duhart09 hat geschrieben:
Also Millesima und Mövenpick, um nur mal spontan zwei große Händler zu nennen, haben Batailley sonst standardmäßig im Programm, den 15er aber noch nicht. Mich zumindest wundert das schon...
Gruß
Batailley ist neben Belgrave eines der wenigen klassifizierten Médocs, die sich in Familienbesitz befinden und exklusiv über den Negociant, der ebenfalls der Familie gehört, vertrieben werden. Früher gab es davon viel mehr, weswegen Händler, die breit aufgestellt sein wollten, schon per se mit vielen Negociants arbeiten mussten. Ob man es als finanzielle Schwäche auslegt, wenn eine Exklusivität aufgegeben wird, sei dahingestellt. Jedenfalls ändern sich die Vertriebswege und die Hoheit über den Sekundärmarkt geht dabei meist verloren.
Den Batailley 2002 gab es weiland bei Aldi, und jeder, der hier mitliest, kann sich ausrechnen, warum das so war. In der Vergangenheit wurde Batailley auch in der Fläche verkauft, aber Globus, einer der Hauptbatailleyakteure in Deutschland, hat sein Bordeauxgeschäft ja weitestgehend eingestellt.
Wie es klassischen Familienstrukturen entspricht, hat Batailley so lange den Muff unter den Talaren bewahrt, wie der Doyen der Familie so, wie er es eben immer getan hat, am Steuer saß. UlliB hat von seinen Erfahrungen mit Batailley berichtet, und ich würde ihm gerne zurufen: seit 2003 und verstärkt seit 2006 weht hier ein anderer Wind. Miefig war hier gestern.
Mit den Jahrgängen 2008, 2009, 2010 und 2012 entstanden hier in den letzten Jahren Pauillacs, die sich zunehmend in das Niemandsland oberhalb der HBL's, Pedesclaux', Armailhac's, Haut Batailleys et al. und unterhalb von GPL, Duhart und nicht weit entfernt von Clerc Milon vorgewagt haben.
Gleichwohl wurde Batailley weitestgehend von den Händlern weiterhin, wie das zuvor ja auch schon bei Leo B der Fall war, als "der günstigste klassifizierte Pauillac" o.ä. beworden. Das Selbstverständnis des Erzeugers begründet sich aber nicht über die Schnäppchenhaftigkeit, sondern über die Substanz im Vergleich zu den Peers.
Mit der Einführung eines Zweitweins und der Reduktion der Menge um 40% lanciert man nun den Wein in einem für viele überraschenden Preissegment und verprellt diejenigen, denen der immense Anstieg in der Qualität keinen korrespondierenden Preisanstieg wert ist.
Wie octopussy hier verschiedentlich zu berichten wusste, gibt es Batailley 2010 (den man, wenn man ihn als Händler auf dem Weingut nachkauft, nicht anders als für ca. 50 Euro anbieten kann) günstiger. Und zwar im Wesentlichen von Privatleuten, die den Wein gekauft haben, um damit eine Rendite zu erzielen. Kunde "x" macht damit also indirekt dem Weingut, das ja nicht umsonst seine Weine nur exklusiv dem eigenen Negociant anvertraut, Konkurrenz, indem er die Sekundärmarkthoheit "unterläuft".
Batailley setzt nun ein Zeichen und sagt: uns interessieren die Kunden, die den Wein kaufen, um ihn zu trinken. So etwas muss man sich erst einmal leisten können, und insofern ist es nicht verwunderlich, wenn Batailley nun nicht mehr überall dort auftauchen wird, wo er zuvor gelistet war.
Um nicht in den Verdacht zu geraten, hier Werbung zu betreiben, möchte ich es so formulieren: es gibt da einen Anbieter, der so viele Kritikermeinungen auf seiner Seite listet, wie sonst kein anderer. Wer sich die Bewertungen zu Batailley durchliest, und sie mit den Bewertungen für die anderen, oben bereits genannten Weine, vergleicht, kommt nicht auf die Idee, am Preis gäbe es etwas auszusetzten.
Fakt ist aber auch, dass Batailley deutlich im Preis gestiegen ist. Auf einer Veranstaltung zur Präsentation des Zweitweins gab es am 3.April diesen Jahres ein Abendessen mit folgenden Batailley-Jahrgängen: 1881, 1900, 1904, 1929, 1945, 1949, 1961, 1982, 2000, 2003, 2005 und 2010. Der beste Wein des Abends war 2010, 1961 und 1949 waren grandios, alle Weine noch bestechend frisch. Wir reden hier schlicht über einen unglaublich lagerfähigen Pauillac - that's all.
Herzliche Grüße,
Matthias Hilse