen, dass gestern sehr schnell stark anziehende Preise akzeptiert wurden. Es ist sicherlich nicht der französische Hybridkollege (=Händler + Negociant in einem), der "out of the market" ist.
Im Umkehrschluß...
"Schnäppchen" hört sich so harmlos amateurhaft an. Wer sind die Käufer, die "die Millésima-Linie" ohne mit der Wimper zu zucken mitgehen? Das können dann ja nur entweder die sein, die sich Allokationen sichern wollen. Oder diejenigen Endverbraucher, deren Begehrlichkeiten erfolgreich geweckt wurden, die aber aufgrund der Knappheit bei den Haweskos dieser Welt nichts zugeteilt bekommen.Matthias Hilse hat geschrieben:Die entscheidende Frage beim Kauf eines Weins müsste doch sein: kauft der Kunde, weil er den Wein trinken/einlagern möchte oder kauft er den Wein, weil er damit ein "Schnäppchen" macht. Im einen Fall geht es um den Wein, im anderen um das Schnäppchen.
Fragt sich nur, warum die Haweskos nicht auch gleich mitnehmen, was sie können? Barmherzige Samariter sind die ja auch nicht. Ich vermute, weil der Umsatzanteil im Rauschen untergeht und es deshalb nicht den Aufwand wert ist?
Besten Gruß, Karsten