nach der seitenlangen Diskussion um Hubers Marktauftritt hab ich mir die Substanz mal wieder hinter die Binde gekippt. Diesmal und zum ersten Mal
Spätburgunder Alte Reben 2015
Im Glas klares transparentes Kirschrot mit Wasserrand. Die Schlieren bleiben nach dem Schwenken recht lang kleben, ziehen nur langsam herunter. Der erste Duft eher fruchtig, ebenso der erste Schluck am Gaumen. Später dann, möglicherweise auch weil der Wein dann wärmer im Glas wird, kommen die Würz- und Raucharomen zum Vorschein, die ich typisch für SB halte und für die ich SB-Liebhaber geworden bin. Die Tannine sind fein eingebunden, kaum spürbar. Insgesamt fein, mild, harmonisch, kein Brachialwein, sondern eher zurückhaltend. Intensität und Länge des Abgang eher mittel. Der Wein hat für mich nichts polarisierendes und eigenständiges wie Hubers Chardonnays, sondern dies ist ein sehr schöner Reben-Vertreter. Ich bin geneigt, das Adjektiv burgundisch zu vergeben, weil er nicht zu fruchtbetont bis in den Abgang wirkt, sondern seine Würzigkeit hält die Frucht im Zaum. Wenn ich schon burgundisch sage, dann würde ich ihn auf dem Village-Level verorten. Mittlerweile liegt der Preis für den neuesten Jahrgang ab Hof bei 40,- und rückt hier durchaus auf Burgunderlevel vor und ist somit mE kein Schnäppchen mehr - womit ich wieder beim Marktauftritt angekommen bin.
Nachkauf 2 von 3
Bernhard Huber
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Re: Bernhard Huber
Verblüffend, daß Du ausgerechnet "Würz- und Raucharomen" als typisch bezeichnest und dies für Dich das herausragende Charakteristikum von Pinot Noir / Spätburgunder ist.JPO hat geschrieben:die Würz- und Raucharomen [...], die ich typisch für SB halte
[...]
Ich bin geneigt, das Adjektiv burgundisch zu vergeben, weil er nicht zu fruchtbetont bis in den Abgang wirkt, sondern seine Würzigkeit hält die Frucht im Zaum.
Besten Gruß, Karsten
Re: Bernhard Huber
Karsten, bitte klär mich auf wenn Du es anders siehst. Ich bin wahrlich kein Rotweinkenner, zumeist trinke ich in weiss. Wenn rot, dann zumeist SB, habe also wenig Vergleiche und mein Gaumen ist nicht rot geschult.
Das was ich beschrieben habe ist meine Wahrnehmung von meinen Rotweinen, vielleicht kaufe ich nur eine bestimmte Stilrichtung und eine Verallgemeinerung ist nicht sachgerecht? Vielleicht benutze ich Vokabeln, die bei Dir andere Assitiationen hervorrufen? Jedenfalls ist solch ein Wein meine bevorzugte Stilrichtung.
Das was ich beschrieben habe ist meine Wahrnehmung von meinen Rotweinen, vielleicht kaufe ich nur eine bestimmte Stilrichtung und eine Verallgemeinerung ist nicht sachgerecht? Vielleicht benutze ich Vokabeln, die bei Dir andere Assitiationen hervorrufen? Jedenfalls ist solch ein Wein meine bevorzugte Stilrichtung.
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Re: Bernhard Huber
JPO, wenn das Deine Wahrnehmung ist, gibt es von meiner Seite nichts "aufzuklären". Verblüfft bin ich trotzdem.
Mir selber fällt spontan keine Rebsorte ein, die ich mit "Würz- und Raucharomen" assoziiere; jedenfalls nicht Pinot Noir. "Würze" sehe ich vielleicht bei Cabernet Franc, Syrah oder Blaufränkisch häufiger, aber auch nicht wirklich durchgängig - dafür hatte ich zuviele Gegenbeispiele. Und "Rauch" verbinde ich mit keiner Rebsorte. Im Gegenzug assoziiere ich Pinot Noir (jedenfalls aus dem Burgund) eher mit Finesse, Eleganz, roter Frucht.
"Würz- und Raucharomen" kommen IMHO vorwiegend vom Ausbau (zuviel Toasting) oder - mit Einschränkung - bei Herkunft von bestimmten bestimmten Böden (vorw. Schiefer). Beides macht diese Aromen dann aber noch lange nicht "typisch für SB".
YMMV
Mir selber fällt spontan keine Rebsorte ein, die ich mit "Würz- und Raucharomen" assoziiere; jedenfalls nicht Pinot Noir. "Würze" sehe ich vielleicht bei Cabernet Franc, Syrah oder Blaufränkisch häufiger, aber auch nicht wirklich durchgängig - dafür hatte ich zuviele Gegenbeispiele. Und "Rauch" verbinde ich mit keiner Rebsorte. Im Gegenzug assoziiere ich Pinot Noir (jedenfalls aus dem Burgund) eher mit Finesse, Eleganz, roter Frucht.
"Würz- und Raucharomen" kommen IMHO vorwiegend vom Ausbau (zuviel Toasting) oder - mit Einschränkung - bei Herkunft von bestimmten bestimmten Böden (vorw. Schiefer). Beides macht diese Aromen dann aber noch lange nicht "typisch für SB".
YMMV
Besten Gruß, Karsten
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Re: Bernhard Huber
Hallo!
Seit drei Tagen habe ich den weißen Malterdinger 2019 offen und ich werde ihn auch heute nicht ganz schaffen. Nach dem Öffnen war er wirklich sehr schön, obwohl die Frucht recht im Hintergrund und das erstklassige Holz deutlich im Vordergrund stand. Der Wein tauchte dann aber schnell weg und es passt nicht mehr viel zusammen. Am zweiten Tag ging es dann wieder bergauf und am dritten Tag steht der Wein nun da wie eine Eins. Schöner Ortswein, bei dem meine Erwartungen voll erfüllt werden. Hier wurde mit dem reduktiven Stil nicht übertrieben und der Wein ist sicherlich auch noch lagerfähig.
Direkt aus dem Kühlschrank konnte mich der Wein nie ganz überzeugen. Er stand deshalb auf dem Fensterbrett bei 11 Grad und das hat gut gepasst.
Viele Grüße
Lars
Seit drei Tagen habe ich den weißen Malterdinger 2019 offen und ich werde ihn auch heute nicht ganz schaffen. Nach dem Öffnen war er wirklich sehr schön, obwohl die Frucht recht im Hintergrund und das erstklassige Holz deutlich im Vordergrund stand. Der Wein tauchte dann aber schnell weg und es passt nicht mehr viel zusammen. Am zweiten Tag ging es dann wieder bergauf und am dritten Tag steht der Wein nun da wie eine Eins. Schöner Ortswein, bei dem meine Erwartungen voll erfüllt werden. Hier wurde mit dem reduktiven Stil nicht übertrieben und der Wein ist sicherlich auch noch lagerfähig.
Direkt aus dem Kühlschrank konnte mich der Wein nie ganz überzeugen. Er stand deshalb auf dem Fensterbrett bei 11 Grad und das hat gut gepasst.
Viele Grüße
Lars
Re: Bernhard Huber
2020er Malterdinger weiß, Cuvée aus 70 % Chardonnay, 30 % Weißburgunder, 13 % Alkohol, RZ: 0,7 g/l S: 6,4 g/l
Im Glas ein blasses gelb, in der Nase gelbe Früchte.
Am Gaumen... nach dem ersten Schluck war ich erschrocken. Die Säure dominiert den Wein sowas von, dass geschmacklich nichts anderes übrig bleibt. Auch nicht wenn er etwas wärmer wird.
Ich hatte schon weitaus ausgewogenere Cuvées von Chardonnay und Weißburgunder.
Null Punkte.
Mit der Meinung stehe ich nicht alleine da. Reaktion meiner Frau nach dem ersten Schluck: "Mann, ist der sauer!!"
Im Glas ein blasses gelb, in der Nase gelbe Früchte.
Am Gaumen... nach dem ersten Schluck war ich erschrocken. Die Säure dominiert den Wein sowas von, dass geschmacklich nichts anderes übrig bleibt. Auch nicht wenn er etwas wärmer wird.
Ich hatte schon weitaus ausgewogenere Cuvées von Chardonnay und Weißburgunder.
Null Punkte.
Mit der Meinung stehe ich nicht alleine da. Reaktion meiner Frau nach dem ersten Schluck: "Mann, ist der sauer!!"
- Der Wein-Schwede
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Re: Bernhard Huber
Danke für den Bericht!Udo2009 hat geschrieben:2020er Malterdinger weiß, Cuvée aus 70 % Chardonnay, 30 % Weißburgunder, 13 % Alkohol, RZ: 0,7 g/l S: 6,4 g/l
Im Glas ein blasses gelb, in der Nase gelbe Früchte.
Am Gaumen... nach dem ersten Schluck war ich erschrocken. Die Säure dominiert den Wein sowas von, dass geschmacklich nichts anderes übrig bleibt. Auch nicht wenn er etwas wärmer wird.
Ich hatte schon weitaus ausgewogenere Cuvées von Chardonnay und Weißburgunder.
Null Punkte.
Mit der Meinung stehe ich nicht alleine da. Reaktion meiner Frau nach dem ersten Schluck: "Mann, ist der sauer!!"
Ich habe nur bis Jahrgang 2018 die Huber 2.0 Chardonnays probiert, aber hier scheint nicht neues unter der Sonne zu finden sein. Das Weingut erzeugt weiterhin dünne Säurebomben. Doch muss ich anerkennen dass die hundert Mal besser als die Knewitz Chardonnays sind, da muss in dem Thread noch mehr „Bashing“ geschrieben werden. Ich überlege eine offizielle YouTube Probe mit dem Chardonnay Holzfass 2018 zu machen.

Ich erinnere noch alle Huber Chardonnays Jahrgang 2013 die ich getrunken habe, inkl. drei mal den Schlossberg 2013. Wow! Im Vergleich sind die heutigen Huber Chardonnays nicht einmal eine blasse Kopie.
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Re: Bernhard Huber
Hallo!
Gestern und die zwei Tage davor hatte ich den Spätburgunder Alte Reben 2015.
Dunkles, aber transparentes Granatrot. In der Nase feine rote Frucht nach Kirsche, etwas Zedernholz, Aromen vom Barrique (eher helle Röstung) und leicht kalkige Anfüge. Im Mund am ersten Tag sehr schlank, mit fein-säuerlicher Frucht, etwas kratziger Eiche und recht hoher Säure, die dann auch im Abgang alleine stehen blieb. Am zweiten Tag deutlich besser, mit etwas Schmelz, süßerer Frucht, besser integrierter Eiche und längerem Abgang. Am dritten Tag ebenso.
Ich glaube daran, dass dieser Wein sich noch positiv weiterentwickeln wird; seine etwas fordernde oder vielleicht sogar anstrengende Art wird er aber wohl nicht ganz ablegen.
Herzliche Grüße
Lars
Gestern und die zwei Tage davor hatte ich den Spätburgunder Alte Reben 2015.
Dunkles, aber transparentes Granatrot. In der Nase feine rote Frucht nach Kirsche, etwas Zedernholz, Aromen vom Barrique (eher helle Röstung) und leicht kalkige Anfüge. Im Mund am ersten Tag sehr schlank, mit fein-säuerlicher Frucht, etwas kratziger Eiche und recht hoher Säure, die dann auch im Abgang alleine stehen blieb. Am zweiten Tag deutlich besser, mit etwas Schmelz, süßerer Frucht, besser integrierter Eiche und längerem Abgang. Am dritten Tag ebenso.
Ich glaube daran, dass dieser Wein sich noch positiv weiterentwickeln wird; seine etwas fordernde oder vielleicht sogar anstrengende Art wird er aber wohl nicht ganz ablegen.
Herzliche Grüße
Lars
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Re: Bernhard Huber
Da bin ich ganz bei Dir.Lars Dragl hat geschrieben: Ich glaube daran, dass dieser Wein sich noch positiv weiterentwickeln wird; seine etwas fordernde oder vielleicht sogar anstrengende Art wird er aber wohl nicht ganz ablegen.
Gerade die ersten Jahrgänge von Julian sind ein ziemlich deutlicher Kontrast zu den Weinen seines Vaters. Fett Holz und Reduktion und getreu dem Motto von Michael Wenzel „acidity is not a crime“ beinahe messerscharfe Säure. Das muss man mögen oder halt nicht, aber es ist spannend und man will ja nicht immer das Gleiche im Glas haben. Auf jeden Fall polarisieren sie. Wie man ja auch dem Thread hier entnehmen kann. Gerade die jüngere Generation hat viel diesen Stil gesucht. Da steht ein Julian Huber auch nicht alleine da.
Die jetzt jüngeren Jahrgänge zeigen aber finde ich langsam eine Abkehr an. Das Holz wird nicht mehr so deutlich genutzt und auch die Reduktionsnoten gehen merklich zurück. Was sie aber weiterhin sind und vermutlich auch immer bleiben werden sie sind leichtschultriger als Bernhards Weine. Ich mag das gern, weil die Flaschen schneller alle sind. Aber das ist ja wie immer beim Wein Geschmackssache
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Re: Bernhard Huber
Das ist jetzt halb offtopic; bei Bedarf bitte gerne verschieben...
Ich kann das aufgrund zu schmaler Datenbasis nicht selber verifizieren, aber ich meine ein Muster erkennen zu können: Die "Jungen Wilden" treiben die Stilistik auf die laute Spitze, ganz so, wie Du es beschrieben hast. Und dann, nach einiger Zeit, erfolgt eine (jedenfalls teilweise) Abkehr. Korrigiere mich.
Aber wenn das so ist: Bedeutet das nicht zwangsläufig, daß diese extreme Stilistik auch in den Augen der Winzer (statistisch betrachtet) nicht so ganz der Weisheit letzter Schluß ist? Daß die ersten Jahrgänge eher vorlaute (sic!) Fingerübungen sind? Vielleicht sogar, weil für Krawall nicht so viel Subtilität erforderlich ist?
Ich kann das aufgrund zu schmaler Datenbasis nicht selber verifizieren, aber ich meine ein Muster erkennen zu können: Die "Jungen Wilden" treiben die Stilistik auf die laute Spitze, ganz so, wie Du es beschrieben hast. Und dann, nach einiger Zeit, erfolgt eine (jedenfalls teilweise) Abkehr. Korrigiere mich.
Aber wenn das so ist: Bedeutet das nicht zwangsläufig, daß diese extreme Stilistik auch in den Augen der Winzer (statistisch betrachtet) nicht so ganz der Weisheit letzter Schluß ist? Daß die ersten Jahrgänge eher vorlaute (sic!) Fingerübungen sind? Vielleicht sogar, weil für Krawall nicht so viel Subtilität erforderlich ist?
Besten Gruß, Karsten