Eine Blase kann dann eine Blase werden, wenn kaum jemand die Genese eines Sachzusammenhangs, der in sich etwas begründet, was sich zu einer Blase entwickeln könnte, vorhersieht. Denkt man sich Parker als Punkteblase, so ist das Phänomen seines unvergleichbaren Erfolgs aus verschiedenen Gründen zu erklären. Zunächst (in Analogie zu Jeremy Rifkins Untersuchungen rund um den Begriff "energy regime") vertrat er die zu den Zeiten seiner Anfänge unangefochten wichtigste Wirtschafts- und Militärmacht, er sprach die richtige Sprache - und er war "nachfragekongruent stilistisch richtig sozialisiert".
Darüberhinaus war er unabhängig; sein Aufstieg ist nur dadurch überhaupt denkbar, dass er solide und interessenneutrale Urteile aussprach.
Was ich aber für seine wichtigste Innovation halte, ohne die er gerade in Europa nicht so hätte reüssieren können: er hat der Weinkritik eine Grammatik gestiftet, ohne die die Differenzierungen, die nötig wurden, um die immensen Verbesserungen der Weine auch semantisch und im Hinblick auf ihre Einordnung untereinander korrekt zu erfassen, garnicht denkbar sind. (s.hierzu auch auszugsweise:
http://www.aux-fins-gourmets.de/blog/20 ... tion-2014/)
Es gab zunächst eine Nische, die vorher nicht besetzt war - oder auch so: er hat mit seinem Tun sich einen Nische geschaffen, die er dann konsequent in den 80er Jahren immer besser definiert hat.
Keine der Bedingungen, die ich als Gründe seines Erfolgs ansehe, sind heute duplizierbar. Durch das Informationsmonster Internet gibt es kaum von Vakuen, die sich im Sinne einer neuerlichen Markenbildung als Nuklei einer zukünftigen Hegemonie identifizieren ließen.
Bordeaux war von der Ölkrise der 70er Jahre schwer gezeichnet, so dass es so etwas wie eine symbiotische Beziehung zwischen schwächelnden Erzeugern und einem prognosebegabten Kritiker mit dem richtigen Konsumentenmarkt im Rücken geben konnte.
Um zu verstehen, was gerade in Bordeaux passiert ist, reicht die Nennung eines einzigen Namens: Tertre Roteboeuf. Das ist ja nichts anderes als der Gang nach Canossa.
Herzliche Grüße,
Matthias Hilse