Diverse Winzer

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Panamera
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Re: Diverse Winzer

Beitrag von Panamera »

Hatte gestern Abend meinen ersten 2013er Kabinett im Glas und hatte viel Spass damit!

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octopussy
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Re: Diverse Winzer

Beitrag von octopussy »

Hallo zusammen,

letzte Woche getrunken: A.J. Adam - 2007 Dhroner Riesling QbA. Das ist ein relativ "klassischer" Vertreter des feinherben Mosel-/Saar-Stils, geprägt durch Van Volxem, Heymann-Löwenstein, Herrenberg und andere. Die Traubenreife war bei dem Wein offensichtlich ziemlich hoch, der Wein ist derzeit recht üppig, er ist dank relativ frischer Säure aber nicht mastig. Vielleicht ist auch etwas Botrytis im Spiel. Das ist im Gesamteindruck nicht schlecht, löst aber auch keine Begeisterungsstürme aus.

Ich frage mich immer noch ein bisschen, in welchem Alter man Weine wie diesen wohl am besten trinkt. Meine verbleibende Flasche werde ich einfach mal noch ein wenig liegen lassen, aber insgesamt ist mein Eindruck, dass das optimale Trinkfenster bei den feinherben Rieslingen von der Mosel und der Saar in dem Stil ziemlich klein ist. Jung schmecken sie auf jeden Fall, aber es fehlt noch die Komplexität. Dann werden sie nach meiner Erfahrung häufig für ein paar Jahre eher unharmonisch, da kommen dann Bitternoten durch, die Säure sticht heraus, die Frucht ist weg, die Süße wird penetrant (zum Beispiel). Und dann? Das ist für mich das große Fragezeichen. Wer hatte denn schon so richtige Aha-Erlebnisse mit feinherben Mosel-, Saar- und Ruwer-Rieslingen, die 10 oder mehr Jahre Reifezeit auf der Flasche hatten?

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Beste Grüße, Stephan
MichaelWagner
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Re: Diverse Winzer

Beitrag von MichaelWagner »

Hallo Stephan - mit Verlaub, das ist ein QbA - da sollte man nach 6 Jahren keine Wunder mehr erwarten. Da würde ich dann eher mal im Auslesebereich versuchen - da gibts dann reichlich Exemplare.
Michael
wenns läuft, dann läufts. Aber bis es läuft, dauerts...
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octopussy
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Re: Diverse Winzer

Beitrag von octopussy »

Hallo Michael,

soweit ich weiß, hat Adam schon früh in etwa das VDP Bezeichnungsschema übernommen. Da sind die "Ortsweine" nie mit Prädikaten gekennzeichnet. Rein vom Geschmack her (und auch vom Alkoholgehalt her bei der geschmeckten Süße) würde ich hier auf eine Spätlese im hohen Oechsle-Bereich tippen. Es handelt sich ganz sicher nicht um einen QbA, der nicht mindestens Kabinett-Mostgewicht erreicht hat.
Beste Grüße, Stephan
Bernd Schulz
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Re: Diverse Winzer

Beitrag von Bernd Schulz »

Ja, die QbAs von Andreas Adam, den ich für einen erstklassigen Erzeuger halte, sind sicherlich keine "Qualitätsweine" im landläufigen Sinn, sondern zeigen angesichts sehr niedriger Erträge viel Substanz und innere Dichte.
...aber insgesamt ist mein Eindruck, dass das optimale Trinkfenster bei den feinherben Rieslingen von der Mosel und der Saar in dem Stil ziemlich klein ist.
Diesen Eindruck teile ich durchaus!
Jung schmecken sie auf jeden Fall
Jung sind sie nach meinen bisherigen Erfahrungen am besten. Vor allem wenn es sich um eher kraftvolle Geschosse handelt - solche Weine reifen im halbtrockenen/ feinherben Bereich sehr selten richtig gut. Warum es sich so verhält, weiß ich allerdings auch nicht...

Viele Grüße

Bernd
Ollie
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Re: Diverse Winzer

Beitrag von Ollie »

Vor einiger Zeit einen 2007er Kabinett. Der Wein war weder sonderlich gut noch besonders kabinettig, sondern ging eher in Richtung einer etwas arg mastig geratenen Spaetlese, der die Saeure fehlte, um genug Spannung aufzubauen. Dazu war die Frucht verhangen, also war vielleicht auch hier etwas Botrytis im Spiel.

Jung sicherlich spassig zu trinken, aber gut gereift ist anders. (Mag aber auch am Jahrgang liegen.)

Cheers,
Ollie
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Parfois, quand c'est trop minéral, on s'emmerde.

"Souvent, l'élégance, c'est le refuge des faibles." (Florence Cathiard)
Bernd Schulz
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Re: Diverse Winzer

Beitrag von Bernd Schulz »

Ich finde ja nach wie vor, dass auch die nicht selten halbtrockenen Weine von Andreas Adams Lehrmeister Reinhard Löwenstein jung am besten schmecken und eher mäßig doll reifen (wobei ich weiß, dass es diesbezüglich andere Meinungen gibt).
Jung sicherlich spassig zu trinken, aber gut gereift ist anders (mag aber auch am Jahrgang liegen)
2007 betrachte ich inzwischen als eher problematisches M-S-R-Jahr. Entgegen früheren Behauptungen fehlt es den 2007ern oft genauso an Säure und Frische wie den 2005ern.

Viele Grüße

Bernd
Bernd Schulz
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Re: Diverse Winzer

Beitrag von Bernd Schulz »

Eigentlich wollte ich diese Einzelflasche irgendwann zusammen mit Ralf und Markus trinken, aber aus aktuellem Anlass :mrgreen: musste sie jetzt doch ihren Korken lassen:

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Hier war auf jeden Fall ein Könner am Werk, denn es handelt sich definitiv um einen der schönsten mir bislang bekannten deutschen 2003er. Von der immensen Problematik des Jahrgang ist überhaupt nichts zu spüren - Chapeau, Herr Adam!

Viele Grüße

Bernd
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octopussy
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Re: Diverse Winzer

Beitrag von octopussy »

Hallo Bernd,

danke für's Opfern der 2003er Auslese. Das klingt schon extrem gut. Bei den süßen Prädikatsweinen ab Auslese aufwärts finde ich 2003er sehr häufig exzellent. Interessant auch, dass du ähnliche Erfahrungen mit der Entwicklung von feinherben Moselrieslingen gemacht hast. Mein Eindruck (der ist aber nicht umfassend, sondern sehr selektiv) ist, dass bei Gütern wie Van Volxem, Heymann-Löwenstein oder Clemens Busch so ziemlich jedes zweite Jahr die entscheidende Trendwende ausgerufen wird, hin zu mehr Finesse, weniger Botrytis, besser eingebundener Süße, you name it. Wie gesagt, fehlt mir aber regelmäßig der Wow-Effekt (außer bei den jungen Weinen). Da reifen die etwas üppigeren "feinherben" Rieslinge aus dem Elsass für meinen Geschmack oft etwas bessser. Ein gereifter "L'Inedit" von Domaine Weinbach (hat um die 20 g/l Restzucker, meist ca. 20% Botrytis und wird sehr spät gelesen) oder auch ein Riesling Grand Cru Furstentum von Albert Mann (hat um die 25 g/l Restzucker) sind für meinen Gaumen deutlich harmonischer als z.B. ihre gereiften Pendants von Heymann-Löwenstein. Woran das liegt, weiß ich aber auch nicht. Ich werde noch ein bisschen experimentieren mit der Reifung von Van Volxem, Heymann-Löwenstein, Clemens Busch & Co.
Beste Grüße, Stephan
Bernd Schulz
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Re: Diverse Winzer

Beitrag von Bernd Schulz »

Stephan, da gibt es natürlich nichts zu danken. Ich hatte gestern viel Freude mit dem Wein. Solche doch ziemlich raren Flaschen öffne ich natürlich auch sehr gerne in weinaffiner Gesellschaft, aber da gehen sie dann manchmal in einer Reihe von sechs, sieben anderen Rieslingen etwas unter.
Mein Eindruck (der ist aber nicht umfassend, sondern sehr selektiv) ist, dass bei Gütern wie Van Volxem, Heymann-Löwenstein oder Clemens Busch so ziemlich jedes zweite Jahr die entscheidende Trendwende ausgerufen wird, hin zu mehr Finesse, weniger Botrytis, besser eingebundener Süße, you name it.
Ja, das entspricht auch meiner Wahrnehmung, wobei ich mich mit den letzten Jahrgängen der genannten Betriebe kaum noch beschäftigt habe.
Da reifen die etwas üppigeren "feinherben" Rieslinge aus dem Elsass für meinen Geschmack oft etwas bessser. Ein gereifter "L'Inedit" von Domaine Weinbach (hat um die 20 g/l Restzucker, meist ca. 20% Botrytis und wird sehr spät gelesen) oder auch ein Riesling Grand Cru Furstentum von Albert Mann (hat um die 25 g/l Restzucker) sind für meinen Gaumen deutlich harmonischer als z.B. ihre gereiften Pendants von Heymann-Löwenstein.
Das glaube ich dir jetzt einfach mal, da ich mich mit Elsässer Rieslingen nicht die Bohne auskenne. Meiner nachfolgenden Theorie widersprechen deine besseren Erfahrungen mit den Elsässern allerdings etwas :mrgreen: :

Generell scheint mir die in vielen Köpfen immer noch zementierte Meinung, die Reifefähigkeit würde stark mit der Kraft und Üppigkeit eines Rieslings korrelieren, einfach nicht richtig zu sein. Auch und gerade leichte, zartgliedrige Weißweine altern ausgezeichnet, wenn ganz andere Voraussetzungen stimmen. Und hoher Alkohol wirkt sich häufig kontraproduktiv auf die Lagerfähigkeit aus.

Viele Grüße

Bernd
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