Rheinhessen - Diverse

Benutzeravatar
puschel
Beiträge: 1784
Registriert: Sa 23. Apr 2016, 21:17

Re: Rheinhessen - Diverse

Beitrag von puschel »

Bild
Gruß Adi
Save water, drink riesling
Benutzeravatar
EThC
Beiträge: 9410
Registriert: Fr 27. Feb 2015, 16:17
Wohnort: ...mal hier, mal dort...
Kontaktdaten:

Re: Rheinhessen - Diverse

Beitrag von EThC »

Angesichts der letzten Meedels-Wein-Runde wurde außerhalb der diesbezüglichen Teilnehmerschaft nachgefragt, ob es denn tatsächlich einen signifikanten bzw. klar abgrenzbaren Unterschied in der Stilistik zwischen Weinen von Winzerinnen und Winzern aka Meedels und Kerls gibt. Ich persönlich bin ja aufgrund mittlerweile vielfältig gemachter Erfahrungen der Meinung, daß es diese geschlechtsspezifischen Unterschiede hinsichtlich „feminin“ und „maskulin“ im Wein so nicht gibt, die nicht wenigen, richtig guten Winzerinnen haben aber dennoch jeweils ihre persönliche Handschrift; manche Meedels-Weine sind sogar so eigenständig, daß sie sehr zielsicher erkannt werden können. Nur taugen halt die beiden genannten Schubladen nicht zur Einordnung, das Thema ist erheblich komplexer und meiner Meinung bzw. Wahrnehmung nach nicht geschlechter- sondern persönlichkeitsspezifisch. Dennoch hat mich die Nachfrage dazu animiert, mal im kleinen Kreis eine Blindprobe mit zwei Weinen abzuhalten, die sich im Wesentlichen nur dadurch unterscheiden, daß einmal eine Winzerin, einmal ein Winzer für die Weingenese verantwortlich ist, Jahrgang (2021), Rebsorte (Riesling), Lage (Westhofener Morstein) und Geschmacksrichtung (trocken) sind gleich. Leider hatte ich kein entsprechendes Weinpärchen aus einer kleineren, überschaubareren Lage parat, deshalb möchte ich einschränkend vorausschicken, daß der Morstein mit 180 ha ziemlich groß ist und zumindest gemäß der Klassifizierung des VDP (in dem keiner der hier konkurrierenden Betriebe Mitglied ist) in unterschiedliche Bereiche mit abweichender Güte aufgeteilt ist, also Große Lage, Erste Lage und nichts dergleichen. Wo sich nun jeweils die Parzellen befinden, aus denen die Trauben der Wettbewerbsweine stammen, ist mir nicht bekannt, aber sehen wir erst mal, was uns die Weine dazu sagen:

Bild

Bild

Fazit des ersten Tages: Mir bzw. uns ist jetzt nichts aufgefallen, was uns zielsicher zum richtigen Winzergeschlecht hätte führen können, allenfalls die relative Kühle bzw. Kargheit des Morstein von Katharina Wechsler führte bei meinem Gegenüber zu dem Tipp, daß dies der „maskuline“ Wein sein könnte, aber es war halt genau umgekehrt. Insgesamt zwei schöne, aber noch eher zu junge Rieslinge, wobei die Seehof-Variante gemäß dem aktuellen Eindruck hinsichtlich ihrer Entwicklungsreise heute die Nase ein bißchen vorne hat. Ich bin gespannt, ob sich das in ein paar Jahren noch genauso darstellt.

Fazit des zweiten Tages: es ist schon erstaunlich wie interessant, wie sehr sich die beiden Weine innerhalb eines Tages verändert haben, der Seehof-Morstein hat einen deutlichen Reifeschritt gemacht, die Wechslersche Variante fast einen Schritt zurück, was aber Komplexität und Spannung nicht geschadtet hat. Insgesamt haben beide Weine ihr Punkteniveau gehalten, allerdings hat im Fotofinish für mich der Meedels-Wein nunmehr minimal die Nase vorn, das war vortags noch anders. Ergänzend könnte man vielleicht noch erwähnen, daß man für den Meedels-Wein immerhin 10 Euronen mehr berappen muß als für den männlichen Konkurrenten…

Die unterschiedlichen „Pros und Cons“ der beiden Weine mündeten dann bei mir am zweiten Tag in die Idee, folgenden Frevel zu begehen:

2021er Riesling – [Westhofen Morstein] – trocken – Deutscher Wein, Wechsler / Seehof, Rheinhessen

Diese in etwa fifty-fifty-Winzer:innen-Cuvée läßt tatsächlich die Attribute der beiden Einzelweine schön differenziert erkennen, wodurch sich die Komplexität erhöht und der Spannungsbogen deutlich aufgeweitet wird. Klar der beste Wein des Abends! Was mich hinsichtlich des gerne kolportierten Credos „Je enger die Herkunft…“, ach lassen wir das…

Meine Cuvée-Wertung am zweiten Tag: Nachkauf 3 von 3, Gesamt 22 von 25

Nachtrag nach 5 Tagen mit Luft: nun nochmal ein kurzer Test, ob der Rest der Winzer:innen-Cuvée nunmehr schon Koch- oder noch Trinkwein ist. Tatsächlich ist ein signifikanter Reifefortschritt erkennbar, der sich in einer Art Firnvorstufe äußert, die sich aber auf der für mich noch uneingeschränkt positiven Seite befindet, irgendwie ein bißchen wie anfermentierte Mandarinenzesten. Wobei sich die Mandarine mit Glasluft erstaunlicherweise wieder etwas verfrischt. Nach wie vor ein sehr schönes Cuvée-Experiment, allerdings mit einem klitzekleinen Altersabschlag

Meine Cuvée-Wertung am sechsten Tag: Nachkauf 2 von 3, Gesamt 21 von 25
Viele Grüße
Erich

Nicht was lebendig, kraftvoll, sich verkündigt, ist das gefährlich Furchtbare. Das ganz Gemeine ist's
DAS EWIG GESTRIGE
was immer war und immer wiederkehrt und morgen gilt, weil's heute hat gegolten.

https://ec1962.wordpress.com/
Benutzeravatar
EThC
Beiträge: 9410
Registriert: Fr 27. Feb 2015, 16:17
Wohnort: ...mal hier, mal dort...
Kontaktdaten:

Re: Rheinhessen - Diverse

Beitrag von EThC »

...einer der nach wie vor herausragenden PLV-Kracher aus der Maischinger-Ecke:

Bild
Viele Grüße
Erich

Nicht was lebendig, kraftvoll, sich verkündigt, ist das gefährlich Furchtbare. Das ganz Gemeine ist's
DAS EWIG GESTRIGE
was immer war und immer wiederkehrt und morgen gilt, weil's heute hat gegolten.

https://ec1962.wordpress.com/
Benutzeravatar
EThC
Beiträge: 9410
Registriert: Fr 27. Feb 2015, 16:17
Wohnort: ...mal hier, mal dort...
Kontaktdaten:

Re: Rheinhessen - Diverse

Beitrag von EThC »

...hat mittlerweile einen Süßeeindruck entwickelt, den ich persönlich nicht ganz so mag:

Bild
Viele Grüße
Erich

Nicht was lebendig, kraftvoll, sich verkündigt, ist das gefährlich Furchtbare. Das ganz Gemeine ist's
DAS EWIG GESTRIGE
was immer war und immer wiederkehrt und morgen gilt, weil's heute hat gegolten.

https://ec1962.wordpress.com/
Antworten

Zurück zu „Rheinhessen“